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schlechtes Gewissen

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  • schlechtes Gewissen

    Seit 2006 habe ich mich intensiv um meine Mutter gekümmert,hier wurde es langsam auffällig- seit 2011 kennen wir nun (endlich) die Diagnose... sie ist 55Jahre und ich bin mittlerweile 29Jahre. Ich habe viel hier im Forum gelesen, die meisten von Euch pflegen ihre Angehörigen bei sich zu Hause... Wie schafft ihr das? Ich habe zu meiner Mutter eine tiefe Bindung, schon immer. Ich liebe sie sehr, doch ich konnte sie nicht mit zu mir nach Hause nehmen, ich verdiene nicht viel Geld, und wohne mit meinem Mann und meinem Kind in einer 3Raumwohnung in einer Großstadt... Ich möchte beruflich auch voran kommen ,deswegen wohnt meine Mama jetzt in einem Heim. Aber es plagt mich, sie ist doch viel zu jung für so eine Einrichtung. Wie schafft ihr es nur, alles unter einem Hut zu bekommen? Familie, Arbeit, HAushalt, und Pflege? Ist es falsch, sie in ein Heim zu geben? Sie hat dort ein eigenes Zimmer mit einem eigenen Bad. All ihre Sachen sind dort drin.


  • Re: schlechtes Gewissen


    Liebe struwellotte,

    es ist ein Riesenunterschied, ob die Demenz in jungen Jahren, wie bei Ihrer Mutter, oder erst später, im höheren Alter, auftritt. Bei den älteren Patienten verläuft die Demenz oft viel weniger dramatisch und schreitet auch langsamer voran. Deshalb ist es da eher möglich, das zu Hause zu versuchen (alles unter einen Hut bekommt man aber nicht, man muss an anderer Stelle streichen).

    Ein starker Ehepartner kann vielleicht eine schwere Demenz, wie bei Ihrer Mutter, eine Zeitlang tragen (mit viel Hilfe), aber ganz sicher nur in den seltensten Fällen auf Dauer.

    In Ihrem Fall ist es ganz bestimmt vernünftig und auch das Beste für Ihre Mutter, in fachgerechter Betreuung zu sein. Da hat man oft gar keine Wahl, es gibt nur diesen einen Weg.
    Schön wäre es, wenn Sie sich möglichst oft Zeit nehmen, sie zu besuchen. Ich könnte mir denken, dass man auch versucht ist, dem ganz zu entfliehen, was verständlich wäre, aber das wäre schade und Sie würden es später vielleicht bedauern.

    Ich bewundere Euch jüngere Leute. Ich denke, es ist noch eine ganze Menge schwerer, damit umzugehen, wenn die Lebensplanung im Wachsen ist und man eigentlich eher auf Leben gestimmt ist und nicht auf Abschiednehmen. Ich wünsche Ihnen trotz allem, dass Sie das Schwere annehmen können und noch gute Stunden mit Ihrer Mutter verleben können, wenn es auch sicher auf einer ganz anderen und ungewohnten Ebene sein wird.

    Ganz liebe Grüße,
    Eva Franziska




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    Mein Steckbrief (Stand März 2012): Mutter, 88, betreut von mir (Tochter), 55, selbstständig. Keine weiteren Verwandten; Wohnen im selben Haus; Schweregrad: mittleres Stadium; Verstärkte Auffälligkeiten seit zirka 2006 nach Narkose wegen Arm-OP. Therapie nach Diagnose seit August 2009: Citalopram 20mg, Aricept 5mg, 1x/Woche Krankengymnastik wegen Gang-Ataxie; 1x/Woche tiergestützte Ergotherapie mit Hirnleistungstraining; 1x/Woche Begeitung bei kurzen Spaziergängen mit Gesprächaustausch und anschließendem Singen, oder einfache Gymnastikübungen). Ich versuche hauptsächlich mit Hilfe integrativer Validation (Nicole Richard) die Grundstimmung zu stabilisieren.

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    • Re: schlechtes Gewissen


      Liebe Struwellotte,

      bitte haben Sie kein schlechtes Gewissen. Niemand erwartet, dass Sie Ihr eigenes Leben aufgeben. Sie haben ja schon ein paar Jahre sehr viel getan. Die Entscheidung war sicher richtig und wohl überlegt. Sie tun Ihrer Mutter keinen Gefallen, wenn Sie selbst irgendwann nicht mehr können oder für die noch schönen Stunden, die man miteinander erleben könnte, keine Kraft und Zeit mehr haben.

      Außerdem sollte man die Fähigkeiten der Fachkäfte nicht immer unterschätzen. Ich habe im Heim meiner Mutter viele gute Mitarbeiter kennengelernt, die sich um die Dinge kümmern, die wir nicht gelernt haben, die uns mehr Zeit kosten, als jemand der es täglich beruflich tut.

      Ihre Mutter kann dort sein, wie sie will, sie muss sich keinem durchorganisierten Alltag anpassen, sie steht nicht unter Zeitdruck, sie muss nichts schaffen, was ihre Kräfte bereits übersteigt. Das entlastet sie und gibt ihr mehr Freiheit.

      Jetzt können Sie sie besuchen und die Zeit mit ihr in Ruhe und etwas entspannter verbringen.

      Die Traurigkeit bleibt. Auch wenn meine Mutter 84 ist, möchte ich sie jeden Abend wieder mit nach Hause nehmen. Aber das ist eben nicht mehr möglich und dann muss man die beste Lösung finden. Ich bin sicher, dass haben Sie getan.

      Sie können Sie nicht heilen oder retten, indem Sie sich opfern und das würde sie sicher auch niemals wollen.

      Sie werden auch noch von Ihrer Familie gebraucht !

      Alles Gute und beste Grüße,
      Marge


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      Mein Steckbrief (Stand Jan 2012): Mutter (84) wurde betreut von Ehemann (84) und mir (Tochter 56), vollzeitberufstätig. Erste Hirnleistungsstörungen diagnostiziert in 1994. Im März 09 als "mittelschwere" Altersdemenz eingestuft. Medikamente in 2009: 1 x wöchentlich Imap-Spritze, morgens und abends eine Piracetam Tablette. Seit Jan 10: Axura 5 mg morgens. Mit Axura deutliche Verbesserung in Wahrnehmung und Wortfindung. Wir werden wieder mit unseren richtigen Namen angesprochen, auch wenn sie nicht weiß, wer wir sind. Sie formuliert ab und zu wieder ganze Sätze, wenn auch kurze. Seit März 10 wieder mehr Stimmungsschwankungen, Weinen, Angst. Es kommen Rückenschmerzen und dadurch eingeschränkte Beweglichkeit hinzu. Ab 23.03. Fentanyl-Pflaster. Am 28.03. 10 Tage Krankenhaus wegen starker Durchfälle. Ab 06.04. auf mehrmaliges Anraten des Neurologen auf die geronto-psych. Abtlg. Dort bekommt sie Solian. Am 20.04.2010 Umzug in ein Seniorenheim. Weiterhin nur Solian (1/2 morgens und abends), nachts bei Bedarf Pipamperonsaft (3 ml), sonst keine Medikamente.

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