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Besuch der Wohnung nach Heimumzug?

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  • Besuch der Wohnung nach Heimumzug?

    Ich habe meine demenzkranke Mutter vor gut 2 Wochen für eine Kurzzeitpflege in ein Pflegeheim gebracht, und wie (eigentlich) erwartet so kann sie nach Ablauf der Kurzzeitpflege nicht mehr nach Hause.
    Als wir die Wohnung (in der sie 40 Jahre lebte) verliessen, so sagte ich ihr, dass es ja nur für 4 Wochen sei, um sie überhaupt umsiedeln zu können - und das war ja zunächst keine Lüge. Jetzt fühle ich mich aber, als hätte ich sie hinters Licht geführt.

    Es gibt aber kein zurück mehr, sie kann nicht mehr alleine wohnen, was sie aber selbst nicht erkennt, auch wenn ich versuche, ihr das begreiflich zu machen.

    Je nach Tagesverfassung sagt sie, dass sie bald gerne wieder in ihre Wohnung möchte, wo sie "hingehört", man dürfe einem alten Menschen sowas nicht wegnehmen. Sie fragt, was mit ihren Möbeln ist, und wann der Aufenthalt im Heim nun zuende ist. An einem anderen Tag war sie allerdings auch in dem Glauben, man hätte sie nun endgültig aus ihrer Wohnung rausgeschmissen und ins Heim abgeschoben und die Wohnung gäbe es nicht mehr.

    Meine Frage: Um ihr die Möglichkeit zu geben, von ihrer Wohnung "Abschied" zu nehmen - könnte ich meine Mutter bei meinem nächsten Besuch in ihre Wohnung bringen, ihr erklären, dass die nun gekündigt werden muss, und wir jetzt die wichtigsten Sachen mitnehmen - und damit einen klaren Strich ziehen?

    Oder ist das riskant, weil sie dann vielleicht dort bleiben will (damit wüsste ich überhaupt nicht umzugehen), oder es sie in ihrem Eingewöhnungsprozess im Heim zurückwirft, das alte Zuhause nochmal gesehen zu haben?

    Würde ich ihr mit einem Aufsuchen der Wohnung und Konfrontation der Tatsachen helfen, damit abzuschliessen, oder ist das ohnehin gar nicht denkbar bei jemandem, der an mittelschwerer Demenz leidet?

    Ich weiss, dass das vermutlich sehr individuell ist, aber vielleicht hat jemand Erfahrungen oder Tipps - dafür wäre ich sehr dankbar.


  • Re: Besuch der Wohnung nach Heimumzug?


    "Ich will nach Hause" ist ein täglich gehörter Satz von einigen unserer Mitgliederinnen in unserer WG. Die Rückkehr in die ehemalige häusliche Umgebung - nicht in das Haus oder Wohnung - war für die dementen Menschen ein herber Rückschlag (extrem starke Schuppenflechte u.a. - Streß!!) im gesamten Verhalten. Der/die Betroffenen haben dies zwar so nicht empfunden, wir als Betreuer schon recht heftig.
    Der demente Mensch lebt in seiner eigenen Welt - es ist schwer dies jederzeit zu akzeptieren. Ein Gespräch mit der Heimleitung könnte vielleicht ein mehr an Entscheidungssicherheit geben. Ein umgekehrtes, aktuelles Beispiel aus unserer WG:
    Ehepaar: Er dement und seine Meinung - einen alten Baum verpflanzt nicht; wehrte sich verbal und rhetorisch sehr egostisch gegen einen Auszug aus der Eigentumswohnung. Ehefrau war durch die Pflege völlig fertig und nervlich am Ende.
    Heutige Situation: er ist hier in der WG quietschfidel und sowas von ansteckend fröhlich - im Gegensatz zu seiner Frau, die eigentlich der Motor des Umzugs war. Sie ist offensichtlich noch nicht richtig hier angekommen. Etwas introvertiert, könnte sie vielleicht den Umzug noch nicht "verschmerzt" haben.

    Versuchen Sie sich mit Hilfe der Validationstechnik (siehe Selbsthilfegruppen) zunächst einmal über die "Runden" zu retten.
    Im Zweifelsfall würde ich empfehlen von einem Wohnungsbesuch abzusehen. Logische Erkenntnisse sind im Stadium mittlerer Demenz eigentlich nicht mehr möglich. Damit scheidet eine Überzeugung über sachliche Argumente aus !

