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Erfahrung Psychatrie

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  • Erfahrung Psychatrie

    Ich möchte gerne unsere Erfahrungen über eine Zwangseinweisung meiner Oma in eine geschlossene Nervenheilanstalt weitergeben.
    Vorab gesagt möchte ich davon abraten, denn wir haben sehr schlechte Erfahrungen gemacht.
    Mein Opa ist für längere Zeit ins Krankenhaus gekommen und in dieser Situation wurde deutlich, dass meine Oma nicht mehr alleine gelassen werden konnte. Wir haben sie in ein Pflegeheim zur Kurzzeitpflege gebracht, da wir alle berufstätig sind und sie nicht selbst versorgen können. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, wie weglaufen und ähnliches, fand sich unsere Oma sehr gut zurecht in dem Plegeheim. Nachdem mein Opa wieder aus dem Krankenhaus entlassen wurde, kam meine Oma wieder zu Ihm. Leider musste mein Opa kurzfristig wieder ins Krankenhaus und wir nahmen unsere Oma erstmal zu meiner Mutter nach Hause. Der Plan war, dass sie in den nächsten Tagen wieder in das Plegeheim zurückkehrt. Dann kam es zu sehr großen Problemen. Meine Oma bekam auf einmal Angst vor uns. Sie war nicht mehr zu beruihgen. Wir haben alles versucht, sie in Ruhe gelassen, versucht sie abzulenken, in Ruhe mit Ihr gesprochen. Doch es wurde immer schlimmer. Sie wollte weglaufen, schlug um sich. In unserer Verzweiflung riefen wir einen Arzt und dieser entschied sie einzuweisen, damit sie medikamentös eingestellt werden solle. Er sagte, dass sie dann keine Angst mehr habe und dass sie sich durch die Medikamente wohler fühlen würde. Für uns war dass ein grosser Schock. Sie sollte mit der Polizei abgeholt werden, was dann auch passierte.
    Das war das Schrecklichste was wir bis dahin erlebt hatten und auch für meine Oma.
    Sie kam in diese Anstalt und konnte gut laufen, sehen und hatte völlig normale motorische Fähigkeiten. Als wir sie dann besuchten erlitten wir alle einen Schock! Sie trug Windeln, konnte die Augen kaum offen halten, konnte nicht mehr sehen, griff nur noch daneben! Sie haben sie sogar fixiert nachts! Ohne dass wir informiert waren. Sie hatte bis dahin noch keinen gesetzlichen Betreuer. Darauf angesprochen teilte man uns mit, sie sei nachts aus dem Bett gefallen. Das wundert mich nicht, wenn ich so zugedröhnt würde, würde mir das auch passieren. Wir bekamen widersprüchliche Informationen. Die eine Schwester sagte, sie bekäme andere Medikamente, die andere behauptete das Gegenteil. Der Tonfall in dieser Station lies zu wünschenübrig. Zitat: "Frau ..., ist schon schei... mit Ihren Depressionen, ne?" Das war für uns genug, wir haben mit dem Klinikleiter gesprochen und alles erzählt und erfragt. Unser subjektiver Eindruck war, dass er gar nicht genau bescheid wusste über unsere Oma. Er versicherte uns, dass er mit der betreffenden Schwester sprechen wird. Die Weinerlichkeit und die Angst hat extrem zugenommen und wir stellten uns die Frage, wozu soll dass helfen?
    Wir hatten regelrecht Angst, dass meine Oma nicht mehr heraus kommt und ihr eine Weglauftendenz bescheinigt wird, sodass sie in ein Heim muss wo sie nicht an die Luft kommt. Schliesslich wurde sie endlich entlassen. Inzwischen gibt es auch einen gesetzlichen Betreuer. Meine Familie und ich waren jetzt nervlich komplett am Ende. Meine Oma ist ein ein "offenes " Heim gekommen. Das Heim hat sich sofort gekümmert und einen Nervenarzt bestellt. Die Dosis der Medikamente wurde drastisch heruntergesetzt und meine Oma braucht jetzt keine Windel mehr und wurde auch nie wieder fixiert. Die Weinerlichkeit die während des Aufenthalts in der Anstalt sich noch verschlimmert hat, statt sich zu bessern, ist jetzt in einem für meine Oma erträglichen Maß zurück gegangen. Wir sind sehr froh ein Heim gefunden zu haben, die sehr herzlich sind, meine Oma gewähren lassen wenn sie unruihg ist. Meine Oma hat schnell Vertrauen aufgebaut und geht auch gerne mit einer Schwester mit, die dann die anderen Bewohner pflegt. Das Personal ist nicht überlastet und nimmt unsere Oma gerne mit. Das bemerkenswerte find ich daran ist, dass ist ein Heim wo demenzkranke und gesunde Senioren leben. Das funktioniert bisher super. Sie kann sich an Aktionen beteiligen, muss es aber nicht. Oft sitzt sie dabei und schaut zu. Noch sind Ihr Ihre Defizite bewusst und sie schämt sich, wenn andere sehen könnten, dass sie etwas nicht kann.
    Die Hölle der Nervenanstalt ist keinem kranken Senior zu zumuten, nachden Erfahrungen die wir gemacht haben. Meinem Eindruck nach, geht das völlig am Menschen vorbei. Nachdem Motto, gib Ihm Tabletten, setzt ihn in die Ecke, es wird schon vergehen.
    So etwas kann einen auffressen. Als ist es nicht schon schlimm genug zu sehen, wie eine immer patente Frau leidet und merkt wie mehr und mehr die Krankheit fortschreitet. Sie sagt dann immer: "Ich werde immer verückter" und sie dann in so eine Lage gebracht zuhaben ist wirklich schlimm. Wir haben tatsächlich gedacht, ihr wird geholfen dass sie sich wohler fühlt. Das war mehr als naiv und ich möchte jedem raten, sich das richtig gut zu überlegen seinen Angehörigen das zu zumuten.
    Jetzt hat sie mal gute und mal schlechte Tage. Aber sie kann wieder selbstständig essen und laufen und ist wach. Es ist sehr schwer zu wissen, dass jetzt noch soviele Dinge auf meine Oma zukommen werden. Verlust der motorischen Fähigkeiten usw. Man hat das Gefühl nichts tun zu können um sie glücklich zu machen. Sodass sie sich wohlfühlt. Nichts scheint zu helfen, trotz dass die äußeren Umstände sehr gut sind. Es ist einach sehr traurig diese Krankheit.


