Gehirntumor erblich?

[Rhiya]

Hallo,

wie auch viele andere Menschen, habe auch ich furchtbare Angst vor einem Gehirntumor.
Meine Großmutter mütterlicher Seite ist 1989 an einem solchen gestorben. Sie haben versucht, ihn zu entfernen, aber es hat wohl nicht funktioniert. Was für ein Tumor das war, weiß ich nicht. Ansonsten sind keine Tumorfälle in der Familie bekannt (auch nicht väterlicherseits).

Es ist so, dass ich seit einigen Jahren bewusst mitkriege, so vllt. 2-3 Jahre, dass immer mal wieder Kopfschmerzen kommen. Meistens pulsierend auf der rechten Seite. Und je mehr ich mich anstrenge und je mehr der Puls hoch geht, desto schlimmer pocht es, klingt aber wieder ab, wenn sich mein Puls beruhigt.

Dann gibt es noch so andere Kopfschmerzen. Mal sticht es kurz heftig über dem rechten Auge, klingt aber schnell wieder ab. Dann sticht es wie kleine Nadeln mal hier und da und dort und so weiter. Mal links, mal rechts. Unterschiedlich. Nicht schlimm, aber man merkts.

Ich habe gehört, bei einem Tumor kann es Wesensveränderungen geben. Keine Ahnung, was genau damit gemeint ist, zugegeben. Aber es gibt Momente, da fühle ich mich einfach depressiv, ohne wirklichen Grund und manchmal bin ich einfach schlecht gelaunt und reagiere dann auch gereizt. Aber ich denke, dass das soweit normal ist. Da ich nämlich Jahre unter Depressionen litt und lange Zeit arbeitsunfähig geschrieben wurde.

In der Zeit fiel mir auch auf, dass ich mich nicht mehr so konzentrieren kann. Ob das vllt. daran liegt, dass sich in der Zeit der Arbeitsunfähigkeit nicht gefordert wurde wie z.B in der Schule früher?

Manchmal kommen auch Nachts Kopfschmerzen. Entweder sind sie am Morgen weg oder sie bleiben dann auch den ganzen Tag (und verschwinden nicht im Laufe des Tages). Also wenn ich sowas Nachts habe, dann gehen sie nur weg, wenn ich eine Schmerztablette nehme, sonst sind sie den ganzen Tag da, egal ob ich liege, sitze oder stehe.

Da ich sehr lange auf ein MRT warten muss, mache ich mir natürlich Sorgen. Besteht Annahme zur Sorge oder kann mir jemand erklären, warum manchmal solche Kopfschmerzen kommen? Das macht natürlich Angst.

Vielen Dank im Voraus!

[Prof. Wust]

Re: Gehirntumor erblich?


Die Wahrscheinlichkeit, an einem Hirntumor zu sterben, liegt im Prozentbereich - ist also vergleichbar zur Wahrscheinlichkeit, in der eigenen Wohnung bei einem Unfall zu Tode zu kommen (z.B. einen Stromunfall zu erleiden oder die Treppe hinab zu stürzen). Trotzdem haben, wie Sie sagen, viele Menschen eine unangemessen hohe Angst, einen Hirntumor zu bekommen.
Zur ersten Frage: Wir wissen, dass Hirntumoren (insbesondere die Gliome) spontan auftreten, also keine oder eine vernachlässigbare Vererbbarkeit besitzen.
Zur zweiten Frage: Kopfschmerzen sind universell. Fast jeder Mensch hat mitunter Kopfschmerzen. Es ist daher nicht angebracht, bei Kopfschmerzen gleich an einen Hirntumor zu denken. Am häufigsten liegt ein Spannungskopfschmerz vor, der mindestens teilweise durch Stress verursacht wird. Diese sporadisch auftretenden Kopfschmerzen unterscheiden sich deutlich von den Kopfschmerzen, die durch einen Hirntumor verursacht werden. Tumorbedingte Kopfschmerzen nehmen mit der Zeit (meistens sind es kurze Zeiträume von einigen Wochen) immer mehr zu und sind zuletzt immer da. Parallel werden sich andere neurologische oder kognitive Defizite entwickeln, die ebenfalls mit der Zeit weiter zu nehmen.
Zur dritten Frage: Wesensveränderungen sind z.B. Antriebslosigkeit, zunehmende Schläfrigkeit. Das fällt vor allem der Umgebung auf. Die meldet sich schon. Der einzelne braucht darauf nicht zu achten.
Mit anderen Worten: Es gibt bei Ihnen keine spezifischen Hinweise für einen Hirntumor, und Sie können getrost die Zeit bis zum MRT abwarten.
Übrigens: Sie haben mit Ihrer Vermutung Recht, dass jedes Organ (auch das Gehirn) allmählich an Funktionstüchtigkeit verliert, wenn es nicht eingesetzt wird.

[Rhiya]

Re: Gehirntumor erblich?


Vielen Dank, Herr Prof. Wust!

Manchmal kommen auch so ganz leichte stechende "Schmerzen" überall im Kopf, da macht man sich dann immer Gedanken, woher das kommen könnte. Aber da ich einen leichten Rundrücken habe, wäre es wohl ganz gut, mal den Rücken zu trainieren.

Ansonsten fällt mir noch auf, dass ich manchmal unkontrollierte Augenbewegungen habe, was sich bei Google als "Nystagmus" finden ließ. Kommt manchmal ganz spontan, aber ein Augenarzt meinte, das sei nichts Schlimmes.

Jedenfalls nochmal vielen Dank!

[Rhiya]

Re: Gehirntumor erblich?


Ich wollte auch noch fragen, ob es tatsächlich Präventionsmaßnahmen bezüglich Krebserkrankungen gibt?

Man sagt, man solle Übergewicht vermeiden, Sport treiben und sich gesund ernähren. Hat das tatsächlich einen positiven Einfluss auf Tumore?

[Prof. Wust]

Re: Gehirntumor erblich?


Es gibt einen (angeborenen) Nystagmus. Das ist also kein Hinweis auf eine Erkrankung, wenn es schon bekannt ist. Das wird Ihr Augenarzt schon richtig einschätzen.
Die von Ihnen genannten Faktoren wie Übergewicht, Bewegungsmangel und einseitige Ernährung sind allgemeine Risikofaktoren. Es gibt tatsächlich einige häufige Tumorerkrankungen wie Mammakarzinom, Prostatakarzinom, Darmkrebs u.a., die mit diesen Risikofaktoren korreliert sind. Ob da wirklich ein kausaler Zusammenhang besteht, ist aber nicht erwiesen. Gleichzeitig sind das aber auch Risikofaktoren für andere Erkrankungen wie Gefäß- oder Herzerkrankungen, Apoplex u.a. Insofern ist es sinnvoll, den o.g. Faktoren entgegen zu wirken, mit anderen Worten einen einigermaßen ausgeglichenen Lebenswandel zu führen. Natürlich spielt auch immer die angeborene Konstitution eine Rolle, und man sollte es (wie immer im Leben) nicht übertreiben, weder in die eine noch in die andere Richtung.