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Wie sagen wir es ihr?

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  • Wie sagen wir es ihr?

    Zu meiner Schwester und mir: wir wohnen ca 400 bzw 700 km von unseren Eltern entfernt und sehen sie in regelmäßigen Abständen (zwischen Besuchen können 2-3 Monate liegen). Wir haben bei unserer Mutter (63) seit einiger Zeit Verhaltensänderungen wahrgenommen. Es begann mit Wortfindungsstörungen. Aufgrund der großen räumlichen Entfernung telefonieren wir häufig miteinander und mir fiel auf, daß meine Mutter mehr und mehr Belanglosigkeiten erzählte (Wetter, Garten etc.) und kaum noch Fragen stellte. Oft antwortete sie nur mit Floskeln (ja so ist das eben, manchmal ist das Leben hart, usw.). Dies war noch nie ihre Art. Sie stand immer mit Rat und Tat zur Seite.

    Perfektionistin im Haushalt und eine großartige Köchin vergißt sie nun manchmal bei den "einfachsten" Gerichten, welche Zutaten verwendet werden und streitet ab, jemals die eine oder andere Zutat verwendet zu haben.

    Ein anderes Beispiel ist, daß sie anscheinend bereits des öfteren die Herdplatte angelassen hat, von unserem Vater darauf aufmerksam gemacht wurde, es dann jedoch abstritt.

    Meine Schwester und ich haben unseren Vater mit unseren Bedenken und Ängsten konfrontiert. Er wurde nachdenklich und erzählte, daß er bereits von Freunden auf die Verhaltensänderung unserer Mutter angesprochen worden sei. Wir haben ihm geraten, seinen Hausarzt aufzusuchen und mit ihm ein weiteres Vorgehen zu besprechen. Das war Weihnachten....

    Inzwischen waren meine Eltern bei mir (3 Kinder und dementsprechend Trubel)zu Besuch. Mir ist eine Verschlechterung sofort aufgefallen. Meine Mutter, sonst sehr selbständig, lief meinem Vater wie ein kleines Hündchen hinterher und wirkte sehr verloren und abwesend. Selbst die einfachsten Handgriffe in der Küche konnte sie nicht ohne Zögern und Nachfragen ausführen.

    Ich bin im Internet auf eine Gedächtnissprechstunde in der Stadt meiner Eltern gestoßen und habe dort angerufen. Man hat mir dort geraten, mit unserer Mutter dort vorbeizukommen. Wir haben uns einen Termin geben lassen und unseren Vater mit der Tatsache konfrontiert, ohne ihn tätig geworden zu sein. Er war zunächst recht geschockt, daß wir diese Initiative ergriffen haben, wirkte dann aber auch erleichtert, daß ihm jemand diesen Schritt abgenommen hatte.

    Das Problem ist nun, wie wir dies unserer Mutter beibringen sollen. Mein Vater wollte sie behutsam auf das Problem ansprechen aber er hat sich bis heute nicht "getraut". Nun rückt der Termin näher, den wir unbedingt beibehalten möchten, damit so schnell wie möglich eine Diagnose gestellt wird und eine entsprechende Behandlung beginnen kann.

    Vielleicht sollte ich noch erwähnen, daß meine Mutter ihren an Alzheimer erkrankten Vater bis zum Ende gepflegt hat und daher ein sehr spezielles Verhältnis zu dieser Krankheit hat....

    Wie sagen wir es ihr? Was tun?


  • RE: Wie sagen wir es ihr?


    Sehr geehrte Töchter,

    individuelle Ratschläge in solchen Fragen sind immer schwierig, da sie die Kenntnis der Person, um die es geht, erfordern. Ich denke aber in Ihrem Fall könnte es sinnvoll sein, mit offenen Karten zu spielen, da Ihre Mutter offentsichtlich selbst bemerkt hat, daß ihr bestimmte Fähigkeiten verloren gegangen sind. Erläutern Sie Ihr, daß Sie den Eindruck haben, daß Ihr Gedächtnis schlechter geworden sei, und daß man dagegen ja heute bestimmt etwas machen könne. Vermeiden Sie den Begriff Demenz, sprechen Sie vielleicht zunächst von Durchblutungsstörungen des Gehirns o.ä., komischerweise wird dies von den Patienten oft leichter akzeptiert. Natürlich sind Sie damit nicht auf ganzer Linie ehrlich mit Ihr. Aber Sie sollten Ihre Mutter eben nicht zu sehr verunsichern. Bei dem Besuch in der Gedächtnissprechstunde sollte Ihr Vater, zu dem Ihre Mutter vermutlich das größte Vertrauen besitzt, anwesend sein. Es könnte aber sicher nicht schaden (wenn sich dies einrichten läßt) wenn einer von Ihnen, der eine vielleicht etwas sachlichere Wahrnehmung der Defizite hat, mitfährt. Der Schlüssel zur Diagnose liegt meist in einer genauen Erhebung der Krankengeschichte.

    Mit freundlichen Grüssen,

    Spruth

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