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Existenz- und Zukunftsängste

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  • Existenz- und Zukunftsängste

    Ich (Mann, 50, Akademiker, verheiratet, 2 Söhne im Alter 19 und 21) würde gerne hier im Forum um Rat fragen.

    Ich habe schon seit vielen Jahren Ängste:

    -Existenzängste

    -Zukunftsängste

    -Ängste etwas nicht zu schaffen (vor allem im Beruf, obwohl mir stets eine sehr gute Leistung bescheinigt wird)


    Das führt phasenweise auch zu depressiven Verstimmungen (Depressionen?) bei mir. Und die Existenzängste beschränken sich nicht nur auf mich, sondern beziehen sich auch auf meine Söhne: dass sie z.B. das Studium nicht schaffen oder keine Partnerinnen finden und vereinsamen.

    Ich hatte schon als Kind (im Kindergarten-/Grundschulalter) schlimme Alpträume, aber ich traute mich nie, zu meinen Eltern zu gehen, um dort Trost zu suchen. Ich musste das immer alleine aushalten. Auch heute noch habe ich des öfteren Alpträume. Darüber hinaus haben mich meine Eltern mit sehr wenig Selbstwertgefühl ins Leben entlassen.

    Ich habe in 2004 eine Psychotherapie begonnen und diese ca. 10 Jahre gemacht. Dies hat mir auch bei meinem Selbstwert deutlich weiter geholfen. Allerdings nicht bei meinen Ängsten. Die Aussage des Therapeuten war, dass sich Ängste nur dadurch auflösen, dass man die Erfahrung macht, dass die Befürchtungen nicht eintreten. Das kann ich z.B. bei einer Aufzugsphobie auch nachvollziehen, aber das hilft mir nicht bei diesen „langfristigen“ Ängsten wie Existenzangst/Zukunftsangst. Letztendlich habe ich die Therapie beendet, weil ich das Gefühl hatte, dass mir der Therapeut nicht mehr weiterhelfen kann/will.

    Lange Rede, kurzer Sinn: Wie kann ich bei der Bekämpfung meiner Ängste weiterkommen? An wen kann ich mich wenden? Welche Methoden stehen zur Verfügung?

    Bitte um Rat von Dr. Riecke, und natürlich von Usern, die ähnliche Probleme haben (was hat Euch geholfen, mit was habt Ihr gute Erfahrungen gemacht?).


  • Re: Existenz- und Zukunftsängste

    Die Aussage des Therapeuten war, dass sich Ängste nur dadurch auflösen, dass man die Erfahrung macht, dass die Befürchtungen nicht eintreten.
    Im Prinzip stimmt das, man könnte auch sagen, man verliert die Ängste wenn man sich nicht mehr vor dem fürchtet was da kommen könnte, was dann weitaus mehr Ansätze zulässt als wenn man es immer durchleben müsste.

    Was oft hilfreich ist, ist z.B. die Zukunftsängste genau zu beleuchten, vor was genau hast du Angst?
    Dann das Eintreten dieses Szenarios durchspielen, sich vorstellen du wärst in dieser Situation, was kann dir dann passieren?
    Ist es wirklich so dramatisch den Job zu verlieren, womöglich von sozialen Leistungen abhängig zu werden, was wäre daran das Schlimmste?
    Es geht trotzdem weiter und es gibt immer Möglichkeiten damit klar zu kommen, Alternativen zu finden, daran geht man nicht zugrunde.

    Im Bezug auf die Kinder, du hast versäumt mit deren älter werden auch Verantwortung auf sie zu übertragen, Stück für Stück los zu lassen.
    Sie sind erwachsen, sicher ist es gut wenn Papa immer noch mit Rat und Tat im Hintergrund ist, aber was sie mit ihrem Leben anstellen ist ihr Ding, nicht mehr deins.

    Man kann durchaus durch die Vorstellung von Szenarien und das Durchleuchten dieser, Ängste verlieren, einmal weil die Folgen dann doch nicht gar so schlimm sein werden wie man sich das vorstellt und zum anderen indem man lernt Dinge die man nicht beeinflussen kann zu akzeptieren, auf sich zukommen zu lassen und nicht mehr drüber zu grübeln, weil das rein gar nichts bringt.

