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Arztbesuch

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  • Arztbesuch

    Hallo zusammen,

    es geht um meine Mutter. Ich denke sie ist an Demenz erkrankt. Es weist sehr viele darauf hin wie extreme Vergesslichkeit, Probleme mit der Uhrzeit, Namen und Orten sowie Ereignissen. Merkwürdigerweise sagt sie in einem Moment das genaue Gegenteil wie im nächsten Moment. Ein Beispiel: Morgen kommt meine Schwester um sie abzuholen ... Im nächsten Moment sagt sie sie weiss von nichts ... Ganz komisch und ich muss sagen dass ich das nicht deuten kann weil ich mit den Symptomen nicht allzu vetraut sind ausser das Portemonnaie im Gefrierschrank was ich jedoch nicht entdecken konnte. Nun würde ich gerne wissen wie wir meine Mutter dazu bewegen könnten zum Arzt zu gehen denn sie behauptet es gehe ihr gut und sie habe nichts. Mein Vater der sich um alles kümmert aber mittlerweile fast 86 ist nimmt das so hin aber das ist keine Lösung mehr auf Dauer. Meine Mutter bekommt es auch nicht mehr hin zu kochen und mein Vater liest ihr die Rezepte vor und sie kocht danach. Manchmal habe ich das Gefühl er möchte sie schützen dabei kann ihr der Arztbesuch doch nur helfen was ich ihm schon mehrfach gesagt habe aber ich stosse auf taube Ohren. Ich möchte es fast Co- Abhängigkeit nennen. Es wird alles schön geredet und ginge ja noch. Meine Mutter hatte schonmal einen Termin beim Neurologen aber sie hat sich strikt geweigert hinzugehen und mein Vater sagte ihn ab. Ich verstehe das nicht und suche nach einer Lösung. Es geht darum dass sie Medikamente nehmen sollte falls sich die Diagnose bestätigt aber natürlich auch um fianzielle Aspekte und dann könnte man ja auch Hilfe in Anspruch nehmen in Form von Pflegediensten was ja ohne ärztliche Diagnose schlecht möglich ist. Sie scheint sich wirklich nicht schlecht zu fühlen und ist auch lustig und humorvoll was sie früher im übrigen niemals war aber mir wäre wohler wenn man mal wüsste woran man ist. Es könnte ja auch eine ganz einfache Erklärung geben. Kann mir jemand etwas raten? Vielen Dank und viele Grüsse Lilly


  • Re: Arztbesuch


    Hallo Lillybelle,

    schauen Sie mal ein paar Kapitel weiter unter "wie spreche ich es an".

    Ich würde versuchen, einen Termin in einer Memory-Klinik zu machen. Die haben eher so einen Institutcharakter und sind nicht so sehr "kleine bedrohliche Arztpraxis".

    Dass ihre Mutter es mit Humor nimmt scheint mir eher eine Abwiegelungstaktik nach dem Motto: mir gehts gut, was wollt ihr eigentlich. Meine Mutter hat sogar den Klinikbesuch hinterher ins Lächerliche gezogen und gesagt, das war lustig, die haben vielleicht komische Fragen gestellt. Ich denke sie überspielen ihre Angst und Unsicherheit.

    Ein schwieriger Schritt. Viel Erfolg und Gelassenheit.

    Gruß - Marge

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    • Re: Arztbesuch


      Hallo, Lilly,
      denk dich mal in die Situation deiner Eltern hinein.

      Demenzkranke merken schon viel früher als die Angehörigen, dass mit ihnen was nicht stimmt, das macht sie unsicher und ängstlich.
      Meine Mutter hat sich im Anfangsstadium z. B. Merkzettel geschrieben, auch mit ihrer Adresse, die pappten dann am Küchenschrank oder am Telefon. Ich fand das damals nicht soo auffällig, erst im Nachhinein.

