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Gerontopsychiatrie

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  • Gerontopsychiatrie

    Frage an Dr. Spruth und Teilnehmer mit Erfahrung zu diesem Thema
    Ich hatte Ende Oktober hier im Forum Rat gesucht wegen der Gewalttätigkeit meines Mannes bei der Körperpflege. Wir haben inzwischen ein neues Medikament (S.....l), was sich positiv auf die Nachtruhe auswirkt, aber die Gewaltbereitschaft nicht eingedämmt hat. Herr Dr. Spruth und der behandelnde Arzt haben eine Einweisung in eine Gerontopsychatrie angeregt. Nun kommen mir aber schreckliche Bedenken. Wie werde ich meinen Mann zurückbekommen? Werden die Patienten dort bettlägrig gemacht? Werden Sie beschäftigt oder werden nur Medikamente ausprobiert. Wird er als Zombie, als seelenloser Mensch zurückkommen? Wird dadurch vielleicht alles schlimmer. Wer hat Erfahrung? Wäre sehr dankbar für Infos. Grüsse Preston


  • Re: Gerontopsychiatrie


    Wie zum teufel kommt man auf solch schreckliche gedanken?! eine gerontopsychiatrie ist eine pflegeeinrichtung oder auch evtl. nur eine station wo demente sprich alzheimerkranke liebevoll umsorgt und gepflegt werden. dabei haben die pflegekräfte die aufgabe diese menschen zu beschäftigen, pflegen, zu fördern und zu fordern. sie sind gerade spezialisiert. leider gibt es in unseren regionen och nicht viele solcher einrichtungen, aber wenn sich die möglichkeit ergibt kann ich ihnen nur dazu raten. wie lange ihr mann dort bleibt hänt alleine davon ab, wie sie dies zulassen. haben sie die gerichtliche betreunung können sie ihn jederzeit wieder nach hause holen. es ist abe nicht ratsam ihen mann "hin u.her" zu schubsen. wenn sei an eine gute einrichtung geraten, akzeptiert er bald einen geregelten tagesablauf, wo er angenommen wird, seine selbständigkeit bewahren kann und durch eine rundumbetreuung verliert er evtl auch seine agressivität.
    mfg pama7

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    • Re: Gerontopsychiatrie


      Sehr geehrte Preston,

      wenn Sie sich auf die Suche nach meinen früheren Beiträgen aus dem letzten Jahr machen, werden Sie auch einige Worte bzgl. meinen Bedenken und den Schilderungen finden. Denn meinen Vater mussten wir letztes Frühjahr auch in eine Gerontopsychatrie bringen, er war schon im Delir, d.h. psychotische Erscheinungen, fast nicht mehr geschlafen etc.
      Ich wollte dies für meinen lieben Papi auch gar nicht, ich habe mir das so furchtbar vorgestellt (besondere Schwierigkeit, weil er zwar noch sehr fit war, aber nicht mehr kommunizieren konnte). Tja aber wir mussten dann Hals über Kopf, es ging gar nicht mehr anders. Es war wirklich sehr interessant dort, ich war selber jeden Tag dort, und habe viele Stunden da verbracht, auch mit anderen Patienten. Natürlich ist es anfangs sehr hart, weil der Patient ggf. in einer geschlossenen Station ist, dort einfach nicht zuhause und auf beengtem Raum. Aber ein Lob auf das Personal, das sich wirklich sehr einfühlsam und gut zu den Menschen dort verhält. Leider ist es natürlich schon so, dass ausrastende Menschen dort ruhiggestellt werden, aber normalerweise doch nur soviel und solange bis er sich beruhigt hat, was ja auch wichtig für den Patienten ist, denn jemand der ausrastet fühlt sich selber ja sehr schlecht. Die Rastlosigkeit meines Vaters anfangs wurde nur sehr sanft behandelt, d.h. das Personal hat ihn einfach bis zu einem gewissen Zeitpunkt wach bleiben lassen und hat ihn bei sich sitzen lassen, wenn alle schon im Bett waren, also keine Sorge. Der Sinn und Zweck ist ja dort, erstens eine bessere Diagnose zu erhalten, und vor allem eine geeignete Medikation. Dies eben unter Aufsicht, damit man die Reaktion feststellt und ggf. gegensteuern kann.
      Bei meinem Vater war es nach ca. 25 Tagen soweit, dass ich meinte jetzt reichts, es geht ihm jetzt gut genug, normalerweise sollte man mit mind. 4 Wochen rechnen. Er war jedenfalls vorher mit seinen Angstzuständen ein Zombie, es ging dann bergauf. Wobei ich von nicht spezialisierten Krankenhäusern, die auch mit sämtlichen Medikamenten hantieren schon gehört habe, dass die Leute wirklich nur ruhig gestellt wurden, und zu Zombies wurden. Beschäftigung gibt es in den Stationen nur bis zu einem gewissen Grad, das Gesundheitswesen gibt ja auch nicht mehr her. Und die Patienten sind ja, im Gegensatz zu einem Pflegeheim, nur vorübergehend da (hoffentlich).
      Haben Sie schon die Betreuung für Ihren Mann, wenn nicht ist es sehr anzuraten, da Sie selber Einblick in alles haben dürfen und besser das Gefühl haben, nicht ganz ausgeliefert zu sein. Wenn Sie es im Eilverfahren beantragen, dann bringt das schon was wenn es eingeleitet ist.
      Alles Gute und berichten Sie, wenn es was gibt
      Flieder

