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Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen

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  • Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen

    Hallo,

    Ich habe eine Tante die 75 Jahre alt und alleinstehend ist. Sie lebt mit uns im Haus, hat aber Ihre eigene Wohnung. Vor ungefähr 3 Jahren fing sie an Auffällig zu werden.

    Es fing an damit dass sie innerhalb weniger monate mehrfach ihren schlüssel verlegte und dann andere beschuldigte ihn entwendet zu haben. letztendlich tauchte ihr schlüssel dann entweder in ihrer einkaufstasche oder in ihrem auto wieder auf.

    soweit dachten wir uns noch nichts all zu sehr dabei. dann fing es damit an, dass sie Dinge aus dem aktuellen Alltag erzählte die niemals geschehen sind oder zb.dinge immer wieder erzählt an 4 aufeinander folgenden tagen.

    zudem hat sie sich dann immer mehr zurück gezogen. sie reiste jedes jahr in ferne länder, nun mag sie nicht mal mehr urlaub bei verwandten in deutschland machen oder allgemein an irgendwelchen aktivitäten teilnehmen. sie isoliert sich sozusagen.

    Sie verlässt das haus nur ein mal am tag um 10 minuten mit ihrem hund spazieren zu gehen. vor 3 jahren waren es noch 30 bis 60 minuten spaziergänge.zudem besitzt sie ein auto mit dem sie einmal die woche einkaufen fährt. ihre schwester begleitet sie dabei und erzählte uns jetzt schon einige male, dass ihre fahrweise sehr unsicher und mit fehlverhalten verbunden wäre (z.b.öfter rot über die ampel).

    letztes jahr dann, sind dinge passiert die uns endgültig zu der überzeugung gebracht haben, dass es Anzeichen einer Demenz sind.

    Sie kam eines tages aufgelöst auf uns zu und erzählte, dass die nachbarn ihr, ihre unterwäsche aus dem waschkeller gestohlen hätten. sie behauptete sogar bei nochmal späterer erzählung sie hätte nachts gestalten draussen im garten gesehen.

    das problem hierbei ist nur, dass die nachbarn im urlaub waren an besagtem zeitpunkt und auch sonst hätte diese geschichte nicht gerade hand und fuß gefunden.

    dann ende letzten jahres machte sie eine anzeige bei der polizei, weil ihr geld auf dem konto fehlte. es wurden einige male größere summen geld abgehoben.

    nach einigen wochen dann begleitete sie ein verwandter zur polizei um sich das videomaterial der überwachung anzuschauen...

    und an den besagten mehreren malen, war nur ihre person auf dem video zu sehen. sie konnte sich nicht mehr daran erinnern. tat es aber ab und bat den verwandten niemanden der familie davon zu erzählen.

    ihr äußeres erscheinungsbild wirkt nicht mehr gepflegt und um die hygiene kümmert sie sich auch nicht mehr so. es kam schon vor dass sie 6 wochen lang keine wäsche mehr in die waschmaschine tat oder einige male dass die waschmaschine ohne waser lief oder überhaupt nicht gewaschen und schmutzig aufgehängt wurde..

    Sie leidet an Diabetis seit einigen Jahren und nun habe ich den Verdacht, dass sie nicht so ganz den anweisungen des arztes folgt, was sich auch bestätigt hat, sie hat einige termine nicht wahrgenommen in denen sie zu einer diabetesschulung gemusst hätte. der arzt hat mich darüber in kenntnis gesetzt. und auch er bemerkt auffälligkeiten an ihr.

    das problem ist, dass sie auf eine konfrontation mit der Krankheit äußerst Agressiv reagiert. Sie wiederholt immer wieder, dass sie bei klarem Verstand sei. kontakt mit anderen menschen um ihren geist anzuregen zb. durch kirchengemeinschaften möchte sie auch nicht, ihre antwort darauf ist "was soll ich bei den ganzen alten Rentnern".

    Ich verstehe, dass kein Mensch gerne eingestehen möchte dass mit ihm was geschieht, worüber er keine kontrolle hat, ich verstehe dass es angst macht, aber wenn sie jetzt nichts dagegen tut, dann wird es schnell schlimmer werden.

    Meine Frage ist, wie kann man einem Menschen helfen der sich nicht helfen lassen möchte und der punkt unzurechnungsfähig hier im moment noch weg fällt.

    vielleicht weiss jemand rat.


    lg


  • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


    Hallo Rocio,
    wenn ein Mensch sein ganzes Leben selbstbestimmt gelebt hat, einem Beruf nachging, viel gereist ist, dann gibt es vermutlich nichts Schlimmeres, als plötzlich zu bemerken, dass man die Fäden nicht mehr alle im Griff hat und das sich offenbar Dinge ereignen, die man nicht verstehen kann. Es ist ein durchaus typisches Verhalten, die Krankheitszeichen zu verleugnen, sich abzuschotten, damit niemand etwas merkt und auch darum zu bitten, anderen nichts über diese "Schwächen" zu erzählen. Ich kenne diese Verhaltensweisen von meinem Vater noch sehr genau. Bei ihm war es eine inzwischen weit fortgeschrittene Alzheimer-Erkrankung, die die Ausfälle hervorrief. Ich schaffte es auch erst spät ihn zum Arztbesuch (es war dann gleich eine Klinik) zu bewegen - es musste erst etwas Ernstes passieren: er ging samt Auto verloren, fand nicht mehr nach Hause und wurde durch mein Eingreifen polizeilich gesucht und Gott-sei-Dank gefunden.

    Man kann die Angst der Betroffenen eigentlich gut verstehen - sie ahnen, dass sich da etwas Unheilvolles mit ihnen vollzieht und wollen die Wahrheit so weit wie möglich hinauszögern.
    Der Begriff und die Krankheit "Demenz" oder "Alzheimer" ist ja in aller Munde - man weiß um die schreckliche Entwicklung,die damit verbunden ist. Zusätzlich hört man immer wieder Furchtbares über die Heimunterbringung - ein Skandal jagt den nächsten.
    Der Betroffene erwartet keine wirkliche Hilfe und somit verstärkt sich seine Abwehr und Angst.

    Die Flucht vor der Diagnose wird sicher zusätzlich durch das Alter (Wer weiß, ob ich das wirklich noch erlebe..) verstärkt.

    In Ihrem Falle ist eine Person gefragt, der die Tante wirklich vertraut, die ihr behutsam erklärt, dass ein Facharztbesuch oder Klinikaufenthalt nicht wirklich etwas verschlechtert - dass es heute zumindest schon ein paar Medikamente gibt (Cholinesterasehemmer: z.B. Exelon-Pflaster oder das Mittel Reminyl u.a.), die die Erkrankung für ein bis zwei Jahre stoppen und häufig die Alltagsfertigkeiten - zumindest im ersten Jahr - noch einmal verbessern. Andere Medikamente sind in der Erprobung und lassen zum Teil auch hoffen.

    Unabhängig davon ist es wichtig, dass die Tante sich ausgewogen und regelmäßig ernährt, dass sie ausreichend trinkt (sehr viel!) und dass der Zuckerhaushalt und der Blutdruck in Ordnung ist.

