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Paradoxe Reaktion auf Beruhigungsmittel

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  • Paradoxe Reaktion auf Beruhigungsmittel

    Guten Tag,
    mein Vater ist 83 Jahre alt und lebt zu Hause mit meiner Mutter, die sich um ihn kümmert. Innerhalb des letzten Jahres ist mein Vater zunehmend dement geworden, aber noch kommen meine Eltern ganz gut alleine zurecht. Was uns Sorgen bereitet, ist, dass mein Vater immer öfters halluziniert, manchmal meine Mutter nicht erkennt, fremde Leute in der Wohnung wähnt, glaubt, woanders zu wohnen usw. Am Tag ist er meinstens ziemlich klar im Kopf, es wird zunehmend gegen Abend schlimmer und kurz vor Vollmond bzw. Neumond. Dann steht er auch schon mal nachts auf, um seine Sachen zu packen, wird auch schon mal aggressiv (was er noch nie war). Auch nach abendlichem Fernsehen kommt es verstärkt zu Ausfällen, so dass meine Mutter dies schon sehr reduziert hat. Vor einiger Zeit hat ein Neurologe das Mittel Risperidone verschrieben, in der niedrigsten Dosierung die möglich war. Dann wurde es ganz schlimm mit den Halluzinationen und der Unruhe und nach drei Wochen wurde das Medikament abgesetzt. Als mein Vater letztes Jahr im Krankenhaus war, hat er dort nach einer OP Beruhigungsmittel bekommen und dort genauso reagiert. Er ist dann total verwirrt, kann teilweise auch nicht mehr richtig reden. Meine Mutter hat jetzt große Angst, es mit einem neue Medikament zu versuchen, andererseits weiß sie langsam nicht mehr weiter. Zur Zeit gibt sie ihm gegen Abend ein leichtes Baldrianmittel, was ganz gut hilft, wenn sich nicht gerade eine neue Mondphase ankündigt. Was kann man machen?


  • Re: Paradoxe Reaktion auf Beruhigungsmittel


    Hallo Stixi,

    die von Ihnen geschilderten Symptom kenne ich alle von meinem Vater. Es kam dann noch eine immer stärker werdende Weglauftendenz hinzu. Wir gaben dann schließlich Melperon und erlebten die gegenteilige Reaktion: Vater wurde nachts noch lebhafter. Dann wurde Risperidon gegeben (1 mg pro Tag jeweils um 11h00 vormittags). Damit wurde er etwas moderater für einigen Stunden. Risperidon ist aber kein Beruhigungsmittel, sondern ein sog. atypisches Neuroleptikum, d.h., wir bekamen die abendliche Agitiertheit ein wenig in den Griff (die fixen Ideen, die ihn antrieben, sein Haus zu suchen, usw.), nicht jedoch die nächtlichen Aktivitäten. Das ganze wurde dann so schlimm, dass wir Vater in ein Pflegeheim geben mußten. Wir hätten eine Tages- oder Nachtpflege vorgezogen, aber die gibt es nicht in der Provinz, in der kleinen Stadt, in der meine Eltern leben.

    Interessant mag noch sein, dass die kurzfristige Verordnung von Distraneurin (384 mg am Abend kurz vor dem Zubettgehen) recht gute Erfolge gebracht hatte. Vater schlief dann 5 bis 7 Stunden durch. Distraneurin scheint aber als Dauermedikation nicht geeignet. Es ist eine Substanz, die hauptsächlich bei der Behandlung von Alkoholismus (v.a. gegen Delirien) verwendet wird, abhängig machen kann und hier nur als Notlösung diente. Aber einige ruhigere Nächte verschaffte es doch.

    Das Mondphasen eine Rolle spielen sollen, halte ich für sehr merkwürdig. Daran glaube ich persönlich nicht. Oder ist es vielleicht das helle Mondlicht, welches den Schlafraum erhellt und damit vielleicht ungünstig wirkt?

