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Typ2 und die Geschichts-Falle

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  • Typ2 und die Geschichts-Falle

    Moinmoin,

    wer von uns hat nicht schon mal als Superargument für den Typ2 als Wohlstands-Krankheit die völlige Abwesenheit von Typ2 in den Hungerzeiten zu Anfang des vergangenen Jahrhunderts oder auch erst so kurz zurück wie in den Hungerjahren nach dem 2.Weltkrieg vorgeworfen bekommen. Ich zuletzt von Quarks & Co. Und mit den Bäuchen in den 60ger und 70ger Jahren und besonders dann 80ger und folgende kamen eben Übergewicht und Typ2.

    Super logisch, oder? Hat schon mal jemand zurück überlegt, wie Typ2 z.B. 1950 definiert war und wie man damals den BZ bestimmt hat?
    Das ist interessant, denn als Ende der 70ger Jahre die erste allgemein verbindlichere Definition die Runde um die Welt machte, wurde zum Typ2 ernannt, wer morgens nüchtern mit mehr als 180mg/dl gemessen wurde. Und das Messen war damals ein wahrhaftiger Akt. Wenn der Arzt einen schwerwiegenden Verdacht hatte, hat er für die Nüchtern-Messung ins nächste kranke Haus geschickt. Denn nur dort im Labor konnte getestet werden. Die Vermutung liegt daher mehr als nahe, dass die weitaus meisten Typ2 damals überhaupt nicht diagnostiziert wurden.

    Warum auch? Schließlich hätte man ihnen nach der damaligen Lesart eh nicht helfen können. Denn ihnen fehlte ja offenbar im Gegensatz zum Typ1 kein Insulin. Die schrecklichen Folgen lindern war daher das einzige, was man machen konnte, fachoffiziell bis Ende der 90ger Jahre. Denn erst da wurde mit der offiziellen Bekanntgabe der UKPDS-Auswertung allgemein anerkannt, dass auch Typ2 von weniger großen BZ-Ausflügen profitiert und dass sich damit die diabetischen Folgen auch bei Typ2 später und langsamer entwickeln. Natürlich war die UKPDS Mitte der 70ger Jahre schon mit der Erwartung eingestielt worden, dass sich erweisen könnte, dass auch Typ von weniger hohen Blutzucker-Verläufen profitiert. Und so war, als ich vor 20 Jahren ernannt wurde, der Grenzwert schon ein Stück tiefer auf 140 gesetzt worden. Ich war Diabetiker, weil ich morgens nüchtern schon deutlich mehr als 140 hatte. Und inzwischen ist der Diagnose-Grenzwert noch einmal abgesenkt worden auf 125. Wer heute mit mehr als 125 aufwacht, gilt als Diabetiker.

    Interessant bei diesen Grenzwert-Veränderungen:
    Sie erklären einen guten Teil der großen Typ2-Wellen, also der schubweise wahnsinnigen Vermehrung von Typ2-Diabetikern, und zwar ohne dass auch nur einer von uns einen nennenswert höheren Blutzucker entwickelt hätte.
    Wir stehen übrigens gerade wieder in so einer Epidemie-/Vermehrungs-Welle. Denn ausgehend von den USA macht seit dem vergangenen Jahr der Langzeit-Wert HBA1c von 6,5% die Runde um die Welt als neuer Diagnose-Grenzwert. Und damit wird sich nach der allgemeinen Befürchtung die Zahl der diagnosereifen Typ2 praktisch auf einen Schlag etwa verdoppeln, ohne dass auch nur ein einziger BZ dafür weiter ansteigen müsste. Und was glaubt Ihr werden die Medien verkünden? Genau: Dass so wahnsinnig viele von uns noch immer so wahnsinng viel ungesünder leben und dass der Typ2 eben deswegen immer noch weiter auf dem Vormarsch sei.

    Wahrscheinlich gibt es nach dem Rausrechnen all solcher Störfaktoren unterm bewussten Strich noch immer einen Netto-Zuwachs an Typ2, aber der ließe sich natürlich bei weitem nicht so spektakulär veröffentlichkeiten, wie die vielen Millionen, um die wir wie oben angedeutet gerade wieder zunehmen.

    Bisdann, Jürgen


  • Re: Typ2 und die Geschichts-Falle


    [quote hjt_Jürgen]Moinmoin,

    wer von uns hat nicht schon mal als Superargument für den Typ2 als Wohlstands-Krankheit die völlige Abwesenheit von Typ2 in den Hungerzeiten zu Anfang des vergangenen Jahrhunderts oder auch erst so kurz zurück wie in den Hungerjahren nach dem 2.Weltkrieg vorgeworfen bekommen. Ich zuletzt von Quarks & Co. Und mit den Bäuchen in den 60ger und 70ger Jahren und besonders dann 80ger und folgende kamen eben Übergewicht und Typ2.