    Es gibt eine Reihe von rezeptfreien Nahrungsergänzungsmitteln, mit denen viele Betroffene ebenfalls gute Erfahrungen gemacht haben - hier seien z.B die Gingkopräparate genannt.

    Eine regelmäßige Kontrolle beim Facharzt oder in einer Gedächtnis-Ambulanz oder Memory-Klinik wären sehr anzuraten. Vor allem müssen Sie versuchen, der Tante die Angst zu nehmen und ihr vermitteln, dass sie trotz der nachlassenden Hirnleistung ein liebenswerter und achtenswerter Mensch bleibt.
    Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei den nächsten Schritten und der Tante alles Gute.
    Leona

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    • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


      Sehr geehrte/r Rocio,

      ich vermute, daß auch Ihre Tante bereits gemerkt hat, daß etwas mit ihr nicht stimmt. Auch bei Demenzerkrankungen, die typischerweise mit einer fehlenden Krankheitseinsicht verbunden sind, ist diese in Frühstadien oft noch erhalten (die Frontotemporale Demenz einmal ausgenommen) und die Patienten registrieren ihre Defizite sehr wohl noch, dissimulieren aber weil diese ihnen z.B. peinlich sind.
      Sie sollten die Konfrontation sehr vorsichtig angehen, dabei aber unmißverständlich Ihre Sorge um Ihre Tante äußern. Oft ist es dabei einfacher von "möglichen Durchblutungsstörungen des Gehirns" zu sprechen als von einer Alzheimer-Demenz oder überhaupt von einer Demenz. Sie sollten Ihrer Tante auch klar machen, daß es eine Vielzahl von Erkrankungen gibt, die eine Hirnleistungsschwäche hervorrufen können und deren frühes Erkennen und Behandeln essentiell für den weiteren Verlauf und damit für den Erhalt der Selbstständigkeit ist. Hierzu gehören z.B. bestimmte Hormonstörungen, Vitaminmangelzustände oder Erkrankungen der inneren Organe. Desweiteren sollten Sie den Hausarzt Ihrer Tante über Ihre Beobachtungen in Kenntnis setzen, damit auch dieser auf sie einwirkt. Er sollte sie zu einem Neurologen, Nervenarzt oder in eine Gedächtnissprechstunde überweisen (Adressen unter www.deutschealzheimer.de oder www.alzheimerforum.de).
      Wenn all dies nichts nützt haben Sie leider keine rechtliche Handhabe eine Abklärung der Beschwerden zu erzwingen, solange keine Eigen- oder Fremdgefährdung besteht. Lediglich könnten Sie eine Betreuung beim Amtsgericht beantragen, sofern Sie glauben, daß Ihre Tante sich aucgrund Geschäftsunfähigkeit ungewollt Schaden zufügt, indem sie z.B. unbedacht Geschäfte tätigt, deren Rahmenbedingungen sie nicht erfasst.

      Mit freundlichen Grüßen,

      Spruth

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      • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


        Hallo,

        Danke Ihnen beiden für die Antworten. Wir haben nun gehandelt und nochmal mit dem Hausarzt geredet. Der hat eine Überweisung an den Neurologen ausgestellt und mein Bruder wird sie dann dort hin begleiten. Wir haben behutsam nochmal mit ihr geredet ohne das Wort Demenz fallen zu lassen und anscheinend ist sie bereit sich untersuchen zu lassen.

        Da meine Tante jetzt doch schon etwas länger auffällige Zeichen aufweist und ich gelesen habe, dass jedes stadium 3- 4 jahre dauert,-sie aber schon seit einem jahr von den anzeichen her, mehr in das moderate stadium passt -, stellt sich mir die frage ob medikamente jetzt trotzdem noch bewirken können, dass sich symptome für 2 jahre oder länger vermindern lassen und eine besserung in der zeit bewirkt werden kann?

        und kann anhand einer untersuchung des neurologen festgestellt werden in wie weit der prozess schon fortgeschritten ist ?

        Kommentar



        • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


          Hallo Rocio,

          zuerst muss geklärt werden, um welche Krankheit es sich handelt. Wie Dr. Spruth schon schrieb, gibt es meherer Möglichkeiten. Wenn es sich um eine Demenz vom Alzheimer Typ handelt, leistet m.E. Galantamin (Reminyl) gute Dienste auch im schon vorgerückten Stadium. Diese Erfahrung habe ich mit meinen Vater gemacht, der dieses Medikament seit Ende April 2007 (!) erhält. Sicher kann man später (wir sind jetzt bei 24 mg Tagesdosis) nicht mehr so viel erwarten wie anfangs, aber dennoch habe ich einige Verbesserungen festgestellt wie v.a. etwas gesteigerte Motivation, mal wieder in der Zeitung zu blättern und soger ein wenig zu lesen oder im Haushalt etwas zu helfen. Darüber hinaus gibt es noch Memantine, eine Substanz, die in Medikamenten enthalten ist, die auch bei fortgeschrittener Krankheit noch helfen kann. Und dann haben wir natürlich noch gute Zusatzprodukte wie Vitamine, etc. (siehe den Beitrag von Leona). Wenn es ganz eng wird und anderes nicht hilft, so können bei gravierenden psychischen Störungen auch Medikamente zum Einsatz kommen, die Wahnvorstellungen zum Verschwinden bringen oder wenigstens dämpfen. Derlei sollte aber mit großer Vorsicht verabreicht werden und möglichst nur für eine begrenzte Dauer.

          Aber die Chemie ist nur die eine Seite - wichtig ist auch die andere Seite, z.B. mit Validation, etc. gesprächstherapeutisch zu helfen, Biographiearbeit, Spiele zum Training des Gedächtnis, usw. zu machen.

          LG
          Egon-Martin

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          • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


            Hallo Rocio,
            zunächst muss man abwarten, was die Untersuchung bringt. Anhand der Tests kann ein Facharzt durchaus das Stadium der Erkrankung bestimmen. Sollte es sich um AD handeln, können Cholinesterasehemmer selbstverständlich noch Linderung bringen und den Verlauf verlangsamen. Bedenken Sie, dass in den meisten Fällen die Demenz erst in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert wird, das ist nichts Ungewöhnliches. Ich wünsche Ihnen alles Gute und dass der Arztbesuch ein Erfolg wird. Gruß Leona

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            • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


              "Wenn all dies nichts nützt haben Sie leider keine rechtliche Handhabe eine Abklärung der Beschwerden zu erzwingen, solange keine Eigen- oder Fremdgefährdung besteht." Spruth

              Schön, dass ihr eure Tante doch noch dazu überreden konntet einen Arzt zu besuchen.

              Eine Menschen entmündigen zu lassen ist nie ein schöne Sache, aber wäre in ihrem Fall nicht schon die oben erwähnte Eigen- und Fremdgefährdung (Auto, Bank) gegeben?

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              • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


                Hallo KarenN,

                Sie schreiben: "Eine Menschen entmündigen zu lassen ist nie ein schöne Sache, aber wäre in ihrem Fall nicht schon die oben erwähnte Eigen- und Fremdgefährdung (Auto, Bank) gegeben?"

                Hierzu erlaube ich mir, anzumerken, dass es nach bundesdeutschem Recht keine Entmündigung gibt. Es gibt sog. Betreuungsvollmachten, die für bestimmte Bereiche aber auch für sämtliche Angelegenheiten des Betreuten gelten und der oder dem Betreuer/in die Verpflichtung auferlegt, im Sinne des Betreuten zu handeln.

