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Nur mal ausheulen ...

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  • Nur mal ausheulen ...

    Hallo, liebe Mitkämpfer,

    ich bin zur Zeit so am Boden, dass ich einfach mal einen Hilferuf starten muss. Bisher habe ich ein gutes Miteinander mit meiner Mutter, deren Demenz seit 2009 immer ausgeprägter wird, aufrecht erhalten können und nur ganz selten war ich so verzweifelt, dass ich aufgeben wollte. Aber inzwischen sind ihre Fragen und ihre Forderung nach Aufmerksamkeit so umfangreich geworden, dass ich nur noch mit Herzrasen auf die nächste Frage warte.

    Sagt mal, kann es vielleicht sein, dass das Wetter uns auch alle verrückt macht? Ich glaube, meine Mutter hatte letzte Nacht einen Schub. Ich fürchte mich nur noch vor der Nacht und kann keinen klaren Gedanken mehr fassen.

    Die verzweifelte Situation führt immerhin dazu, dass ich mehr Hilfen zulasse. Allerdings wird die Finanzierung immer schwieriger. Wie sieht es mit Pflegestufe 3 aus, hat das jemand durchbekommen, auch wenn der Patient noch nicht bis zur Halskrause gewindelt werden musste? Nachts geht es am laufenden Band, ich schlafe oft nur gefühlte 2 Stunden am Stück. Reicht das aus für Höherstufung?

    Was mich am meisten traurig macht ist, dass ich spüre, wie sich in mir Widerwille aufbauen will. Ich habe kaum Kraft, dem die Liebe entgegen zu setzen.

    Trostsuchende Grüße von
    Eva Franziska


    .................................................. .................................................. .................................................. .................................................. .....................................
    Mein Steckbrief (Stand Mai 2013): Mutter, 89, betreut von mir (Tochter), gefühlte 156 Jahre alt, selbstständig. Keine weiteren Verwandten; Wohnen im selben Haus; Schweregrad: Ende mittleres Stadium oder jetzt Anfang letztes Stadium; Verstärkte Auffälligkeiten seit zirka 2006 nach Narkose wegen Arm-OP. Therapie nach Diagnose seit August 2009: Citalopram 20mg, Aricept 5mg (3 Jahre bekommen, dann abgesetzt um das Herz zu schonen), 1x/Woche Krankengymnastik (Hausbesuch) wegen Gang-Ataxie; 1x/Woche tiergestützte Ergotherapie mit Hirnleistungstraining; 1x/Woche Begeitung bei kurzen Spaziergängen mit Gesprächaustausch und anschließendem Singen, oder einfache Gymnastikübungen).


  • Re: Nur mal ausheulen ...


    Liebe Eva Franziska,
    nein, am Wetter liegt das garantiert nicht ... Es ist der Punkt gekommen, an dem du mal in erster Linie an dich denken musst, sonst wirst du krank. Damit wäre deiner Mutter dann auch nicht gedient. Wie soll das sonst weitergehen? Ihr Zustand schreitet immer weiter und immer schneller fort.

    Lösung z. B. eine Rund-um-die-Uhr-Betreuerin - wenn du Pflegestufe 3 durchkriegst, ist das finanziell vielleicht machbar.

    Oder du suchst ein Pflegeheim für sie. Die haben zwar alle Mängel, aber wenn du dort regelmäßig aufkreuzt und Rabatz machst, klappt es einigermaßen - so jedenfalls meine Erfahrung.
    Und deine Mutter empfindet das dort vielleicht gar nicht so schlimm. Die meinige ist manchmal zum Pflegepersonal netter als zu mir (besonders zu den jüngeren Männern und da ist sie kein Einzelfall. Anscheinend lieben die alten Damen junge Männer.)

    Ich schaffe es inzwischen sogar, mal einen Tag nicht ins Heim zu fahren - ohne schlechtes Gewissen.

    Die Pflegeheime kriegen Stufe 3 leichter durch als du als Privatperson. Aber ich habe sie bei meiner Mutter auch durchgesetzt, da war sie noch nicht inkontinent und konnte noch laufen, sich selbst anziehen usw. Es kam zwar zunächst eine Ablehnung, aber daraufhin habe ich einen ausführlichen Brief geschrieben und detailliert geschildert, was so alles ablief. Dass ich z. B. ständig in Bereitschaft sein musste, auch nachts, nicht mal wagte auszugehen, weil jederzeit von den Nachbarn ein Anruf kommen konnte, dass sie auf der Straße herumlief. Oder dass sie bei der Polizei anrief und behauptete, mein Mann hätte versucht, sie zu erschlagen (daraufhin kreuzte tatsächlich ein Polizeibeamter bei uns auf, zum Glück war mein Mann zur fraglichen Zeit beruflich verreist). Dass ich praktisch kein eigenes Leben mehr hätte.
    Die 3 wurde dann anstandslos bewilligt.