      Uns sie wissen auch, was passiert, wenn sie zum Arzt gehen, da kriegen sie es Schwarz auf Weiß, dass sie im Kopf nicht mehr richtig sind. Und davor fürchten sie sich und versuchen ihren Zustand so lange wie möglich zu vertuschen. Und dein Vater spielt natürlich mit.

      Solange es noch einigermaßen klappt zu Hause, würde ich persönlich keinen Druck ausüben. Gönne den beiden die "Galgenfrist".
      Vielleicht kannst du gelegentlich mal ganz unschuldig das Gespräch auf eine Haushaltshilfe bringen. Es gibt vielerorts auch Nachbarschaftshelferinnen.
      Soviel ich weiß, kann auch der Hausarzt eine Haushaltshilfe verschreiben. Setz dich doch mit dem in Verbindung. Vielleicht kannst du deine Mutter mal zu einem vorsorglichen Blutbild oder dergleichen überreden, da könnte er sich gleich einen Eindruck verschaffen.

      Pflegegeld wird es in dem Stadium wahrscheinlich sowieso noch nicht geben. Und ob Medikamente was ausrichten, ist fraglich, auf jeden Fall aber haben sie Nebenwirkungen.
      LG louisanne

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      • Re: Arztbesuch


        Hallo marge,

        hallo Louisanne,

        vielen Dank für eure Antworten.

        Wir haben nun einige Tage sehr intensiv mit unserer Mutter verbracht weil unser Vater im Krankenhaus liegt. Dabei haben wir auch ihre Wohnung "inspiziert" und festgestellt dass sie in einem nicht so gutem Zustand ist soll heissen ziemlich vernachlässigt was das putzen angeht. Auch was die Körperpflege meiner Mutter angeht sind wir ziemlich sicher dass es daran erheblich hapert und sie hat früher sehr viel wert auf ihr Äusseres gelegt. Es ist also offensichtlich dass es doch nicht so gut läuft wie mein vater es immer behauptet wenn man hinter die Fassade blickt.

        Das Problem ist nun dass jeder Versuch der Hilfe abgewiesen wird. Mein Mann und ich wollten erstmal ein paar Arbeiten in der Wohnung erledigen und wurden übelst beschimpft. Mein Mann sogar weggeschubst. Der nächste Versuch war meine Eltern zu überreden dass ein paarmal am Tag eine Hilfe kommt auch wegen der Tabletteneinnahme meines Vaters und Mutters Blutdrucktabletten und vielleicht auch Essen auf Rädern. Abgelehnt .... Bei meinem Vater sieht es ebenfalls so aus als ob er nun pflegebedürftig wird und wir möchten Anträge bei der Pflegeversicherung stellen aber sie weigern sich vehement. Ich habe meinen Vater darauf hingeweisen dass die Wohnung in einem nicht zufriedenstellenden Zustand ist da fing unsere Mutter an uns wüst zu beschimpfen und wir sollen verschwinden.

        Wir haben sie dann erstmal mit meinem Vater allein gelassen und sind zum Sozialdienst im Krankenhaus gegangen um uns beraten zu lassen. Später ist sie an uns vorbei gegangen mit wütendem Blick und ist alleine nach Hause gegangen. Wir haben sie gesucht und sie kam dann nach einiger Zeit zu Fuß nach Hause. Sie beschimpfte uns wieder und wir sollten verschwinden. Was uns wundert ist dass sie sonst ganz massive Gedächtnislücken hat und wir meinten dass ihr Zustand sehr fortgeschritten ist aber wie kann sie sich dann nach Stunden an den Vorfall erinnern wenn sie sonst alle 5 Minuten das Gleiche fragt? Wir sind so unsicher auch weil mein vater heute bei einem Telefonat sagte sie sei heute noch genauso wütend gewesen. Müsste sie unser Gespräch nicht schon vergessen haben? Sie vergisst sonst alles worüber man gesprochen hat innerhalb von ein paar Minuten und fragt immer wieder nach.

        Sie weigert sich überhaupt zum Arzt zu gehen. Wir wollten sie unter dem Vorwand hinlocken um Blutdruck zu messen aber wie haben keine Chance.

