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    Hallo Herr Scheufele,
    ich habe mal eine Frage die mich interessiert.
    Es gibt ein Grücht, dass wenn eine schwangere Frau sich erschreckt, bekommt das Kind an der Stelle wo die Frau sich zu dem Zeitpunkt angefasst hat einen Leberfleck.

    Nun habe ich mich vor einem großen Hund erschrocken und schon zum zweiten Mal mir zu dem Zeitpunkt an die Brust gefasst. Kann jetzt mein Baby einen Leberfleck an der Brust kriegen?

    Ist das Quatsch oder ist da was Wahres dran?

    Danke für Ihre Antwort!


  • RE: Frage


    Hallo Emily,

    ich bin ja wie sie sehen nicht Herr Dr. Scheufele, aber wenn es Sie nicht stört, würde ich doch gerne ein wenig von meinen Gedanken zu Ihrer Frage erzählen. Ich hatte mich einst auch mit derartigen Themen beschäftigt und einiges an Sitten und Bräuchen ist da noch hängen geblieben. Den Glaube, den Sie ansprechen kommt meines Wissen aus der Umgebung von Oberfranken oder Sachsen, denn dort gehört das nach ehemaligen Nachforschungen meinerseits zum damaligen Brauchtum. Ein Blick zu Zeiten der Urururgroßeltem sozusagen, denn dort hatte das Kinder kriegen mit Lust alleine nichts zu tun.

    Damals galten neben den Sitten währen der SS z.B. auch in etwa folgende Volksglauben bezüglich der Fruchtbarkeit u.ä..
    Ein versehentliches Verschütten von Salz bedeutete, dass ein Junge unterwegs ist. Verschüttete die werdende Mutter hingegen Zucker, wies das nach dem Volksglauben auf ein Mädchen hin.
    Man möchte es kaum glauben, wenn man zu der damaligen Zeit nicht selber gelebt hat, aber es wurde tatsächlich allerlei Zauber und Aberglaube gepflegt, um der Fruchtbarkeit nachzuhelfen.
    So hieß es unter anderem auch, dass wenn der Mann bei der Zeugung die Stiefel anbehält, es dann ein Junge wird.
    Aus dem Frankenwald kommt z.B. auch ein für mich sehr nachdenklicher Brauch.
    Dort schlugen Mädchen oder Frauen ihre Liebsten mit grünen Ruten aus Fichte, Weide, Wachholder oder Lorbeer, damit die Kraft der Zweige auf die Männer übergehe (die armen Männer).
    Ein anderes Fruchtbarkeitsritual, das auch bis heute erhalten geblieben ist, ist ja das Werfen von Reiskörnern über ein frisch getrautes Brautpaar.
    Und was es damals wohl noch gab, waren die sogenannten Gebärmutter-Kröten. Dies waren Holz- oder Metallskulpturen in Krötenform, die der Kirche als Opfergabe überlassen wurden. Wegen der Ähnlichkeit der Gebärmutter mit einer Kröte glaubte man damals, das Tiersymbol könne Fruchtbarkeit stiften.

    Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein hat man die Ursachen für Unfruchtbarkeit auch ausschließlich bei den Frauen gesucht, so dass doch hier die Bräuche auch Überhand hatten. War die Frau dann schwanger wurde sie damals zahllosen Ge- und Verboten ausgesetzt. Sie durften sich von den Früchten des Feldes, der Bäume oder der Weinstöcke frei bedienen, weil man glaubte, dass ihre Fruchtbarkeit ansteckend wirke. Auch durfte man einer Schwangeren keinen Wunsch nach einer Speise abschlagen. Diese Haltung ist auch Heute meines Wissen noch weit verbreitet.
    Tja, so kommt man dann vom Brauch zum Brauch. Erst die Bräuche um schwanger zu werden, dann die Bräuche wenn man schwanger ist.
    So sollte man dann nämlich nicht unter einer Wäscheleine durchgehen, weil man glaubte, dass sich die Nabelschnur sonst um den Hals des Fötus legen werde.
    Sie durften auf keine Leiter steigen oder über einen Graben schreiten, weil dies eine gefährliche Geburt nach sich ziehen könnte. Außerdem sollte sich die Frau, die ein Kind unter dem Herzen trug, vor bösen, neidischen Blicken schützen. Und das geht noch weiter und weiter mit solchen Bräuchen.
    Und hier komme ich nun zu Ihrem genannten Gerücht, denn tatsächlich hieß es seinerzeit (wenn man meinem damaligen Recherchen glauben kann),dass sich die Frau auch vor Erschrecken während der Schwangerschaft hüten musste, damit das Kind kein Muttermal bekam. Auch sollte sie vermeiden, sich zu einer Brandstätte zu begeben, dann sei nämlich ein Kind mit Feuermal zu erwarten. Und eine Hasenscharte entstand nach dem Volksglauben vor allem dann, wenn der Schwangeren ein Hase über den Weg lief und sie sich dabei erschreckte.