    Du hast dich schon so lange aufgeopfert, jetzt geht es mal um dich, tu was!
    Herzliche Grüße, louisanne

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    • Re: Nur mal ausheulen ...


      Danke Louisanne,
      ja, so wie Sie sagen, es konnte nicht so weitergehen.
      Es hat sich so zugespitzt, dass ich mit meiner Mutter zum Krankenhasu gefahren bin, weil ich auch nicht wusste, ob sie vielleicht ein körperliches Problem hat, was sie nicht ausdrücken kann.
      Und tatsächlich hatte sie Fieber. Nun wird sie rundherum untersucht und ich lasse sie in Ruhe, denn sie schläft sehr viel. Der Schlaf von vielen Wochen - die Arme.
      Sie fragt gar nicht nach mir. Ich schaue alle zwei Stunden rein und bekomme mit, dass die Pflegemitarbeiter prima mit ihr klarkommen. Nun ist das ja im Moment auch leichter, weil sie hauptsächlich schläft.
      Ich habe aber daraus viel gelernt und hoffe, dass ihr das zugute kommt, wenn sie wieder zu Hause ist. Mal sehen. Und ich habe schlafen dürfen - super.
      Mal schauen - ich werde berichten. Muss mich erst sortieren.
      LG, Eva Franziska

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      • Re: Nur mal ausheulen ...


        Ach, liebe Eva Franziska, wie leid mir das tut.

        eines ist klar, ALLEIN SCHAFFT MAN ES NICHT. Ich glaube meine Ma war inzwischen 4 x im Krankenhaus, immer nur kurz, entweder zum Röntgen nach einem Sturz oder wegen Essensverweigerung, Bauchschmerzen (?) etc…. Letztendlich musste ich mich immer damit abfinden, dass sie eben schwerstdement und ihrem Alter entsprechende Erkrankungen oder Defizite hat. Es konnte organisch oder vom Bewegungsapparat her nichts festgestellt werden. Trotzdem waren die Situationen immer so panisch für alle Beteiligten, dass ich mir auch nicht vorstellen konnte, dass dies vielleicht nur ein weiterer Schritt in Krankheit und Alter ist. Eine Woche später ging es dann wieder. Es ist ja ein ewiges Auf und Ab. Wissen wir, was unsere Lieben dann gerade „erleben“ ?

        Wenn Angehörige und Pflegebedürftige nicht mehr schlafen, ist allerdings wirklich Alarm. Das sollte in jedem Fall in den Griff zu kriegen sein. Sprechen Sie doch mal mit dem Neurologen. Sie soll nicht ruhiggestellt werden, aber vielleicht kann sie spätabends einen leichten Schlafsaft bekommen. Allerdings glaube ich, dass das nach dem KH-Aufenthalt wahrscheinlich wieder besser ist.

        Ich hatte bei allen KH-Aufenthalten das Gefühl, dass meine Mutter sehr genau wusste, wo sie war oder zumindest, dass jetzt etwas passierte, das ihre Situation verändern/verbessern würde, oder „jetzt kommen mal endlich die Profis und nicht die sich ewig sorgende, überbehütende, leicht neurotische Tochter“. Wenn sie nicht gerade ein gefährliches Instrument sah, hat sie alles mit sich machen lassen und ziemlich gut auf die Ärzte reagiert. In der Generation waren die Weißkittel noch Götter.

        Warten Sie mal ab und ruhen Sie sich aus. Nicht soviel rödeln. Es passiert was passieren muss. Sie werden nichts verhindern können.

        Dass Sie gut für sich sorgen müssen, brauche ich ja nicht zu wiederholen. Irgendwann hat man keine Kraft mehr und dann geht die Liebe flöten, wie in jeder zwischenmenschlichen Beziehung ;-). Und das finde ich auch am schlimmsten, wenn ich merke, ich kann nicht mehr, ich muss hier raus oder ich heule nur noch. Aber dann gehe ich auch oder gehe am nächsten Tag mal nicht.

