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Mutter mit Pflege überfordert. Und jetzt?

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  • Mutter mit Pflege überfordert. Und jetzt?

    Hallo!
    Mein Vater leidet wohl schon länger unter Alzheimer, zuerst haben wir es nicht so bemerkt, da er schon immer schwierig war. Dann wurden die Symptome schlimmer, aber die Hausärztin unternahm nichts. Jetzt waren sie bei einem anderen Hausarzt und Neurologen. Alzheimer ist es wohl auf jeden Fall, aber es steht noch ein Testergebnis bzg. Borreliose aus. Er bekommt keine Medikamente (ausser gg Bluthochdruck).
    Meine Mutter lebt alleine mit meinem Vater, ist selbst schon 70 und körperlich nicht mehr so fit. Ich wohne weiter weg (bin bei meinen Eltern aber noch gemeldet), habe selbst Probleme mit Depressionen und Endphase Studium und kann sie nicht viel unterstützen.
    Ich mache mir große Sorgen um meine Mutter. Mein Vater lässt sie keine Minute in Ruhe; ständig muss sie schauen, wer angeblich in den Bäumen sitzt und sie ausspioniert, dass die Nachbarn angeblich die Hecke ansägen, etc... Sie hat nie auch nur einen Moment für sich und ist nervlich am Ende. Nun hat mein Vater sie neulich auch noch mit einem Messer bedroht, als sie (auf Grund von Schmerzen) nicht mit ihm spazieren gehen wollte. Gestern hat er ihr gedroht, ihr "in die Fresse" zu hauen (mein Vater war schon immer dominant und cholerisch, wurde aber nie ordinär, handgreiflich oder bedrohend). Heute denkt er sie wäre seine Mutter und sucht nach seiner Frau. Ich habe wirklich Angst um meine Mutter, weiss aber einfach nicht, wie jetzt die nächsten Schritte aussehen sollen, davon abgesehen, dass er endlich Medikamente braucht!
    Hat sie einen Anspruch auf Unterstützung bei der Pflege (körperlich kann er ja eigentlich noch alles). Gibt es sowas wie eine Tagesbetreuung, damit sie mal zur Ruhe kommen kann? Wenn ja: wer zahlt das und wie überzeugt man ihn dahin zu gehen? Ist das schon ein Fall für eine Heimeinweisung (möchte wirklich nicht, dass er meiner Mutter was antut)? An welche Stellen muss ich mich wenden?
    Ich weiss, es sind viele Fragen, aber ich weiss wirklich nicht weiter und die Infos über Google sind einfach sehr theoretisch und helfen mir nicht weiter.
    Kann mir BITTE jemand helfen?
    LG


  • Re: Mutter mit Pflege überfordert. Und jetzt?


    Hallo Cailin,
    habe leider momentan keine Zeit, ausführlich zu antworten, vielleicht würde Ihnen das auch nicht soviel bringen. Am besten, Sie gehen strategisch vor:
    1. Viel Zeit investieren. Wenn es geht, stecken Sie mal für ein paar Monate die eigenen Belange möglichst weit zurück und versuchen, gemeinsam mit Ihrer Mutter einen Weg zu finden.
    2. Ein Gespräch mit dem Hausarzt und Neurologen vereinbaren - ohne den Vater. Vorher Notizen machen über die Auffälligkeiten. Danach einen Besuch gemeinsam mit dem Vater machen. Allerdings wäre es gut, dann nicht die Demenz als Thema zu erwähnen, sondern sagen, dass es z.B. um einen Gesundheitscheck geht. Medikamente werden wahrscheilich notwendig sein und sind auch hilfreich, aber sie können die menschliche Begleitung nicht ersetzen.
    3. Eine Selbsthilfegruppe oder Demenzberattung in der Nähe kontaktieren und von dort einen Leidfaden zu allgemeinen Information erbitten.
    4. Ein Gespräch mit einem Berater der Krankenkasse vereinbaren, die können Ihnen dann auch sagen, wie Sie Pflegestufe, Betreuungsgeld usw. beantragen können.