        Ein Gespräch mit dem Hausarzt gestern brachte auch nichts. Er sagte man könnte niemanden zwingen sich helfen zu lassen. Ich muss dazu sagen dass wir ca. 80 km weit weg wohnen von meinen Eltern und meine Schweter wohnt auch nicht in der Nähe. Wir können also nicht ständig dort sein. Das funktioniert nicht.

        Aber aufgrund der Tatsache der sich gestern ereignet hat wegen unseres Gesprächs wegen der Hilfe die wir angeboten haben und Pflegdienstinanspruchnahme sind wir unsicher ob meine Mutter wirklich krank ist oder vielleicht nur bockig. Ich muss dazu sagen dass unsere Mutter schon immer schwierig war und die ganze Familie machen musste was sie wollte. War das nicht der Fall war sie eingeschnappt und nachtragend. Wir wissen einfach nicht was wir von der ganzen Sache halten sollen und sind schon völlig fertig mit den Nerven weil wir einfach nur helfen wollen und übelst beschimpft wurden sind.

        Nicht falsch verstehen bitte. ich weiss wie schlimm es ist psychisch krank zu sein. Ich habe selbst Probleme in dieser Hinsicht. Ich brauche nur Ratschläge weil ich mit dieser Art von Erkrankung nicht vertraut bin und unsicher.

        Viele Grüsse Lilly

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        • Re: Arztbesuch


          Hallo,

          mir geht das alles nicht aus dem Kopf und ich hab so viele Fragen und bin so unsicher :-(

          Ich weiss dass man Krankheitsbilder oder Verläufe nicht pauschalisieren kann aber ich würde gerne wissen wie man sich so einen Krankheitsverlauf vorstellen kann denn meiner Mutter geht es angeblich und offensichtlich schon in etwa 3- 4 Jahre wahrscheinlich sogar länger so. Ich meine der Zustand müsste sich in der Zeit in irgendeiner Weise verändert (verschlechtert) haben oder sehe ich das falsch?

          Ich habe mir einige Seiten im Netz angesehen und es treffen eben auch nicht alle Symptome zu. Sie hat sich nie Merkzettel geschrieben, das tut nur mein Vater oder wir. Sie sagt immer und ständig sie wäre so vergesslich geworden und vergesse alles. Mit Namen kann sie öfter nichts anfangen aber sie hat noch nie jemanden nicht wiedererkannt und es hapert zwar scheinbar an der Körperpflege dennoch schminkt sie sich, legt sich Schmuck an und Haarschmuck. Passt das zusammen? Nach so langer Zeit des Ausbruchs? Sie hat die Nachbarin auf Anhieb erkannt und mit ihr geredet und sich über eine andere ohne Ende ausgelassen die immer neugierig am Fenster "hängt". Es ist so vieles was mich stutzig macht. Wenn wir zusammen laufen geht sie gebückt und stolpert. Als wir auf dem Parkplatz gewartet haben und sie uns nicht dort vermutet hat ging sie flott, zügig und völlig normal und das nach einer nicht unerheblichen Strecke. Sie hat sich (zum Glück) auch noch nie verlaufen und geht nach wie vor shoppen und zum Chor und angeblich ganz oft spazieren (alleine).

          Wir haben gestern überlegt und die Symptome meiner Mutter fingen an als mein Vater nicht mehr funktionierte wie sie wollte. Er wurde halt älter und ist inzwischen 86. Sie ist 8 Jahre jünger und da ist es verständlich dass er irgendwann ruhiger treten möchte. In der Vergangenheit sind sie oft in den Urlaub gefahren und waren immer nur unterwegs (fast jeden Tag shoppen). Das konnte und wollte mein Vater dann nicht mehr und da fing das mit unserer Mutter an. Seit ich denken kann hat sie bei Telefonaten herumgejammert dass sie keine Lust hat zu kochen. Alles war ihr zuviel und dass mein Vater gerne Salat isst hat sie am meisten genervt und das zweite Thema war dass sie in den Urlaub fahren möchte. Überhaupt war sie ihr ganzes Leben unzufrieden. Uns wurde auch unser ganzes Leben vorgehalten wir wären keine Wunsckinder. Immer musste sich alles um sie drehen und wenn das nicht ging oder ich es dann nicht mehr konnte und wollte brach der Kontakt zeitweise ab. Meine Mutter hat mir das Leben zur Hölle gemacht. Dadurch bin ich zum Teil auch krank aber das nur nebenbei.