        Weiterhin viel Kraft.
        Grüße - Marge
        __________________________________________________ _____________________________________________
        Mein Steckbrief (Jan 2013): Mutter (84) wurde betreut von Ehemann (84) und mir (Tochter 56), vollzeitberufstätig. Erste Hirnleistungsstörungen diagnostiziert in 1994. Im März 09 als "mittelschwere" Altersdemenz eingestuft. Medikamente in 2009: 1 x wöchentlich Imap-Spritze, morgens und abends eine Piracetam Tablette. Seit Jan 10: Axura 5 mg morgens. Mit Axura deutliche Verbesserung in Wahrnehmung und Wortfindung. Wir werden wieder mit unseren richtigen Namen angesprochen, auch wenn sie nicht weiß, wer wir sind. Sie formuliert ab und zu wieder ganze Sätze, wenn auch kurze. Seit März 10 wieder mehr Stimmungsschwankungen, Weinen, Angst. Es kommen Rückenschmerzen und dadurch eingeschränkte Beweglichkeit hinzu. Ab 23.03. Fentanyl-Pflaster. Am 28.03. 10 Tage Krankenhaus wegen starker Durchfälle. Ab 06.04. auf mehrmaliges Anraten des Neurologen auf die geronto-psych. Abtlg. Dort bekommt sie Solian. Am 20.04.2010 Umzug in ein Seniorenheim. Weiterhin nur Solian (1/2 morgens und abends), nachts Pipamperonsaft (3 ml), sonst keine Medikamente.

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        • Re: Nur mal ausheulen ...


          Danke, Marge, für Ihre tröstenden und klugen Worte.

          Sie hat eine aktute von Bronchitis/Viren.
          Ich gehe alle zwei Stunden kurz gucken, störe aber möglichst nicht, nur wenn Handlungsbedarf ist, bleibe ich länger.
          Heute morgen, nachdem sich meine Mutter etwas erholt hatte, ging es los. Sie hat das Bettgitter abmontiert, Pantoffeln angezogen und im Flur nach mir gesucht. Dann haben sie sie an den Tisch gesetzt, sie hat gefrühstückt, wollte aufstehen und ist gefallen, es ist angeblich nichts passiert - hoffe, es stimmt so. Bettgitter wird weggelassen. Als ich kam schlief sie. Nachdem ich zu Hause den Rollator geholt habe und zurückkam, war sie schon wieder im Gang. Aber immerhin, sie konnte gehen. Ich habe sie dann den Gang ein wenig auf und ab geschoben und sie wurde müde und ausgeglichen.
          Zwei Std. später wurde sie von eine Schwester zu Mittagessen geführt, da ihr das nicht schmeckte (sie kennt solches Essen nicht) hat sie kaum gegessen, aber mit der Schwester munter geplaudert.
          Da hätte ich nicht dabei bleiben sollen, denn zu dritt ist es zuviel - wieder gelernt.
          Zwei Std. später lag sie unruhig, hatte die Windel ausgezogen und ordentlich in die Zeitung gelegt und sie war reichlich durcheinander. Wenn die nicht zwischendurch die Flaschen ausgetauscht haben, haben die ihr viel zu wenig zu trinken gegeben. Aber ein Tropf hängt bereit, wahrscheinlich wird sie sich den abziehen.
          Sie gehen nett mit ihr um, aber ich habe den Eindruck, dass sie von der Demenz wenig Ahnung haben.

          Nicht so einfach, das auszuhalten. Bis Samstag soll sie dort bleiben.
          Ist neu für mich - nun lerne ich, was es heisst, den lieben Menschen in fremden Händen zu lassen.

          Na ja, mal schauen ... LG und Ihnen auch viel Kraft, Eva Franziska

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          • Re: Nur mal ausheulen ...


            Ich kann mit meiner Mutter nicht mehr spazieren gehen oder eine Terminvereinbarung treffen...

            Ich: Lass uns etwas in den Park gehen, das Wetter ist so schön und etwas Bewegung wird dir guttun!
            Sie: Ich bin heute schon so viel gelaufen, mir tun die Beine weh. (Völlig falsch, sie bewegt sich seit Monaten schon nur zwischen meiner und ihrer Wohnung bzw. in ihnen, dabei ist sie nicht gehbehindert, sondern vielleicht nur etwas "eingerostet". So weicht sie Einladungen zum Spazierengehen ständig aus. Früher ist sie sehr gern spazieren gegangen und hat auch stets darauf geachtet, dass sie an die frische Luft kam. Nun ist sie beim Gehen unsicher geworden, aber ich nehme sie bei längeren Strecken immer beim Arm, worauf sie sich stets verlassen kann.)