    Bei all den Bräuchen und Sitten muss man aber festhalten, dass die meisten davon mehr schadeten als sie nützten. Selbst nach der Geburt ging das damals noch weiter. So ist es u.a. auch seit etwa dem 15. Jahrhundert üblich gewesen, dass der Vater nach der Geburt eines Kindes einen Baum pflanzte.
    Aus der Entwicklung des Baumes habe man Rückschlüsse auf die Entwicklung
    des Kindes gezogen. Zur Stärkung und baldigen Genesung bekam die junge Mutter von Verwandten und Nachbarn die so genannte "Kindsbettsuppe" oder "Wochensuppe": Im Frankenwald bestand diese meines Wissens aus einer kräftigen Rindersuppe mit Grieß- und Leberklößchen. Dazu gab es auch ein Spruch von so manch einem neidischem Vater. Ich hoffe ich bekomme das noch hin ....
    "Ich wollt, ich wär a Fraa, do kriegert mer a Kindsbettsupp wie annera Weiber a." (Oh man, das ist gar nicht so einfach.)

    Nun, ich denke Heutzutage entlocken uns die alten Bräuche doch mehr- oder weniger nur noch ein Schmunzeln. Wer Probleme mit der Fruchtbarkeit hat, informiert sich beim Arzt - oder im Internet. Eine Vielzahl an Informationen tut sich da auf. Eines von diesen Informationen aber haben alle gemeinsam - NIRGENDWO ist mehr davon die Rede, ob der Vater die Stiefel bei der Zeugung besser anbehalten sollte oder nicht und auch nicht, das das Kind ein Leberfleck bekommt, wenn die Schwangere sich erschreckt.

    Was schließen wir daraus????? Es ist ein Brauch, ein Aberglaube ein Irrglaube und ganz sicher nur ein GERÜCHT, welches für mich ganz klar NICHTS Wahres hergibt.

    Entschuldigung, wenn ich jetzt so in die Bräuche und Sitten eingetaucht bin, denn mit Gynäkologie hat das ja nicht unbedingt etwas zu tun.
    Ich hoffe doch aber sehr, dass die Herren Doktoren der gleichen Ansicht sind, denn sonst müsste ich natürlich an meinem Glauben und an den Internetseiten beginnen zu zweifeln. Dann waren sozusagen alle meine Recherchen in den letzten Monaten für mich mehr für die Katz, als für den Hund.

    LG amza

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    • RE: Frage


      Hallo,

      um das vorwegzunehmen, natuerlich beruht die Leberfleck-Theorie nur auf Aberglaube, insofern brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.
      Ich werde auch hier sehr viel mit entsprechenden Phaenomenen konfrontiert, vieles kommt dabei von Haiti herueber, kein Wunder, das Ursprungsland des Voodoo...;-)
      So darf sich - nur als Beispiel - eine Frau, die entbunden hat, 6 Wochen lang nicht die Haare waschen. Warum habe ich noch nicht herausgefunden, es ist eben so.
      Vor langer Zeit wurde ich mal von einem muslemischen Paar wuest beschimpft, als ich bei der Ultraschalluntersuchung anbot, das Geschlecht des Kindes zu offenbaren. So etwas wisse nur Allah und der sei ich ja schliesslich nicht!
      Wie auch immer...die Begegnung mit dem Hund wird jedenfalls kein Muttermal bei Ihrem Kind verursachen.

      Gruss,
      Doc

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