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Alzheimererkrankte in Psychatrie

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  • Alzheimererkrankte in Psychatrie

    Sehr geehrter Herr Spruth,

    meine Oma ist in Wermsdorf in der Psychatrie untergebracht. Als ich sie dort besuchen war, bot sich mir ein Bild des Grauens. Sie wurde mit Psychopharmaka vollgepumpt (ruhiggestellt). Der Grund dafür soll ihre Weglaufattakten betreffen.
    Ist es wirklich erforderlich, jemand, der noch einigermaßen da ist, solchen Therapien auszusetzen, zumal sich ihr Zustand dadurch eher verschlechtert hat. Sie sitzt nur noch vor sich hin, hat keine Ablenkungen oder wird entsprechend beschäftigt. Gibt es andere "harmlosere" Medikamente, um eben dieses "... ich muss weg..." oder an Orte, die sie an früher erinnern (Elternhaus, ehemalige Wohnung)zu unterbinden oder einzudämmen. Sonst ist sie lieb, nicht aggressiv, aber eben vergesslich, was die Gegenwart betrifft. Mich, muss ich sagen, hat sie bisher immer wieder erkannt, selbst in der Klinik unter den Medikamenten. Bei anderen Familienmitgliedern, die lange nicht bei ihr zu Besuch waren, ist das anders.
    Ich möchte meiner Oma unbedingt helfen und sie nicht so dahin.... lassen.


  • RE: Alzheimererkrankte in Psychatrie


    Sehr geehrte Katrin,

    zunächst einmal sollte geprüft werden, warum Ihre Oma "wegläuft". Häufig ist dies ein Ausdruck der Langeweile, des Bewegungsdrangs oder aber auch von Schmerzen oder verschiedensten menschlichen Bedürfnissen.
    Vor einer medikamentösen und insbesondere vor einer sedierenden Behandlung sollten die nichtmedikamentösen Möglichkeiten (lange Spaziergänge, strukturierter Tagesablauf mit ausreichender Beschäftigungen am Tage, Beruhigung bei Erregung etc.) ausgereizt werden.
    Erst dann, und wenn durch das Umherlaufen eine Eigengefährdung besteht, sollte eine pharmakologische Intervention erwogen werden, die aber keinesfalls zu dem von Ihnen beschriebenen klinischen Bild führen darf. Es gibt verschiedene Medikamente, die oft schon in sehr geringen Dosen wirken, so daß immer mit der niedrigsten angefangen werden sollte. Sie sollten diesbezüglich mit dem behandelnden Arzt Ihrer Oma sprechen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er sich Ihren Beobachtungen verschließt.

    Mit freundlichen Grüssen,

    Spruth

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    • RE: Alzheimererkrankte in Psychatrie


      Hallo,
      ich an Ihrer Stelle würde mich nach einem Pflegeheim umschauen, wo man nicht so zu gedröhnt wird und viele Angebote stattfinden.
      Bei uns gibt es z.B. eine Kochgruppe, Mandala malen, Abendveranstaltungen, Ausflüge usw.
      Bei diesem Ruhigstellen, sieht es für mich eher so aus, als wenn die Pfleger ihre Ruhe haben wollen.
      Wir haben auch Menschen, die Anfangs eine Weglauftendenz hatten, diese hat sich nach der Eingewöhnung aber gelegt.
      Wenn etwas zur Beruhigung gegeben wird, finde ich sollte dies in geringer Menge sein, wenn jemand so unruhig ist, das es ihn selbst gefährden könnte.
      Wenn man ein schwaches Herz hat, ist so eine Unruhe anstrengend.
      Ich finde dieses zudröhnen hat nichts mehr mit der Würde eines Menschen zu tun.
      LG
      matpico

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      • RE: Alzheimererkrankte in Psychatrie


        Sehr geehrte Dame, sehr geehrter Herr!

        Danke für Ihren Beitrag.

        Was oder wer verbirgt sich hinter dem Namen matpico?

        Sicher wäre es auch eine Möglichkeit gewesen, meine Oma in ein Heim "abzuschieben".

        Da ich selbst viele Besuche bei Ihr abgestattet habe und bei dem persönlichen Gespräch mit dem zuständigen Arzt anwesend war, kann ich beurteilen, dass es durchaus gar nicht gut für sie gewesen wäre, in ein Heim zu kommen (sie selbst wollte es auch nicht). Ich habe das auch dem Arzt, der meine Meinung teilte, gesagt, dass ich, wenn ich es entscheiden müsste, auf keinen Fall dieser Weg in Frage gekommen wäre. Das ist das Einfachste, jemanden, der jahrelang für 5 Kinder, Ehemann und selbstverständlich 11 Enkel da war, solch einen "Lebensabend" zu bescheren. Meine Meinung! Opa lag auch (organisch) oft im Krankenhaus und sie war immer für ihn da und hat nie gejammert, das schaffe ich nicht mehr oder, du wirst mir zu viel.

        Ich habe während einer Ausbildung ein Praktikum in einem modernen Seniorenheim absolviert und habe einiges gesehen. Unter anderem auch Demenzerkrankte, die ständig weg wollten oder nach Angehörigen fragten. Wenn nicht gerade mal wirklich etwas los war (zwei Mal die Woche vielleicht), saßen die Armen nur rum und warteten von einem Essen zum anderen oder hatten mal einen Arzttermin.