            Ich: Soll ich einen Termin beim Friseur machen? oder: Ich lasse mir für dich einen Termin beim Friseur geben.
            Sie: Nein, ich gehe zum Friseur, wenn ich das will! (Sie macht aber niemals Anstalten zum Friseur zu gehen oder gibt an, sie gehe, wenn sie "zu Hause" sei, also in ihrem Elternhaus. Fazit: Ihr Haar wurde seit vielen Monaten nicht mehr gewaschen und geschnitten, dementsprechend ungepflegt sieht sie aus.)

            Ich: Morgen gehen wir zum Arzt.
            Sie: Nein, ich gehe zu meinem Arzt zu Hause! (???) (So geht das auch schon seit Monaten. Sie wird nicht untersucht und der Arzt macht keine Anstalten zu kommen. Für ihre Tabletten lasse ich mir ein Rezept geben.)

            Vor vierzehn Tagen hat sie sich einmal überreden lassen, ein neues T-Shirt und eine frische Hose anzuziehen. Ich weiß nicht, wie ich das geschafft habe. Es war eine Sternstunde! Dafür trägt sie die Sachen aber auch seitdem ununterbrochen. Ich habe ihr einige frische Sachen herausgelegt, auch neue, aber sie lehnt ab: Ich hab keine Lust!

            Die fertig vorbereiteten Brotscheiben zum Frühstück lässt sie regelmäßig unberührt, dagegen isst sie Joghurt und trinkt Orangensaft. So weit so gut, aber davon wird sie nicht satt. Im Mittagessen pickt sie nur so herum, sie wird aber im Laufe des Nachmittags laut und wütend und schreit: "Ich habe Hunger, ich will nach Hause!" So muss ich schnell springen und ihr etwas machen. Dabei ist sie sehr wählerisch und isst am liebsten nur das Dessert.

            Diese Dialoge finden seit Monaten immer und immer wieder statt und ich bin schon der Verzweiflung nahe, weil sie so unglaublich starrsinnig ist.

            Nur mal ausheulen wollende Grüße!

            Sadsoul

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            • Re: Nur mal ausheulen ...


              Ja, das ist so zermürbend, man möchte helfen und es kommt kaum was an.

              Vielleicht mal "überfallen"? Mir hat mal jemand gesagt, dass man mit Demenzkranken nicht über Vergangenes (außer Biografie natürlich) und nicht über Zukünftiges reden soll. Das überfordert.
              Ob sowas geht: "Mama, meine liebe Friseuerin Susi ist gekommen, wir waschen (und schneiden) jetzt die Haare, dann musst Du nicht raus."
              Bei uns klappt das meistens, weil sie vor anderen nicht unfreundlich wirken möchte. Ehe sie sich versieht, ist es schon passiert. Man muss es nat. gut vorbereiten, denn so eine Haarwäsche kann auch Angst machen, aber die Kopfmassage und die Zuwendung könnten auch gut tun.
              ... Nur so eine Idee ins Blaue hinein.

              Gute Nerven und ab und zu ein Erfolgserlenis wünsche ich Ihnen von Herzen ...
              LG, Eva Franziska

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              • Re: Nur mal ausheulen ...


                Liebe Sadsoul,

                nicht so viel diskutieren, einfach machen. Ich sag jetzt mal ganz provokant, kleine Kinder wollen all dies auch nicht und es wird trotzdem gemacht.

                Behutsam aber zügig und immer leise und ruhig, kurz erklären und loben 'das kannst du aber besser als ich', auweia, bist du geschickt... irgend sowas. Oder ihr dabei was in die Hände geben, wo sie sich mit beschäftigt. Nicht so ernst und genervt wirken. Mehr als Spaß. Ich weiß, hört sich jetzt einfach an, aber ist auch bei uns meist ein Drama. Ich habe dann natürlich den Vorteil, dass ich zu den Pflegern sagen kann, geht nicht, macht ihr. Und die schaffen das auch nicht immer, aber meistens.