    Bitte versuchen Sie Ihren Vater nicht zu verurteilen. Es ist die Krankheit, die die abnormen Vorstellungen und Handlungen verursacht.
    Sie brauchen viel Kraft - alleine geht es nicht!

    Alles Gute. Berichten Sie doch weiter, vielleicht können wir Sie dann aktuell etwas begleiten.
    LG, Eva Franziska




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    Mein Steckbrief (Stand September 2010): Mutter, 86, betreut von mir (Tochter), 52, selbstständig. Keine weiteren Verwandten; Wohnen im selben Haus; Schweregrad: Anfang mittleres Stadium; Verstärkte Auffälligkeiten seit zirka 2006 nach Narkose wegen Arm-OP. Therapie nach Diagnose seit August 2009: Citalopram 20mg, Aricept 5mg, 2x/Woche Krankengymnastik wegen Gang-Ataxie; 1x/Woche tiergestützte Ergotherapie mit Hirnleistungstraining; 1x/Woche Begeitung bei kurzen Spaziergängen mit Gesprächaustausch (diese Dame begeleitet meine Mutter auch zur Physiotherapie und singt oft danach noch mit ihr). Ich versuche hauptsächlich mit Hilfe integrativer Validation (Nicole Richard) die Grundstimmung zu stabilisieren.

    Kommentar


    • Re: Mutter mit Pflege überfordert. Und jetzt?


      Hallo Eva,

      schon mal viel lieben Dank für die schnelle Antwort. Leider hilft sie mir nur bedingt weiter.
      Zeit kann ich leider nicht allzuviel investieren. Habe nach einer unschönen Scheidung noch mal angefangen zu studieren und bekomme lediglich eine kleine finanzielle Unterstützung von meinen Eltern und das geht auch nicht mehr lange. Jobbe noch nebenher und lebe trotzdem unterhalb der Armutsgrenze. Muss das Studium so schnell wie möglich beenden (bin in der Endphase). Das ist auch meiner Mutter sehr wichtig.
      Beim Hausarzt und Neurologen waren meine Eltern ja schon und es steht ja auch nur noch das Borreliose Ergebnis aus. Leider lief bei diesen Arztbesuchen schon einiges schief, z.B. das die Ärzte meinem Vater das Autofahren (zu Recht!) ausreden wollten und jetzt für ihn unten durch sind. Aber ich hoffe, dass sich jetzt bald was bzgl. der Medikamente tut.
      Bei einer Selbsthilfegruppe war meine Mutter jetzt 1X. Dort hat man ihr aber auch nur wenige Infos gegeben.
      Ich verurteile meinen Vater nicht. Habe vor etlichen Jahren mal ehrenamtlich stundenweise Alzheimerpatienten ohne Angehörige besucht, weiss also schon, dass vieles an der Krankheit liegt. Allerdings hatte ich noch nie ein gutes Verhältnis zu meinem Vater und konnte nie verstehen, dass meine Mutter sich so viel von ihm gefallen lässt und sich nicht trennt. Ausserdem ist er ihr körperlich deutlich überlegen und nachdem er sie nun schon mehrmals bedroht hat (einmal mit einem Messer), gilt meine Sorge in erster Linie meiner Mutter!!! Natürlich möchte ich trotzdem, dass es meinem Vater gut geht, denn lieb hab ich ihn schon auch.
      Das mit dem Berater der Krankenkasse ist allerdings ein toller Hinweis. Werde das gleich nächste Woche machen.
      Vielleicht hat ja trotzdem noch jemand ein paar mehr Infos, was an Betreuung möglich ist und wie das finanziert werden kann. Krankenkassen wollen ja wahrscheinlich möglichst wenig Geld ausgeben und deshalb vielleicht nicht alle Möglichkeiten aufzeigen.
      Liebe Grüße
      Cailin

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      • Re: Mutter mit Pflege überfordert. Und jetzt?


