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Gefährliche Angst

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  • Gefährliche Angst

    Lieber Experte, liebe alle

    Seit ich ein kleines Kind war leide ich unter einer riesigen, allumfassenden Angst. Es ist die Angst vor der ewigen Einsamkeit nach dem Tod. Wo niemand und nichts mehr da ist, ausser einem ich, körperlos, das für alle Zeiten alleine ist. Diese Angst ist so schrecklich, da noch nicht mal der Tod Erlösung bringen kann, im Gegenteil, dann geht es ja erst richtig los. Dann gibt es keine Zeit und Welt mehr, nur noch etwas von mir, das für immer alleine ist, nicht flüchten kann, da ich da ja bereits tot bin... Es ist die schrecklichste Angst von allen. Aufgrund der komplexen PTBS geht meine Thera davon aus, dass ich auch hier etwas abgespalten habe. Nur geht es nicht, damit auch nur im Entferntesten Kontakt aufzunehmen und alle Anteile, mit denen wir bisher arbeite können, haben gleichermassen Angst davor. Zur Zeit helfen 300mg Tritico soweit, um die Angst etwas in Schach zu halten. Aber noch nicht so lange her ist sie mir wieder völlig entgleist. Um mich von ihr kurzzeitig ablenken zu können, habe ich mich flächig über Feuerzeugen drittgradig selbst verbrannt, was fünf Hauttransplantationen nach sich zog. Nach einer davon landete ich (noch im Spital und unabsichtlich, die Mischung aus Opiaten und Vollnarkose hatte mich völlig verladen) mit einer derben Xanax-Überdosis auf der Intensivstation. Haben Sie schon je von einer ähnlichen Angst/Panik gehört? Kann sie wirklich von der kompl. PTBS kommen? Ich war mit 8 oder 9 bereits suizidal wegen ihr, ich habe so Angst, dass sie wieder kommt und es diesmal im Grab statt auf der IPS endet.
    Gesellschaft hilft bei diesen Angstanfällen nicht. Ich weiss dann ja, dass all die Menschen, die ich hier liebe, für die Ewigkeit nicht mehr da sein werden. Dann bin ich für immer allein.


  • Re: Gefährliche Angst

    "..der Tod Erlösung bringen kann, im Gegenteil, dann geht es ja erst richtig los."

    Wie war denn Ihre kindliche Prägung in religiöser Hinsicht?

    Sind Sie katholisch erzogen? Sehr gläubig?

    Mein erster Gedanke war, ob Sie sich nicht mal mit anderen Religionen - z.B. dem Hinduismus - befassen sollten.

    Auch hilfreich wären indianische Weisheiten. Die Definition von Tod einiger Indianerstämme würde Ihr Problem völlig in das Gegenteil verkehren.

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    • Re: Gefährliche Angst

      Liebe Lexi,

      ich denke diese Angst gehört tatsächlich zu deiner PTBS, passt auch zu deinen sonstigen Problemen, meinem Empfinden nach.

      Nach dem Tod alleine zu sein ist natürlich eine Möglichkeit, aber die unwahrscheinlichste, da es noch Millionen von anderen Möglichkeiten gibt.
      Vielleicht hast du auch Angst im Leben alleine zu sein, das ist man ja auch irgendwo und deshalb die Assoziation?

      Ich denke, wenn etwas vom Menschen übrig bleiben sollte, das alleine durch die Zeiten gehen muss, dann ist das schon ein Beleg dafür dass es nicht möglich ist alleine zu bleiben.
      Denn, es ginge jedem so und irgendwann findet man dann zwangsläufig wieder zusammen, denn man kann gar nicht alleine bleiben wenn abermilliarden von Menschen das gleiche Schicksal (den Tod) teilen, es ist nicht zu umgehen dass man sich begegnet.

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      • Re: Gefährliche Angst

        Ich wurde christlich, reformiert, erzogen. Mein Glaube hat mich schon oft vor dem sicheren, absichtlichen Suizid bewahrt, und ein Leben ohne das Christentum kann ich mir nicht vorstellen. Ich glaube an einen liebenden Gott und die Vergebung unserer Sünden, ernöglicht durch Jesus' Tod am Kreuz. Diese schreckliche Angst passt nicht in die Lehre Jesus'...

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        • Re: Gefährliche Angst

          … ich habe so Angst, dass sie wieder kommt und es diesmal im Grab statt auf der IPS endet.
          Nach dem Lesen deiner Zeilen gewinne ich irgendwie den Eindruck, dass die Angst derzeit schon präsent ist.
          Kann das sein?

          Dann bin ich für immer allein.
          Lexie, wir sind niemals allein.
          Selbst Verstorbene und deren Geist wird immer schützend ein Auge auf unser Leben auf Erden werfen. Das einzige was uns verlassen hat ist deren Körper, aber nicht ihr Geist.

          Mein Vater ist auch so früh verstorben und wir hatten nie ein inniges oder rosiges Verhältnis zueinander. Heute ist mir klar, dass es daran lag, dass auch er von zahlreichen Traumata geprägt war und sein Bestes versucht hat, was er tun konnte. Er hatte auch gute Seiten, nur waren diese nur sehr, sehr spärlich sichtbar, weil es extreme Narben getragen hat. Daher waren oftmals eher die schlechten Seiten im Vordergrund…

          Nichtsdestotrotz spüre ich sehr oft noch seine Anwesenheit und das er noch ein wachendes Auge über uns alle hat, ganz besonders in schlimmen dissoziativen Episoden, in denen sich mir jeglicher Weg versperrt, finde ich dank dieser Verbindung doch wieder rechtzeitig einen Ausweg.

