#}
  • Sie können sich hier registrieren, um Beiträge zu schreiben. Registrierte Nutzer können sich oben rechts anmelden.

Wie gewöhnt man Kleinkind an Brille u. Pflast

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Wie gewöhnt man Kleinkind an Brille u. Pflast

    Unser Kleiner (1 1/2 Jahre) hat die Woche eine Brille bekommen (weitsichtig, Begleitschielen) und wir sollen ihm 3 Stunden das gute Auge zukleben. Die Brille und das Pflaster reisst er sich sofort runter. Wir haben schon alles versucht mit Belohnungen, aber vergeblich. Wir sind für jeden Tipp dankbar.


  • Re: Wie gewöhnt man Kleinkind an Brille u. Pflast


    Hallo, nun, da teilen Sie das Schicksal vieler Eltern, die die ungeliebten Seiten einer Schielbehandlung gegenüber ihrem Kind durchsetzen müssen. Es ist verständlich, dass sich Ihr Sohn das Pflaster herunterreißt, da hiermit sein besseres Auge verschlossen wird, und er mit seinem schlechteren sehen soll. Die ungewohnte Brille bringt ihm auch mehr Ungemach als eine spürbare Verbesserung. Der einzige Weg, die Toleranz für diese Behandlungen zu fördern, liegt in Ihrer Geduld, die größer sein sollte, als die Aversion Ihres Sohnes. Wichtig ist: Lassen Sie sich auf keine Kompromisse ein, etwa das Pflaster auf das Brillenglas zu kleben o. ä., sondern versuchen Sie konsequent, ihm die Brille aufzusetzen und das entsprechende Auge mit dem Okklusionspflaster zu verschliessen.

    Es hilft in der Regel, wenn man Kinder in dieser Situation mit visuellen Anreizen (Bilderbuch, Gameboy, Fernsehen etc.) beschäftigt, zumindest während der Okklusionsdauer. Gerade diejenigen Beschäftigungen, die bei Eltern regelmäßig für Kopfschütteln und Unverständnis sorgen, nämlich ein Gameboy oder das Fernsehen, sind sehr gut geeignet, zumindest während dieser Zeit Pflaster und Brille zu tolerieren. Darüber hinaus sind diese Aktivitäten ein glänzendes Training für das schielende Auge! Hier kann man also durchaus den Kindern - auch mit pädagogisch ungeliebten Massnahmen - entgegenkommen und auch noch die visuelle Beanspruchung für die Behandlung nutzen. Voraussetzung ist natürlich, dass ein Kind in diesem Alter bereits entsprechend an TV und Spielen interessiert ist. Es macht keinen Sinn, ein Kind zu okkludieren, wenn es döst oder gar schläft. Fragen Sie den behandelnden Spezialisten, ob es ggf. möglich ist, die Teilzeit-Okklusion von 1x3 Stunden täglich auf 3x1 Stunden zu verlagern, wenn dies Ihrer Ansicht nach die Bereitschaft zum Tragen erhöht. Achten Sie dabei auf ein gewisses Maß an visueller Belastung (wobei wir wieder beim TV oder anderen geeigneten Beschäftigungen wären...). Sollten Sie selbst Brillenträger sein, machen Sie ein Ritual daraus, die Brille zusammen mit Ihrem Sohn aufzusetzen. Er sollte dann eigentlich akzeptieren, dass dies zum täglichen Leben dazugehört. Ansonsten schaffen Sie sich im schlechtesten Falle eine Brille an (mit Fensterglas, also ohne optische Wirkung) und versuchen auf diese Weise, eine Art Normalität für das Tragen herbeizuführen.

    Das A und O einer solchen Behandlung ist wie gesagt: bleiben Sie konsequent und setzen Sie sich durch! Es dauert vieleicht ein paar Tage, aber Sie werden zuguterletzt Erfolg damit haben, auch wenn es vielleicht etwas martialisch anmutet. Einem Kind ist solch eine Behandlung durchaus zuzumuten, und sie steht in einem absolut vertretbaren Verhältnis zu ihrem Sinn und Zweck. Wenn man erst später mit der Behandlng einsetzt, ist die wichtigste Phase der Sehentwicklung bereits vorbei und die Wahrscheinlichkeit von irreversiblen Schäden steigt enorm. Aus diesem Grund ist es so wichtig, bereits sehr frühzeitig mit der Therapie zu beginnen.