                Meine Ma will auch nicht mehr nach draußen. Sobald ihr ein Hauch Sauerstoff entgegen weht, macht sie kehrt und zieht und zerrt. Nix zu machen. Dafür krieg ich sie noch auf den Balkon, um dort eine "Runde" zu drehen. Hinsetzen ist auch nicht.

                Alles schade und traurig, aber nicht zu ändern.

                Die fertigen Brotschnittchen in einen tiefen Teller mit einem Löffel Milch eingeweicht geben, so dass sie mit Löffel oder Gabel essen kann ? Findet meine Mutter super, denn das kann sie dann alles noch ganz allein und strengt sie nicht an. Die Überlegung was ist das, aha, Brot, wie ess ich das, mit den Fingern, ist das erlaubt, darf ich das, beklecker ich mich, guckt keiner.... ist ja alles ein Kraftakt.

                Machen Sie einfach weiter, wie sie meinen. Ist alles richtig.

                Zwischendurch gut ausruhen.

                Kraft und Grüße
                Marge

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                • Re: Nur mal ausheulen ... Update


                  Hab gerade noch mal alles nachgelesen und für die, die meine anderen Beiträge nicht kennen, will ich hier den vorläufigen Ausgang der Geschichte kurz einfügen:
                  Rechtzeitig zum Entlassungstag meiner Mutter konnte ich eine Polin bekommen, die bei der Heimkehr meiner Mutter schon bei uns vor Ort war. Ich hätte sie alleine keinen Tag mehr versorgen können. Inzwischen sind fast 11 Wochen vergangen, die erste Polin hat nach 6 Wochen gewechselt und kommt, wenn es klappt, nun bald wieder zum Wechsel. Es ist hammerhart, plötzlich in seinem eigenen Haus ein fremdes "Famlienmitglied" hautnah zu erleben. Doch der Mensch ist ein Gewohnheitstier und ich habe ja gelernt, auf eigene Wüsnche zu verzichten. Der "Genuß" nicht mehr allein diesen Marathon bewältigen zu müssen, ist so manchen Verzicht wert. Man kann es leben und man lernt. Perfekt ist nichts, aber haushaltlich sind die Leute sehr gut und ich denke, dass vielleicht auch irgendwann der Funke zu meiner Mutter überspringt, das steckt noch in den "Kinderschuhen", ist aber auch oft schon ganz gut. Ob beide dabei bleiben, ist noch ungewiss, denn es ist schon etwas frustrierend, wenn meine Mutter so distanziert ist. Die zweite hatte keine Erfahrung mit Demenzkranken und was anderes erwartet - ich aber auch. Aber wir raufen uns zusammen und beide sind als Menschen sehr nett.

                  Jeden Tag muss ich mir es neu erringen, durchzuhalten, ich wäre soooo gerne mal gaaaanz weit weg. Aber jeden Tag bekomme ich dennoch wieder Kraft von oben, um weiter zu machen - bis zum nächsten Ausheulen, vielleicht an dieser Stelle.

                  :-)

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                  • Re: Nur mal ausheulen ...


                    Hallo Sadsoul, habe noch mal alle Punkte durchgelesen und aus "der Ferne" ein paar Ideen. Bitte nehmen Sie es nicht als Maßregeln oder so, es sind nur ein paar Ideen zur Anregung. Kann auch völlig daneben liegen, jede Demenz verhält sich ja anders.

                    Keine Ahnung, ob unsere Mütter vergleichbar sind, aber meine Mutter würde genau so wie Ihre reagieren.
                    Wenn Sie sagen: "Lass uns etwas in den Park gehen, das Wetter ist so schön und etwas Bewegung wird dir guttun!" würde meine das so verstehen, "Aha, jemand will mich therapieren - so ein Quatsch, brauche ich nicht!" Ich sage statt dessen z.B.: "Sollen wir eine Runde mit dem Rollstuhl gehen? Ich bin so faul, habe heute noch nichts gemacht, müsste mal an die Luft, kann mich alleine nicht aufrappeln"

                    Wenn sie Einladungen zum Spazierengehen ausweicht, weiß sie vielleicht nicht mehr, welche Anforderungen sie erwarten und erinnert sich auch nicht, dass sie sie unterstützen. Es ist alles für sie unsicher und macht ihr verständlicherweise Angst. Wie ist es mit Rollator? Würde sie den nehmen? Das ist ein super Mittel gegen Unsicherheit, oder ein Gehstock? Zur Not würde ich sagen, dass ich den Rollator für mich mitnehme, damit ich mich mal zwischendurch draufsetzen kann.

