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Ginseng - das Allheilmittel?

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  • Ginseng - das Allheilmittel?

    Per Zufall stieß ich auf eine Sendung des SWR
    http://www.swr.de/kaffee-oder-tee/be...8ui/index.html. Zitat: "Es gibt Hunderte von Untersuchungen, die die Wirksamkeit des Ginsengs bestätigen." Im Netz finde ich widersprüchliche Meinungen zu dieser
    Aussage. Was meinen Sie, Frau Dr. Ellinger?


  • Re: Ginseng - das Allheilmittel?


    Für die therapeutische Wirksamkeit von Gingseng fehlt ein Nachweis aus kontrollierten Studien mit gutem Studiendesign. Daher ist Gingseng rechtlich gesehen auch kein Arzneimittel, sondern ein Nahrungsergänzungsmittel. Ob die Einnahme bei Gesunden tatsächlich mit einem Nutzen für den Verbraucher verbunden ist ist fraglich.

    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1...ubmed_RVDocSum
    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1...ubmed_RVDocSum
    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1...ubmed_RVDocSum

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    • Re: Ginseng - das Allheilmittel?


      Danke für die drei informativen Links, die Abstracts habe ich mit Interesse gelesen. Am Schluss des letzten Artikels

      http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1...ubmed_RVDocSum

      wird gesagt, dass es Anzeichen ("evidence") von positiven Wirkungen von Ginseng auf Blutzuckerwerte und Fettverteilung gibt. Warum also sollten wir die Erfahrungen der zweitausend Jahre alten chinesischen Medizin nicht berücksichtigen? Ergebnisse wurden zwar, wie Sie sagen, nicht verifiziert, aber ich finde in den von Ihnen zitierten Beiträgen keine Hinweise, dass Aussagen zur Wirkung von Ginseng falsifiziert wurden. Ich fand daraufhin einen Artikel von vier Wissenschaftlern der University of Tennesee , wo 19 (positive und negative) Aussagen der traditionellen chinesischen Medizin zur Heilwirkung von Ginseng verifiziert wurden.

      http://www.pubmedcentral.nih.gov/pic...7&blobtype=pdf

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      • Re: Ginseng - das Allheilmittel?


        Bei Evidenz gibt es unterschiedliche „Grade“ (überzeugende, wahrscheinliche, mögliche, unzureichende Evidenz) . Der höchste Grad (überzeugende Evidenz) erfordert den Nachweis der Wirksamkeit einer Substanz durch Interventionsstudien mit (placebo-)kontrolliertem Design. Hinweise für eine Wirksamkeit auf eine bestimmte Zielgröße aus Erfahrungsberichten oder aus epidemiologischen sind bzgl. ihrer Evidenz als viel schwächer einzustufen. Gibt es Hinweise aus Erfahrungsberichten, kann evtl. von einer möglichen Evidenz sprechen. In dem zitierten Artikel ist der Evidenzgrad leider nicht angegeben, aber da die Interventionsstudien mit (placebo-)kontrolliertem Design fehlen, kann man nicht von einer überzeugenden Evidenz sprechen. Das wäre aber notwendig, um eine Substanz als nachgewiesenermaßen wirksam einzustufen.

        Diese Aussage in dem anderen Link bezieht sich auf die Lebensqualität: Bei Studien mit gesunden Probanden zeigten sich überwiegend keine Effekte auf die Lebensqualität nach Einnahme von Ginseng und bei Kranken (Krebspatienten) mit „Qi-Deficieny“ (Energiemangel) waren überwiegend positive Effekte, d.h. Steigerung der Lebensqualität, festzustellen. Hier stellt sich die Frage, wie man die Lebensqualität gemessen wurde. Häufig setzt man hierzu Fragebögen ein. Aussagefähig sind die Ergebnisse aber nur bei Studien mit kontrolliertem Design, bei denen die Patienten nicht wussten, was sie einnehmen – denn allein die Tatsache, dass man behandelt wird, kann die subjektive Wahrnehmung verändern. Ob diese Studien diese Anforderungen erfüllten, bleibt offen.

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        • Re: Ginseng - das Allheilmittel?