    Super logisch, oder? Hat schon mal jemand zurück überlegt, wie Typ2 z.B. 1950 definiert war und wie man damals den BZ bestimmt hat?
    Das ist interessant, denn als Ende der 70ger Jahre die erste allgemein verbindlichere Definition die Runde um die Welt machte, wurde zum Typ2 ernannt, wer morgens nüchtern mit mehr als 180mg/dl gemessen wurde. Und das Messen war damals ein wahrhaftiger Akt. Wenn der Arzt einen schwerwiegenden Verdacht hatte, hat er für die Nüchtern-Messung ins nächste kranke Haus geschickt. Denn nur dort im Labor konnte getestet werden. Die Vermutung liegt daher mehr als nahe, dass die weitaus meisten Typ2 damals überhaupt nicht diagnostiziert wurden.

    Warum auch? Schließlich hätte man ihnen nach der damaligen Lesart eh nicht helfen können. Denn ihnen fehlte ja offenbar im Gegensatz zum Typ1 kein Insulin. Die schrecklichen Folgen lindern war daher das einzige, was man machen konnte, fachoffiziell bis Ende der 90ger Jahre. Denn erst da wurde mit der offiziellen Bekanntgabe der UKPDS-Auswertung allgemein anerkannt, dass auch Typ2 von weniger großen BZ-Ausflügen profitiert und dass sich damit die diabetischen Folgen auch bei Typ2 später und langsamer entwickeln. Natürlich war die UKPDS Mitte der 70ger Jahre schon mit der Erwartung eingestielt worden, dass sich erweisen könnte, dass auch Typ von weniger hohen Blutzucker-Verläufen profitiert. Und so war, als ich vor 20 Jahren ernannt wurde, der Grenzwert schon ein Stück tiefer auf 140 gesetzt worden. Ich war Diabetiker, weil ich morgens nüchtern schon deutlich mehr als 140 hatte. Und inzwischen ist der Diagnose-Grenzwert noch einmal abgesenkt worden auf 125. Wer heute mit mehr als 125 aufwacht, gilt als Diabetiker.

    Interessant bei diesen Grenzwert-Veränderungen:
    Sie erklären einen guten Teil der großen Typ2-Wellen, also der schubweise wahnsinnigen Vermehrung von Typ2-Diabetikern, und zwar ohne dass auch nur einer von uns einen nennenswert höheren Blutzucker entwickelt hätte.
    Wir stehen übrigens gerade wieder in so einer Epidemie-/Vermehrungs-Welle. Denn ausgehend von den USA macht seit dem vergangenen Jahr der Langzeit-Wert HBA1c von 6,5% die Runde um die Welt als neuer Diagnose-Grenzwert. Und damit wird sich nach der allgemeinen Befürchtung die Zahl der diagnosereifen Typ2 praktisch auf einen Schlag etwa verdoppeln, ohne dass auch nur ein einziger BZ dafür weiter ansteigen müsste. Und was glaubt Ihr werden die Medien verkünden? Genau: Dass so wahnsinnig viele von uns noch immer so wahnsinng viel ungesünder leben und dass der Typ2 eben deswegen immer noch weiter auf dem Vormarsch sei.

    Wahrscheinlich gibt es nach dem Rausrechnen all solcher Störfaktoren unterm bewussten Strich noch immer einen Netto-Zuwachs an Typ2, aber der ließe sich natürlich bei weitem nicht so spektakulär veröffentlichkeiten, wie die vielen Millionen, um die wir wie oben angedeutet gerade wieder zunehmen.

    Bisdann, Jürgen[/quote]

    Die Diagnose und Definition des Typ-2- Diabetes hat sich in den letzten Jahrzehnten wesentlich geändert. Dennoch ist gesichert, dass sich Lebensstil und Übergewicht parallel zur Zunahme des Typ-2-Diabetes entwickelt haben.

    Kommentar


    • Re: Typ2 und die Geschichts-Falle


      Moin Dok,

      wir haben da etwas parallel wahrgenommen - und unterstellen schlicht, dass es sich parallel und vor allem kausal entwickelt habe.

      Kausale Parallelen kommen durchaus vor, haben aber auf der anderen Seite auch die Medizin schon in tiefe Sackgassen geführt. Sie haben im anderen Fred gerade selbst einen interessanten Widerspruch im Zusammenhang mit so einer angesprochen: Die super Verbesserung des BZ-Verlaufs ohne Gewichtsabnahme.

      Bisdann, Jürgen

      Kommentar


      • Re: Typ2 und die Geschichts-Falle


        im original identischen kurvenverlauf, der prozentzahlen.
        in scandinavien,
        die abnehmende storchenpopulation.
        die abnehmende geburtenrate(menschen)
        logischer? "fehlschluß", es kann garnicht anders sein, die babys werden vom klapperstorch gebracht.
        ()))

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