                    Wenn Sie sagen: "Soll ich einen Termin beim Friseur machen? oder: Ich lasse mir für dich einen Termin beim Friseur geben", dann hört die Mutter nur, dass etwas großes Unbekanntes auf sie zukommt und. HIILLLFEEE, ein TERMIN, meine Mutter hat durchgedreht, weil ich immer Termine gemacht habe. Nun hat sie NIE Termine und alle kommen immer "zufällig". Dann kann es aber passieren, dass sie sich verweigert. Egal, ist ihr gutes Recht. Oft klappt es.

                    Wenn Sie sagen: "Morgen gehen wir zum Arzt" ist das ein riesengroßer Berg, der sich da vor der Mutter auftürmt: "was will der wissen, wie muss ich mich anziehen, muss ich mich ausziehen …" Haben Sie dem Arzt die Lage eindringlich geschildert? Ohne etwas Druck kommt der nicht, aber wenn er ein einigermaßen guter Hausarzt ist, wird er auch mal kommen. Dann würde ich das der Mutter erst bei seinem Eintreffen sagen: "Ach übrigens, Herr Dr. XY, war so nett, mal vorbeizuschauen, dann hast Du den Weg zu ihm gespart"

                    Wegen der Kleidung: ich schnappe mir die alten Sachen blitzschnell und sage: "ich brauche dringend noch was, um die Waschmaschine voll zu machen, hier lege ich Dir was Frisches schon mal hin." Oder trägt sie die Sachen auch im Bett, dann geht es natürlich nicht, da hätte ich jetzt auch keine Idee, wie man sie zum Umkleiden bewegen kann.

                    Wegen Essen: bei Demenz können sich die Geschmacksnerven glaube ich verändern. Eventuell mehr salzen oder süßen?

                    Ich glaube, dass diese Verhaltensweisen eher Angst sind und nicht unbedingt Starrsinn. Meine Mutter schildert es oft und sagt, dass sie sich erdrückt fühlt von einem riesengroßen Berg. Sie kann es ja nicht einordnen, das alles für sie getan wird, da sie fest überzeugt ist, alles selbst zu machen.

                    Na ja, nur so ein paar Gedanken, ansonsten viel Kraft zum Durchhalten,
                    LG, Eva Franziska

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                    • Re: Nur mal ausheulen ...


                      Ich mach s kurz und werde vielleicht später mehr berichten.

                      Mit Mutter 10 Tage im Krankenhaus gewesen. Oberschenkelhalsbruch durch Sturz im Heim. Sie ist jetzt wieder dort, dämmert aber nur noch vor sich hin oder will direkt aufstehen, was sie nie mehr können wird. Sie isst fast nichts mehr, PEG haben wir abgelehnt.

                      Es bleibt uns wirklich keine Variante erspart, trotz allem Engagement. Ich hoffe, sie hat es bald geschafft. Fixiert im Rollstuhl vor sich hinvegetieren wäre das letzte. Laufen war ihr alles.

                      Ich kann nicht mehr.

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                      • Re: Nur mal ausheulen ...


                        Liebe Marge!
                        Was soll ich sagen? Diese Hilflosigkeit unserer Lieben macht uns so fertig, denke ich, und bringt uns immer wieder dazu, unsererseits das Äußerste zu geben. Eine grausame Krankheit und dann doch wieder so besonders. Die Krankheit bringt - wenn man es zulässt - Dinge in uns hervor, die wir nie vermutet hätten. Ich hoffe nur so sehr für Sie, dass es Frieden gibt, für alle, einen Abschluss, der auch Hoffnung birgt. Ich denke im Gebet an Ihre Mutter, es gibt einen, der durch alle Verworrenheit hindurch dringen kann.
                        LG, Eva Franziska

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                        • Re: Nur mal ausheulen ...


                          Liebe marge,

                          das tut mir so leid mit deiner Mutti. Das ist schlimm, wenn man so etwas mit einem lieben Menschen erleben muss. Auch ich bin in Gedanken bei dir und hoffe sehr, dass ihr beide nicht so viel leiden müsst und es vielleicht doch noch ein paar ruhige und schöne Stunden gibt, die ihr miteinander verbringen könnt.

                          Ich wünsche dir viel Ruhe und Kraft!

                          Liebe Grüße

                          sadsoul

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                          • Re: Nur mal ausheulen ...

