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Der Anteil von Gedanken und Gewohnheiten an Depressionen und Angststörungen

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  • Der Anteil von Gedanken und Gewohnheiten an Depressionen und Angststörungen

    Guten Morgen zusammen

    Kurzer Übrblick vorweg über meine derzeitige Stimmungslage: Sie ist ein beständiges Auf und Ab. Vorletzte Woche ging es mir gut bis sehr gut, manchmal sogar richtig super; in der letzten Woche war es ok bis maximal gut... Gestern dann hatte ich seit langem endlich mal wieder 4 Stunden Meditation, und das richtig gut getan, mich wieder deutlich fühlbarer zu erden und runterzukommen. Heute Morgen ist es wie jeden Morgen erst noch etwas wacklig; also sitze ich auf dem Sofa, versuche abzuschalten, denke nach, und da kommt mir folgender Gedanke:

    Bekäme man seine Depressionen und Angststörungen womöglich in den Griff, wenn man es hinbekäme, seine Gedanken und Gewohnheiten wirklich komplett umzustellen?

    Der Haken an normalen Depressionen und auch meiner Leidesgeschichte ist ja, daß man immer wieder in seine alten Gedanken und Verhaltensweisen zurückfällt. Wenn man sich jahrelang eine bestimmte Art zu denken angewöhnt hat, dann kommen diese Gedanken praktisch automatisch - man hat sie eben wirklich gelernt und verinnerlicht. Kein Wunder also, daß andere, positivere Gedanken zwar grundsätzlich wohltuend und leidmindernd sind, aber solange die negativen Gedanken sich aus antrainierter Gewohnheit beim kleinesten Anzeichen immer wieder reindrängeln, hält das meiner Erfahrung nicht lange vor. Zumindest bei mir muß dann auch im Außen alles stimmen, damit mich das verhältnismäßig kalt läßt. Da es aber im Außen selten ruhig ist... ... ...

    Aber jetzt mal als hypthetisches Konstrukt:
    Wenn man es hinbekäme, sich gedanklich wirklich komplett umzuorientieren, es über Wochen, Monate und Jahre wirklich wieder lernt, das Schöne in allem zu sehen, dankbar und mitfühlend zu sein, liebevolle Gedanken zu denken - dann müßte sich die alte, ungesunde Gewohnheit doch eigentlich nach und nach zurückbilden... *Kopf-kratz* Oder?

    Was nichts daran ändert, daß das zugegebenermaßen nicht einfach ist. Wir können uns ja schlecht tagtäglich so komplett wie möglich herauszuziehen, um uns nur unserer inneren Arbeit zu widmen.

    Trotzdem - irgendwie läßt mich die Vorstellung gerade nicht los, daß es womöglich mit "nur" ausreichend gedanklicher Umkonditionierung möglich wäre, daß ich meine Depris und Ängste irgendwann vollends in den Griff bekomme.
    Oder ist die jahrzehntelange Erziehung und das Verinnerlichen negativer Glaubenssätze und Gedankengänge am Ende doch immer wieder zu stark?

    Was denkt ihr?


  • Re: Der Anteil von Gedanken und Gewohnheiten an Depressionen und Angststörungen

    Hi Alex,
    eigentlich widerspricht sich ja das was du schreibst.

    Es war die letzte Zeit mittel bis maximal gut, ich denke da können sogar Leute die psychisch kerngesund sind kaum mithalten.
    Wenn es dir also gut ging, weshalb musst du dann komplett umdenken?
    Es ging ja definitiv gut, auch ohne umdenken.
    Vielleicht konntest du einfach nur loslassen, die Sorgen und Gedanken die dich in schlechten Zeiten erdrücken und dann auch nicht losgelassen werden können?

    Ich denke das Problem ist eher jede negative Regung wahrzunehmen, auch wenn sie noch im normalen Bereich ist, sich darauf zu fokussieren und sehr intensiv drüber nachzudenken.
    Also müsste man doch eher lernen diesen Mechanismus zu durchbrechen, an dieser einen Stelle anders zu denken, oder auch gar nicht zu denken.

    Ich glaube auch dass es unterschiedliche Gründe und unterschiedliche Gedankenmuster im Bezug auf solche Störungen gibt, der eine denkt komplett zu negativ und ängstlich, der andere nur bei bestimmten Dingen und der nächste hat Depressionen und Ängste ohne dass er je zuvor negativ gedacht hat, weil es eher physische Faktoren wie die Genetik, der Hirnstoffwechsel usw sind die aus der Reihe geraten sind.
    Letzteres beschwört man doch eher nicht durch das Denken herauf, das Denken wird nur als Folge der Erkrankung trüber und man kann dann lernen das im Griff zu bekommen indem man anders denkt und das dadurch abmildern.
    Ich hoffe das ist zu verstehen, wie ich das meine.