  • Re: Erfahrung Psychatrie


    Hallo Britta B.,

    ja, diese schrecklichen Erfahrungen haben wir auch machen müssen. Leider ist es ja so, daß immer erst dann Entscheidungen getroffen werden, wenn eine Extremsituation bereits eingetreten ist. Meistens dann, wenn jemand krank wird oder ins Krankenhaus soll.

    Ich habe, als meine Mutter in ein Krankenhaus musste, bestimmt 6-8 angerufen, die gar nicht erst bereit waren, sie aufzunehmen, weil sie eine Demenz hat. Ich habe dann eines gefunden, weil ich gesagt habe, ich würde die ganze Zeit bei ihr bleiben. Die Krankenhäuser sind dafür nicht ausgerüstet und schicken die Patienten dann meist sowieso so schnell wie möglich in die Psychiatrie. In diesem ganzen Chaos hat man auch keine Zeit mehr, nach anderen Lösungen zu suchen oder diese zu finden. Sie kam danach ebenfalls in eine geronto-psychiatrische Klinik und wir haben das Gleiche wie Sie erlebt. Von einem Tag zum anderen ein Pflegefall. In der Zeit ist dann ein Heimplatz frei geworden, den wir inzwischen gesucht hatten und haben sie dann so schnell wie möglich verlegt.

    Es geht ihr dort den Umständen entsprechend gut und sie geht auch wieder allein zur Toilette etc. Meistens ist sie guter Dinge, was bei dieser gemeinen Krankheit ja viel ist. Ich denke heute, daß ich das früher hätte anleiern müssen. Mein einziger Trost ist, daß sie das inzwischen wieder vergessen hat und ich ihr das als ihr Kind nicht antue, denn sie kennt mich als solches nicht mehr.

    Wir haben mit diesem Heim ebenfalls sehr viel Glück gehabt. Ich habe fürchterliche gesehen.

    Wenn Ihre Oma dort jetzt gut aufgehoben ist und ein Neurologe die Medikation sorgfältig überprüft und im Griff hat, können Sie nicht mehr viel tun, als DA SEIN.

    Viel Kraft und alles Gute,
    Marge




    Mein Steckbrief (Stand Apr 2010): Mutter (82) wird betreut von Ehemann (82) und mir (Tochter 54), vollzeitberufstätig. Erste Hirnleistungsstörungen diagnostiziert in 1994. Im März 09 als "mittelschwere" Altersdemenz eingestuft. Medikamente in 2009: 1 x wöchentlich Imap-Spritze, morgens und abends eine Piracetam Tablette. Seit Jan 10: Axura 5 mg morgens. Mit Axura deutliche Verbesserung in Wahrnehmung und Wortfindung. Wir werden wieder mit unseren richtigen Namen angesprochen, auch wenn sie nicht weiß, wer wir sind. Sie formuliert ab und zu wieder ganze Sätze, wenn auch kurze. Seit März 10 wieder mehr Stimmungsschwankungen, Weinen, Angst. Es kommen Rückenschmerzen und dadurch eingeschränkte Beweglichkeit hinzu. Ab 23.03. Fentanyl-Pflaster. Am 28.03. 10 Tage Krankenhaus wegen starker Durchfälle. Ab 06.04. auf mehrmaliges Anraten des Neurologen auf die geronto-psych. Abtlg. Dort bekommt sie Solian. Am 20.04. Seniorenheim. Im Moment nur noch Solian, nachts Pipamperonsaft, sonst keine Medikamente.