        Bevor meine Oma in die Akutpsychatrie kam, lag sie in der neurologischen Abteilung. Von dort muss sie zwei-drei Mal versucht haben, nach "Hause" zu "fahren". Weil in der Klinik aber wenig Personal zur Überwachung da war, wurde sie wohl sicherheitshalber in die geschlossene Abteilung verlegt.

        Seit ein paar Wochen ist sie wieder zu Hause und, es geht ihr den krankheitsbedingten Umständen gut. Opa kümmert sich, genauso, wie meine Mutti und selbstverständlich ich (ich wohne nur ein paar Meter von ihnen entfernt). Die anderen wohnen weiter weg oder haben keine Zeit! So ist das!!!

        Falls Sie nun noch Fragen oder Anregungen haben, dann schreiben sie mir!

        Mit freundlichen Grüßen

        Katrin

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        • Re: RE: Alzheimererkrankte in Psychatrie


          Sehr geehrte Katrin,

          ich kann Ihre Meinung sehr gut nachvollziehen.
          Dennoch empfinde ich Ihre totale Ablehnung gegenüber einen Pflegeheim als befremdlich. Sie scheinen einschlägige Erfahrungen gemacht zu haben.
          Ich hingegen kann von gegenteiligen Erfahrung berichten.
          Meine Oma ist in einem sehr herzlichen Heim zuhause. Hier steht der Mensch mit seinen Bedürfnissen, Gewohnheiten, Ecken und Kanten im Vordergrund. Meine Oma wird so akzeptiert wie sie ist. Sie hat Alzheimer und lebt in einem Heim mit gesunden Senioren zusammen. Sie hat viele Möglichkeiten an Angeboten teilzunehmen, wenn Sie möchte. Wir haben es nicht weit und können so viel Zeit mit Ihr verbringen und uns ganz auf sie konzentrieren. Wir haben nicht die Belastung täglich selber zu verzweifeln und haben auch nicht die Fachkenntnisse wie das Pflegepersonal die ihre Arbeit aus voller Überzeugung leisten.
          Mit Ihren Worten können sie Menschen wie mich doch sehr verlezten. Denn meine Familie hat keine Möglichkeit die Oma zuhause zu pflegen. Ich denke beide Wege haben Vor- und Nachteile.
          Ich möchte weder den einen noch den anderen Weg als den einzig richtigen bezeichnen.
          Denn in einem sind wir, glaube ich uns hier alle einig: Keiner möchte die geliebte Mutter, Oma, Schwester, Frau "abschieben", sondern die bestmögliche und liebevollste Versorgung derer die uns lieb sind.
          Viele Grüße und Alles Gute

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          • Re: Alzheimererkrankte in Psychatrie


            Liebe Katrin,
            wir haben hier im Forum einen ähnlichen Fall, den ich wie folgt kommentierte:

            Was Ihr beschreibt ist erschütternd und zeigt einmal mehr, dass es psychatrische Kliniken gibt, in denen die Würde des Menschen und sein Recht auf Leben nichts bedeutet. Mich packt einfach nur Entsetzen und Wut und die Erinnerung an all die Grausamkeiten, die ich auch in der Begleitung meines alzheimerkranken Vaters miterlebt habe. Er hat jetzt seinen Frieden. Aber Zustände, wie die von Euch beschriebenen, muss man mit aller Entschlossenheit bekämpfen - wir bleiben doch alle nicht immer jung und viele von uns werden in ähnliche Situationen kommen. Was kann man tun? Wohin kann man sich wenden, damit offensichtlicher Missbrauch von Medikamenten unterbunden wird? Wo sind hier kompetente Kontrollen oder die Presse, die solche Zustände unbedingt öffentlich machen sollte. - Ich weiß, dass man in der konkreten Situation viel zu überfordert ist, um selbst weitere Schritte zu tun. Meist bleibt es beim Gespräch mit dem Personal oder der Leitung der Einrichtung - aber wirklich ändern tut sich nichts. Am Anfang unseres Threads habe ich u.a. die Kontaktdaten der Stelle für Altersdiskriminierung eingestellt. Ich wiederhole sie hier noch mal:

            http://www.altersdiskriminierung.de/...inierungmelden

            Hier kann man solche Vorfälle zumindest melden und man erhält in der Regel auch eine brauchbare Antwort mit Hinweisen, was man weiter tun kann.

            Keiner sollte solche Vorkommnisse einfach auf sich beruhen lassen - sie betreffen u.U. jeden von uns!


            Leona

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            • Re: Alzheimererkrankte in Psychatrie


              Liebe Damen und Herren,
              Kritik ist sehr wichtig! Pauschale Urteile sind nicht angebracht!
              Es gibt sicherlich auch viele positive und erfolgreiche Berichte aus der Psychiatrie!
              Bitte auch " Psychiatrie " richtig schreiben!
              LG
              Ischwalm

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              • Re: Alzheimererkrankte in Psychatrie


                Lieber Ingo,
                hier wird ja auch gar nicht pauschalisiert, sondern es werden Erfahrungen berichtet. Auch ich weise darauf hin, dass es leider solche Fälle gibt, die aber in der Tat entsetzlich sind. Wir hoffen alle, dass dies nicht die Regel ist.

                Und "Psychiatrie richtig "schreien" finde ich köstlich ;o)
                Ein Freud'scher Verschreiber...

                Leona

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                • Re: Alzheimererkrankte in Psychatrie


                  Korrektur: Das "schreien" steht im Parallelthread! Aber es ist trotzdem gut

                  Kommentar

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