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      • Re: Gerontopsychiatrie


        Sehr geehrte Preston,

        Ihre Bedenken sind die vieler Menschen, die noch nichts mit der Psychiatrie zu tun hatten. Die Erfahrungen sind unterschiedlich, wie die vorangehenden Forenteilnehmer aber schon schilderten zum einen meistens gut und zum anderen gibt es keine spezialisierten Einrichtungen als Abteilungen für Gerontopsychiatrie für Krankheitsbilder wie die Ihres Mannes. Vielleicht schildern Sie uns einmal im Rückblick die eigenen Erfahrungen, wenn er wieder entlassen wurde?

        Mit freundlichen Grüssen,

        Spruth

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        • Re: Gerontopsychiatrie


          Herrn Dr. Spruth zur Kenntnis und allen, die Anteil genommen haben
          Ja ich möchte nun doch berichten, dass wir den Aufenthalt in der Geronto hinter uns haben und er uns leider bezüglich der Gewaltausübung meines Mannes bei der Körperpflege gar nichts gebracht hat. Er hat auch dort das Personal angegriffen und sie mussten ihn mit zwei Pflegekräften und grossem Zeitaufwand waschen und ankleiden. Abends haben sie ihn überhaupt nicht ausgezogen, Rasieren und Zähne putzen wurde vernachlässigt, weil so viel Zeit und Kraft für die Grundpflege gebraucht wurde. Duschen und Haare waschen kam gar nicht vor. Unglücklicherweise haben sie ihn tagsüber in Windeln gesteckt, die seitlich fest verklebt waren, so dass er seit dem Aufenthalt auch noch inkontinent ist. Da er nicht mehr weiss, wozu ein Bett ist, hat er häufig auf einem Stuhl geschlafen und ich habe ihn mit ganz dicken Beinen zurückbekommen.
          Das Personal war lieb und geduldig, aber zwei Pflegekräfte bei 17 Patienten können sich ja auch nicht zerteilen, wenn jemand so schwierig ist. In dem abschliessenden Bericht wurden die Reaktionen meines Mannes als "heftige Impulsdurchbrüche" bezeichnet.
          Als ich ihn eben zu Bett bringen wollte, habe ich wieder zwei Fausthiebe gegen Kinn und Brust bekommen, er hat viel Kraft. Es scheint wirklich keine Hoffnung mehr für uns zu geben, den Alltag irgendwie zu bewältigen. Er bekommt jetzt abends Dominal und wenigstens die Nächte kann ich nun schlafen.
          Mein Mann war ein liebevoller und friedfertiger Mensch. Die Krankheit hat ihn unberechenbar gemacht. Nach wie vor bin ich für jeden Tip dankbar. (Note für Flieder: ich habe seit langem die gesetzliche Betreuung)
          Preston

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          • Re: Gerontopsychiatrie


            Sehr geehrte Preston,

            könnten Sie evtl. noch einmal schreiben, was Ihr Ehemann bisher an Medikamenten erhielt und wie lange?