                Da ich selber vor kurzem die Betreuung meines Vaters durch meine Mutter angeregt habe und diese jetzt vom Gericht beschlossen wurde, zitiere ich aus dem Beschluss wie folgt:

                "Dem Betroffenen wurde erklärt, dass er durchaus auch noch selber Angelegenheiten regeln könne, wenn er sich dazu in der Lage fühle, nur, dass seine Frau auch in seinem Namen Entscheidungen für ihn treffen dürfe."

                Gruß
                Egon-Martin

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                • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


                  Hallo Egon-Martin,

                  ich danke ihnen für die Information. Es war die falsche Wortwahl, aber im Grunde genommen hatte ich auch an solch eine Betreuungsvollmacht gedacht.

                  Gruß Karen

                  Kommentar


                  • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


                    Hallo zusammen,

                    Leider haben sich die dinge doch nicht so positiv entwickelt wie erwartet.

                    Trotz ihrer Aussage sie würde zum Arzt gehen und mal mit ihm drüber reden ist nichts geschehen. ich will mich da auch nicht mehr weiter reinsteigern, es macht mich sonst noch wahnsinnig zu beobachten wie sie den müll nicht mehr trennt, ihre wäsche wochenlang nicht wäscht die klospülung nicht ausreichend betätigt oder ähnliche kleinere details.

                    sie erzählt nun immer häufiger geschichten und hetzt leute damit gegeneinander auf. ich wollte einen briefkasten anbringen lassen, damit die post von meinen eltern und mir ein bißchen mehr geschützt ist, da es da schon den ein oder anderen vorfall gab. mein bruder, der die situation kennt und eigentlich verständnis hätte zeigen müssen, tat dieses vorhaben als "absoluten quatsch" ab.

                    vor dieser krankheit, hatte sie durch ihre einsamkeit und die dadurch entstehende frustration und anderen negativen gefühlen oft ein keil in unsere familie getrieben. sie versucht meinen bruder für sich alleine zu "besitzen" und viele neutrale personen haben auch schon die bemerkung gemacht, dass sie eine krankhafte liebe zu meinen bruder hat. und sie hat meiner mutter sehr viel leid zugefügtunteranderem dadurch.

                    Sie hat selbst keine kinder und sich im laufe der zeit die zuneigung der menschen versucht zu erkaufen..

                    jetzt tut sie das in einem maß wo sie 200 - 300 euro im monat an eine person gibt und dabei immer wieder betont, dass sie deshalb das rechte hätte jedeezeit die hilfe und gesellschaft dieser person in anspruch zu nehmen.

                    es sind viele böse dinge vorgefallen und ich versuche mir kein böses blut zu machen, aber trotz ihrer krankheit fällt mir das schwer. ich müsste mehr verständnis haben und sie entschuldigen da einsamkeit einen menschen sehr bitter machen kann, jedoch verspüre ich neben der sorge auch wut.

                    noch sind es "nur" phasen wie der vorfall mit der bank und ihrem konto... oder ihrer geklauten wäsche.

                    aber dazwischen - und diese strecken sind länger-, wo es ihr gut geht und ihr verstand klar funktioniert tut sie den menschen weh mit vollster boshaftigkeit so wie sie es schon immer getan hat. die familie weiss nun bescheid, ihr hausarzt auch und nun liegt es bei ihr selbst.und deshalb bin ich an den punkt gekommen wo ich mich von der sache distanziere, zu meinem eigenen wohl, so egoistisch es auch klingen mag und ich hoffe, dass sie endlich eingesteht dass sie handeln muss, nicht nur zu ihrem wohle, sondern auch zum wohle meiner familie die dieser situation ausgesetzt ist, dadurch dass sie praktisch mit uns lebt.

                    Ich danke allen die sich zeit für meine anliegen genommen haben und wünsche allen betroffenen weiterhin kraft und ausdauer.

                    liebe grüße

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                    • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


                      Hallo Rocio,

                      Störgefühle wie Wut und Enttäuschungen kenne ich auch. Wichtig dabei ist, sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass es nie der ganze Mensch ist, der als Ärgernis existiert. Vielmehr ist es eine Art von Überlagerung eines an sich klaren Bewusstseins, welches dann ganz von diesen Störgefühlen beherrscht wird. Daraus entsteht dann der vordergründige Eindruck eines bösen Menschen, den wir dann vor uns zu sehen glauben. Es ist fast schon ein philosophisches Grundübel, dass wir oft geneigt sind, andere irgendwie „klotzig“, aus einem Stück bestehend, nur auf der Erscheinungsebene wahrzunehmen. Wir, der wir es mit solchen Angehörigen zu tun haben, sind aber diesbezüglich auf dem Wege einer erkenntnistheoretischen Besserung, denn wir wissen ja, das es die Krankheit ist, welche die Normalität nahezu zwingend überlagert. Tatsächlich findet derlei nämlich immer statt – auch bei Gesunden, wenn auch meist weniger ausgeprägt. Die Menschen benehmen sich immer so, wie es ihnen geht.

                      In Ihrem Fall scheint es erst mal besser zu sein, im Hintergrund bereit zu stehen und die weitere Entwicklung abzuwarten, sofern Sie nicht die Betreuung anregen wollen (siehe unten). Mit anderen Worten: Wenn nichts mehr hilft, auf die „Verelendungstherapie“ hoffen. Darunter versteht man das Warten auf einen Tiefpunkt, an welchem der Leidensdruck zum Zusammenbruch persönlicher Illusionen führt und Hilfsbedürftigkeit ehrlich signalisiert wird – auf die dann auch reagiert werden muss. Bei Suchterkrankungen ist es meistens der einzig sinnvolle Weg, vielleicht hilft es auch bei Ihrer Angehörigen. Der Verelendungstherapie dienlich können auch Strafanzeigen sein. Wenn z.B. durch Verletzung des Postgeheimnis Briefe geöffnet werden, Beleidigungen, Verleumdungen, üble Nachrede und dergleichen vor Gericht führen, könnte eine amtliche Reaktion therapeutische Maßnahmen in Gang bringen (wäre aber m.E. die äußerste Maßnahme).

                      Bedenklich erscheint mir auch die nicht mehr sachgerechte Bedienung der Klospülung zu sein, weil dieses darauf schließen lässt, dass auch andere Routineverrichtungen technischer Art nicht mehr korrekt ablaufen (Elektro- oder Gasherd, usw.!).

                      Was das verschenkte Geld anbetrifft, so könnte sich der Beschenkte u.U. strafbar machen, wenn ihm vorgeworfen wird, die missliche Lage Ihrer Angehörigen auszunutzen. Er muss ohnehin damit rechnen, das geschenkte Geld zurückzuzahlen (es wird sich ja irgendwann auf Tausende summieren bei 300 EUR im Monat) wenn sich Ihre Angehörige in finanzieller Not befindet. Das würde ich dem Beschenkten ggf. mal erklären, um dem ein Ende zu setzen. Kommt natürlich auch auf die Beweisbarkeit an.

