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Gedächtnislücken

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  • Gedächtnislücken

    Sehr geehrter Herr Dr. Spruth,

    mein Vater leidet an plötzlich eintretendem Gedächtnisverlust. Dieser trat in den vergangenen Monaten bereits einige Male nach der Gartenarbeit ein und stellt sich folgendermaßen dar:
    Er steht planlos an seinem Schreibtisch (übliches Zeitungslese-Ritual bleibt aus), wundert sich über den neuen Drucker (wurde bereits vor 4 Wochen gekauft) und stellt permanent die gleichen Fragen, bis zu 7x hintereinander. Oder er geht ins Schlafzimmer mit den Worten „ich gehe jetzt ins Fitness“, um seine Sporttasche zu packen – kommt aber dann wieder ohne auch nur die geringsten Anstalten zum Aufbruch zu machen.
    Dieser Zustand blieb im schlimmsten und ersten Fall über einen ganzen Tag. Gerade gestern waren es ca. 4 Stunden.
    Im Nachhinein weiß er absolut nichts mehr von diesem Zeitraum, als ob dies nie existent war – es bleibt eine völlige Leere, als ob er überhaupt nicht anwesend war.
    Auch stellt sich dann manchmal ein dringendes Bedürfnis nach Aktivität ein, z.B. er müsse dringend zum Autohaus fahren und ein neues Automodell begutachten…

    Meine Mutter konsultierte bereits gemeinsam mit ihm einen Neurologen, der aber weiter nichts aufälliges feststellen konnte.

    Als Hintergrundinfo:
    Mein Vater (64 Jahre) ist seit mehreren Jahren Vegetarier, trinkt keinerlei Alkohol, ernährt sich äußerst bewusst und achtet sehr auf eine ausreichende Vitaminversorgung. Er geht mehrmals die Woche ins Fitness (früher Waldlauf), in die Sauna und meditiert täglich.

    Können Sie aus dieser Beschreibung Symptome herauslesen? Welchen Arzt sollte man konsultieren? Und vor allem was kann meine Mutter in akuten Fällen tun, um ihn möglichst schnell wieder aus diesem „Zustand“ zurückzuholen?

    Vorab vielen Dank für Ihr Feedback.
    LiaB


  • RE: Gedächtnislücken


    Sehr geehrte(r) LiaB,

    eine Diagnose über das Internet zu stellen ist natürlich nicht möglich.
    Mein erster Gedanke war bei Lesen Ihrer Schilderung aber der an eine sog. transiente globale Amnesie (TGA). (Fachliche) Informationen hierzu finden Sie u.a. auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (http://www.dgn.org/136.0.html). Untypisch erscheint allerdings die Häufigkeit dieser Episoden. Sprechen Sie dennoch mit dem behandelnden Neurologen Ihres Vaters über diese Differentialdiagnose. Daneben sollten komplex-fokale epileptische Anfälle (bzw. aufgrund der Dauer eher komplex-fokale epileptische Status) berücksichtigt werden, obgleich die geschilderte Phänomenologie eher ungewöhnlich dafür erscheint. Psychogene Gedächtnisstörungen treten meist in jüngeren Jahren auf, können letztlich aber natürlich ebenfalls vorerst nicht ausgeschlossen werden.
    Die Therapie richtet sich nach der Diagnose. Im Falle der TGA sollten Sie einfach abwarten, und Ihren Vater beaufsichtigen. Im Falle der epileptischen Anfälle müßte nach einer Ursache gesucht werden, wobei neben einem EEG in jedem Falle eine Magnetresonanztomographie vom Kopf gemacht werden müßte. Bei psychogenen Anfällen wäre der Psychiater gefragt.
    Mit Sicherheit gibt es noch weitere Ursachen, die ich hier noch nicht benannt habe, daher sollte das Krankheitsbild unbedingt durch einen niedergelassenen Kollegen oder im Rahmen eines stationären Aufenthaltes in einer Neurologischen Abteilung weiter abgeklärt werden.

    Mit freundlichen Grüssen,

    Spruth

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