          Es war immer so dass sie keine anderen Meinungen akzeptiert hat. Nur ihre zählte. Zu anderen Verwandten bestand auch Jahre kein Kontakt mehr und Bekannte hatten meine Eltern auch keine mehr aber Schuld waren nur die anderen.

          Wir fragen uns ernsthaft ob meine Mutter aus Trotz uns jetzt alle an der Nase herumführt und sich vor allem an meinem Vater rächen möchte und allen etwas vorspielt denn es gibt wirklich viele Dinge die merkwürdig sind. Es nagt an mir und ich weiss nicht wie wir uns verhalten sollen. Es ist diesbezüglich auch niemand greifbar für mich den ich fragen kann. Mein Termin beim Neurologen ist er Ende November und ihr wisst ja wie schwierig es mit Arzt- Terminen ist.

          Bitte bitte versteht mich nicht falsch aber es ist halt auch mehr als merkwürdig dass sie dermassen ausrastet weil wir helfen wollten denn eigentlich sollte sie doch froh sein wenn sie Hilfe bekommt. Da drängt sich mir zwangsläufig auch der Verdacht auf ob sie nicht zum Arzt möchte weil sie gar nichts hat??? Wir waren behutsam auch was Arztbesuche betrifft. Ich habe ihr alles erklärt ohne ihr Angst zu machen und ich glaube einfach wenn sie wirklich Hilfe brauchen würde würde sie diese auch annehmen. Oder liege ich völlig daneben?

          Es ist einfach alles nur komisch. Sie sagt sie mag nichts essen aber abgemagert sieht sie gar nichta aus, im Gegenteil und wenn sie nicht trinken würde wäre sie doch längst in einem schlechteren Zustand oder? Es liegen auch immer alle Dinge an ihrem Platz, immer an der gleichen Stellen, Schlüssel, Handtasche, Brille ... Mir fallen noch so viele Beispiele ein ...

          Ich würde gerne eure Meinung dazu wissen aber bitte schätzt mich nicht falsch ein dass ich schlecht bin, unsensibel oder nicht einfühlsam. Das ist nämlich nicht der Fall!

          LG Lilly

          Vielen Dank schonmal. Ich bin schon ganz verzweifelt und komme nicht mehr zur Ruhe :-(

          LG Lilly

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          • Re: Arztbesuch


            Hallo Lillybelle, mein persönlicher Vorschlag ist, dass sie Ihre Mutter jetzt einfach mal in Ruhe lassen. Es ist ja offenbar keine Gefahr in Verzug - sie läuft nicht weg, lässt den Herd nicht an etc. Und Ihr Vater ist solidarisch mit seiner Frau. Wenn Sie dauernd auf sie einreden, wird alles eskalieren. Und vom Besuch beim Neurologen versprechen Sie sich keine Wunder. Es bleibt nicht bei der Konsultation, da kommen zahlreiche Tests, evtl. Entnahme von Hirnwasser, MRT etc. Sie wird dann immer "bockiger" werden. Und der Besuch beim Neurologen bringt meistens auch die Verordnung von Neuroleptika, dann wird es erst richtig schlimm. Desorientiertheit und Gangunsicherheit mit möglichen Stürzen.- Ich verstehe Sie gut, weil man am Anfang denkt, wenn ich sie nur zum Arzt kriege, dann bekommen wir alles geregelt. Rückblickend sage ich, dass hat mehr Probleme, Stress und Zeitaufwand als Lösungen gebracht. D.h. natürlich nicht, dass Sie bei Verschlimmerung des Zustands mal zum Arzt müssen, schon wegen der Pflegestufe. Aber im Moment tun Sie Ihrer Mutter und sich gar keinen Gefallen damit. Die Welt geht auch nicht unter, wenn man sich nicht täglich duscht. Seien Sie erst einmal gelassen. Viele Grüsse Preston

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            • Re: Arztbesuch


              Hallo, Lilly,
              es ist meist schwer zu sagen, welche Verhaltensweisen mit Demenz zusammenhängen und welche nicht.

