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Pflegeheime u. Medikation - eure Erfahrungen

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  • Pflegeheime u. Medikation - eure Erfahrungen

    Hallo allerseits,

    ich wollte euch mal so nach euren Erfahrungen hinsichtlich der Handhabung der Pflegeheimen im Zusammenhang mit Medikation (insb. Psychopharmaka) fragen:

    1. Arbeitet "euer" Heim mit einem Psychiater/Neurologen zusammen, der eure Angehörigen betreut oder greift ihr auf externe Ärzte zurück?

    2. Werdet ihr bei Veränderung der laufenden Medikation (insb. Psychopharmaka) vorab informiert und gefragt?

    3. Wird/wurde mit euch die medikamentöse Therapie abgesprochen? bzw. wird diese regelmäßig abgesprochen?

    4. Wie war das bei Neuaufnahme in ein Heim? Wurde da mit euch seitens des Pfl.-heims mit euch hinsichtlich Arzt und Psychopharmakagaben gesprochen bzw. das abgesprochen?

    5. hat man hier die Erfahrung gemacht, dass Pflegeheime einen hinsichtlich Verabreichung sedierender Medikamente unter Druck setzen?

    In meiner Idealvorstellung würde ein Pfl.-heim bei Neuaufnahme und dann im weiteren, zumindest Angehörige mit Betreuerstatus wie mich, über die Entwicklung des Patienten informieren und je nach dem bitten mit dem behandelnden Arzt zu sprechen. Dann bespricht man die Sache mit dem Arzt/Ärztin und gibt das weitere an das Pflegeheim weiter, die das dann umsetzen.

    Ich mache leider gerade die ganz gegenteilige Erfahrung ):


  • Re: Pflegeheime u. Medikation - eure Erfahrungen


    Hallo Simsa,

    im Augenblick ist es hier im Forum eher ruhig, aber ich weiß, wie blöd es ist, wenn man überhaupt keine Antwort bekommt und deshalb jetzt hier meine ganz persönliche.

    zu 1) Das Heim in dem meine Mutter (erst seit kurzem) ist, hat einen "eigenen" Neurologen, der aber nur alle 3 Monate vorbeischaut. Deshalb bleibe ich vorerst bei meinem, wenn auch im Augenblick nur telefonisch.

    zu 2) Da ich davon ausgehe, dass auch dort nur Menschen arbeiten, die etwas vergessen, frage ich jede Woche einmal nach, ob sie noch ihre alte Medikation hat oder ob sich etwas verändert hat. Da ein Hausarzt 2 x in der Woche dort ist, möchte ich wissen, ob er sich "einmischt".

    zu 3) Meine Mutter kam vom Krankenhaus in das Heim und die Medikamente, die sie dort verschrieben bekam, bekommt sie auch jetzt noch. Die verschreibt der Heim-Hausarzt, so dass ich mich nicht darum kümmern muss. Eine Apotheke liefert an.

    zu 4) Der Hausarzt war bei Aufnahme ins Heim anwesend und hat sich meinen "Vortrag" angehört und meine Notizen und die Krankenhausberichte in meinem Beisein gelesen.

    zu 5) Bisher nicht. Meine Ma bekommt nachts einen Beruhigungssaft, den wir ihr zu Hause als Bedarfsmedikament ab und zu auch schon gegeben haben.

    Das ist natürlich ein heikles Thema. Meine Mutter ist tagsüber dermaßen verwirrt und überdreht, wenn sie nicht geschlafen hat, dass ich nicht grundsätzlich dagegen bin. Sie läuft 12 Stunden am Tag und bricht zwischendurch fast zusammen ("Ich kann nicht mehr, meine Beine, mir tut alles weh...."). Sie ist NIE müde.

    Ich möchte allerdings selbst, dass der kleine geschundene 43 Kilo Körper sich zwischendurch ausruht und entspannt. Sie ist dann tagsüber zufriedener und das sieht man schon an ihrem Gesichtsausdruck und merkt es an ihrer "Erzählweise". Sie steht trotz des Saftes nachts auf und geht zur Toilette, aber sie geht wieder ins Bett und sie schläft wieder ein. Es kommt vielleicht auf die Dosis und die Verträglichkeit an und als weg-gebeamt würde ich das nicht bezeichnen. Sie rennt trotzdem morgens gleich wieder los. Tagsüber hat sie ihn noch nie bekommen.

    Ich finde alle diese Entscheidungen sehr, sehr, sehr schwer und es kommt auf so viele Faktoren an. Wie weit ist die Krankheit fortgeschritten, wie alt ist der Mensch, welche anderen Medikamente nimmt er ein, wie ist der Gesamteindruck mit und ohne, ist er entspannt, verwirrter, isst und trinkt er, hat sich die Mobilität verändert... etc. Es ist so schwer festzustellen, ob ich demjenigen dadurch nun mehr Lebensqualität für den Rest seines Lebens gebe oder ob er sich vielleicht gar nicht so sehr quält wie ich es glaube. Oder leidet er mehr unter unsichtbaren Nebenwirkungen. Außerdem wirken diese Medikamente meist erst über einen längeren Zeitraum genommen und dann vielleicht plötzlich gar nicht mehr.