            Mit freundlichen Grüssen,

            Spruth

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            • Re: Gerontopsychiatrie


              Hern Dr. Spruth, gerne gebe ich Ihnen die gewünschte Info. Im Januar 2003 haben wir mit Aricept angefangen, abgelöst von Reminyl im Mai 2004, ab September 2004 zusätzlich Exelon. Ab Dezember 2005 nur noch Axura. Im August 2006 ausgeschlichen. Seitdem keine direkten Alzheimer Medis mehr, sondern Seroquel seit Okt. 06 und seit dem Aufenthalt in der Geronto im März 2007 zusätzlich Dominal.
              2005 wurden auch noch Pipamperon-Saft und Risperdal ausprobiert. Risperdal mit katastrophaler Wirkung - Aggression verstärkt, Zerstörung, extrem gesteigerte Unruhe (über den Gartenzaun weggelaufen, Schubladen rausgerissen, Bilder abgehängt etc.)
              Mein Mann befindet sich übrigens seit 4 Tagen wieder in der Psychiatrie nachdem er bei Verweigerung der Morgentoilette, die Glastür der Duschkabine zertrümmert, den Handtuchhalter aus der Wand gerissen hat und das Heizungsventil demontierte. Drei Personen des Pflegepersonals sind in der Klinik bei der Körperpflege beschäftigt. Wenn es das Wundermedikament gibt, jeden Preis würde ich zahlen. Grüsse Preston

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              • Re: Gerontopsychiatrie


                Herr Dr. Spruth, seit gestern geben sie meinem Mann in der Psychiatrie Haldol. Sie haben sich hier im Forum mal dahingehend geäussert, dass das nicht das Mittel der Wahl bei Demenz ist. Könnte es aber evtl. helfen, diese sogenannten Impulsdurchbrüche, d.h. die Gewalttätigkeiten, einzudämmen. Haben Sie in Ihrer Praxis damit schon einmal Erfolge gehabt? Danke Preston

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                • Re: Gerontopsychiatrie


                  Hallo Preston,
                  möchte nicht der Antwort von Herrn Dr. Spruth zuvorkommen, aber Ihnen vielleicht doch nochmal erzählen, dass mein Vater letztes Jahr und dieses Jahr noch einmal, auch aggressive Phasen hatte (und vollkommen introvertierte). Ich bin ja langsam der Ansicht, dass eine Hirnatrophie, Ursache mal dahingestellt, in Demenz aber auch eben schizophrenen Zuständen enden kann, und dass mein Vater nach ein paar Jahren "nur" Demenz eben in den gewissen Hirnzentren Vorgänge irgendwelcher Art hatte. Jedenfalls kann man seinen Zustand damals und jetzt (wie auch früher) überhaupt nicht mehr vergleichen. Er ist so lieb, wie er halt auch immer war; in den schlimmen Phasen hatte er verschieden Zustände, aber eben auch Aggressionen gegen unbestimmt, er war auch zu fast nichts zu bewegen, steif wie ein Stein, der Blick total verändert (mörderhaft) viel zu beschäftigt mit sich selbst und was in seinem Kopf vorging. Wie Sie in meinen früheren beiträgen lesen können, ist es bei uns länger auch sehr schwierig gewesen zu erkennen, ob die Medi-Kombination die er bekommt einen Erfolg bringt, aber in unserem Fall hat sie das- und zwar voll (möchte nicht verschweigen, dass all diese Medikamente wie Neuroleptika etc. trotzdem schwere Nebenwirkungen haben, und sicher nicht lebensverlängernd wirken, aber wenn nichts anderes mehr hilft..). Vielleicht ist das Haldol nur vorübergehend (ich habe in der Geronto erlebt, dass es nur in ganz schlimmen akuten Phasen gegeben wurden, wenn die Ärzte nicht mehr weiter wußten). Übrigens, wenn überhaupt irgendwas in den schlimmen Phasen ging, dann nur wenn ich ganz leise und sanft mit ihm geredet habe und ihn dahin geführt habe.
                  In der Hoffnung, dass Ihrem Mann geholfen wird..
                  Viele Grüße
                  Flieder

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                  • Re: Gerontopsychiatrie


                    Sehr geehrte Preston,

                    das Wundermittel, nach dem Sie fragten gibt es leider nicht. Haloperidol (z.B. Haldol) ist in der Tat nicht das Mittel der Wahl bei dementen und älteren Patienten, da es eine Reihe spezieller Nebenwirkungen hat, die sich gerade bei diesem Patientenkreis besonders ungünstig auswirken können. Andererseits ist es sehr potent, wenn es um die Behandlung psychotischer Symptome geht. Daher wird es oft auch bei älteren Patienten in Akutsituationen eingesetzt. Die Frage, wie die Dauerbehandlung aussehen könnte lässt sich über das Internet nicht beantworten. Wurden bereits Antiepileptika wie Valproat/Valproinsäure oder Carbamazepin ausprobiert?

                    Mit freundlichen Grüssen,

                    Spruth

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