              Ich habe bei meiner Mutter auch manchmal den Eindruck, dass sie mir was vorspielt. Aber es ist wohl so, dass auch Demente sich "zusammenreißen" können, wenn die Motivation stark genug ist. Meine Mutter geht z. B. sehr krumm, wenn aber Besuch kommt, besonders wenn es ein Mann ist, geht sie gerade
              :-))

              Meine Mutter war in der Anfangsphase zeitweise auch unleidlich, schimpfte über Kleinigkeiten, fühlte sich wegen allem angegriffen, beschuldigte mich usw. Auch gegenüber meinem Vater, den sie über alles liebte, verhielt sie sich manchmal grausam. Ich bekam das einmal am Telefon mit (Muttern hatte vergessen, den Hörer aufzulegen): Mein Vater war gestürzt und kam nicht wieder hoch. Meine Mutter kümmerte sich nicht um ihn.ließ ihn liegen, und hackte ungerührt weiter Petersilie auf einem Brettchen. Und ich konnte nichts machen ...

              Wie auch Preston schreibt: gelassen bleiben! Mach dich nicht jetzt schon verrückt. Du wirst deine Nerven später noch brauchen.
              Herzlichen Gruß, louisanne

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              • Re: Arztbesuch


                Hallo, vielen Dank für die Antworten.

                Bleibt uns wohl wirklich nur abzuwarten was passiert :-(

                LG Lilly

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                • Re: Arztbesuch


                  Liebe Lilly

                  Sie möchten ja gerne unsere Meinung wissen und da kann ich nur eher "aus dem Bauch heraus" ein paar Dinge nennen. Die Situation insgesamt ist zu komplex, aber vielleicht hilft Ihnen der ein oder andere Gedanke weiter.

                  Möglich, dass Ihre Mutter nun sieht, dass das Leben nicht ewig aus Shopping (mit dem sie vielleicht versucht hat, eine innere Leere zu füllen) besteht und nun wird sie mit der zunehmenden Schwäche des Vaters konfrontiert. Das kann einem dann schon Angst machen. Man versucht, das zu verdrängen, daraus zu fliehen usw..

                  Es gibt ja Menschen, die mehr als andere ihren eigenen Frust (oft verdrängten erlittenen Schmerz), an anderen auslassen. Mit denen ist es immer besonders anstrengend, man kann machen, was man will, man macht es falsch. Leider ist es dann auch schwierig, solchen Menschen zu helfen.

                  Kann mir aber kaum vorstellen, dass Ihre Mutter eine Demenz vorspielt. Depression äußert sich oft ähnlich. Sie wird ja nun auch älter und wenn Ihr Vater weniger kann, wird es ihr zuviel. Und im Alter verändern sich die Wesenszüge, manchmal verstärken sich die negativen Eigenschaften, manchmal werden sie auch schwächer. Ob sie genug Wasser trinkt, sollten Sie unbedingt herausbekommen. Sie glauben nicht, wie stark sich das auf die Vergesslichkeit auswirkt.

