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Beitrag Sept 2007-Speiseröhrenkrebs-Dr. Wust

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  • Beitrag Sept 2007-Speiseröhrenkrebs-Dr. Wust

    Sehr geehrter Dr. Wust, liebe Forengemeinde,

    vor fast zwei Jahren schrieb ich hier einen Beitrag nachdem man bei meinem Vater Speiseröhrenkrebs (Plattenepithel) festgestellt hatte. Zum damaligen Zeitpunkt hatte er keinerlei typische Beschwerden und doch lauteten sämtliche Diagnosen "inoperabel" "nur noch wenig Lebenserwartung". Man bestrahlte lediglich den Schulterknochen (Metastasen) da dieser alleinig Schmerzen bereitete. Auch eine Reihe verschiedener Chemotherapien folgten.

    Anfangs konnte man das Krebsstadium "einfrieren" sprich, es entwickelte sich nicht weiter sondern kam zum Stillstand. Die Metastasen in der Leber bildeten sich zurück. Von Verbesserung oder Rückgang des Tumors in der Speiseröhre selbst konnte natürlich keine Rede sein.

    Die letzten zwei Jahre waren ein stetiges auf und ab, allerdings ist mein Vater bis zum heutige Tag in körperlich ganz guter Verfassung. Das Essen ist inzwischen schwierig geworden um im Laufe der Zeit haben sich immer mehr schlechte Nachrichten bzw mehr Probleme angesammelt. Ein Stent wurde erst vor ein paar Wochen eingesetzt. Jedoch hat er einen so gewaltig großen Willen, das er es so lange geschafft hat, kaum an Gewicht verloren, zwischen den Chemos immer wieder aufgebaut und gestärkt.

    Inzwischen ist der Stand so, dass er mehrere "kleine Löcher" in der Lunge hat "welche gestopft werden müssen" so nennen es die Ärzte. Metastasen haben sich wieder ausgebreitet, er hatte kurzzeitig Probleme mit der Atmung. Eine anschliessende erneute Chemo wird nur noch auf seinen Wunsch gemacht. Das bedeutet für mein Verständnis, es dauert wohl nicht mehr lange.

    Sehr geehrter Herr Dr. Wust, wie lange ist eigentlich die Lebenserwartung im Durchschnitt mit dieser Diagnose ? Bedeutet der momentane Stand das baldige Ende nach zwei Jahren Kampf ? Mein Vater soll im August zum zweiten mal Opa werden, was er auch unbedingt schaffen will. Nein schaffen will er eigentlich noch ein paar Jahre laut seiner Aussage bzw. Kampfansage. Man ist so hin und hergerissen. Auf der einen Seite stehen die Ärzte - ein Schreckensbericht folgt dem nächsten, auf der anderen Seite steht mein Vater der mit Humor, Mut und Kraft dies alles "meistert". Er will und wird sich nicht geschlagen geben.

    Und nun? Wird er eines Morgens einfach nicht mehr aufwachen ? Was passiert in diesem "Endstadium". Wie wird dieses Ende aussehen? Er ist noch so voller Willen das man das einfach nicht glauben kann. Worauf müssen wir uns alle vorbereiten? Ja wir hatten zwei Jahre Zeit dafür, jedoch hat mein Vater uns allen immer wieder Hoffnung, Mut und Vertrauen gegeben.


  • Re: Beitrag Sept 2007-Speiseröhrenkrebs-Dr. W


    Es gibt Patienten, die sind sog. „Kämpfer“, wie Sie beschreiben. Da ist es ganz schwierig, eine zeitliche Prognose abzugeben. Diese Patienten nutzen jede therapeutische Möglichkeit und erreichen damit oft erstaunlich viel (auch zur Verwunderung mancher Ärzte). Leider sind irgendwann die therapeutischen Möglichkeiten erschöpft. Das könnte hier möglich sein, wenn sich Metastasen ausbreiten und schon Atemnot besteht. Aber aus der Ferne und mit den doch etwas unpräzisen Angaben sollte man sich mit Prognosen zurückhalten. Statistisch gesehen, hat Ihr Vater schon deutlich länger gelebt. Das sagt aber im Einzelfall nichts.
    Auf jeden Fall sollte man diese Patienten ermutigen und unterstützen. Er könnte ja auf die Chemotherapie wieder ansprechen und dann ist erneut etwas Zeit gewonnen. Essstörungen kann man mit einer PEG (Schlauch in den Magen) umgehen. Dann ist man dieses Problem los. Es gibt oft noch weitere Möglichkeiten, wenn der Patient selbst die Therapie wünscht.