                            Meine Mutter starb 2011.Sie war 88 Jahre alt und hatte Alzheimer . Ende 70 schlich sich die Krankheit langsam aber sicher in Ihr Leben. Was am Anfang noch belustigend wirkte, entwickelt sich zur Hölle. Mehr als 10 Jahre war sie gefangen in einer fremden Welt und sie schlioß mich darin mit ein. Ich habe dabei so ziemlich alles was die menschliche Seele an Gefühlen durchmachen kann erlebt: Angst, Liebe, Hass, aber auch Hilfslosigkeit, Trauer und Mitleid. Ich bin mir heute sicher, wäre meine Mutter nicht an Alzheimer erkrankt hätte ich als gefühlsarmer Mensch weiter gelebt. Kein Ereignis meines Lebens, war so intensiv und so grausam wie dieses. Ein halbes Jahr nach dem Tod meiner Mutter, hörte ich dass amerikanische Forscher, bereits ein Mittel gegen Alzheimer gefunden haben. Nun, der soll wohl mir helfen.

                            In British Medical Journal wird berichtet,dass belastende Erlebnisse das Risiko für Alzheimer und Demenz offenbar erhöhen. „Menschen, die in der Mitte ihres Lebens viel Kummer haben, erkranken im Alter häufiger an Alzheimer oder Demenz“ schreiben sie dort.

                            Na dann, ich weiß jetzt schon was mich erwartet. Aber nein, ich habe es vergessen (so fängt es an), doch es gibt schon Mitteln dagegen. Und so werden hoffentlich meine zwei Jungs, keine Riesenpampers wechseln müssen.

                            PS: Auch bei meiner Mutter fing es nach einer OP an. Ältere Menschen vertragen die Narkose nicht

                            Kommentar


                            • Re: Nur mal ausheulen ...

                              Hallo Mitstreiter,

                              meine Mutter hat sich inzwischen im Heim wieder berappelt. Sie isst von allen 4 Mahlzeiten etwas, plappert den ganzen Tag oder schläft. Sie macht einen zufriedenen Eindruck und lächelt alle an, die freundlich zu ihr sind. Der Therapeut hat versucht, sie zu mobilisieren, aber das schafft sie nicht mehr. Muss sie auch nicht. Das Schlucken wird immer schwieriger und es kommen sicher auch wieder schlimmere Zeiten. Im Augenblick kann ich mit dieser Situation gut leben, keine Fixierung, meine Horrorvorstellung. Manchmal hat man den Eindruck, sie ist froh, dass sie endlich liegen darf. (Sagen auch die Besucher, ist nicht nur meine verquere Wahrnehmung.)

                              Sie spielt mir ihrem Mobilée, ihrer haptischen Katze und fängt sofort an zu falten, wenn man ihr Stoffiges in die Hand gibt.

                              Der ferngesteuerte Laufdrang ist immer noch da. Unter der Bettdecke zappeln zwischendurch nach wie vor die Beine. Was für eine Krankheit.

                              Ich halte die Luft an und warte auf den nächsten Einbruch. Aber sie kann nicht mehr fallen. So verrückt sich das anhört, das hat mich am meisten gestresst. Jahrelanges Engagement, damit genau das nicht passiert und es passiert natürlich doch.

                              Bleibt tapfer. Lieben Gruß - Marge

                              Kommentar


                              • Re: Nur mal ausheulen ...

                                Hallo Marge,

                                ich freue mich für dich und deine Mutter und hoffe mit dir, dass dieser einigermaßen befriedigende Zustand noch lange so bleibt. Auch ich mache mir Sorgen, dass meine Mutter fallen könnte, zumal ich sie vormittags ja immer noch allein lasse (wird sich aber sehr bald ändern, weil ich eine Helferin einstellen kann). Aber ich denke, dass man das sowieso nicht verhindern kann. Meine Mutter ist zweimal in unmittelbarer Nähe von mir gefallen und ich konnte nichts tun, als sie zum Arzt zu bringen. Das war vor vielen Jahren und damals litt sie überhaupt noch nicht an Demenz.