    Es ist sehr hilfreich bei solchen Gedankenspielen einen kompetenten gegenüber zu haben, der an den richtigen Stellen nachhakt und dafür sorgt dass man versteht was hinter den Ängsten steckt, die ausgemalten Szenarien manchmal nur Symptom sind, als etwas wirklich bedrohliches.

    Hat dein Therapeut keine solchen Gespräche geführt Und mit dir ähnliche Szenarien weiter gedacht?
    Dazu werden oft Rollenspiele bemüht, die dann sozusagen den Fahrstuhl darstellen, dem du dich stellen musst.
    Du hast zehn Jahre Therapie gehabt (durchgehend?) und dieses Thema wurde vollkommen ausgeklammert, außer diesem einen Rat dass man erleben muss wovor man Angst hat, um sie zu verlieren?

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    • Re: Existenz- und Zukunftsängste

      "dass sich Ängste nur dadurch auflösen, dass man die Erfahrung macht, dass die Befürchtungen nicht eintreten."

      Das sollte man etwas modifizieren: Dass dies bei den Zukunftsängsten nicht funktioniert, haben Sie schon selbst erfahren. Daher wird in verschiedenen Psychotherapieverfahren anders argumentiert -- so ähnlich wie bei einigen phobischen Störungen.

      Tired hat das in ihrem Beitrag auch schon
      angesprochen. Versuchen Sie doch mal die Varianten der befürchteten Ereignisse gedanklich herauf zu beschwören. Z.B. was mache ich, wenn ich einen Infarkt bekomme ... Wo könnte ich mich bewerben, wenn ich meine Stelle verlöre ... usw.

      Dann müssten Sie sich mit den Hilfen bzw. Lösungen befassen und werden am Ende feststellen, dass es immer einen Weg gibt.

      Das Prinzip dabei ist, den Ängsten das Unbestimmte zu nehmen, sie konkret werden zu lassen, da man sich nur dann ihnen stellen kann.

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      • Re: Existenz- und Zukunftsängste

        Hallo, danke erst mal für die Antworten.
        Ich möchte noch betonen, dass es sich nicht nur um materielle Ängetse handelt. Ich habe Ängste vieler Art:
        -Angst im Beruf eine Aufgabe zu bekommen, die mich aus meiner Sicht überfordert bzw. die ich nicht erfüllen kann
        -Angst, dass ich meinen Söhnen zu wenig Selbstwert mitgeben konnte und dass sie im Leben die gleichen Probleme haben werden wie ich
        -Angst, dass mein ältester Sohn auf Dauer vereinsamt (er geht abend so gut wie nicht mit Leuten aus seinem Alter aus)
        -...

        Wäre in meinem Fall eine Selbshilfegruppe o.ä. oder sowas wie Meditation, Yoga, Zen (buddhistisch) empfehlenswert? Oder doch eher ein klassischer Psychotherapeut/-in?



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        • Re: Existenz- und Zukunftsängste

          Bei Ängsten ist alles empfehlenswert was hilft, da heißt es probieren geht über studieren.
          Meditationen und Sport sind die Klassiker, gerade Sport ist etwas dass immer eine positive Wirkung zeigt, eigentlich bei jedem.

          Eine Therapie würde ich dennoch ins Auge fassen, zusätzlich zur Selbsthilfe und vielleicht bei einem neuen Therapeuten.

          Kommentar


          • Re: Existenz- und Zukunftsängste

            "vielleicht bei einem neuen Therapeuten"

            Unbedingt! Wenn Sie 10 Jahre Psychotherapie hatten und sich nur der Selbstwert gebessert hat, kann man damit nicht zufrieden sein.

            Ihr Vorhaben oben (Yoga, Meditation ...) ist eine gute Idee. Vor allem Gruppensituationen sind bei Ihnen vermutlich besonders wirksam, auch wenn Sie möglicherweise Vorbehalte dagegen haben.

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            • Re: Existenz- und Zukunftsängste

              Hallo Tim,

              neben dem was bisher schon geschrieben wurde, wollte ich dir vielleicht noch mit auf den Weg geben, dass KEINER perfekt sein muss!