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    • Re: Beitrag Sept 2007-Speiseröhrenkrebs-Dr. W


      Vielen Dank Dr. Wust für Ihre Anwort.

      Das Essen bereitet ihm nach wie vor nicht so große Schwierigkeiten. Der Stent ist dabei denke ich die große Hilfe. Er braucht zwar länger als früher aber er isst ganz normal.

      Die Atemnot kommt zum einen daher dass der Tumor quasi über den oberen Rand des Stents weiter wuchert und sich eine sogenannte Fistelbildung in die Luftröhre entwickelt hat. Die Ärzte sprechen von einem explosionsartigem Wachstum seit der letzten Chemo (Anfang des Jahres) und eben dem Endstadium. Metastasen haben sich ausgebreitet vor allem von Lyphomen ist nun auch die Rede, was bisher nicht der Fall war.

      Vor einer Woche hat er erneut eine Chemo angefangen. Dazu muss ich vielleicht erwähnen, dass er seit einigen Wochen eine Morphinpumpe mit sich herumträgt da es mit seinen üblichen Schmerzmedikamenten nicht mehr gehen würde. Erst jetzt merkt man ihm auch langsam an, wie schlimm es ist. Obwohl uns dies immer allen klar war, konnte man es ihm nicht ansehen.

      Inzwischen hat er Probleme mit Gedächtnis und Koordination was wohl hauptsächlich an den starken Medikamenten liegt. Und körperlich beginnt langsam der Abbau. Es ist schon schlimm wenn man das nun beobachten muss, trotz das wir mehr als zwei Jahre lang Zeit hatten.... Wie es dem Patienten selbst dabei geht, mit dem Wissen das es der letzte Kampf ist, mag ich mir gar nicht ausmalen.

      Man weiss nicht was einen erwartet, wann es einen erwartet und wie. Vielleicht bekommt er noch einmal Aufschwung mit der Chemo um sein zweites Enkelkind noch zu erleben und das erste mit einschulen zu können im August.

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      • Re: Beitrag Sept 2007-Speiseröhrenkrebs-Dr. W


        Eine Fistelbildung ist leider die schwierigste Komplikation. Hier könnte man eventuell mit einem weiteren Stent (überlappend mit dem liegenden Stent) eine Abdichtung erreichen. Ansonsten droht hier die Gefahr der Aspiration (auch beim Essen?). Vielleicht kann man auch mit einer Bronchoskopie etwas erreichen und zumindest das Ausmaß der Entzündung (Pneumonie?) abschätzen. Weitere Möglichkeiten sehe ich leider auch nicht. Eine Bestrahlung ist bei bereits bestehender Fistel vermutlich nicht erfolgreich (und eher kontraindiziert), da sie eine bereits vorhandene Fistel wahrscheinlich eher verstärkt (wenn der Tumor durch die Bestrahlung zerfällt).

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        • Re: Beitrag Sept 2007-Speiseröhrenkrebs-Dr. W


          Eine Bronchoskopie wurde durchgeführt bei der gegebenfalls ein weiterer Stent in die Luftröhre eingesetzt werden sollte. Dies hat man während der Untersuchung dann nicht mehr für nötig befunden, da der Tumor bzw eben das rießige Tumorgebilde selbst "alles abdichtet".

          Wie schon gesagt, für die Ärzte gibt es nichts mehr. Die Chemo wurde nur auf seinen Willen hin begonnen, alternative Behandlungsmethoden habe ich noch keine gehört bzw haben den Nutzen im Gegensatz zum Risiko nicht mehr. Mein Vater fängt inzwischen oft an zu sinnieren, ist extrem still und nachdenklich. Im Inneren denke ich weiss er das es sein letzter Kampf ist. Er ist 51 Jahre alt und hat sich zwei Jahre Leben im Prinzip erkämpft. Ich hoffe das alles wird nicht zu qualvoll, aber eben dies kann einem keiner beantworten oder voraussagen.....

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