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Chemo und Vergesslichkeit

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  • Chemo und Vergesslichkeit

    Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Wust,


    bei meiner Mutter (48 J) wurde im vergangenen Jahr Multiples Myelom diagnostiziert. Daraufhin erfolgten eine Chemotherapie und eine Stammzelltransplantation mit eigenen Stammzellen. Knapp 1 Jahr hatte sie weitestgehend Ruhe, die Werte waren stabil. Nun sind die Werte wieder extrem schlecht geworden und sie erhält wieder eine Chemo - dieses Mal in Tablettenform (den Namen weiß ich leider nicht).


    Nun ist meiner Familie und mir aufgefallen, dass sie sehr vergesslich geworden ist. Manchmal erinnert sie mich auch an meine Oma, welche an Alzheimer erkrankt war. Sie ist vergesslich, rechthaberisch, manchmal auch verwirrt und erzählt Dinge, die gar nicht stimmen. Und alles muss nach ihrer Nase gehen und behandelt uns dementsprechend ziemlich unfair.
    Wir wollen ihr ja nicht unterstellen, dass sie es mit Absicht macht. Aber es wird immer mehr zu einer riesigen Belastung .... Es tut mir Leid, dass ich es so sagen muss. Aber ich bin im 9. Monat schwanger und fast täglich muss ich mich ärgern, weil sie wieder irgendwas erzählt, was gar nicht der Wahrheit entspricht bzw. mischt sie sich in unser Leben ein. Es ist fast nicht mehr zum Aushalten.


    Meine Frage ist: Ist das normal bei einer Chemo? Oder kann dies auch psychisch bedingt sein? Denn sie weist auch andere Verhaltensweisen auf ... Sie sagt z. B., dass sie kein Mitleid möchte, dennoch findet sie es toll, wenn die Menschen in ihrer Umgebung wegen ihrer Erkrankung heulen und sie deshalb betuddeln. Sie beschwert sich, dass sie sich aufgrund der Schmerzen kaum bewegen kann, aber zu einer Geburtstagsfeier kann sie gehen, um danach sich wieder zu beklagen, dass ihr alles weh tut. Woraufhin im Endeffekt alle um sie herum wieder anfangen, sie zu betuddeln - und das findet sie toll.


    Vielleicht mag einiges gemein von mir klingen, aber wie schon gesagt, ihr ganzes Verhalten wird zunehmend belastender für uns.


    Viele liebe Grüße


    Mandy


  • Re: Chemo und Vergesslichkeit


    Eine bösartige Erkrankung ist für jeden Patienten ein psychisches Trauma, das mit individuellen Strategien bewältigt wird. Dazu können auch Verhaltensweisen gehören, die die Umgebung in Mitleidenschaft ziehen. In gewisser Hinsicht muss man hier um Verständnis bitten, aber es gibt sicher Grenzen. Es sind aber auch Hilfestellungen möglich. Dazu gehört z.B. eine psychoonkologische Beratung, die an den Tumorzentren angeboten werden sollte. Eine solche Beratung kann/soll bei der Krankheitsbewältigung helfen.
    Die von Ihnen beschriebenen Defizite sind wohl keine direkte Folge einer Chemotherapie. Sie können aber indirekt damit zusammenhängen, da sich der Allgemeinzustand verschlechtert und damit eine bereits vorliegende Erkrankung (z.B. Alzheimer) beschleunigt ablaufen kann.
    Schließlich muss man berücksichtigen, dass Schmerzen sehr belastend sein können. Es ist wichtig, für eine adäquate Behandlung von Schmerzen (falls sie vorliegen) zu sorgen. Das sollte auf jeden Fall mit dem betreuenden Onkologen besprochen werden. Ev. muss eine medikamentöse Behandlung eingeleitet oder modifiziert werden. Beim Plasmozytom kann ja durch den Knochenbefall eine starke Schmerzsymptomatik verursacht werden.

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