              Was kann schon passieren, wenn du mal eine Aufgabe auf deiner Arbeit nicht schaffst? Ich "vermute" das das größte Problem sein wird, dass du von dir selbst enttäuscht sein wirst .... Richtig?
              Aber warum? Du musst dir immer vor Augen halten, dass auch die anderen Menschen nicht alles können (und sind sie noch so gut in Ihrem Job). Du musst nur eines machen > Dein Bestes geben!
              Den damit sollte man dann immer gut leben können.
              Vielleicht stellt du an dich selbst auch "hohe Anspüche" ....

              Ich hab gut reden .... aber nur weil ich die gleichen Ängste habe
              Aber ich habe inzwischen auch gelernt es "anders" zu betrachten

              Früher hätte ich z.B. nie eine Aufgabe abgelehnt oder mich tagelang damit beschäftigt um die Lösung zu finden. Heute sage ich mir: "Ich bin eine Angestellte und muss nicht alles können. Dafür gibt es auch einen Chef oder höherrangige Mitarbeiter."
              Entsprechend habe ich gelernt auch mal nein zu sagen oder eben nicht tagelang nach einer Lösung zu suchen. Klar "ärgert" es einen auch irgendwie aber was solls .....
              Ich will nicht perfekt sein und man muss das auch nicht! Schrecklich wenn jeder Mensch perfekt wäre ....

              Tja und die Söhne. Da schreibt Tired:
              Im Bezug auf die Kinder, du hast versäumt mit deren älter werden auch Verantwortung auf sie zu übertragen, Stück für Stück los zu lassen.
              Also das kann ich jetzt deinem Erstposting so nicht entnehmen würde jetzt auch nicht solche Rückschlüsse ziehen. Nicht bei dem wenigen "Input" ... liest und filtert ja aber jeder so wie er es für sich möchte ..

              Das du Angst hast, dass deine Söhne das Studium nicht schaffen könnten, ist völlig "normal". Das haben so gut wie alle Eltern, die sich eine gesicherte Zukunft für Ihre Kinder wünschen.

              ABER, ist ein geschafftes Studium wirklich eine sichere Zukunft? Kann nicht auch ein zu großer (indirekter) Druck auch unschön für die Kinder sein. Ich mein, wenn die Kinder wissen, dass der Papa Angst hat sie könnten das Studium nicht schaffen, dann haben die natürlich Angst "zu versagen" .... Das ist vermutlich auch deine "häufige Angst".
              Aber wir versagen nicht, nur weil wir nicht perfekt sind!
              Vielleicht wurde dir das in deiner Kindheit oft suggeriert und genau das steckt dir vermutlich immer wieder im Nacken.

              Ich kenne das nur zu gut. Meine Mutter sagte auch immer zu mir (und sagt es noch heute) > Du bist nichts, du kannst nichts und häßlich bist du auch! Ich hab auch meine Phasen wo mich das fertig macht aber dann hab ich auch die Phase wo ich sage: "Dann ist das halt so! Ich weiß genau was ich kann und was nicht. Und ICH muss damit leben können und nicht meine Mutter!
              Meine "Angst" war immer, dass ich genau diese unschönen Worte auch meinem Sohn mit auf dem Weg geben werden würde (also auch ohne das ich es merke). Aber das Gegenteil ist der Fall! Je weniger Liebe ich erfahren habe, um so mehr gebe ich an meinen Sohn weiter.

              Nimm das Leben wie es jetzt ist und handel so, dass du damit leben kannst (dein eigenes reines Gewissen hast). Aber gestehe dir auch mal ein, nicht perfekt sein zu können! Und versuche zu begreifen, dass man auch trotz "Mängel" oder dem "nicht perfekt sein" ein liebe- und wertvoller Mensch ist!

              Mach etwas was dir Freude bereitet. Yoga etc.pp. ist eine tolle Sache. Gruppensport oder ähnliches ebenso. Damit kannst du nichts falsch machen.
              Setz dich nicht unter Druck sondern "lebe" mit dem was du in dem Moment geben kannst und zu geben bereit bist

              Katzenague




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              • Re: Existenz- und Zukunftsängste

                Hallo Tim,

                bei so ernst zu nehmenden Ängsten würde ich unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Je besser eine Therapie auf dich abgestimmt wird, desto schneller kann man auch mit einer Besserung rechnen.

                Gute Besserung!

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