#}
  • Sie können sich hier registrieren, um Beiträge zu schreiben. Registrierte Nutzer können sich oben rechts anmelden.

Wir waren in der Frauenklinik

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • RE: Chris und Try


    Hallo ChrisTine und Try,

    Danke auch Ihnen liebe Try für die Wünsche. Mein Michael ist mein Lebensretter.
    Er fragt mich immer, warum ich so anders bin, wie alle anderen Frauen in Äthiopien aber woher soll ich das wissen. Hier werde ich oft bewunder und in Äthiopien würde ich mit meiner Einstellung wahrscheinlich auf der Straße leben und verachtet werden.
    Lieben Gruß
    Sinmali


    Liebe ChrisTine,

    ich bin meiner Mutter für damals nicht böse. Sie wusste es auch nicht besser und die Aufklärungen haben damals erst begonnen. Das war die Tradition, einem Mädchen Reinlichkeit zu schenken.
    Mein Wandel kam, als ich größer wurde und Tostan, die Hilfsorganisation, immer öffter ins Dorf kam. Ich habe die Verstümmelung als ein Verbrechen angesehen und wollte dann immer mehr so werden wie die deutsche Frauen, die zu uns kamen. Ich habe sie einfach bewundert.
    Meine Familie hat dann immer mehr Schwierigkeiten von der Dorfgemeinschaft für mein Verhalten bekommen, bis mein Vater mich verjagt hat.
    Das ist aber das was ich nicht verstehen kann, warum nach so vielen Jahren meine Mutter und auch andere Frauen so an der Tradition festklammern. Sie gehen nicht mit dem Fortschritt, für mich entwickeln sie sich eher zurück.

    Ich denke jetzt in meinen schwierigen Tagen an meine Familie und das Dorf und weiß ganz genau, dass wieder kleine Mädchen beschnitten werden.
    Das tut in meiner Seele so weh, dass ich dies schreibe und weine, weil ich mir manchmal wünsche nicht geboren zu sein.
    Jetzt bin ich in Deutschland und ich werde es schaffen.

    Danke ChrisTine für die starken Worte, die mich so aufmuntern.
    Lieben Gruß von mir und Michael

    Sinmali


    Kommentar



    • RE: Chris und Try


      Hallo Sinmali!

      Jeder Mensch ist für sich und sein Leben ab irgendeinem Zeitpunkt selbst verantwortlich und es ist garantiert nciht einfach gegen den Strom zu schwimmen. Aber es ist immer wieder bewundernswert, wenn Menschen das wagen und dadurch viel mehr erreichen und viel stärker werden, als andere Menschen.

      Du schriebst das hier: "Hier werde ich oft bewunder und in Äthiopien würde ich mit meiner Einstellung wahrscheinlich auf der Straße leben und verachtet werden. "
      Wie man so schön sagt herrschen in anderen Ländern andere Sitten.
      Stell dir mal vor du fährst nachts in Deutschland mit dem Auto irgendwohin. Kein Mensch außer dir ist auf den Straßen unterwegs. Die Ampel vor dir ist rot. Eigentlich gibt es keinen Sinn, warum man anhalten sollte, fährt man aber bei rot über die Ampel begeht man eine Straftat.

      Jetzt stell dir mal vor du fährst nachts mit dem Auto in Afrika irgendwohin. Es scheint wieder so als sei kein Mensch außer dir unterwegs. Du kommst wieder zu einer roten Ampel. Was machst du? In Deutschland hast du gelernt, du musst trotzdem anhalten. Wenn du jetzt aber anhältst und hinter dir kommt doch ein Auto und du fährst nicht weiter. Dann begehst du eine Straftat, weil du den Verkehr aufhältst. Und machst dich strafbar.

      Jede Einstellung wird als gut betrachtet, wenn man in dem "richtigen Land" ist.
      Es ist einfach so, man kann es nicht ändern.
      Aber auf der anderen Seite kann so auch jeder gucken, wo er hingeht und wo und in und mit welcher Kultur er leben möchte.
      Und durch diese unterschiedlichen Sitten kommen auch die unterschiedlichen Einstellungen zustande.
      So gilt Beschneidung für uns als Verbrechen. Aber da wo du herkommst, ist es absolut wichtig und man kann es sich nciht ohne vorstellen.

      Für michgilt Beschneidung auch als ein Vebrechen, weil so viel passieren kann und es einfach sschrecklich ist und ganze Leben zerstört.
      Ja, die Dorfgemeinschaften spielen auch eine große Rolle. Man muss es machen, sonst steht man ziemlich schlecht dar.

      Der Fortschritt ist für sie fremd. Sie haben bestimmt auch Angst davor. Sie kennen kein anderes Leben und möchten es auch nicht ändern.-vielleicht auch um es ihren Eltern recht zu machen und sie nciht zu enttäuschen.

      Aber ich finde es gut, dass du gegen den Strom schwimmst und deine Einstellung auch auslebst.
      Du schaffst das.

      Das du gerade jetzt an deine Familie und dein Dorf denkst ist auch ganz normal.
      Wie heißt es so schön: "Zeit heilt alle Wunden" und es ist wirklcih etwas wahres dran. Irgendwann wird es einfach erträglicher. Und es ist gut den Schmerz auszuleben, sonst kommt irgendwann wieder alles hoch und man bewegt sich nie vorwärts.

      Du kannst aus deinem Leben so viel machen und was würdest du ohne Michael tun. Wenn du nicht geboren wärst, hättest du ihn nicht kennen gelernt und er dich nicht.
      Du wirst es schaffen, was schönes und einzigarztiges aus deinem Leben zu machen und dann freust du dich das du lebst.

      Du wirst es auch schaffen, da bin ich mir sicher. Und ich freue mich immer etwas über dich zu hören.

      Liebe Grüße (auch an Michael)
      ChrisTine
      ([email protected])

      Kommentar

      Lädt...
      X