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temporäre Verwirrtheit

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  • temporäre Verwirrtheit

    Guten Tag,

    ich habe mal eine Frage in Bezug auf meinen Großvater. Er ist 77 Jahre alt und man hat wohl bei ihm Alzheimer festgestellt. Dieser äußerte sich allerdings nicht so schrittweise und durch Vergesslichkeit, sondern hauptsächlich dadurch, dass er von Zeit zu Zeit seine Frau nicht mehr erkennt, sie aus der gemeinsamen Wohnung werfen will, oder Dinge sucht, und denkt, er ist bestohlen worden, und auch dann will er am liebsten die Polizei rufen. All das belastet wohl meine Großeltern sehr. Nach solchen "Anfällen" ist er jedoch wieder völlig normal, erkennt jeden und weint wohl auch, weil er seiner Frau sowas antut. Meine Frage ist nun - auch wenn man es erst jetzt erkannt hat - wie weit fortgeschritten ist denn die Krankheit schon, und wie geht es damit weiter? Er bekommt Medikamente, aber inwieweit sind denn seine Möglichkeiten, damit möglichst lange Zeit trotzdem noch relativ gut leben zu können? Ich mache mir vorallem auch Sorgen um meine Großmutter, die mit dieser Erkrankung offensichtlich völlig überfordert ist.

    Vielen Dank für Ihre Antwort,
    Susanne


  • RE: temporäre Verwirrtheit


    Liebe Susanne,
    nicht jeder Alzheimer Kranke zeigt die gleichen Symptome, den gleichen Verlauf. Wenn die Symptome auftreten, in euerem Fall ist die Orientierung zu den Nächsten betroffen und ich wette, auch die räumliche, dann kann man von einem anfänglichen Mittelstadium ausgehen. Der Erkrankte kann aber noch viele Jahre Lebensqualität vor sich haben. Meidkamente heute halten nicht ein generelles Fortschreiten, aber sie verzögern den Verlauf, zum Teil bessern sie sogar über ein Jahr.
    Wie es weiter geht ? Dein Grossvater wird irgendwann jegliche Orientierung verlieren, Raum, Zeit, Person, auch zu seiner eigenen Person und deswegen benötigt er gute, verständnisreiche Begleiter, die wissen, das dein Opa niemals etwas aus Planung und Boshaftigkeit macht, sondern das es eine Krankheit ist, die ihn Stück für Stück Fähigkeiten verlieren lässt...zum Schluss die Sprache und die motorischen Fähigkeiten....wer lange mit Alzheimer lebt, wird zwangsläufig zum Schwerstpflegefall, wobei dieses für die betroffenen Angehörigen oftmals leichter zu ertragen ist, als die vorgehende Unruhe und Aufregungen, die miteinhergehen und mürbe machen. Du solltest mit deiner Oma reden, wo ihre Belastungsgrenzen liegen. Wichtig wäre sich rechtzeitig noch umfassender zu informieren. Es gibt über die Deutsche Alzheimer Ges. jede Menge kostenfreie Broschüren, es gibt gute Bücher und es gibt vielleicht eine Selbstshilfegruppe vor Ort, wo deine Oma Kontakt mit anderen Betroffenen erhält, Dieser Weg kann sich lohnen, nicht nur um praktische Hilfen zu erörtern, sondern auch um einer sozialen Vereinsamung deiner Oma entgegenzuwirken, die oft da entsteht, wo man den Kranken nicht mehr unbeaufsichtigt lassen kann.
    Überlegt rechtzeitig welche Hilfen aus der Pflegekasse beantragt werden können, um zumindest eine stundenweise Entlastung für die Oma zu schaffen. Überlegt, wer noch innerhalb der Familie oder Freunden zu einplanbarer Hilfe bereit wäre.
    Eine entspannte Pflegesituation hilft auch dem Opa, sich wohler zu fühlen und glaube mir, natürlich ist man mit der Diagnose noch sehr empfänglich, und traurig, für das Unwahrscheinliche, was mit einem passieren mag. Angst bekommt man, Depressionen haben alle Kranken...stelle dir vor, es ist wie ein Tunnel in den man fällt und das Licht wird immer schwächer. Es ist wichtig, deinem Opa immer wieder das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, egal was er macht und sagt und tut., Er tut es immer aus der Sicht, es richtig gemeint und gedacht zu haben. Vielleicht hilft es deiner Oma schon, nicht dem Gefühl nachgeben zu müssen, alles richtig stellen zu müssen, was sie für normal hält.
    Gerade am Anfang tun Gesunde sich schwer, anzuerkennen, das Diskussionen ....ich bin aber deine Frau, statt zu sagen, aha, ja dann, wer bin ich denn ? ...wegzugehen auf einen Spaziergang, wenn es nicht ihre Wohnung ist, wiederzukommen und Opa hat das vergessen.....mitzusuchen, zu sagen, dann gehen wir nachher auf die Polizei und sagen was gestohlen wurde....
    dieses Mitspielen muss gelernt werden, leider mühsam und deswegen wäre es wichtig, das Oma Kontakte zu anderen bekommt.
    Deine Oma muss leider mit vielen
    Veränderungen umgehen, die Krankheit akzeptieren, wenn man das kann, sie darf keine Scham haben, weil ihr Partner auch für Dritter erkennbar "wunderlich" wird.