    Noch ein Hinweis: erwarten Sie kein Verständnis von Ihrem Sohn für diese Maßnahme. Er wird es nicht aufbringen. Es ist eine Tortur, die manchmal nur mit Zwang durchgehalten werden kann. Lediglich die Rahmenbedingungen (Spielen, TV) können ihm hierbei Entlastung bringen und ggf. die Toleranz abfordern. Wenn er etwas älter ist, wird es sehr viel leichter werden, diese aufzubringen, und man kann ihm dann auch erklären und verständlich machen, wozu die Behandlung gut ist. Viel Erfolg!

    Kommentar


    • Re: Wie gewöhnt man Kleinkind an Brille u. Pflast


      Guten Abend,
      da haben Sie bereits eine ziemlich perfekte Antwort bekommen. Ich kann unterstreichen: Anreize, die Ihr Sohn gerne sieht (Bilderbuch ansehen, Fernsehen usw.) sind tatsächlich am besten geeignet.
      Mit freundlichen Grüßen,
      PRiv.-Doz. Dr. A. Liekfeld.

      Kommentar


      • Re: Wie gewöhnt man Kleinkind an Brille u. Pflast


        Danke, aber so richtig hat er sich immer noch nicht daran gewöhnt. Manchmal reisst er sich immer noch alles runter. Ich habe deshalb noch Fragen an die Experten. Könnte es sein, dass die Brillenwerte nicht stimmen? Wie groß ist die Sicherheit bei Kleinkindern, die ja nur vermessen werden und noch nicht sagen können, ob es besser oder schlechter ist? Bekommen sie direkt die stärkste Korrektur? Wir überlegen, ob wir noch eine weitere Messung bei einem anderen Arzt machen lassen sollen.
        MfG Milena

        Kommentar



        • Re: Wie gewöhnt man Kleinkind an Brille u. Pflast


          Das Wichtigste an einer genauen Bestimmung der Fehlsichtigkeit (Refraktionsmessung) ist eine konsequente Vorbereitung mit entsprechenden Tropfen (Zykloplegika), entweder in der Praxis des Augenarztes oder zu Hause durch die Eltern (hier wird i. d. R. 3 Tage lang Atropin getropft). Die Untersuchungmöglichkeiten selbst hängen sicherlich auch entscheidend von der Mitarbeit des Kindes ab. Dabei schaut es bei der Messung entweder in einen Apparat (Refraktometer), oder der Arzt wird eine so genannte Skiaskopie durchführen, bei der der kleine Patient nur ein Licht fixieren muß. Im Allgemeinen jedoch entsprechen bei einem versierten Untersucher und guter Mitarbeit des Patienten die ermittelten Werte ziemlich genau den objektiv vorhandenen Brechungsverhältnissen.

          Bei Kleinkindern wird keine "subjektive" Refraktionsbestimmung mit Angaben zur Sehschärfe unternommen, sondern die objektiv ermittelten Werte werden direkt abzüglich 1/2 Dioptrie Sphäre als Brille verordnet. Trotz dieses geringen Abzugs nennt man dies eine Vollkerrektur. Eine Überprüfung der Messung findet meistens nach etwa 1/2 Jahr statt. Eine 2. Meinung bzw. weitere Untersuchung bei einem anderen Arzt ist zwar legitim, bringt jedoch meistens keine wesentlich anderen Werte, wenn die Untersuchung denn korrekt durchgeführt wurde. Zudem würde eine neuerliche Untersuchung mit Tropfen die Akzeptanzschwelle Ihres Kindes nicht gerade erhöhen und nur weiter den Unmut hinsichtlich der Behandlung schüren.

          Ansonsten: wenn Ihr Sohn sich die Brille nur noch "manchmal" herunter reisst, dann sind Sie doch schon ein ganzes Stück weiter. Brille und Pflaster werden auch gerne zum Gegenstand von Auseinandersetzungen gemacht. Müsste keine Brille getragen werden, würde vermutlich ein Spielzeug aus dem Fenster fliegen. Geben Sie Ihrem Kind noch etwas Zeit, haben Sie Geduld und Sie werden Ihr Ziel erreichen. Viel Erfolg!