    Ich glaube nicht dass es generell möglich ist durch Gedanken Heilung zu erfahren (Linderung ganz sicher), weil die Gedanken nicht immer die Ursache sind, die Ursachen sind zu unterschiedlich um zu wissen was generell und bei jedem vollkommene Heilung bringt, auch das Umdenken hat da seine Grenzen.

    Dem einen hilft einfach seine Ruhe zu haben, ohne Verpflichtungen und ohne Umdenken, dem anderen hilft nur ein komplettes Umdenken, auch im Bezug auf das Vergangene und die Zukunft.

    Sicher, wenn es um Gewohnheiten und eingefahrene negative Gedanken geht, die man verinnerlicht hat, dann hilft umdenken und anders denken, aber es ist ein langer Weg bis das alte durch neues überdeckt wird.
    Das Alte ist dennoch weiterhin da, kann wieder hervor kommen sobald man dem in einem schwachen Moment nachgibt, da es für alle Zeit abgespeichert ist und es auch bleibt.

    Kommentar


    • Re: Der Anteil von Gedanken und Gewohnheiten an Depressionen und Angststörungen

      Hi Alex!
      Das was du beschreibst, ist die Methode von Byron Katie. Ihr wurde irgendwann klar, dass ihre Gedanken sie so krank machen. Sie hat z.B. das Buch geschrieben "Was wäre ich ohne mein Drama". Ich glaube nicht, dass man dadurch nie wieder Depressionen hat oder Ängste, aber mir hat diese Methode schon manchmal geholfen mich da nicht reinzusteigern. Eine der wichtigen Fragen sind da z.B. ob man mit 100% Gewissheit sagen kann, dass die Sorge, der Gedanke so stimmt und eintritt.
      Es gibt bei ihr jedoch auch Texte bei denen ich diese Methode sehr gewagt und auch unangebracht fand, aber man muss ja nicht mit allem übereinstimmen. Ich habe halt das da rausgezogen was für mich stimmt.
      Du achtest jedoch auch sehr auf deine Stimmung. Denn auch gesunde Menschen haben doch schlechte Tage, sind launisch, gereizt, müde etc.
      Es gibt übrigens auch Leseproben von dem Buch im Internet. Schau doch mal rein.

      Kommentar


      • Re: Der Anteil von Gedanken und Gewohnheiten an Depressionen und Angststörungen

        Moin Tired

        eigentlich widerspricht sich ja das was du schreibst.

        Es war die letzte Zeit mittel bis maximal gut, ich denke da können sogar Leute die psychisch kerngesund sind kaum mithalten.
        Wenn es dir also gut ging, weshalb musst du dann komplett umdenken?
        Es ging ja definitiv gut, auch ohne umdenken.
        Naja, das hängt jetzt ein bißchen von meiner persönlichen Definition und dem Umgang mit den Begriffen "ok" und "gut" ab

        Ich hab auf dem Smartphone ne App für mein Stimmungstagebuch, das sind fünf Abstufungen von "lausig", "schlecht", "ok" und "gut" bis "super".

        Für mich interpretiere ich das folgendermaßen:

        "super": Alles 99% paletti, keine Symptome, ich bin relativ losgelöst und entspannt, keine trüben Gedanken

        "gut": Grundsätzlich ist es "gut"; praktisch keine Symptome außer hier und da vielleicht mal nen Moment. Gemessen an den schlechten Zeiten kann ich es so gut aushalten; wenn es im Mittel so bliebe, hätte ich kein Problem mehr

        "ok": Durchaus spürbare Symptome, leichte Depri, leichte Angst, leichte Sinnkrise, Unruhe, Unlust, Demotivation, leichte Antriebslosigkeit, Gedankenkreisel. Am Rand des Lochs / Sumpfes. Aber im Ganzen noch auszuhalten, ok eben, aber definitiv mit ner Menge Verbesserungspotential.

        "schlecht": Definitiv mit mindestens einem Bein im Loch. Beginnende Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, Heulerei, emotionaler "Kochtopf" ist am Überkochen; endgültig Null Bock auf gar nix mehr. Kommt im Mittel 1x im Monat vor; ich hab Monate komplett ohne; dafür gibt's andere, da hab ich 2-3 solcher kleinen Zusammenbrüche.