          Du bist nicht allein und du wirst niemals allein sein, Lexie.

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          • Re: Gefährliche Angst

            Diese schreckliche Angst passt nicht in die Lehre Jesus'...
            In der Mitte des Jahres wurde bei mir auch eine komplexe Traumafolgestörung diagnostiziert - nach einem langen Leidensweg.

            Solch eine ausgeprägte Angst herrscht nicht in mir, allerdings kenne ich durchaus Phasen in denen man das Gefühl hat bald zu sterben.

            Zwischenzeitlich habe ich mich aber dem Buddhismus zugewandt und dort meinen Platz gefunden, denn auch ich bin immer einsam umher geirrt. Auch ich habe mich als gebrandmarkt betrachtet und keinen Sinn in einer Existenz, die von Fehlentscheidungen, Abbrüchen und ähnlichen geprägt war, gesehen.
            Doch dann, und zu dieser Erkenntnis muss leider jeder selbst kommen, habe ich mich dazu entschlossen in die Offensive zu wechseln.

            Die Erfahrungen, und zwar alle, haben ihren Zweck erfüllt, denn nun weiß ich wo ich hin möchte. Ich möchte mein eigenes erfahrenes Leid so gut wie möglich ausschöpfen um es anzuwenden, damit zukünftig weniger Menschen leiden müssen, sei es durch bahnbrechende Gesetze, öffentliche, politische Debatten oder neue Therapieformen.

            Was möchtest du gerne beruflich machen? Was sind deine Träume?
            In dir steckt so viel Potential

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            • Re: Gefährliche Angst

              Fortune, was Du geschrieben hast, über das nicht alleine sein, hat so gut getan. Diese Angst ist im Moment zum Glück nicht da, mit der könnte ich nicht mehr schreiben..

              Mein Berufswunsch war immer die Seelsorge. Deshalb war mir auch die Berufsmatur so wichtig, mit der es ja leider dank der Anorexie nicht geklappt hat.
              Ich wollte immer zu alten Leuten, besonders zu denjenigen in Pflegeheimen, die kaum noch jemanden haben. Sie sind und waren so stark, ich bewundere sie sehr. Sie haben überlebt, sie haben gekämpft, nicht aufgegeben. Und sie haben es so sehr verdient, dass nun auch jemand für sie da ist, ihnen zuhört, auf ihre Sorgen eingeht, ihnen die Hände hält, wenn sie schmerzen und kalt sind. Ich möchte so gerne einmal für sie da sein. Das ist noch ein weiter Weg von meiner jetztigen Ausbildung im HR-Bereich. Aber es lohnt sich, dafür zu kämpfen.

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              • Re: Gefährliche Angst

                Fortune, was Du geschrieben hast, über das nicht alleine sein, hat so gut getan.
                Gerne

                Aber es lohnt sich, dafür zu kämpfen.
                Das ist die richtige Einstellung!
                Wenn du dein seelisches Gleichgewicht wieder erlangt hast, steht deinen Plänen nichts im Wege.

                Und die älteren Menschen haben sicherlich jetzt schon eine Wahnsinns-Freude solch einen tollen Menschen, der aufrichtig ist, um sie zu haben. Also lohnt es sich

                Kommentar


                • Re: Gefährliche Angst

                  "Ich möchte so gerne einmal für sie da sein."

                  Könnten Sie das nicht jetzt schon ehrenamtlich tun?

                  Kommentar


                  • Re: Gefährliche Angst

                    Das wäre eine schöne Idee. Leider (naja, nicht "leider" in dem Sinn, ich tu es gerne) bin ich ehrenamtlich bereits als Aktuarin im Vorstand eines Vereins, der Frauen und Familien in finanzieller Not Überbrückungshilfe leistet und momentan reicht es kräftemässig noch nicht für beides :-( . Ich habe jedoch vor, einen mehrjährigen Kurs (jeweils alle 2 Wochen am WE) zu besuchen, dessen "Nachweis" mir dann reichen sollte, um ehrenamtliche Besuchsdienste in Altersheimen im seelsorgerischen Bereich (nicht als Ersatz für eine Pfarrperson, mehr als Begleitung) anbieten zu können für diejenigen, die sich darüber freuen.

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                    • Re: Gefährliche Angst

                      Zu dem "kräftemässig nicht möglich" ist es noch wichtig zu schreiben, dass ich 50% geschützt arbeite. Hier natürlich mit dem Ziel, so bald es geht zuerst zu einer nicht mehr so niederschwelligen Institution mit Büroarbeit zu wechseln und von da aus zurück ins "richtige" Arbeitsleben zu kommen. Dort könnte ich die Berufsmatur berufsbegleitend nachholen und mit dieser schlussendlich doch noch über mehrere Brücken zum Studium der Theologie gelangen. Nur muss ich dafür meine Krankheit (und so viel meiner Vergangenheit wie möglich) abschütteln.. einfach wird dieser Weg nämlich schon gesund nicht..

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                      • Re: Gefährliche Angst

                        ".. einfach wird dieser Weg nämlich schon gesund nicht.."

                        Es ist schön zu erfahren, dass jemand so zielstrebig ist.

                        Bald wird sich auch zeigen, dass Sie psychisch deutlich stabiler werden, wenn sich bei dem selbstlosen Tun für andere bedürftige Menschen Ihr Selbstwert gesunde Nahrung bekommt.

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