          Kommentar


          • Re: Wie gewöhnt man Kleinkind an Brille u. Pflast


            Hallo, ich habe zwar keinen Tipp, wie man das Kind dahin bekommt, aber neulich ein Gespräch mit einer Ergotherapeutin über diese Pflaster gehabt. Sie ist spezialisiert auf Neurofeedback und meinte, die Pflaster verhindern, daß im Gehirn die Verschaltung beider Hirnhälften richtig erfolgt und sie könne von solchen Pflastern nur abraten. Vielleicht solltet Ihr Euch mal diesbezüglich nochmal bei einem Neurologen o.ä. erkundigen? Gibt es andere Möglichkeiten außer Pflaster? Gewöhnung an Brille allein ist sicher schon viel verlangt von so einem kleinen Menschen. Viele Grüße Heike

            Kommentar


            • Re: Wie gewöhnt man Kleinkind an Brille u. Pflast


              Mein Rat an dieser Stelle: lassen Sie sich zu dieser Aussage einmal seriöse und nachprüfbare Quellen nennen, die in diesem Zusammenhang den Aspekt einer Okklusionsbehandlung bei Schielen/Amblyopie betrachten. Hier werden leider Äpfel mit Birnen verglichen - wie so häufig. Okklusionsbehandlungen sind bei entsprechender Indikation seit Jahrzehnten die Therapie der Wahl. Neurophysiologische Auswirkungen, wie sie hier geschildert werden, mögen vorkommen, wenn man ein Auge dauerhaft über Wochen und Monate verschliesst. Das hat jedoch rein gar nichts mit den hier diskutierten Behandlungsmaßnahmen zu tun. Sicherlich ist das Tragen einer Brille - und in entsprechenden Abständen eines Pflasters - gewöhnungsbedürftig und für die meisten Kinder nicht unbedingt erfreulich. Noch unerfreulicher ist jedoch eine unbehandelte Amblyopie (funktionelle Schwachsichtigkeit), die im schlechtesten Fall einer einseitigen Blindheit gleichgesetzt werden kann, und die ab einem gewissen Alter nicht mehr zu behandeln ist, auch nicht mit einer Brille und schon gar nicht mit einer Operation. Besonders problematisch wird es, wenn in solch einer Situation dem gesunden Auge durch Krankheit oder Unfall etwas zustösst. Was das bedeutet, kann sich auch ein Laie ausmalen. Stellt man dieses Risiko dem Aufwand einer Okklusionsbehandlung gegenüber, ist die Handlungsempfehlung aller augenheilkundlichen Fachleute und Spezialisten eindeutig.

              Kommentar



              • Re: Wie gewöhnt man Kleinkind an Brille u. Pflast


                @ strabologe
                Über die Okklusionstherapie als wirkungsvolle Therapie sind wir uns immer im Klaren gewesen. Das war für uns nie eine Frage. Nur eben die Gewöhnung an die neue Situation war unser Problem. +8 und +6,5 sind ja auch nicht gerade ein "Pappenstiel" für die erste Brille. Aber inzwischen klappt es immer besser, Nur wenn es beim Puzzlen nicht so geht, wie er will, weil er einäugig die Tiere nur schwer ins Puzzle hineinbekommt, kommt es noch gelegentlich zu Wutausbrüchen, weil er ohne Pflaster und Brille vorher damit nie Schwierigkeiten hatte. Für Ihre Ausführungen bedanke ich mich.
                Milena

                Kommentar


                • Re: Wie gewöhnt man Kleinkind an Brille u. Pflast


                  Hallo Milena, da haben Sie sicherlich Recht: Brillenwerte von +8,00 und +6,50 sind nicht gerade wenig, zeigen aber auch, wie wichtig eine Korrektur ist. Ansonsten klingt es doch schon viel besser als zu Beginn. Die kleinen Wutausbrüche sollten Sie Ihrem Sohn gönnen (wenn sie eine Ausnahme bleiben). Vielleicht hilft es ihm ja auch, wenn Sie sich einmal ein Pflaster auf's Auge kleben und versuchen, die Puzzle-Steine korrekt zu plazieren. Und Ihnen zeigt es, wie es ist, wenn man auf einmal kein räuliches Sehen mehr hat - wenigstens temporär.

                  Ich freue mich, dass Sie auf einem guten Weg sind und wünsche Ihnen alles Gute weiterhin!

                  Kommentar

                  Lädt...
                  X