    Gute Informationen findest Du unter www.alzheimerforum.de über den klassischen Krankheits
    verlauf, aber auch Tipps zur Beantragung von Pflegestufen, alles Mögliche, bis hin zu Berichten betroffener Angehöriger, Empfehlungen für Bücher und Broschüren, Adressen von Selbsthilfegruppen.
    Es ist sehr hoch anzurechnen, wenn Du deiner Oma und dem Opa helfen willst und sei es als Beraterin. Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht zu traurig gemacht, deine Fragen sind ein guter Anfang. Ihr seid nicht die Einzigen in Deutschland, deren Schicksal plötzlich diesen Namen hat.

    Herzliche Grüsse
    Auguste D.

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    • RE: temporäre Verwirrtheit


      Liebe Susanne,

      es würde mich freuen, wenn Du den Beitrag nicht nur abholst, sondern auch schreibst, ob er dir was gebracht hat.
      Danke, dann...auch wenn es hier nicht Usus scheint ...ich würde es gerne wissen......es würde mich freuen, von dir zu hören....ich schaue nach :O))) Okay ?...man kann mit diesen Sorgen leben...und mit den lieben, lieben, Lieben..sonst hättest Du nicht geschrieben....auf der Suche nach Hilfe.
      Zufall ist es, denn mir scheint, hier geht es mehr um die erste Anlaufstelle für solche Sorgen...ich bin kein Arzt, nur
      Angehörige .....hereingeschneit.....hilfsbereit, weil ich diese Sorgen kenne, zu gut...

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      • RE: temporäre Verwirrtheit


        Liebe Susanne,
        noch zwei Links für dich:
        http://www.alzheimerforum.de/2/9/1/291inh.html
        http://www.alzheimerforum.de/BuP/teil1.html
        Gruss A.

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        • RE: Auguste - temporäre Verwirrtheit


          Liebe Auguste,

          vielen Dank für die ersten Ratschläge, ich beginne in der Tat erst, mich in die Thematik einzulesen. Habe sozusagen erst vor einigen Tagen erfahren, dass die Diagnose Alzheimer ist. Klar macht man sich da Gedanken. Ich kann eben auch nur begrenzt helfen, da ich nicht in derselben Stadt wohne wie meine Grosseltern. Aber es geht mir vorallem auch darum, wenigstens selbst nicht überfordert zu sein, wenn ich beispielsweise mal demnächst wieder hinfahre, und dann vielleicht eine Situation auftritt wie Nichterkennen. So kann man mit nem einigermassen souveränen Umgang vielleicht mit etwas "positivem" Beispiel vorangehen. Ich will meine Familie ja auch nicht mit meinem Aktivismus und Informationen überrumpeln, aber es interessiert mich einfch sehr. Eben weil ich mich nicht völlig hilflos dem gegenüber stehen sehen will.Auf jeden Fall helfen da alltägliche Tips (gerade wie das "Mitspielen") sehr. Bisher war ich selbst jedoch noch nicht in der konkreten Situation, ich kenne meinen Großvater also als vitalen Rentner. Wird sicher noch schwierig für mich.
          Also vielen Dank für deine Ratschläge!
          Susanne

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