    Kommentar


    • Re: Erfahrung Psychatrie


      Liebe Britta, liebe Marge,
      was Ihr beschreibt ist erschütternd und zeigt einmal mehr, dass es psychatrische Kliniken gibt, in denen die Würde des Menschen und sein Recht auf Leben nichts bedeutet. Mich packt einfach nur Entsetzen und Wut und die Erinnerung an all die Grausamkeiten, die ich auch in der Begleitung meines alzheimerkranken Vaters miterlebt habe. Er hat jetzt seinen Frieden. Aber Zustände, wie die von Euch beschriebenen, muss man mit aller Entschlossenheit bekämpfen - wir bleiben doch alle nicht immer jung und viele von uns werden in ähnliche Situationen kommen. Was kann man tun? Wohin kann man sich wenden, damit offensichtlicher Missbrauch von Medikamenten unterbunden wird? Wo sind hier kompetente Kontrollen oder die Presse, die solche Zustände unbedingt öffentlich machen sollte. - Ich weiß, dass man in der konkreten Situation viel zu überfordert ist, um selbst weitere Schritte zu tun. Meist bleibt es beim Gespräch mit dem Personal oder der Leitung der Einrichtung - aber wirklich ändern tut sich nichts. Am Anfang unseres Threads habe ich u.a. die Kontaktdaten der Stelle für Altersdiskriminierung eingestellt. Ich wiederhole sie hier noch mal:

      http://www.altersdiskriminierung.de/...inierungmelden

      Hier kann man solche Vorfälle zumindest melden und man erhält in der Regel auch eine brauchbare Antwort mit Hinweisen, was man weiter tun kann.

      Keiner sollte solche Vorkommnisse einfach auf sich beruhen lassen - sie betreffen u.U. jeden von uns!

      Leona

      Kommentar


      • Re: Erfahrung Psychatrie


        Sehr geehrte Damen und Herren,
        Kritik ist sehr wichtig! Pauschale Urteile sind nicht angebracht!
        Bitte auch " Psychiatrie " richtig schreien.
        LG
        ISchwalm

        Kommentar



        • Re: Erfahrung Psychatrie


          Lieber Ingo,
          hier wird ja auch nicht pauschalisiert, sondern es werden Erfahrungen berichtet. Auch ich schreibe, dass es solche Fälle gibt und das diese in der Tat entsetzlich sind. Wir hoffen alle, dass dies nicht die Regel ist.

          Psychiatrie richtig "schreien" finde ich wunderbar!
          Ein freud'scher Versprecher ;o)

          Leona

          Kommentar


          • Re: Erfahrung Psychatrie


            Hallo Leona,
            kein freudscher Verschreiber, aber sicherlich etwas übertrieben!
            Sorry!
            Bitte unbedingt weiter über " negative und positive " Erfahrungen mit der Psychiatrie berichten!
            Lg

            Kommentar


            • Re: Erfahrung Psychatrie


              Hallo leona,

              vielen Dank für Ihre Antwort. Ich werde mich gegen diese Behandlung meiner Oma in der Psychiatrie wehren und informieren. Diese Erfahrung hat meine Oma sehr geprägt und sie spricht immer wieder davon. Sie kann diese Erinnerungen zwar nicht mehr einordnen, dennoch sind sie Ihr stets präsent.
              Auch uns haben diese Erfahrungen geprägt. In unseren Köpfen ist immer noch diese Angst, dass Medikamente, aus unserer Sicht, zu stark dosiert werden und das aus einer falschen Motivation herraus.
              Viele Grüße
              Britta B.

              Kommentar



              • Re: Erfahrung Psychatrie


                Sehr geehrter Herr oder Frau ISchwalm,
                Ihre Antwort habe ich als wenig sachlich empfunden. Ihr Kommentar wirkt auf mich herablassend und nicht konstruktiv.
                Das Thema wurde von mir bewusst "Erfahrung Psychiatrie" genannt. Hier habe ich meine Erfarung aus meiner Sicht geschildert und nicht pauschalisiert.
                Wenn eine Person Erfahrungen schildert sind diese immer subjektiv gefärbt. Aus diesem Grund habe ich immer aus meiner Sicht geschildert und Erlebnisse beschrieben.
                Ich finde es schade, dass Ihnen dazu nichts anderes eingefallen ist, als auf einen Schreibfehler hinzuweisen.
                Ich bin der Meinung, dass wir uns hier austauschen um uns gegenseitig zu helfen und nicht um einander vorzuführen.
                Viele Grüße

                BrittaB.

                Kommentar


                • Re: Erfahrung Psychatrie


                  Hallo Marge,

                  vielen Dank für Ihre netten Worte. Sie haben es für mich auf den Punkt gebracht. Meiner Oma geht es den Umständen entsprechend sehr gut. Sie wird sehr gut betreut und ist wesentlich besser zufrieden. Ich bin in diesem Forum auf das Thema Validation gestoßen. Diese beschreibt eine Möglichkeit um die Erkrankenten besser erreichen zu können. Das funktioniert sehr gut und meine Oma fühlt sich besser verstanden und dadurch auch akzeptiert. Dadurch können wir Ihr das Gefühl geben, dass Ihre Realität richtig ist.
                  Ich wünsche Ihnen alles gute!
                  Viele Grüße

                  Britta B.

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