                  Eine Demenz in diesem Alter kann sich über Jahre hin einschleichen. Das ist dann auch in der Folge meist ein langsam voranschreitender Prozess. Habe zuletzt gehört, ein besonderes Signal für eine krankhafte Altersdemenz ist es, wenn der Mensch kurz Zurückliegendes vergessen hat und es auch bei Erinnerung nicht ins Gedächtnis kommt. Also z.B.: meine Mutter hatte einen ausgiebigen Arztbesuch und ihn beim Herausgehen schon vergessen. Erinnert man sie daran, sagt sie: "Tut mir leid, ich glaube dir das, aber es ist völlig weg". Bei einer "normalen" Vergesslichkeit würde sie wohl sagen. "Ah ja, jetzt fällt es mir wieder ein". Dann ist es zwar immer noch ungewöhnlich, dass die Sache so kurzfristig vergessen wurde, aber das Gehirn hat nur das Überflüssige, Uninteressante oder Unerwünschte aussortiert.

                  Den Eindruck, den die Vorredner haben, habe ich auch. Ob es vielleicht möglich wäre, dass Sie zunächst einmal nicht mehr von dem Thema Demenz anfangen und statt dessen versuchen, das Vertrauen Ihrer Eltern neu zu gewinnen? Wenn Sie die Zeit finden, wäre es sicher gut, verstärkt Besuche zu machen, sofern das trotz der Entfernung geht - vielleicht finden Sie einen Vorwand. Und dann könnten Sie sich Auffälligkeiten gut notieren, so dass Sie diese einmal in einer Gedächtnissprechstunde - ohne die Mutter - vortragen könnten.

                  Die vielen Enttäuschungen, die Sie erlebt haben mit Ihrer Mutter, belasten natürlich zusätzlich die Situation und es ist bestimmt schwierig, dies auszublenden. Wenn Sie sich stark genug fühlen, zu helfen (das müssten Sie ja auch für sich selbst mal in Ruhe prüfen), dann wäre es gut, wenn sie "loslassen" könnten und einfach nur "da" sind, ohne den Anspruch zu haben, dort direkt etwas zu ändern.
                  Ich fürchte, dass Sie auch zur Zeit keinen Einfluss nehmen könnten, aber wenn Sie signalisieren, dass sie bei Bedarf gerne helfen wollen, könnte das für beide Seiten erst einmal ein Weg sein.

                  Wäre schön, wenn Sie auch versuchen könnten, besonders bei der Mutter auch die guten Seiten zu "würdigen". Bestätigung macht auch Mut, vielleicht Mut, mal zum Arzt zu gehen.

                  Lieben Gruß und alles Gute,
                  Eva Franziska





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                  Mein Steckbrief (Stand September 2010): Mutter, 86, betreut von mir (Tochter), 52, selbstständig. Keine weiteren Verwandten; Wohnen im selben Haus; Schweregrad: Anfang mittleres Stadium; Verstärkte Auffälligkeiten seit zirka 2006 nach Narkose wegen Arm-OP. Therapie nach Diagnose seit August 2009: Citalopram 20mg, Aricept 5mg, 2x/Woche Krankengymnastik wegen Gang-Ataxie; 1x/Woche tiergestützte Ergotherapie mit Hirnleistungstraining; 1x/Woche Begeitung bei kurzen Spaziergängen mit Gesprächaustausch (diese Dame begeleitet meine Mutter auch zur Physiotherapie und singt oft danach noch mit ihr). Ich versuche hauptsächlich mit Hilfe integrativer Validation (Nicole Richard) die Grundstimmung zu stabilisieren.

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                  • Re: Arztbesuch


                    Liebe Eva- Franziska,

                    vielen Dank für die ausführliche und wirklich einfühlsame Antwort! Es tat gut diese zu lesen.

                    An der Situation hat sich inzwischen nichts geändert aber wir versuchen gelassener zu sein. Wir bieten Hilfe an die jedoch leider nach wie vor nicht angenommen wird. Momentan sind wir der Meinung dass wir nichts mehr tun können als abzuwarten und zu hoffen dass nichts "Schlimmes" passiert. Alles andere wird die Zeit zeigen. Die Ungewissheit und unsere Hilflosigkeit sind sehr belastend. Wir sagen uns aber täglich dass man Nichts erzwingen kann.

                    Vielen herzlichen Dank nochmal und alles erdenklich Gute für Sie!

                    Viele Grüsse Lilly

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