        Hallo Cailin,
        zum Neurologen wird er immer wieder müssen. Der ist nicht nur für die Erstdiagnose zuständig, sondern auch für die weitere Betreuung, wobei ein guter Neurologe auch für den Angehören da ist. Eventuell müssen Sie da noch mal recherchieren. Und klar, der sollte natürlich nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.

        Je nach Schweregrad der Demenz wird der Medizinische Dienst, den die Krankenkasse auf Antrag beauftragt ein Pflegestufe vergeben. Da Demenzkranke oft sehr mobil sind, lehnen die gerne das erste Mal ab und man muss Widerspruch einlegen - das ist eigentlich meistens so. Stellen Sie möglichst bald den Antrag, denn bei Bewilligung wird rückwirkend ab Antragstellung gezahlt.
        Die Pflegestufe wird nach dem Ausmaß der pflegenden Handlungen festgelegt, wobei Waschen und so viel mehr zählt, als z.B. wenn man den Patienten stundenlang bewachen muss, weil er vielleicht was anstellt.
        Die haben einen Punktekatalog und da kann man sich manchmal den Mund fusselig reden, die müssen danach gehen. Eine gute Fachkraft erkennt aber dann schon, wie stark die Angehörigen belastet sind.
        Ihr Vater bekommt auf Antrag auf jeden Fall 100 Euro monatl. Betreuungsgeld auch ohne Pflegestufe. Das bekommt man aber nicht ausgezahlt, sondern es muss nachgewiesen werden, dass ein Betreuer von einer Organisation z.B. Caritas, Awo ... stundenweise den Patienten betreut hat (die machen das im Durchschnitt für 7,50 die Stunde, da muss man sich beraten lassen von den Vermittlern). Wenn der Patient sich selbst gefährdet, gibt es evt. auch 200 Euro, ich glaube, da muss man aber eine Pflegestufe haben.
        Bei Plegestufe hat man, wenn nachgewiesen ist, dass 6 Monate (?)gepflegt wurde, zusäzlich jährlich 1500,- Geld für Verhinderungspflege. Das können dann Freunde oder Nachbarn machen, die brauchen nicht bei einer Organisation zu sein. Da gibt es einen Antrag, wo man die Person benennt und später füllt man dann die geleisteten Stunden aus. Wenn es mehr als 8Std, am Tag sind, geht es vom Pflegegeld ab, wenn es drunter ist nicht.

        Schauen Sie, dass der Neurologe KG und Ergotherapie verschreibt. Das sind wichtige Ergänzungen.
        Auch kann man mit Kurzzeitpflege oder Tagespflege etwas machen - da müssen Sie mal nachfragen.
        All diese Infos gibt es auch bei den Demenzberatungen.


        Was ich geschrieben habe, ist ohne Gewähr, soll nur für Sie ein Anhaltspunkt sein. In diesem Leitfaden ist alles gründlich und verständlich enthalten:
        http://www.deutsche-alzheimer.de/ind...he=1&detail=10

        Angebot und Hilfen gibt es viele, jedoch ist es eben sehr schwer, gerade bei Demenzkranken, es so zu organisieren, dass es dem Patienten auch wirklich hilft und er auch mitmacht. Was bringt es, ihn z.B. in eine Tagespflege zu geben, wo er nur noch verwirrter zurückkommt.

        Hier noch ein Buchtipp (Inhaltsangabe als PDF)
        http://pflegen-online.de/download/431-8ie.pdf

        LG, Eva Franziska




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        Mein Steckbrief (Stand September 2010): Mutter, 86, betreut von mir (Tochter), 52, selbstständig. Keine weiteren Verwandten; Wohnen im selben Haus; Schweregrad: Anfang mittleres Stadium; Verstärkte Auffälligkeiten seit zirka 2006 nach Narkose wegen Arm-OP. Therapie nach Diagnose seit August 2009: Citalopram 20mg, Aricept 5mg, 2x/Woche Krankengymnastik wegen Gang-Ataxie; 1x/Woche tiergestützte Ergotherapie mit Hirnleistungstraining; 1x/Woche Begeitung bei kurzen Spaziergängen mit Gesprächaustausch (diese Dame begeleitet meine Mutter auch zur Physiotherapie und singt oft danach noch mit ihr). Ich versuche hauptsächlich mit Hilfe integrativer Validation (Nicole Richard) die Grundstimmung zu stabilisieren.