                      Im übrigen können Sie bei dem zuständigen Amtsgericht die Betreuung anregen (das hatte wohl auch KarenN erwogen) – z.B. durch einen gerichtlichen Betreuer. Erzählen Sie dort, was vorgefallen ist – besonders die Geldsache und die potentielle Gefahr durch den Umgang mit Haushaltsgeräten – und es wird ein Jurist (meistens ein erfahrener Richter) Ihre Tante aufsuchen und sich ein Bild machen. Die Betreuung anregen kann jeder und er kann auch anonym bleiben.

                      Was auch immer Sie tun werden – ich wünsche Ihnen alles Gute. Und natürlich haben Sie recht – nehmen Sie sich eine Auszeit.

                      LG
                      Egon-Martin

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                      • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


                        Hallo allerseits,

                        Ich hatte mir eigentlich vorgenommen von dem thema abstand zu nehmen. leider gelingt mir das nicht wirklich. das liegt unter anderem daran, dass meine tante jetzt eine phase durchlebt mit der sie ihren mitmenschen schadet. und ich weiss nicht ob sie es bewusst oder unbewusst macht.

                        Zu aller erst muss ich erwähnen, dass sie sich phasenweise auf bestimmte Menschen fixiert für die sie dann eine unerklärliche besessenheit entwickelt. die betreffende person wird dann nur noch negativ genannt.

                        eine zeit lang war es z.B. unsere Nachbarin. Meine Tante hat versucht sie schlecht zu machen bei jeder Gelegenheit und das in form von Geschichten die sie selbst erfindet. Sie hat damit fast eine Eskalation zwischen meinem bruder und der nachbarin hervorgerufen. meine tante erzählte dass die nachbarin erzählen täte, meine Bruder hätte eine affäre mit der tochter einer anderen nachbarin. Er half der tochter die 500 km entfernt wohnt bei der Auflösung des Hauses der Mutter, um es verkaufen zu können. und weil er dann so oft kam und statt zu meiner tante zu kommen direkt rüber ins leerstehende haus ging um es zu entrümpeln (gegen bezahlung), wurde meine tante anscheinend eifersüchtig und spinnte sich dann diese geschichte. mein bruder glaubte meiner tante natürlich weil sie sehr überzeugend sein kann und war kurz davor zur nachbarin zu gehen. ich habe ihn dann mit mühe und not überzeugen können mal kurz logisch nachzudenken wonach er sich dann besinnte.

                        Momentan hat sie sich auf mich fixiert. Sie beobachtet mich fortwährend durch ihr fenster zum garten. sie horcht wann ich das haus verlasse. Daraus spinnt sie sich dann Geschichten wie z.B. dass ich arbeitslos wäre da sie mich nie das haus verlassen sähe oder hören komme. oder dass ich meinen tag im garten verbringe und nie ausgehen täte, woraus sie schliessen würde dass ich keinen Freund habe usw.

                        kurz gesagt sie lässt die leute nicht in ruhe. ich habe den eindruck dass sie das macht um von sich selbst abzulenken. denn aus einem gespräch mit ihr habe ich bemerkt, dass sie sich trotz der vielen ereignisse nicht eingesteht krank zu sein. sie erwähnt bewusst öfter einen nachbarn der an demenz erkrankt ist und wie schlecht es ihm ginge und dass sie froh und dankbar ist selbst körperlich und geistig in guter verfassung zu sein mit ihren 76 jahren.

                        das einzige was man momentan bemerkt ist dass sie bei gesprächen an aufeinander folgenden tagen die selbe geschichte wieder und wieder erzählt oder dass sie bei gesprächen urplötzlich ein ganz anderes thema anspricht als das was man gerade behandelt. sie hat in den letzten 3 wochen 2 mal ihre herdplatte angelassen undzwar so dass das haus richtig gelüftet werden musste weil der geruch nach verbrannt so stark war.

                        es tut mir wirklich leid, aber ich bin so überfordert mit dieser situation. ich hab das gefühl nicht unbeobachtet leben kann, dass fremde menschen mich auf themen ansprechen die meine tante belauscht haben muss und sie dann verdreht nach aussen trägt. sie war immer schon etwas eifersüchtig auf meine schwestern, mich und meine mutter. da sie nie eine eigene familie gegründet hat, hat sie sich an meinen bruder geklammert und den rest der familie schlecht geredet (schon vor ihrer erkrankung). sie hat meinem bruder das gefühl vermittelt, dass meine schwestern und ich bevorzugt würden von meiner mutter und sie hat sich schon immer in die familie eingemischt. sie erkauft sich seine liebe mit unsummen von geld. das letzte was sie getan hat ist ihm eine kaffeemaschine für 250 euro zu kaufen. einerseits ist es bemitleidenswert und andererseits macht es wütend wenn man erfährt dass sie soviele boshaftigkeiten sagt und tut. und das wie gesagt nicht erst seit ihrer erkrankung.

                        ich bin ein junger mensch und sollte darüber stehen, aber leider kann ich es nicht da ich momentan nicht ausziehen möchte weil meine mutter herzkrank ist und ich sie nicht alleine lassen möchte. ich bin richtig fertig, ich habe angst dass sie uns das haus irgendwann abbrennt oder meine mutter mit ihr alleine zuhause ist und sie sie attackiert oder ähnliches.

                        so makaber ich jetzt auch klingen mag, aber da sie sich strikt weigert hilfe anzunehmen. da sie keine kontakte z.b kirchenverein oder urlaubsfahrten mit der schwester machen will und da sie trotz vorsichtiger konfrontation weiterhin so tut als ob alles inordnung wäre und der hausarzt von ihr abgewehrt wird- möchte ich wissen wie lange es im durchschnitt in hinblick auf ihren bisherigen krankheitsverlauf dauern kann, bis sie in ein stadium kommt in der man betreung für sie beantragen kann.

                        ich weiss dass es für viele geschmacklos und kaltschnäuzig klingt was ich schreibe. aber jeder mensch kommt irgendwann an seine grenzen und ich bin an einen punkt gekommen an dem ich manchmal das bedürfnis habe sie zu erwürgen.

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                        • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


                          Hallo Rocio,

                          ich fange mal mit Ihrem letzten Satz an. Darin schildern Sie ganz besonders Ihre Verzweiflung und die Wut, die Sie zeitweise überfällt. Es ist NICHT geschmacklos oder kaltschnäuzig sondern normal, an einen Punkt zu gelangen, in dem auch Hass auf den Kranken vorkommen kann. Ich habe so manches mal Wut empfunden, wenn Mutter weinend in der Küche saß, weil Vater so völlig uneinsichtig und Mutters eigene Leiden ignorierend in seinen Akutzuständen immer nur sich selber sah und alle anderen als böse betrachtete, die ihm nur schaden und verhindern wollen, dass er zu seinen (schon lange nicht mehr existierenden) Eltern gehen konnte, seine Sachen stehlen oder beschädigen, usw. Bin sogar schon mal ausgeflippt und habe ihn angeschrieen, dass er schon längst in die Klapsmühle gehöre und habe ihn auf den Mond gewünscht. Danach tat er mir dann wieder unendlich leid und ich bereute meine Worte. Ich bemühe mich, durch das Studium dieser Krankheit, Vaters Zustand zu verstehen, denn bekanntlich heißt es ja: Alles verstehen heißt alles vergeben. Da ich leicht cholerisch bin (vmtl. ein Erbstück von meinem Opa), passe ich jetzt natürlich besonders auf und verlasse lieber kurz mal den Raum, wenn ich merke, wie es in mir brodelt. Ab und an nehme ich 1,5 mg Bromazepam, die ich mir in 4-monatigen Abständen (je 20 Tabletten zu je 3 mg, die ich halbiere) verschreiben lasse, um der Abhängigkeitsgefahr vorzubeugen.