    LG
    lohmar1

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    • Re: Besuch der Wohnung nach Heimumzug?


      Rein intuitiv, ich würde es nicht tun. Was soll das bringen? Sie wird ja trotzdem nicht verstehen was und warum das mit ihr passiert.

      Vielleicht besser Kontakte im Heim knüpfen, dortige Angebote wahrnehmen. Personen suchen, mit denen sie am Tisch zusammen sitzen könnte, die ihr sympatisch sind oder mit denen sie etwas "tun" kann (falls sie noch kann). Eine "Spazierbegleitung" organisieren, um den Block gehen/fahren, die Sozialarbeiter um Unterstützung bitten...

      Langsam darauf vorbereiten, dass es nicht mehr anders wird, vielleicht "Kurzzeitpflege muss laut Arzt noch verlängert werden" oder ähnliches, mehr private Dinge mitbringen, Kramkisten, Kuscheltier, Fotoalben...

      Wenn sie nicht mehr nach Hause soll, können Sie ihr nur das Leben dort so angenehm und vertraut wie möglich gestalten. Eingewöhnungszeit nach meiner Erfahrung mindestens 1/2 Jahr.

      Isst und trinkt sie ? Hat sie abgenommen ? Schläft sie ? An diesen Indikatoren kann man ja auch ein bisschen ablesen, wie gut oder schlecht es ihr in dieser neuen Situation geht.

      Ablenken, ablenken, ablenken, und nicht direkt lügen. Ich weiß, und das ist das Schwierigste. Ich weiß nicht, wie weit fortgeschritten die Demenz ist, aber meist meinen unsere Lieben mit "ich will nach Hause" ja nicht unbedingt ihre alte Wohnung. Sie haben eine unbestimmte Sehnsucht nach Vertrautem, nach ihren Eltern, nach Zuwendung.
      Meine Mutter befand sich noch in ihrer eigenen Wohnung, mit Mann und Kindern, und wollte trotzdem immer nach Hause. Sie sieht auch heute immer noch ihre Brüder oder ihre Mutter, wenn wir an einem Spiegel vorbeikommen (wieso hängt man auf einer Dementenetage eigentlich Spiegel auf?) und wundert sich, dass die nicht zu ihr rüberkommen. Diese Phase des nach Hause wollens hält bei uns eigentlich jetzt schon drei Jahre an.

      Und nochmal, ganz langsam und behutsam. Bis unsere viel zu langen, verschachtelten Sätze durch sämtliche Nebengeräusche dort ankommen, wo sie sollen, vergehen manchmal Minuten, in denen wir schon wieder neue gesprochen haben.

      Viel Geduld und Kraft. Ein schwerer Schritt.
      Gruß - Marge


      __________________________________________________ __________________
      Mein Steckbrief (Stand Jan 2011): Mutter (83) wurde betreut von Ehemann (83) und mir (Tochter 56), vollzeitberufstätig. Erste Hirnleistungsstörungen diagnostiziert in 1994. Im März 09 als "mittelschwere" Altersdemenz eingestuft. Medikamente in 2009: 1 x wöchentlich Imap-Spritze, morgens und abends eine Piracetam Tablette. Seit Jan 10: Axura 5 mg morgens. Mit Axura deutliche Verbesserung in Wahrnehmung und Wortfindung. Wir werden wieder mit unseren richtigen Namen angesprochen, auch wenn sie nicht weiß, wer wir sind. Sie formuliert ab und zu wieder ganze Sätze, wenn auch kurze. Seit März 10 wieder mehr Stimmungsschwankungen, Weinen, Angst. Es kommen Rückenschmerzen und dadurch eingeschränkte Beweglichkeit hinzu. Ab 23.03. Fentanyl-Pflaster. Am 28.03. 10 Tage Krankenhaus wegen starker Durchfälle. Ab 06.04. auf mehrmaliges Anraten des Neurologen auf die geronto-psych. Abtlg. Dort bekommt sie Solian. Am 20.04.2010 Umzug in ein Seniorenheim. Weiterhin nur Solian (1/2 morgens und abends), nachts Pipamperonsaft (3 ml), sonst keine Medikamente.

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