          Danke, Frau Dr. Ellinger, für die ausführlichen Erklärungen. Einige Anmerkungen möchte ich doch noch machen. Im ersten Abstract ist der Evidenzgrad zwar nicht angegeben, ich habe es so aufgefasst, dass es Anzeichen ("mögliche Evidenz") für positive Wirkungen von Ginseng gibt.

          Soweit ich den zweiten Artikel verstehe, geht hier es weniger um die Frage von positiven Wirkungen von Ginseng, sondern darum, ob Aussagen der traditionellen chinesischen Medizin vertrauenswürdig sind. Dabei handelt es sich um eine Metaanalysis, d. h. die für Einzelstudien geltenden Kriterien müssen modifiziert werden. Für jede der 19 zugrunde gelegten Einzelstudien bewerten die Autoren die Qualität mit Noten von 1 - 5 oder N/A (nicht verfügbar). Ich sehe darin einen Hinweis für die Ernsthaftigkeit der Metastudie, wenn ich auch nicht beurteilen kann, ob die Einstufungen der Autoren zutreffend sind.

          Für mich bleibt die Frage offen: Sind Nahrungsergänzungsmittel nur bei "überzeugender Evidenz" zu empfehlen, oder kann auch "mögliche Evidenz" für positive Wirkungen ein Grund für die Empfehlung sein. Meiner Meinung nach müsste hier eine Nutzen/Risiko-Abwägung erfolgen. Ich hätte keine Bedenken, ein Nahrungsergänzungsmittel (etwa Ginseng) einzunehmen, wenn eine mögliche Evidenz für positive Wirkungen gegeben ist, und keine Nebenwirkungen zu erwarten sind. Andererseits hätte ich bei "überzeugender Evidenz" Bedenken, wenn mögliche Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen werden könnten.

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          • Re: Ginseng - das Allheilmittel?


            Hier ein Blick auf die lebensmittelrechtliche Beurteilung unseres eidgenössischen Nachbarn: http://www.bag.admin.ch/themen/leben...x.html?lang=de

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            • Re: Ginseng - das Allheilmittel?


              Danke für den Link. Die Ginsengwurzel wird demnach in der Schweiz durch die Heilmittelgesetzgebung erfasst. Ist dies ein Indiz dafür, dass Ginseng Heilwirkungen hat?

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              • Re: Ginseng - das Allheilmittel?


                Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ist lt. BfR bei Gesunden grundsätzlich überflüssig. Nahrungsergänzungsmittel haben keinen therapeutischen Effekt – sonst wären es rechtlich gesehen Arzneimittel. Da bei Gesunden nichts zu heilen ist, ist die Formulierung „Allheilmittel für Gesunde“ in dem SWR-Beitrag aus meiner Sicht irreführend. Zur Frage bzgl. der Heilwirkung und potentiellen Nebenwirkungen von Ginseng, die offenbar von den Schweizern befürchtet wird, fragen Sie am besten beim Experten vom Arzneimittelforum nach.

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                • Re: Ginseng - das Allheilmittel?


                  Dass der Beitrag des SWR irreführend ist, überrascht mich nicht sehr. Bei Themen, die mir näher liegen, habe ich schon oft nur unvollständige Informationen in Sendungen der öffentlich-rechtlichen Anstalten bekommen. Damit möchte ich nicht sagen, dass es bei den Privatsendern anders ist.

                  Bei Ihnen, Frau Dr. Ellinger, (und auch bei "gut erhalten") möchte ich mich für die anregende Diskussion sehr bedanken. Wenn ich auch kein "Allheilmittel" gefunden habe, so habe ich doch einen kleinen Einblick in die Methoden der Ernährungswissenschaft erhalten.

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                  • Re: Ginseng - das Allheilmittel?


                    Nachtrag: Heute Abend (Do, 23.4) kommt um 23:30 Uhr auf Arte eine Sendung mit dem Titel "Qi - Auf den Spuren chinesischer Heilkunst". Ich bin gespannt darauf und werde die Sendung aufnehmen.

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                    • Re: Ginseng - das Allheilmittel?


                      hallo an alle,

                      es gibt einige Studien , (auch Doppel-Blind-Studien),
                      über die verschiedenen Ginseng-Produkte :

                      http://en.wikipedia.org/wiki/Ginseng

                      Grüsse

                      Marengo

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