                          Was ich übrigens nach einiger Überwindung getan habe und was ich Ihnen auch rate, ist, alle Leute, (Angehörige, Nachbarn, Geschäftsleute, Schornsteinfeger, usw.) mit denen der oder die Kranke zu tun hat, über die Krankheit kurz aufzuklären. Bitten Sie diese Leute, das Gerede nicht ernst zu nehmen, aber so zu tun, als wäre es ernst.

                          Was den Herd betrifft, so gibt es Zeitschaltuhren, Überhitzungsschutz, usw. Bitte ggf. mit einem Installateur sprechen. Sonst haben wir hier Selbst- und Fremdgefährdung - Dr. Spruth hat Ihnen ja schon dazu geschrieben. Die Betreuung würde ich unbedingt beantragen, da Sie ja schon Anzeichen für Fahrlässigkeit auch auf finanziellem Gebiet (Kaffeemaschine) erleben und dieses sich bis zum Verschenken größerer Geldbeträge ausweiten könnte. Zudem erfüllt die Kranke Straftatbestände, wenn sie gehässige Dinge herumerzählt (Verleumdung, üble Nachrede, Beleidigung). Sie hat z.Z. keinen vorbeugenden juristischen Schutz wenn sie mal angezeigt oder unsinnige Geschäfte tätigen würde. Nach der Betreuungsverfügung sieht das anders aus. Wenden Sie sich bitte an Ihr zuständiges Vormundschaftsgericht (gehört zum Amtsgericht) – die kennen sich aus.

                          Ihre Tante zeigt Symptome einer Paranoia, ist aber m.E. (bin kein Mediziner) nicht im eigentlichen Sinne psychotisch. Diese Symptome kommen bei vielen Demenzerkrankungen vor und schwächen sich im Laufe der Zeit auch wieder ab. Mein Vater machte 2008 ein große Theater um sein Auto (andere wären damit gefahren, usw.) und wir litten große Ängste, er würde damit alleine wegfahren – was auch einmal geschah, aber Gott sei Dank gut verlief. Im März dieses Jahres wurde der Wagen verkauft, nachdem Vater sich schon Wochen vorher immer weniger darum gekümmert hatte. Heute redet er kaum noch davon. Mutter und ich hatten ihn vorher immer wieder bearbeitet, dass er in seinem Alter es doch gar nicht mehr nötig habe, Auto zu fahren und der Wagen nur Geld frisst, usw. Er hatte sogar noch vor der Betreuungsverfügung dem Verkauf zugestimmt.

                          Ich will damit solche Symptome nicht unterbewerten, aber sie sind tatsächlich oft weniger schlimm, als man anfangs meint. Dem Kranken bricht die gewohnte Welt weg (aufgrund seiner Hirnschädigung fehlen die Fähigkeiten normalen logischen Denkens und das richtige Verbindungen von Eindrücken mit Erinnerungen) und das kann er sich nicht erklären. Und so fängt er an, nach Halt zu suchen, nach Schuldigen Ausschau zu halten, sich wichtig zu machen (weil das Wegbrechen von Welt als Bedrohung des Ichs gefühlt wird), usw. Es ist daher wichtig, eine nervenstarke Bezugsperson in der Nähe zu haben. Wenn das nicht geht, bieten sich Pflegedienste, Tagespflege und schließlich Dauerpflege (Heime bitte vorher sorgfältig prüfen!) an. Aber so weit scheint Ihre Tante noch nicht zu sein. Gegen Wahnideen gibt es natürlich auch Medikamente, die aber z.T. erhebliche Nebenwirkungen haben und daher nur als „Notbremse“ benutzt werden sollten. Wenn es schlimm um meinen Vater stand und er Tagelang mit seinen Bestehlungswahn nervte, halluzinierte, dachte ich häufig an Risperidon, einem sog. atypischen und für demenzkranke Menschen zugelassenen Neuroleptikum, welches geeignet ist, den Wahn zu vertreiben. Meine Mutter sprach darüber dem Hausarzt, der aber davon abriet wegen der Nebenwirkungen. Darüber hatte ich mich damals geärgert, dass der Arzt das nicht herausrücken wollte. Heute bin ich froh darüber, denn die Paranoiasymptome haben auch so nachgelassen. Natürlich weiß man nicht, was noch kommt und ob nicht doch einmal derlei erforderlich sein wird. Aber darüber mache ich mir z.Z. keine Gedanken. Auch ein wichtiger Rat: Machen Sie sich bitte nicht verrückt mit Fragen über die Zukunft. Wenn wir an all das Schlimme denken, was noch passieren kann, könnten wir uns ja gleich einen Sarg kaufen. „Sorgt euch nicht um den nächsten Tag“ hat schon Jesus seinen Jüngern geraten.

                          Sprechen Sie bitte auch mal mit dem sozialpsychiatrischen Dienst, den es in allen größeren Städten oder Landkreisen gibt. Vereinbaren Sie einen Termin und erzählen Sie dort alles. Man wird Ihnen dort weitere Tipps geben. Oder kontaktieren Sie eine Selbsthilfegruppe.

                          Aber zuerst: Machen Sie sich bitte keine Gedanken um das Gerede Ihrer Tante. Achten Sie weniger auf den Inhalt als auf die Stimme und die Umstände, in denen sie Unsinn erzählt. Dann können Sie evtl. die dahinter steckenden Probleme erkennen. Und diese sind immer Angst, Verzweiflung und innere Einsamkeit. Wenn Ihre Tante gläubig ist, so bringen Sie Gottvertrauen ins Spiel.

                          Mehr fällt mir z.Z. nicht ein.

                          LG
                          Egon-Martin

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                          • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


                            Hallo EgonMartin,

                            Danke für Ihre Antwort. Es hilft mir schon um einiges zu merken dass es Menschen gibt in denen es phasenweise nicht groß anders vorgeht.

                            Natürlich ist es schmerzlicher in meinen Augen, wenn der eigene Vater oder die Mutter betroffen sind. Zwar ist es auch bei einem Verwandten nicht einfach mit anzusehen aber man entwickelt doch leichter eine kälte der person gegenüber.

                            Das Problem welches mich buchstäblich zur verzweiflung bringt, ist die Tatsache dass man von keiner Seite wirklich groß eingreifen kann.

                            Wir können nicht einfach zu ihr sagen, dass wir ihr eine Zeitschaltuhr installieren möchten. Mit welcher Begründung? Sie gibt uns gegenüber bei jeder gelegenheit klar zu verstehen dass sie sich körperlich und geistig in guter verfassung befindet. und darüber hinaus kann sie noch gut selbstständig ihre einkäufe, arzttermine , feiern wahrnehmen. bis auf unseren hausarzt, unserer familie würde ein aussenstehender nicht bemerken dass sie geistig einige defizite aufweist.