        "lausig": Endgültig Ende Gelände. Hatte ich, seitdem ich das Stimmungstagebuch seit April 2017 führe, zum Glück nur 1x, letztes Jahr im Herbst anläßlich der Fehlgeburt.


        Heißt also für mich:
        "ok" bis "gut" im Mittel ist definitiv noch mit einer Vielzahl unangenehmer Symptome verbunden, teilweise Sinnkrise, Antriebslosigkeit, Demotivation, starkes Ruhebedürfnis. Allerdings alles auf einem relativ leichten und noch erträglichen Level. Ändert aber auch nix daran, daß es mal die ein oder andere halbe Stunde oder auch Stunde gibt, wo die Ausschläge nach unten stärker sind...

        Psychisch kerngesunde Leute definieren wahrscheinlich ähnliche Haltepunkte, klar, aber eben nach ihrer eigenen Skala. Und fast alle im Freundes- und Bekanntenkreis "leiden" bei "ok" mal mindestens nicht so symptomatisch-pathologisch spürbar unter Antriebslosigkeit, Sinnkrise und Gedankenkreiseln. Das raubt so dermaßen viel Energie...


        Bitte nicht falsch verstehen: Ich will mich und meine Geschichte damit nicht als besonders schlecht darstellen und allen anderen geht's besser Ganz bestimmt nicht. Im Gegenteil gibt's wirklich mehr als genug Menschen, denen es massiv schlechter geht als mir. Und wenn die sich "ok" fühlen, dürfte das maximal meinem "schlecht" entsprechen...

        Aber Fakt ist eben auch: Da ist bei mir noch ne Menge Luft nach oben! Mein Schnitt über die letzten anderthalb Jahre liegt ziemlich mittig zwischen "ok" und "gut" (2018 besser als 2017), was heißt, daß ich eben doch fast täglich mal mehr, mal weniger Symptome habe und diesen Krempel einfach nicht komplett loswerde. Klar gibt's auch mal einzelne Tage - ein halbes Dutzend im Jahr, maximal - die ich mit "super" verbuchen kann, an denen praktisch wirklich alles paßt. Aber an den allermeisten sonstigen Tagen im Jahr hab ich wenigstens früh und vormittags echt noch immer mal schwächere, mal stärkere Symptome und "Probleme"...


        Ich würde echt "für mein Leben gern" mal ne komplette Auszeit vom Job haben für sechs Monate oder sogar ein komplettes Jahr. Ein Sabatical quasi. Um herauszufinden, ob ich in der Zeit wieder ausgeglichener würde, meine Zufriedenheit zunähme und ich wieder mehr zu mir selbst zurückfinden würde. Erstmal nur als "Experiment".
        Ist natürlich nur praktisch kaum möglich...

        Klar könnte ich versuchen, daß über ärztliche Unterstützung zu erwirken. Aber auch da werde ich ja kaum einfach "Urlaub" von der Arbeit verschrieben bekommen und darf Zuhause bleiben... Das gäbe erstmal Lauferei, Medikamente, wahrscheinlich wieder Klinik- und Reha-Aufenthalt(e) etc. In unserer Gesellschaft zählt ja nach wie vor, so schnell wie möglich wieder gesund im Sinne von "leistungsfähig" zu sein. "Einfach" ein paar Monate "Selbstfindungs- und Reha-Zeit" Zuhause verordnet zu bekommen, um sich zu besinnen, zu sortieren, zur Ruhe zu kommen, in aller Ruhe herauszufinden, was einem guttut und was man wirklich will, läßt unsere Gesellschaft ja so in der Form leider nicht zu...
        Dabei gibt es Länder, in denen bereits mit solchen längeren Auszeiten experimentiert wird oder in denen das bereits usus ist, bspw. in Island: Da gibt es eine Vielzahl von Firmen, die ihren Mitarbeitern solche Sabaticals zugestehen, und zwar mehrfach.

        Aber bis sich so etwas in Deutschland durchsetzt, kann ich wahrscheinlich noch lange warten. Hab gerade die Tage noch nen Online-Artikel gelesen von einer Firma in Australien (oder war's Neuseeland...?), die die 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich eingeführt hat! Und zwar auch erst nur als Experiment, aber offenbar mit so durchschlagendem Erfolg, was Mitarbeiterzufriedenheit und Produktivitässteigerung angeht, daß sie es womöglich dauerhaft umsetzen.