                                Wenn ich so lese, was du alles durchmachst und was eventuell noch auch mich zukommen kann, wird mir ganz flau. Der Alltag ist jetzt schon ziemlich schwierig und so freudlos geworden. Ja, ich vermisse die Freude! Früher freute sich meine Mutter über die Kaffeestunden mit mir, ihre schöne Uhr, ihr schönes Geschirr, neue Kleider oder die Urlaubsfahrt an die Nordsee mit mir. Nun erkennt sie mich nicht mehr, ihre Wohnung ist ihr fremd, sie erkennt ihre Kleidung, ihre Lieblingsstücke nicht mehr, will immer nur nach Hause, nach Hause, nach Hause... und sie bringt das oft schreiend zum Ausdruck, dass ich mich vor den Nachbarn schäme. Sie weint, dass ihre Schwester und ihre Jugendfreundin sie "nicht mitgenommen" haben, die schon seit Jahrzehnten nicht mehr leben. Sie wehrt sich ständig, etwas Sauberes anzuziehen, zum Friseur zu gehen, ihre Nägel zu schneiden, was mich ganz fertig macht, denn sie war immer so eine elegante Frau, die viel Wert auf ihr Äußeres legte. Jetzt sieht sie tatsächlich verwahrlost aus und ich kann nichts dagegen tun. Wenn ich ihr andere Kleidungsstücke hinlege, schreit sie - bildlich gesehen - das Haus zusammen. Sie will ihre Sachen wiederhaben und dann gebe ich sie ihr - natürlich widerstrebend - und denke: Was ist das für eine Krankheit? Wer hat mich auf so etwas vorbereitet? Selbst wenn ich sie z.B auf ihre Haare oder Fingernägel anspreche, wiegelt sie alles ab. Sie geht zum Friseur, wenn sie "zu Hause" ist, also nie!

                                Neulich habe ich sie dabei beobachtet, wie sie versucht hat, ihr Namensschild an ihrer Wohnung mit Kugelschreiber durchzustreichen. Meine Güte, war mir das peinlich! Ich habe schnell Benzin geholt und den Schaden behoben.

                                Ja, viel Kraft und Tapferkeit wünsche auch ich allen Mitstreitern hier im Forum, in dem es leider sehr still geworden ist.

                                Lieben Gruß

                                sadsoul

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                                • Re: Nur mal ausheulen ...

                                  Hallo die Damen,

                                  hallo Sadsoul,

                                  ist wirklich recht ruhig hier im Forum geworden, finde ich äußerst schade, da ich denke oder von mir weiß, dass einem die Unterstützung und Zeilen der anderen viel helfen können.

                                  Bzgl. Ihrer Mutter; man kann sicher nicht viel schreiben, was Sie nicht selber ebenso wissen. Ihre Mutter ist schwer verunsichert, und das nach Hause wollen oder die gleichen Klamotten anziehen, sind natürlich Zeichen, dass sie das Gewohnte, Vertraute, sucht.
                                  Ob man ihr das in einer Form wieder geben kann, läßt sich schwer beurteilen, also eine Form von Sicherheit und Strukturen, in denen sie sich irgendwie sicher fühlt in diesem Zustand, in dem sie ihr Erinnerungsvermögen/ Konzentrationskraft verliert.
                                  Ich weiß, dass es nicht einfach ist, ihr eine Rundumbetreuung zu gewährleisten, aber ich denke, dass es besser für sie ist, sobald die Vormittagsbetreuung da ist und sie nicht mehr alleine sein wird.
                                  Vielleicht schaffen Sie es ja auch, ihr mit viel Einfühlung und Leichtigkeit, doch die Angst zu nehmen, etwas an ihr vornehmen zu lassen wie z.B. Haar und Nägel schneiden und/ oder umziehen. Vielleicht finden Sie auch Wege, eventuell auf den ersten Blick kindlich wirkende, um wieder miteinander Spaß haben zu können.

                                  Liebe marge, ich denk auch, dass das Fallen nicht zu verhindern ist. Es ist schier nicht zu leisten, dass man einen Menschen, der noch mobil ist, ständig festhält oder jeden Moment so einpackt, dass er sich nichts brechen kann (zumal man die Betroffenen ja auch ständig wieder auspacken muss). Für mich war das im speziellen ein Problem mit meinem jungen Vater, der sich zwar GsD nichts gebrochen hat, aber die Stürze wegen seiner Epilepsie... ein Horror, ich hab z.T. nur noch gezittert.
                                  Ihre Mutter ist jetzt gefangen im Bett, aber sicher, und sie können hoffentlich mal tief Luft holen.

                                  Wünsche ebenfalls viel Kraft und doch ein wenig Freude
                                  Flieder

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