                            mein bruder hat sie bisher nur auf dieses thema angsprochen und auch erst als der vorfall mit der anzeige wegen den fehlenden geldbeträgen auf ihrem konto sich ereignete. weil mein bruder derjenige war der bei der videoaufführung der polizei sehen musste wie zu besagten tagen und uhrzeiten nur meine tante zu sehen war.

                            aber mein bruder interessiert das auch nicht weiter. sie ist seine sichere geldquelle.

                            darüber hinaus, dass sie ihre wäsche in größeren abständen wäscht und mit der waschmaschine nicht so recht klar kommt,ihre körperhygiene vernachlässigt, sie mit ihrem auto des öfteren eine rote ampel oder eine vorfahrt übersieht, ab und zu bestehlungsideen hat, ihren schlüssel verliert, geschichten erfindet, den rationalen geldüberblick verloren hat und auch gelegentlich paranoia aufweist, sie namen vergisst oder schonmal medikamente einzunehmen - kann man ihr nichts nachweisen. nach aussen hin lebt sie ihren normalen alltag. gegen ihren willen kann man nichts machen und ich bin mir sicher dass jedes gericht trotz der erkennbaren defizite eine betreung ablehnen würde.

                            und so bleibt uns nichts anderes möglich als die situation zu ertragen und zu hoffen,das tue ich jedenfalls dass es schnell vorbei geht. deshalb wollte ich wissen wie lange sich das noch hinziehen kann bis man sie betreuen lassen könnte.

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                            • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


                              Sehr geehrte/r Rocio,

                              eine individuelle Prognose bezüglich des weiteren klinischen Verlaufs läßt sich nicht vornehmen. Was die Betreuung angeht, so kann diese jederzeit beim Amtsgericht beantragt werden. Das Amtsgericht beauftragt dann einen (i.d.R. erfahrenen) Arzt, meist einen Psychiater, ein Gutachten zu verfassen und entscheidet hiernach dafür oder dagegen.

                              Mit freundlichen Grüßen,

                              Spruth

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                              • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


                                Guten morgen zusammen,

                                Danke erstmal für die Antworten (auch privat).

                                Es hat sich neues ergeben.

                                Am 18. September musste meine Tante ins Krankenhaus gebracht werden weil sie galle erbrach und einen blutdruck von 200/80 aufwies.

                                bereits anfang des jahres passierte gleicher vorfall, nur dass sie damals selbst statt ins krankenhaus zum hausarzt ging.

                                sie blieb erstmal knapp 1 woche jetzt im krankenhaus. diese zeit haben wir genutzt um ihre wohnung aufzuräumen und uns ein bild zu machen.

                                essen in beiden kochtöpfen war verschimelt, im kühlschrank befanden sich überwiegend verschimmelte sachen, und unter ihrem bett stand eine salatschüssel gefüllt mit urin.

                                hinzu fand ich ein blatt auf dem sie sich alle geburtstage notiert hatte die sie vorher immer wusste. ausserdem fand ich das örtliche telefonbuch mit unserer nummer drauf notiert.

                                aus ihrem wäscheschrank kam ein geruch von ungewaschener wäsche.


                                ihre bankauszüge wiesen größere summen von geldabhebung auf und verschwenderisch ausgegebene summen.

                                ausserdem lagen überall diabetiker-tagebücher rum (mindestens 5)
                                in jedem nur teilweise abgebrochene notizen über ihre messungen.

                                Jedenfalls erkundigte ich mich über ihren letzten Hausarztbesuch. Im Mai hätte sie zur kontrolle hingemusst und der arzt wollte auch zu diesem zeitpunkt mit ihr über die situation reden und sie an einen neurologen überweisen.

                                Sie hat aber seit februar kein termin beim hausarzt gemacht. ihre schwester hatte ihr schliesslich bei einer rezeptabholung einen zuckertüvtermin für den 10 .september gemacht, den sie aber vergessen hat wahrzunehmen.

                                Einen Tag bevor sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde machte ich einen termin beim Hausarzt, beim Augenarzt und beim Podologen und habe darauf geachtet dass diese nicht vergessen werden.

                                vergangene woche war sie beim hausarzt und der hat sie mit der situation konfrontiert.

                                er hat mich telefonisch dann darauf vorbereitet dass er mit ihr darüber geredet hat und sie an einen neurologen überwiesen hat.

                                Sie hat es ohne ablehnung aufgenommen, nur in einzelnen punkten wie das thema umgang mit geld bleibt sie bei der ansicht es gut verwalten zu können.

                                als sie zuhaus dann ankam sprach ich mit ihr. sie war sehr aufgeregt (starkes zittern und kurz vorm weinen, niedergeschlagen). ihr war es peinlich und sie versuchte es belächelnd herunter zuspielen. "der arzt hat gesagt ich wäre wohl vergesslich in einigen Dingen und Du solltest mir helfen.."

                                ich habe ihr gesagt dass sie sich nicht schämen braucht.und dass sie sich nicht verrückt machen soll denn egal was es sein wird, wir alle sind immer für sie da.

                                daraufhin habe ich einen termin für sie gemacht beim neurologen. ende des nächsten monats ist es dann soweit mit dem termin.

                                jetzt möchte der hausarzt dass wir sie daran hindern das auto zu nehmen. aber wie bloß.

                                sie akzeptiert zwar dass sie erkrankt ist, aber sie ist der meinung dass sie viele dinge noch gut kann - auch auto fahren.

                                nun möchte der hausarzt dass sie ende oktober nochmal kommt mit Begleitung damit man über ihre blutergebnisse und der ganzen Situation reden sowie betreungshilfe beantragen kann.

                                sie nimmt momentan zudem 10 medikamente (herzschwäche, diabetis)
                                und auch da sind dinge vorgefallen. ich habe ihre medikamente mit dem aktuellen patientenausweis verglichen und es fehlten insgesamt 3 medikamente. von diesem 3 medikamenten hat sie selbst beim arzt wegen´eines bescheid gegeben. bei den restlichen zweien konnte sie sich nicht erklären warum diese fehlen. am nächsten tag behauptete sie es hätte sich geklärt sie müsste diese medikamente nicht nehmen weil sie diese schon ne ganze weile nicht mehr eingenommen hätte.....

                                nun habe ich ihr schnell am wochenende ohne rezept diese medikamente besorgt ( metohexal und hcthexal, adrenalinhemmer und entwässerungsmedikament). sie zeigte mir dann eins der anderen medikamente die sie einnehmen muss (enahexal, acehemmer) sie war davon überzeugt dass dieses das gleiche wäre wie das andere und sie das andere nicht mehr einnehmen müsste.

                                Sie schafft es als manchmal mit ihrer eigenen Überzeugung ( die manchmal plausibel klingt) einen zu verunsichern. ich habe diese medikamente also trotzdem in der apotheke geholt weil sie beide auf dem patientenausweis aufgeführt sind mit einnahmezeiten.

                                der hausarzt hatte auch meinen verdacht bestätigt beide male in denen es ihr so schlecht ging hatte sie keine medikamente eingenommen.

                                was mir auch nicht gefällt ist dass sie ihre medikamente selbst in eine 7 tage dose einsotiert( hab angst dass sie was verwechselt).