        Und was machen zwei Vertreter unsere Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände in der anschließenden Interview-Diskussion: Argumentieren alle möglichen Gründe und Rechtfertigungen durch, warum das bei uns so einfach nicht möglich wäre...

        Dabei wäre zumindest ich auch mit ner 4-Tage-Woche bei adäquatem, überschaubarem Lohnverzicht einverstanden, solange es sich in einem verträglichen Rahmen hält.

        Aber okay - das wird jetzt wieder arg off-topic

        Ich denke das Problem ist eher jede negative Regung wahrzunehmen, auch wenn sie noch im normalen Bereich ist, sich darauf zu fokussieren und sehr intensiv drüber nachzudenken.
        Also müsste man doch eher lernen diesen Mechanismus zu durchbrechen, an dieser einen Stelle anders zu denken, oder auch gar nicht zu denken.
        Ja, da hast Du sicher Recht. Blöderweise ist da ja nur leider auch Teil der Symptomatik...

        Ich glaube nicht dass es generell möglich ist durch Gedanken Heilung zu erfahren (Linderung ganz sicher), weil die Gedanken nicht immer die Ursache sind, die Ursachen sind zu unterschiedlich um zu wissen was generell und bei jedem vollkommene Heilung bringt, auch das Umdenken hat da seine Grenzen.
        Das stimmt natürlich. Tiefer sitzende Prädispositionen wie eben insbesondere genetische, aber sich auch ein paar andere Faktoren, ließen das Umdenken sicher nicht so ganzheitlich zu.

        Trotzdem stelle ich mir immer wieder Frage: Was ist es wann genau im Leben eines Depressiv-Angstgestörten, was die vorherige vergleichsweise(!) Leichtigkeit (scheinbar) mit einem Mal kippen läßt, und danach gerät nachhaltig alles aus dem Gleichgewicht?
        Daß es kurzfristige Ereignisse und Erlebnisse gibt, wie eben bspw. Krankheiten, Todesfälle, Unfälle, Mißhandlungen uns sonstige Traumata, die einen zusammenklappen und verzweifeln lassen, kann ich ja problemlos nachvollziehen. Aber bei vielen Betroffenen verläuft das Leben bis zu diesem Zeitpunkt ja relativ "normal". Wieso nehmen dann plötzlich negative Gedanken zu, was genau gerät da aus den Fugen, und wie kann man diese negativen Gedankenkreisel und -bahnen dann wieder dauerhaft verlassen?

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        • Re: Der Anteil von Gedanken und Gewohnheiten an Depressionen und Angststörungen

          Hallo Pustewind,

          Das was du beschreibst, ist die Methode von Byron Katie. Ihr wurde irgendwann klar, dass ihre Gedanken sie so krank machen. Sie hat z.B. das Buch geschrieben "Was wäre ich ohne mein Drama".

          [...]
          Du achtest jedoch auch sehr auf deine Stimmung. Denn auch gesunde Menschen haben doch schlechte Tage, sind launisch, gereizt, müde etc.
          Es gibt übrigens auch Leseproben von dem Buch im Internet. Schau doch mal rein.
          Danke Dir für die Anregung. Dann werde ich mir das mal ansehen und gucken, was ich da für mich rausziehen kann

          Was meine Stimmungen angeht: Ja, ich achte da sicherlich sehr drauf. Was aber einfach damit zusammenhängt, daß ich praktisch keinen Tag komplett ohne Symptome habe. Zumindest kann ich die an zwei Händen abzählen Besonders übel sind eben immer wieder die Sinnkrise und die Antriebslosigkeit, selbst, wenn ich sie überwunden bekomme. Aber es frißt einfach unheimlich viel Energie. Energie, die mir immer wieder fehlt - auch dann, wenn andere um mich herum noch froh gelaunt ihren Aktivitäten und Hobbies nachgehen und ich stattdessen häufig nur platt und abgeschlagen meine Ruhe haben möchte. Obwohl es genug gibt, mit dem ich mich grundsätzlich gern beschäftigen würde. Aber gleichzeitig eben auch wieder nicht - einfach nur Ruhe, Frieden und keinen Kampf mehr...