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        • Re: Mutter mit Pflege überfordert. Und jetzt?


          Hallo, Cailin,
          alles Grundsätzliche hat Eva Franziska ja schon gesagt. Noch was zum Antrag Pflegestufe: Wenn zuerst eine Ablehnung kommt: Sofort Einspruch erheben - schriftlich, ausführlich, ganz genau schildern, was bei deinen Eltern abläuft (bei meiner Mutter kam daraufhin gleich die Stufe 2).

          Dann sollte sich deine Mutter die Telefonnummer vom Hausarzt und Notarzt bereit legen und sofort anrufen, wenn dein Vater wieder einen Aggressionsanfall hat. Je nach Einschätzung des Arztes kann es dann zu einer vorübergehenden Zwangseinweisung in die Psychiatrie kommen. Das ist zwar nix Schönes, aber immer noch besser als eine Verletzung deiner Mutter.
          Dort wird er dann untersucht und medikamentös eingestellt. Falls du den Eindruck haben solltest, dass diese Einrichtung nicht optimal ist, kannst du eine Verlegung in eine andere (spezialisierte) Klinik beantragen. (Vielleicht schon vorsorglich mal danach erkundigen.)

          Herzlichen Gruß, Louisanne

          PS: Ist hier Siezen eigentlich Pflicht?

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          • Re: Mutter mit Pflege überfordert. Und jetzt?


            Hallo Louisanne, Dein Vorschlag mit der Zwangseinweisung sollte wirklich nur als allerletzte Möglichkeit realisiert werden. Denn so simpel ist es nicht, dass der Patient dann medikamentös eingestellt wird und es ist alles wieder gut. Die medikamentöse Einstellung läuft meistens darauf hinaus, das der Kranke massiv unter Stoff gesetzt wird und letztlich seine Füsse nicht mehr voreinander setzen kann, im schlimmsten Fall noch stürzt. Und so einfach ist es auch nicht, eine andere Klinik zu nehmen, wenn einem die erste nicht passt. Da kommt dann noch die Krankenversicherung und das Amtsgericht. Und diesen ganzen bürokratischen Weg als Angehöriger durchzustehen, da verlässt einen schnell die Kraft. Ausserdem sind diese Ortswechsel Gift für die Patienten und verschlimmern seine Verlorenheit und die Beziehung zu den Angehörigen. Grüsse Preston

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            • Re: Mutter mit Pflege überfordert. Und jetzt?


              Hallo, Preston,
              ich weiß wohl, dass es ein schlimmer Weg ist, aber wenn der Vater partout nicht zum Arzt gehen will und tatsächlich einmal die Mutter verletzt - was dann?
              In der Klinik würde er erst einmal ruhig gestellt und man könnte ihn anschließend einem vernünftigen Arzt vorstellen.

              Bei meiner Mutter kam es vor vielen Jahren mal zur Zwangseinweisung, weil sie eine Glastür so zugeschlagen hatte, dass sie zu Bruch ging, und mit einer Scherbe die Betreuerin bedrohte: "Ich bring dich um!" Der Notarzt empfahl die Einweisung und ich stimmte schweren Herzens zu.

              Ja, sie wurde in der Klinik total zugedröhnt, deshalb habe ich sie wieder nach Hause geholt und die Medikamente ausgeschlichen.
              Anscheinend kommt es gerade im frühen Stadium, wenn die Demenz so richtig "ausbricht", zu solchen heftigen Aggressionen.
              LG louisanne

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