    Die Frage ist auch, was möchte ich für meine Mutter. Es gibt keine Heilung. Ich will, dass sie nicht leidet, physisch und psychisch. Also kann ich nur versuchen, den für sie erträglichsten Zustand zu erreichen. Die eigenen Vorstellungen und Anforderungen an ein Heim sind immer unrealistisch und deshalb kann ich sie nur durch ständiges Kontrollieren, Fragen und Besprechen versuchen, zu verbessern.

    Dies meine Gedanken hierzu. Ganz persönlich und unprofessionell.

    Lieben Gruß – Marge


    __________________________________________________ __________________
    Mein Steckbrief (Stand Apr 2010): Mutter (82) wird betreut von Ehemann (82) und mir (Tochter 54), vollzeitberufstätig. Erste Hirnleistungsstörungen diagnostiziert in 1994. Im März 09 als "mittelschwere" Altersdemenz eingestuft. Medikamente in 2009: 1 x wöchentlich Imap-Spritze, morgens und abends eine Piracetam Tablette. Seit Jan 10: Axura 5 mg morgens. Mit Axura deutliche Verbesserung in Wahrnehmung und Wortfindung. Wir werden wieder mit unseren richtigen Namen angesprochen, auch wenn sie nicht weiß, wer wir sind. Sie formuliert ab und zu wieder ganze Sätze, wenn auch kurze. Seit März 10 wieder mehr Stimmungsschwankungen, Weinen, Angst. Es kommen Rückenschmerzen und dadurch eingeschränkte Beweglichkeit hinzu. Ab 23.03. Fentanyl-Pflaster. Am 28.03. 10 Tage Krankenhaus wegen starker Durchfälle. Ab 06.04. auf mehrmaliges Anraten des Neurologen auf die geronto-psych. Abtlg. Dort bekommt sie Solian. Am 20.04. Seniorenheim. Im Moment nur noch Solian, nachts Pipamperonsaft, sonst keine Medikamente.

    Kommentar


    • Re: Pflegeheime u. Medikation - eure Erfahrungen


      Hallo Marge,

      lieben Dankf für deine ausführliche Antwort. Habe ich mit großem Interesse gelesen.

      [quote marge09]
      zu 2) Da ich davon ausgehe, dass auch dort nur Menschen arbeiten, die etwas vergessen, frage ich jede Woche einmal nach, ob sie noch ihre alte Medikation hat oder ob sich etwas verändert hat. Da ein Hausarzt 2 x in der Woche dort ist, möchte ich wissen, ob er sich "einmischt".[/quote]

      Bei meiner Großmutter, die letztes Jahr mit 96 verstorben ist und ihre letzten 6 jahre in einem Pflegeheim verbrachte bzw in 2 Heimen, war es so, dass wir immer bei neuen Medikamenten gefragt wurden. Es wurde nie etwas ohne Absprache mit uns gegeben. Das fand ich sehr gut. Bei meiner Mutter ist es so, dass das Heim da medizinisch rumwurschtelt und ich schon eine deutliche Ansage per Brief hinsichtlich Medikation machen mußte. Sie bekam, trotz enormer Müdigkeit, Vormittags nochmals Melperon. Seit 1 Woche habe ich sie nur sediert angetroffen.

      In Deutschland gibt es über 300 Gesetzte zur Betreuung. Die wurden ja nicht aus temporärer Langeweile verabschiedet. Was ist das Problem für Heime sich mit den Angehörigen zusammen zu setzen und die Sache zu besprechen und Betreuer zu informieren bzw. um Okay nachzufragen?

      Gestern las ich in einem Fachbericht, dass 2009 jedes 6 Heim als mangehaft eingestuft wird - hinsichtlich Pflege Demenz sogar noch mehr. Ohne das Engagement von vielen Angehörigen wären es sicher nochmal soviele.

      Ich finde es gut, dass du immer wieder nachfragst wg Medikamente doch warum wirst du nicht direkt informiert? Sollte das nicht eine Selbstverständlichkeit sein?

      Kommentar


      • Re: Pflegeheime u. Medikation - eure Erfahrungen


        Hallo Simsa,

        möchte auf Deinen Beitrag wie folgt antworten:

        Ich gehe mit meiner Mutter alle 6-8 Wochen zum Neurologen. Hier in unserer Stadt macht kein Neurologe Hausbesuche im Heim. Habe alle Neurologen angerufen (8 gibts hier bei uns), keiner macht Hausbesuche.

        Wenn von Seiten unseres Hausarztes irgendeine Untersuchung ansteht, so werde ich vorher angerufen und gefragt, ob ich damit einverstanden bin. Der Hausarzt kommt jede Woche zu meiner Mutter. Er bespricht sich mit den Schwestern. Gibt es irgendeine Änderung in der Medikamentenverabreichung werde ich unterrichtet.
        Die Medikamente werden geliefert.

        Ich frage bei den Schwestern nach, ob irgendwas vorgefallen ist, brauche ich eigentlich nicht, weil ich sofort informiert werde, wenn ich meine Mutter besuche.

        Meine Mutter ist sehr aktiv, sie läuft den ganzen Tag herum, entweder im Hause (war teilweise auch schon im Keller, fährt dann mit dem Aufzug spazieren) oder geht im Park spazieren. Die Schwestern bringen sie oft nach dem Mittagessen ins Bett. Lange bleibt sie aber nicht liegen.
        Sie ist sehr dünn geworden.

        Im Moment habe ich den Eindruck, daß es ihr soweit gut geht.

        Liebe Simsa, ich wünsche Dir alles Gute.

        Gruß
        schubidu

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