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          • Re: Der Anteil von Gedanken und Gewohnheiten an Depressionen und Angststörungen

            Liebe Pustewind ,

            manchmal ist es echt irre, was das Leben für Zufälle bereithält:

            Da gehe ich eben über meine Humantrust-community und einen Beitrag aus dem Compassioner-Magazin, der dort vor ein paar Tagen verlinkt war:

            https://compassioner.com/allgemein/r...laubenssaetze/

            auf die Compassioner-Seite und lese. Steht da am Ende:
            "Meistens wird uns dann erst bewusst, wie viele negative Glaubenssätze wir eigentlich akquiriert haben. Wenn dir das erstmal gelingt, gibt es tolle Techniken wir etwa THE WORK, um aus der Negativität ins Positive zu wechseln."
            Ich klicke also auf den Link "The Work", weil ich wissen will, worum es da geht. Und was steht da gleich zu Beginn:
            "Unsere festsitzenden Glaubensätze halten uns immer klein und machen uns unglücklich. Jeder hat so seine eigenen. Aber immer, wirklich immer, gibt es eine Alternative zu Kummer und Schmerz.

            Eine bessere, freundlichere, liebevollere Sichtweise. Manchmal kann ich sie nur einfach nicht sehen. Da hilft es, seinen Verstand zu dehnen, zu weiten, sich zu öffnen. Achtzehn Jahre arbeite ich nun schon mit den vier Fragen und den Umkehrungen von The Work. Ich liebe diese Arbeit, denn sie eröffnet mir immer wieder neue Perspektiven.

            Byron Katie, die Begründerin dieser Methode, hat mal gesagt, wenn sie ihre belastenden Gedanken hinterfragt, dann fühlt es sich an, als hätte sie ein warmes Herz und einen klaren Verstand. So ist es auch für mich und dieses Lebensgefühl ist einfach herrlich.
            "

            Wirklich - erst erzählst Du mir gerade von Byron Katie, und keine halbe Stunde später stolpere ich durch Zufall in einem anderen Beitrag ebenfalls über ihren Namen.

            Ich denke, das ist ein Wink mit dem Zaunpfahl, sich wirklich etwas Näher mit dem Thema und dieser Technik zu beschäftigen

            Hammer...

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            • Re: Der Anteil von Gedanken und Gewohnheiten an Depressionen und Angststörungen

              Aber wie definierst du Luft nach oben?

              Es ist ja so, man hat im Kopf wie die beste Stimmung sein kann und wie die mieseste, die man natürlich nur aus den eigenen Erfahrungswerten ableiten kann.
              Du orientierst dich nach oben also immer an deinen besten Zeiten, die sind aber vielleicht gar nicht mehr so zu erreichen, weil sich alles verändert, auch die Hochgefühle und dann neu definiert werden muss.

              Z.B. wer schon mal eine Hypomanie die sich auf die Stimmung legt erlebt hat, der kennt für sich sein oberstes Stimmungslevel was einfach nur positiv und gut ist, da will man wieder hin.
              Alles was drunter ist, ist schaler, reicht nicht aus und der Wunsch ist eben diese Hypomanie.
              Die kann aber nicht wieder erreicht werden, wenn man nicht in einer kranken Phase steckt und so geht es einem natürlich nie so gut wie es einem schon einmal ging, das weitere Streben danach macht alles nur noch schlimmer, versperrt den Blick für die jetzige Stimmung die vielleicht sogar sehr gut ist nur nicht so gesehen wird weil man ja die Steigerung kennt und das Ziel.

              Will damit sagen, wenn du deine Stimmungserfahrungen an dem misst was mal war, z.B. an Zeiten wo du jung, unbeschwert und ungebunden warst, oder einfach noch nicht so viel nachgedacht hast, dann kannst das nie erreichen weil du damals anders warst und niemals wieder so sein wirst.
              Trotzdem verdirbt die Erinnerung daran, wie es damals war und der Maßstab dies wieder haben zu wollen die Möglichkeit auf einer anderen Ebene zu einer guten Stimmung zu kommen.
              Einen fest definierten Gefühlszustand erreichen zu wollen und an diesem Zustand alle anderen Stimmungen zu Messen, kann auch den Blick dafür versperren dass es einem wieder genauso gut gehen kann, aber dennoch auf eine ganz andere Weise und blockiert dadurch mehr die mögliche gute Stimmung die vielleicht gar nicht so weit weg ist aber nicht wahrgenommen wird, wegen dem festen Ziel im Auge.

              Da wären wir wieder bei dem Spruch: Der Weg ist das Ziel".
              Vielleicht sollte man jede Stimmung als sinnvoll erachten und auch die schlechteren so mitnehmen und annehmen wie die besseren.

