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Was bedeuten diese Befunde

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  • Was bedeuten diese Befunde

    Sehr geehrter Herr Dr. Wulst,

    bei meiner Schwester wurde Ende letzten Jahres Krebs diagnostiziert. Offenbar wurde dieser seit Jahren nicht erkannt, so dass die Metastasenbildung sehr weit fortgeschritten ist. Große Angst macht uns ihr Allgemeinzustand. Diesen kennen wir von meinem Vater, als er sich im Endstadium der Krebserkrankung befand. Meine Schwester ist sehr schwach. Sie hat in ca. 10 Wochen 10 kg abgenommen. Sie ist 164 cm groß und wiegt derzeit 60 kg.
    Bekannt ist uns, dass sie unter einem Lungentumor leidet und dass sich Metastasen in den Nebennieren, am Gehirn und wohl auch in den Lymphdrüsen befinden. Bisher erfolgte bereits eine Bestrahlung und der erste Zyklus der Chemotherapie (insgesamt 6 im Abstand von jeweils 4 Wochen sind vorgesehen). Uns ist natürlich klar, dass eine Heilung unmöglich ist. Fraglich ist allerdings, wieviel Zeit sie noch hat. Nun würde mich interessieren, was die Befunde bedeuten. Es wäre sehr nett, wenn Sie mir diese irgendwie verständlich erklären könnten.

    Diagnose:
    Kleinzelliges Lungenkarzinom rechter Oberlappen, Erstdiagnose 11/2013, cT2 N0 M1b (ADR bds. BRA)
    Zustand nach cerebraler Radiatio in 10 Fraktionen 12/2013
    Zustand nach 1 Zyklus palliative Chemotherapie mit Cisplatin (80 mg/m², 100 %, d1)/Etoposid (120 mg/m². 100 %, d1-d3), q28d
    Leukopenie, transfusionspflichtige Anämie und Infekt nach erstem Zyklus Chemotherapie

    Hyponatriämie
    Mundsoor, Verdacht auf Systemcandidose
    Verdacht auf kleine Hypophysenläsion, DD Adenom
    Chronische Pansitusitis und Otitis links
    Zustand nach Matoidektomie links und Nasennebenhöhlensanierung 2012
    Arterieller Hypertonus

    Histologie:
    Kleinzelliges Lungenkarzinom, DD kombiniertes kleinzelliges Karzinom mit den Anteilen eines Adenokarzinoms
    Immunhistologie: Die Tumorzellen exprimieren Zytokeratin 7 sowie CD 56 und TTF-1. Der Proliferationsindex ist aufgrund der ausgedehnten Nekrosen nur eingeschränkt zu ermitteln. In den etwas besser erhaltenen Abschnitten Ki67 > 40 %. Keine Expression von CK 5/6 oder LCA (CD45).

    Ich möchte mich vielmals bedanken, dass es dieses Forum gibt und dass Sie sich die Mühe machen und die Zeit nehmen, hier diese Vielzahl an Fragen zu beantworten. Vielen, vielen Dank!


  • Re: Was bedeuten diese Befunde

    Es handelt sich um ein metastasierendes kleinzelliges Lungenkarzinom, aber Metastasen sind nur in den Nebennieren (und leider auch im Hirn). Grundsätzlich wäre die Prognose gar nicht so schlecht, wenn nur die Lunge und die Nebennieren befallen wären. Dann könnte man mit Standard-Chemotherapie und Bestrahlung 1-2 Jahre Überlebenszeit erwarten. Die Hirnmetastasen verschlechtern die Prognose deutlich. Wir wissen nicht, ob die Schädelbestrahlung die Metastasen wirklich zurückgedrängt hat. Leider kann die Schädelbestrahlung auch selbst zu einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes führen (Lustlosigkeit etc.). Das könnte den jetzigen Zustand eventuell erklären. Die Abnahme des Körpergewichtes ist hierbei als ungünstiges Zeichen zu werten.
    Ich denke, dass man noch keine eindeutige Beurteilung abgeben kann. Wenn die Hirnmetastasen unter Kontrolle kommen, kann es zu einem Erholungseffekt kommen. Dann könnte die Chemotherapie greifen und zu einer Tumorrückbildung führen.

    Kommentar


    • Re: Was bedeuten diese Befunde

      Ich danke Ihnen vielmals für Ihre ausführliche und schnelle Antwort.
      Besonders erstaunt war ich darüber, dass der schlechte Allgemeinzustand von den Hirnmetastasen herrührt. Wir hatten bisher immer angenommen, das wären Folgen von Bestrahlung/Chemotherapie und Cortison. Sie ist extrem schwach. Bereits nach wenigen Handgriffen muss sie sich ausruhen. Das Laufen schwächt sie sehr, besonders bedingt durch starke Schmerzen in den Kniegelenken. Treppensteigen ist eine fast unüberwindbare Hürde. Da sie in einer Dachgeschosswohnung im 5. Stock wohnt und dort eingesperrt wäre, wohnt sie nun bei unserer Mutter, wo ihr ein Fahrstuhl zur Verfügung steht um doch ab und an einmal rausgehen zu können. Sie ist zeitweise depressiv und ungeduldig und unterliegt sehr starken Stimmungsschwankungen. Sie bemüht sich sehr, irgendwie am "normalen" Leben teilzuhaben, indem sie versucht, kleine Dinge im Haushalt mitzuerledigen, was ihr leider im Umkehrschluss immer wieder zeigt, dass es sie enorm schwächt. Dies zu erleben trifft sie natürlich besonders stark.

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