#}
  • Sie können sich hier registrieren, um Beiträge zu schreiben. Registrierte Nutzer können sich oben rechts anmelden.

Verhütung, aber wie?

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Verhütung, aber wie?

    Hallo,
    meine Freundin leidet unter einer seltenen Krankheit, die ihr leider nicht gestattet hormonelle Kontrzeptiva zu nehmen. Daneben verursacht diese Krankheit eine Störung der Gerinnung und der Blutgefäße. Dadurch scheiden auch "Barriere"-Methoden zur Verhütung aus, sagt ihre Frauenärztin, da das Risiko zu groß ist, daß es zu Problemen mit den Gefäßen kommt.
    Es bleibt also zur Verhütung nur das Kondom, was wir aber beide als relativ kritisch ansehen. Mit seinem Pearl-Index ist es noch zu unsicher, vor allem, da sie eine Schwangerschaft oder deren Abbruch durch die Gerinnungsprobleme nur schwer überleben würde.
    Als männlicher Teil der Beziehung bin ich ziemlich frustriert, daß es scheinbar keine Möglichkeit für mich gibt, an der Absicherung der Verhütung teilzunehmen, oder gibt es neue Möglichkeiten, außer der Vasektomie?
    Entschuldigung, falls ich im falschen Forum poste.
    Danke für jede Antwort.
    ciao icarus


  • RE: Verhütung, aber wie?


    So falsch ist das Forum gar nicht...

    Eine hormonelle Verhütung für den Mann ist in Vorbereitung.
    Der letzte Stand scheint zu sein: ein Testosteron-Implantat mit zusätzlicher Gabe eines Depot-Gestagens.

    Forscher des Anzac Research Institut in Sydney haben diese Verhütungsmethode für Männer entwickelt, bei der durch Hormongabe eine Blockade der Spermiogenese erzielt wird. Eine erste Studie zeigte recht überzeugende Ergebnisse: In einer Vorlaufphase platzierten die Forscher bei 55 Probanden ein Testosteron-Hautimplantat, das alle vier Monate ausgetauscht wurde. Zusätzlich wurden Drei-Monats-Spritzen mit dem Gestagen Depo-Medroxyprogesteron-Azetat (DMPA) injiziert. Nach sechs Monaten zeigten 95% der Männer eine ausreichende Spermiensuppression und konnten in die zweite Studienphase eingeschlossen werden. In dieser eigentlichen Testphase durften die verbliebenden Paare über einen Zeitraum von zwölf Monaten kein zusätzliches Kontrazeptivum benutzen.

    Die Verhütungspraxis erwies sich als sehr effektiv: Keine der Frauen wurde in diesem Zeitraum schwanger. Zudem zeigte sich, dass die hormonelle Blockade nach Absetzen der Hormontherapie vollständig reversibel verläuft. Allerdings vergingen bis zur vollständigen Regeneration der Spermienproduktion bis zu zwölf Monate. Die Probanden berichteten weiterhin über keinerlei ernsthafte Nebenwirkungen.

    Erfolgversprechend an der neuen Methode scheint vor allem die Kombination aus Testosteron und Gestagen. Eine alleinige Anwendung von Testosteron zeigt lediglich bei 65 bis 70% der Männer eine Azospermie. Durch zusätzlich verabreichtes Gestagen wird die Spermiogenese zusätzlich gehemmt. Allerdings lassen Gestagengaben den Testosteronspiegel absinken, woraus beispielsweise ein Libidoverlust oder ein erhöhtes Osteoporoserisiko resultieren könnte. Durch das Testosteron-Hautimplantat steuert diese Methode dem unerwünschten Effekt entgegen.

    Prof. David Handelsman, Leiter der Forschungsgruppe, sieht in den Ergebnissen die Basis für die Entwicklung eines Kombinationspräparates zur Injektion im Abstand von drei bis vier Monaten. Bis ein solches Kontrazeptivum auf den Markt kommt, werden allerdings wohl noch einige Jahre vergehen, prophezeit Handelsman.

    Die Ergebnisse der Studie wurden im Journal of Clinical Endocrinology Metabolism (Turner L et al.: Contraceptive efficacy of a depot progestin and androgen combination in men. J Clin Endocrinol Metab. 2003 Oct;88(10):4659-67) veröffentlicht

    Kommentar


    • RE: Verhütung, aber wie?


      Hallo,
      vielen Dank für die ausführliche und informative Antwort.
      Es scheint also, als ob die momentane Devise "Vorsicht" lauten muß, bis auch bei der Verhütung eine Gleichberechtigung erzielt wird Die Nebenwirkungen klingen für mich nicht problematischer als bei hormonellen Kontrazeptiva für Frauen. Zwei Fragen hätte ich jedoch noch dazu.
      1. Da ich selbst schon eine Thrombose hatte, frage ich mich, ob auch hier, wie bei der Pille und Co. das Thromboserisiko steigt. Leider weiß ich nicht, ob das Risiko bei der Pille durch da Gestagen steigt, was ja auch bei dieser Methode zum Einsatz kommt.
      2. Zur Verhinderung weiterer Thrombosen nehme ich momentan noch Marcumar. Daher rät man mit von IM Injektionen ab. Wäre die Methode (mit Implantat und Injektion) für mich also überhaupt praktikabel?
      Erneut Vielen Dank für Ihre Mühe.
      ciao icarus

      Kommentar


      • RE: Verhütung, aber wie?


        Unter den geschilderten Umständen würde ich von einer derartigen Verhütungsform abraten.

        Da blieben dann wirklich nur Kondome auf männlicher Seite bzw. als endgültige Lösung die Vasektomie.

        Kommentar



        • RE: Verhütung, aber wie?


          Hallo Dr. Glöckner,
          vielen Dank für Ihre Antworten, Zeit und Mühe. Dann fange ich mal an, für eine Vasektomie zu sparen, da diese ja von Krankankassen sicherlich nicht bezahlt wird
          ciao icarus

          Kommentar

          Lädt...
          X