              Ich habe mal Medikamente genommen die die Stimmung Stabilisieren sollten, trotzdem waren die Depressionen noch genauso übel wie vorher, nur auf eine andere Weise, gute Stimmung (nach meiner persönlichen Skala) gab es gar nicht mehr.
              Das ging über ein paar Jahre und als ich die Medikamente dann bin wieder in eine Depression gekommen, die ziemlich heftig war.
              Aber da ich nun das gesamte Gefühlsspektrum wieder und auch nur einmalig, wahrnehmen konnte, fand ich diese Depression mega geil, wie ein Feuerwerk, auch wenn es total düster war.
              Ich glaube die Wahrnehmung der Stimmung hängt nicht unbedingt von der Stimmung selber ab, sondern auch sehr von der Definition und dem Fokus.

              OK, das war bei mir auch nur eine einmalige Sache, jetzt sind die Depressionen wieder das was sie immer waren, grauenhaft und leer.
              Seltsamerweise habe ich aber weniger die Skala nach unten ausgebaut, vielleicht weil ich mich gefühlt immer im unteren Bereich befinde, aber nach oben ist auch meine Skala sehr gut definiert und damit wohl niemals erreichbar, weil es die Zeiten in denen ich mich so gut fühlte wie damals einfach nicht mehr geben wird.
              Vorbei, die Definition der guten Stimmung hängt im Früher fest, also bleibt für das Heute nur das "so lala".

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              • Re: Der Anteil von Gedanken und Gewohnheiten an Depressionen und Angststörungen

                Da kommt mir noch ein Gedanke.
                Wenn es dir gut geht, dann denkst du nicht groß drüber nach, es ist alle toll und man kann es genießen, ohne sich großartig damit zu beschäftigen.
                Ist die Stimmung schlecht, dann wird auch das letzte Quäntchen schlechtes Empfinden registriert und intensiv, bewusst empfunden und gelebt.
                Welches Szenario wird es wohl eher ins Langzeitgedächtnis schaffen, ohne dass etwas an dem was tatsächlich war verloren geht, oder nur wenig davon.

                Vom guten Gefühl bleibt nur die mega Erinnerung, aufgeblustert, eine kurze tolle Zeit.
                Von der schlechten Stimmung bleibt ein langes Quälen und eine grausige Zeit, auch intensiver wahrgenommen als sie vielleicht war.

                Beides kommt nicht so in der Erinnerung an wie es war und vor allem die gute Stimmung und deren Maßstab wird verfälscht, weil nur eine vermeintlich durchgehend gute Zeit abgespeichert wurde.
                Die selbst gemachte Skala orientiert sich somit an Erinnerungen die gar nicht so gewesen sein müssen, weil vieles erst gar nicht in der Erinnerung angekommen ist.
                So muss man seine Skala vielleicht durchgehend anpassen und ihr Maß über aktuelleres definieren.

                Nicht die gute Stimmung erreichen wollen, sondern die Ängste los werden, vielleicht wäre das ein besseres Ziel als das Messen der Stimmung an vergangenen Zeiten?
                Das mit der Stimmung muss dann ja automatisch nachziehen (ohne dass sie gleich bewertet wird), je weniger Angst (oder was halt Thema ist) man hat?
                Oder?

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                • Re: Der Anteil von Gedanken und Gewohnheiten an Depressionen und Angststörungen

                  Oder ist das zu wirr

                  Kommentar


                  • Re: Der Anteil von Gedanken und Gewohnheiten an Depressionen und Angststörungen

                    Nicht die gute Stimmung erreichen wollen, sondern die Ängste los werden, vielleicht wäre das ein besseres Ziel als das Messen der Stimmung an vergangenen Zeiten?
                    Das mit der Stimmung muss dann ja automatisch nachziehen (ohne dass sie gleich bewertet wird), je weniger Angst (oder was halt Thema ist) man hat?
                    So hatte ich das auch gemeint:

                    Wenn ich mittlerweile von "Stimmung" spreche, meine ich damit nicht super-mega-cool-bombastisch-geil.

                    Sondern in der Tat "nur" das Ausbleiben der ganzen Depri-Angst-Symptome: Keine Sinnkrise mehr, keine Lustlosigkeit mehr, keine Antriebslosigkeit, keine negativen Gedankenkreisel, keine "grundlose" Ängstlichkeit mehr. Je weniger all das präsent ist, umso besser geht's mir. Deswegen ist ja "super" bei mir auch durch 99%-ige Symptomlosigkeit definiert
                    Ansonsten brauche ich drum herum kein Party-Programm oder mega-tolle Erlebnisse. Ich würde mich "nur" einfach gern wieder mehr auf Unternehmungen und Hobbies freuen, ohne daß von irgendwoher aus meiner Tief gleich Druck und Streß und Zweifel entstehen. Meine Tage "leben", so, wie ich es früher lange Zeit hoffentlich/womöglich getan habe, ohne mich mit dem Augen-Aufschlagen erstmal aus den Tentakeln des Depri-Angst-Sumpfes befreien zu müssen.