                                aber wie soll man da rangehen. sie ist jetzt schon ein wenig gereizt. bleibt zwar nett aber man merkt ein wenig dass es ihr einerseits gut tut hilfe zu haben aber andererseits es sie stört kontrolliert zu werden.

                                na ja, ich melde mich wenn es ergebnisse gibt.

                                grüße
                                Rocio

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                                • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


                                  Hallo Rocio,

                                  ich rate Ihnen folgendes:

                                  1) Gehen Sie bitte zum Vormundschaftsgericht. Schildern Sie das, was Sie hier schreiben und weisen Sie bitte besonders auf das Fahrzeug hin und das Bestreben Ihrer Tante, weiterhin Auto zu fahren. Das ist nämlich ganz deutlich Fremdgefährdung. Die Geldsachen und das beginnende Chaos in der Wohnung sowie vor allem der nicht mehr zu garantierende richtige Umgang Ihrer Tante mit den Medikamenten ist m.E. ganz deutlich Selbstgefährdung. Das Gericht wird mit Sicherheit etwas unternehmen. Der Betreuer müssen nicht unbedingt Sie sein - das kann auch ein amtlich bestellter Betreuer machen. Angehörige, von denen Sie vermuten, dass diese sich an Ihrer Tante bereichern wollen, kommen nicht in Frage - die Betreuung würde übrigens gerichtlich überwacht werden.

                                  2) Pflegestufe beantragen und einen Pflegedienst einschalten, der sich u.a. um die Medikation kümmert.

                                  3) Rechtzeitig Heime besuchen um sich ein Bild zu machen, welches später einmal geeignet sein könnte. Vielleicht wäre jetzt schon an einer Unterbringung in einer entspr. WG zu denken.

                                  Bitte nicht falsch verstehen: Wer Kenntnis von möglichen Gefährdungen hat, ist m.E. auch verpflichtet, diese entsprechenden Behörden mitzuteilen. Ein Besuch bei der Polizei - nur in beratender Sache natürlich - könnte auch helfen. Sichern Sie sich daher auch bitte selber ab.

                                  LG
                                  Egon-Martin

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                                  • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


                                    Sehr geehrter Rocio,

                                    der Hausarzt Ihrer Tante kann eine Verordnung ausstellen, die es ermöglicht, daß eine Sozialstation/Hauskrankenpflege täglich ins Haus kommt, um die Medikamente zu verabreichen oder wenigstens zu stellen. Dies geht nicht zu Lasten des Pflegegeldes.

                                    Mit freundlichen Grüßen,

                                    Spruth

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                                    • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


                                      Hallo zusammen,

                                      Danke für Ihre Antworten. Mir stellen sich gerade folgende Fragen. Darf Ich meine Tante zum Neurologen begleiten, oder kann es passieren dass der Neurologe mich nicht anwesend haben möchte? Der Termin ist nächsten Dienstag und bisher hat auch nur der Hausarzt uns darum gebeten beim nächsten mal mitanwesend zu sein. Und wie schaut so ein Gespräch beim Neurologen aus. Welche Tests wird er machen und wird eine diagnose wochen dauern können oder kann er schon anhand erster test etwas diagnostizieren ?

                                      Wie sieht hier die rechtliche Lage aus wenn der Verdacht auf Demenz im fortgeschrittenem Stadium noch vom neurologen bestätigt werden muss. Darf ein Angehöriger dabei sein oder nicht?

                                      Ich habe dem Neurologen vor einigen Wochen einen vertraulichen Brief geschickt in dem ich den ganzen verlauf den wir zuhause bei meiner Tante beobachtet haben geschildert habe, denn ich war mir nicht sicher ob ich dabei sein werde und ob die anwesendheit meiner tante richtig wäre um diese dinge zu schildern.

                                      Wir haben es mit meiner Tante so ausgemacht, dass wir sie fahren und ich sie zum Neurologen begleite. Sie war darüber nicht sonderlich angetan, aber ich habe ihr gesagt der Hausarzt hätte es so empfohlen.

                                      Ich bin jetzt auch deswegen etwas verunsichert, weil sie ihre Haltung wieder geändert hat. Nach dem Gespräch mit dem Hausarzt schien sie Einsichtig geworden zu sein. Nun schimpft sie den Hausarzt als übertreiber und idioten, der mit ihr geredet hätte als ob sie "balabala" wäre weil man ihr behilflich sein müsste sich an dinge zu erinnern und sie gehirntrainning machen sollte ect.. das hätte sie nicht nötig dass sie bei gutem verstande wäre.

                                      und an das aufhören des autofahrens denkt sie nichtmal im traum. Kann der Neurologe da eine Meldung an das Straßenverkehrsamt machen? Ich rechne ausserdem damit, dass es passierenkann , dass wenn eine Diagnose gestellt wird und bestimmte Tests Sie dann frustrieren, sie die Beherrschung verlieren wird. Was genau kann da auf mich zukommen im ersten Moment und wie kann ich mich verhalten. Was kann ich tun um sie zu beruhigen?

                                      Ich weiss ich habe wieder soviele Frage, aber ich hoffe dass sie mir auch diesmal beantwortet werden können.

                                      Danke im Vorraus.

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                                      • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


                                        Hallo Rocio,
                                        Sie sollten Ihre Tante auf jeden Fall zum Neurologen begleiten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser das ablehnen wird. Was bei diesem Erst (?)-Termin stattfinden wird, kann ich nicht voraussagen, denn jeder Arzt wird wohl ein wenig anders vorgehen. Wegen der Tests brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Der Probant merkt in der Regel nicht ,dass er Fehler macht und ich habe noch nicht erlebt, dass ein Neurologe den Patienten direkt mit seinen Ausfällen konfrontiert hätte. Lassen Sie die Dinge auf sich zukommen - sinnvoll ist sicher, wenn Sie sich ein Themenpapier vorbereiten, auf dem Sie Ihre Fragen notieren, damit Sie bei der Konsultation nichts vergessen. Allzuviel Zeit wird der Neurologe ohnehin nicht haben. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und hoffe, Sie und die Tante kommen in gute Hände.
                                        Gruß Leona

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                                        • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


                                          Hallo zusammen,

                                          Habe meine Tante zum Neurologen (Ersttermin) begleitet. Der Neurologe war sehr nett und hatte sich auch meinen Brief an ihn durchgelesen. Er hat sie erstmal zu ihrer person befragt um sie besser kennenzulernen. Als er meine Tante fragte warum sie heute bei ihm wäre, antwortete sie folgendes: " Mein Hausarzt denkt ich könnte alzheimer haben".

                                          Der Neurologe fragte daraufhin ob sie selbst das auch denken würde. Worauf sie antwortete:" Ich hab einen termin bei ihm vergessen, weil ich krank und im krankenhaus war und da hat er halt damit reagiert".

                                          kurzum sie schob die ganze schuld auf den hausarzt und als der neurologe fragte ob sie böse auf den hausarzt wäre antwortete sie trotzig der würde mit seinen mitte 30 auch schon mal vergessen ihr unter einem rezept die unterschrift auszustellen.