    Vielleicht schauen Sie mal in "meinen" Thread:

    http://forum2.onmeda.de/read.html?26...96#msg-1382896

    Dort können Sie die fast ganze Geschichte meines Vaters nachlesen, die ich in m.E. wichtigen Auszügen in diesem Forum nach und nach schrieb und auch weiter schreiben werde.

    LG
    Egon-Martin

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    • Re: Paradoxe Reaktion auf Beruhigungsmittel


      Liebe Stixi,
      zunächst haben Sie genau das Richtige getan, nämlich die Neuroleptika (mit denen ich nur schlechte Erfahrungen habe) abgesetzt. Alle Erscheinungen Ihres Vaters sind phasisch und werden nach einer gewissen Zeit vorüber gehen - aber es werden andere auftreten. Oft glaubt man aber, diese ruhelosen Nächte, diese Weglaufgefahr, werden niemals weggehen. Dies ist nicht so. Es ist eine zeitlich begrenzte,sehr anstrengende Phase, die man durchstehen muss.

      Wir hatten recht gute Erfolge mit Baldrian-Hetterich, 5-8 Tropfen am Abend in Tee oder auf Zucker. Ebenso können Sie auch Neurexan (es gibt Tropfen oder Tabletten zum Lutschen) ausprobieren, was bei uns ebenfalls zu einer Ausgeglichenheit und Beruhigung geführt hat.

      Tagsüber möglichst viel Bewegung an frischer Luft und körperliche Betätigung tragen auch dazu bei, dass der Erkrankte nachts ruhiger ist und eher schläft.

      Ansonsten: alle Türen sichern und ihn einfach in der Wohnung wandern lassen. Lesen Sie sich in Validationstechniken ein, es gibt auch inzwischen Seminare/Lehrgänge dazu. So lernen Sie/Ihre Mutter "Aggression" zu vermeiden.

      Die starken Reaktionen Ihres Vaters auf Risperidon und vergleichbare Mittel könnten darauf hindeuten, dass er eine frontotemporale Demenz (Morbus Pick) hat. Dies sollte unbedingt abgeklärt werden, denn diese Patienten dürfen nicht mit Risperdal u.a. behandelt werden.

      Viel Erfolg mit der altenativen Behandlung und viel Kraft wünscht
      Leona

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      • Re: Paradoxe Reaktion auf Beruhigungsmittel


        Hallo,
        auch hierzu nur ganz kurz - auch mein Vater reagiert paradox, auch wenn er wegen seiner Epilepsie nun doch Beruhigungsmittel (Benzos) bekommt, aber derzeit haben wir wahrscheinlich u.a. deshalb mit starker Unruhe bis zu Aggression zu tun.
        Haben diesbezüglich viel mitgemacht, wenn Sie möchten einfach nachlesen. Übrigens reagieren Menschen mit einer wahrscheinlichen "Lewy-Körperchen" oder "Lewy-Body"-Krankheit am stärksten paradox und hier sind Neuroleptika zu vermeiden.
        Vielleicht berichten Sie ein wenig mehr, was diagnostiziert ist und was er genau bekommen hat und wie er nach welcher Zeit darauf reagiert hat, falls Sie fachkundige Ratschläge bekommen möchten
        Viele Grüße, Flieder

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        • Re: Paradoxe Reaktion auf Beruhigungsmittel


          Vielen Dank an alle, die bisher geantwortet haben. Seit ein paar Tagen bekommt mein Vater Reminyl, wir müssen abwarten, wie es sich auf Dauer auswirkt. Vor zwei Tagen hat er alle Familienmitglieder erkannt, nur nicht meine Mutter, die sich die ganze Zeit um ihn kümmert. Das war sehr schlimm. Den Tipp mit den Lewy-Körperchen werde ich aufgreifen und mich schlau machen. Eine genau Diagnose hat mein Vater noch nicht bekommen, wir wissen nicht, welche Demenzform er hat. Alzheimer ist es jedenfalls nicht.

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