                    Klar kann ich ansonsten, wie schon so viele Mal gesagt, wahrscheinlich wirklich nicht ernsthaft klagen, weil es Menschen gibt, denen es deutlich schlechter und dreckiger geht. Es gibt so viel, was ich trotz meiner Beeinträchtigungen noch erreiche, und ich habe ja auch meine glücklichen und zufriedenen Momente, Phasen und manchmal auch Stunden.

                    Aber einfach mal wieder dauerhaft den ganzen Streß und Druck loswerden, mich mal wieder über eine längere Zeit am Stück immer wieder auch losgelöst und entspannt fühlen, wobei es dazwischen gleichzeitig natürlich auch mal etwas hektischer zugehen darf; das war auch früher nicht anders. Aber früher war's kein Dauerzustand.

                    Von der schlechten Stimmung bleibt ein langes Quälen und eine grausige Zeit, auch intensiver wahrgenommen als sie vielleicht war.
                    Das ist ja mittlerweile auch wissenschaftlich-neurologisch bestätigt, daß Negatives immer nachhaltiger im Gedächtnis bleibt als Positives - das ist mal wieder über unser Steinzeiterbe zu erklären, wonach damals Negatives fast ausnahmslos gleichzeitig auch lebensgefährlich war. Anders als heute.


                    Aber wie gesagt:
                    Auf eine gewisse Art und Weise bin ich da schon "bescheiden": Ich wünsche mir nicht die absolute Glückseligkeit auf Erden. Auch kein permanentes Dauergrinsen und -lachen im Gesicht - das wäre alles illusorisch.

                    Aber einfach die Chance und Fähigkeit, schneller wieder zur Ruhe, Ausgeglichenheit, Zufriedenheit und innerem Frieden zurückzugelangen nach einer stressigen Phase, ohne, daß mein vegetatives System jeden Tag immer wieder durch die Decke geht (und sei es auch nur ein bißchen durch die Decke - durch die Decke ist durch die Decke und unverhältnismäßig). Weiterhin die Chance und Fähigkeit, nicht nur zu wissen, daß alle Gedanken nur Gedanken sind und mir nichts anhaben können, solange ich ihnen keine Macht gebe - sondern dieses Wissen auch wirklich zuverlässig anwenden zu können, so daß meine Gedanken dann wirklich nur noch wie Wolken am Himmel vorüberziehen.

                    Ein Ausbleiben der Symptome würde es mir ferner ermöglichen, auch für Genuß nicht mehr so kämpfen zu müssen, wie ich es aktuell manchmal muß, wenn ich zwar einerseits etwas grundsätzlich schönes mache, mich andererseits aber irgendein dunkler Teil meiner Depri-Angst aus dem Hintergrund zu drangsalieren versucht.

                    Kommentar



                    • Re: Der Anteil von Gedanken und Gewohnheiten an Depressionen und Angststörungen

                      Wenn ich so an mich denke, komme ich immer wieder zu dem Ergebnis dass die Wurzel allen Übels in der Lebenseinstellung liegt, die auch verhindert unbeschwertes unbeschwert leben zu können.
                      Also doch ein Umdenken?
                      Das funktioniert aber nicht, wenn dem die eigene Meinung entgegensteht die über Jahrzehnte gebildet und verfestigt wurde, da kommt kein Argument gegen an, man weiß immer ein gegen Argument und hat die praktische Erfahrung dass es auch genau so ist.

                      Eigentlich müsste man sich sagen können, es wird sicher wieder besser und die trüberen Tage vorbeiziehen lassen, mit einem großen Vertrauen in die besseren Tage die danach kommen.
                      Geht aber auch nicht, weil Alex, wir denken einfach zu viel.

                      Kommentar


                      • Re: Der Anteil von Gedanken und Gewohnheiten an Depressionen und Angststörungen

                        Eigentlich müsste man sich sagen können, es wird sicher wieder besser und die trüberen Tage vorbeiziehen lassen, mit einem großen Vertrauen in die besseren Tage die danach kommen.
                        Sagen wir mal so:
                        Was mich betrifft, so wäre ich wahrscheinlich schon lange verzweifelt, wenn ich nicht aus der Erfahrung der letzten Jahre heraus ganz genau wüßte, daß es auch wieder bessere Tage geben wird.
                        Blöderweise habe ich aber eben auch die Erfahrung gemacht, daß es dazwischen auch immer wieder schlechtere Tage gibt bzw. weniger gute. Und beides so ca. 2x im Monat: 1-2 Wochen geht's gut, dann geht wieder 1-2 Wochen nicht so gut, dann geht's wieder besser... Ganz selten, daß es mal für drei Wochen gut bleibt; spätestens dann geht's aber auch wieder (leicht) bergab.

                        Geht aber auch nicht, weil Alex, wir denken einfach zu viel.
                        Wie wahr, wie wahr

                        Blöderweise ist das ja aber eben auch so ein Spagat:
                        Auf der einen Seite soll man achtsam und bewußt sein. Sich mehrmals am Tag ein bißchen Zeit nehmen, auf die eigene Stille im Inneren zu lauschen, der eigenen inneren Stimme zuzuhören. Gleichzeitig soll man aber auch nicht zuviel denken.

                        So ein kleines bißchen widerspricht sich das für mich...

                        Obgleich mir irgendwo auch bewußt ist, daß da zwei verschiedene Ebenen gemeint sind: Die innere Stimme und Stille kommen aus dem wirklichen Selbst, die Gedanken vielfach aus dem Ego. Und das Ego läßt sich dummerweise nicht so leicht zum Verstummen bringen, auch nicht für nur zwei oder drei Minuten , wie jeder schonmal erfahren durfte, der versucht hat zu meditieren

                        Andererseits kann aber gerade eine gesunde Rationalität aus den Gedanken sehr wohl zu einer Mäßigung der Gedanken beitragen und damit auch dazu, daß bestimmte negative Gedankenkreisläufe und schlimmstenfalls Suizidabsichten nicht die Oberhand gewinnen.


                        Manchmal gucke ich mir an, was ich alles gelernt habe, und denke mir dann "eigentlich müßte ganz einfach sein". Ich sehe den Schlüssel fast vor mir.
                        Und dann wieder betrachte ich den steinigen Weg, der hinter mir liegt und den, der vor mir liegt und sehe, daß es ganz so einfach dann auch wieder nicht ist...

                        Oder sind die ganzen Steine und Felsbrocken nur Projektionen meiner Gedanken auf einem ansonsten eigentlich ganz leichten Weg...
                        Dann müßte ich sie ja eigentlich mit dem richtigen Zauberwort nur zum Verpuffen bringen können...


                        Am langen Ende ist es wirklich das, was wir schon so oft miteinander besprochen haben: Unser Heute ist ein Ergebnis eines mehr oder minder langen Weges, und genauso, wie sich die Räder eines Karren in den Boden graben, hinterläßt auch unser Lebensweg Furchen. Ohne einen ordentlichen, grundlegenden reinigenden Regen bleiben die. Sie erodieren ein wenig, werden ein wenig unscheinbarer - aber ganz weg gehen sie leider niemals. Man kann auch nicht mehr zurück und den gleichen Weg auf andere Weise neu gehen, um andere Furchen zu graben. Man kann nur versuchen, auf dem weiteren Weg langsam aber sicher die Spur zu wechseln - aber das erfordert leider viel Zeit, Geduld und manchmal auch Kraft - so ein Karren mit seinem Gewicht gräbt sich seine Furchen ohne präzisere / achtsame Steuerung ja nicht ohne Grund genau da, wo er sie sich gräbt... wenn's links und rechts daneben leichter ginge, würde er es tun.

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                        • Re: Der Anteil von Gedanken und Gewohnheiten an Depressionen und Angststörungen

                          Ich glaube das in sich hinein Horchen ist vor allem dann gut wenn man es erst einmal nicht bewertet und zerdenkt.
                          Wenn du dann, nach langer Übung nicht darüber nachzudenken, in dir hörst dass etwas vollkommen gegen dein Gespür geht, du etwas tun sollst was du gar nicht willst, etwas zu erreichen suchst was dir zu viel ist, dann sollte man das ändern.
                          Ich glaube aber die Knackpunkte in dir, die nimmst du erst wahr wenn du gelernt hast sie hinzunehmen und die Relevanz sich erst dadurch heraus kristallisieren kann, indem man nicht über jeden Punkt der erscheint grübelt, sie kommen dann von alleine zum Vorschein.

                          Ja der Karren, wenn er so festgefahren ist muss man manchmal lange warten bis die rettende Idee kommt um ihn wieder aus dem Dreck zu ziehen, oder jemand vorbei kommt der einem dabei hilft.;-)

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