                                          sie schilderte dem neurologen ihren altagsablauf und ich kam aus dem staunen gar nicht mehr raus. sie tat jegliche möglichkeit von sich eine mögliche demenz zu haben. sie erzählte dass sie mehrmals mit dem hund am tag spazieren gehen würde (was nicht stimmt) und sie wäre geistig voll und ganz da, würde überhaupt keine defizite an sich bemerken. nun frag ich mich ob sie bewusst lügt oder ob sie davon überzeugt ist inzwischen.

                                          dann kam der moment als der neurologe von mir die sicht der dinge hören wollte. ich hatte davor etwas angst, da ich nicht wusste wie sie reagieren würde.

                                          Ich nannte dann den am schwerwiegensten Vorfall mit der Bank und der Polizei. woraufhin sie kreidebleich wurde und als der neurologe dann fragte ob das stimmen würde gab es sie zu versuchte aber direkt es runterzuspielen in form von "ich hab es zwar vergessen aber danach ist es mir wieder eingefallen und ich hab das dann sofort auch mit der bank geklärt".

                                          Der Neurologe versuchte durch provozieren ihre reaktionen zu beobachten. er fragte sie wie sie ihr insulin zu sich nehme und ob sie das schon mal vergessen täte zu spritzen oder gar doppelt sprizt. als sie das verneinte sagte er ihr warum sie sich so sicher sei da jemand der vergisst dass er mehrfach bei der bank geld abgehoben hat schliesslich auch vergessen könnte sich insulin zu spritzen. daraufhin wurde sie immer gereizter. sie fand für alles eine gegenbehauptung.

                                          Er führte am schluss dann den Uhrentest (den sie bestanden hat) mit ihr durch (sie brauchte aber bedenkzeit). Dann führte er mit ihr einen kleine mental test durch. sie musste ihm erstmal 10 vorgesagte worte wiederholen. beim ersten mal schafte sie 5 und beim zweiten mal 6. dann führte er mit ihr ein zahlentest durch (zahlen umgekehrt wiederholen) dabei hatte sie nur einen fehler. anschliessend musste sie zahlen in worte schreiben und umgekehrt was sie auch richtig tat. dann sollte sie innerhalb einer minute dinge aufsagen die man im supermarkt bekommt. ihr fielen 7 dinge ein. und zum abschluss sollte sie von den anfangs 10 genannten worten wieder welche aufzählen. erst fing sie an die lebensmittel aufzuzählen und als der neurologe ihr dann erklärte dass die worte am anfang des tests gemeint wären konnte sie sich nicht mehr daran erinnern.

                                          er sagte ihr dann dass die auswertung des tests weder sehr schlecht noch gut sind aber dass er schon davon ausgeht dass hier eine hirnleistungsstörung vorliegt bzw eine beginnende demenz und um andere dinge wie tumore ect auszuschliessen müsste man bluttest, MRT und andere kleine tests machen.

                                          er hat sie jetzt an die radiologie für ein MRT überwiesen und morgen mache ich dann den termin.

                                          sie war danach wieder kurz angeschlagen aber auch gereizt, keiner solle davon erfahren bat sie mich.

                                          Den Überweisungsschein für die Radiologie habe ich vorliegen und ich wüsste gerne was folgendes bedeutet:

                                          MRT Gehirn ggf. + KM <--- was bedeutet KM ?

                                          Dann weiter (Hirnleistungsstörung, Diabetes, Hypertonie, ??: Atrophie temporal/frontal, SAE, ischämische Residuen?) <-- was bedeutet das im genauen, konnte auch durch googeln nichts simples finden um es zu verstehen besonders SAE und ischämische Residuen.

                                          bin etwas durch den wind also sorry wenn ich hier etwas wirr warr schreibe ;-)

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                                          • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


                                            Hallo Rocio,
                                            nun ist schon mal ein wichtiger Termin getan - und weitere folgen.
                                            MRT + KM wird wohl bedeuten, dass die Untersuchung des Schädels mit Kontrastmitteln (KM) durchgeführt werden soll. Hypertonie ist Bluthochdruck und unter SAE versteht man eine subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie, was bedeutet, dass Gefäße - z.B. durch winzig kleine Hirnschläge - verändert sind. Ich nehme an, der Neurologe hat dies als vermutete Diagnosen aufgeschrieben. Er muss seine Überweisung ja begründen.

                                            Doch nun zu Ihrer Tante.
                                            Es ist absolut nichts Ungewöhnliches, dass Sie eine dementielle Erkrankung weit von sich weist - das ist der verzweifelte Versuch sich selbst zu schützen. Wer möchte schon an Demenz erkranken und einer hilflosen Zukunft entgegen sehen? Das ist ja so mit das Schlimmste, was einem passieren kann. Versetzen Sie sich mal in diese Lage.
                                            Die Erkrankung ist in unserer Gesellschaft immer noch stigmatisiert, wenngleich die Zahl der Erkrankten ständig wächst. - Mein Vater reagierte seinerzeit ganz genauso und genau wie Ihre Tante bat er mich, mit niemandem über die Untersuchungen und die Ergebnisse zu sprechen.

                                            Das bedeutet, dass der/die Erkrankte zu diesem Zeitpunkt noch sehr klar begreift, um was es geht. Für den Betreffenden mit die schlimmste Zeit, in der am häufigsten der Versuch gemacht wird, sich das Leben zu nehmen. Also passen Sie gut auf die Tante auf und versuchen Sie ihr zu zeigen, dass Sie für sie da sind.

                                            So wie Sie den Ablauf der Konsultation schildern, war Ihre Tante ganz gut drauf und hat mittelwertige Leistungen erbracht. Wenn man die Aufregung und Anspannung der Situation bedenkt ist das doch recht erfreulich. Wenn sich durch die folgenden Untersuchungen die Diagnose bestätigt, ist es am wichtigsten, dass Ihre Tante ein Antidementivum (Exelon, Reminyl oder Aricept) erhält, denn damit gewinnen Sie wertvolle Zeit. Bei regelmäßiger Einnahme und guter Akzeptanz kann es Ihrer Tante noch 1-3 Jahre recht gut gehen, die Hirnleistung wird sich voraussichtlich im ersten Jahr auch nochmal verbessern, so dass sie im Alltag besser zurecht kommt.

                                            Wichtig ist eine geregelte Lebensführung - ausgewogene Ernährung, viel Flüssigkeit, Bewegung und soziale Kontakte. Sie selbst und der Rest der Familie sollten sich eingehend über die Erkrankung informieren - Broschüren, Bücher, Selbsthilfegruppen - all das hilft, die Zeit, die vor ihnen liegt besser zu bewältigen.

                                            Wichtig ist, dass Sie der Tante in dieser schweren Situation beistehen. Wenn sie die Diagnose vielleicht in naher Zukunft doch akzeptieren kann ( dass sie es für möglich hält, sehen Sie ja an der Bitte Stillschweigen zu bewahren!) , ist vielleicht auch ein Gespräch über die Zukunft möglich, darüber, wie es weitergehen soll, falls sich der Zustand verschlechtert.

                                            Stellen Sie selbst sich ein wenig auf mögliche skurile Situationen ein - legen Sie nicht jedes Wort auf die Goldwaage, das von der Tante kommt und geben Sie ihr etwas Spielraum in ihrem Verhalten. Es kann schließlich jeden von uns treffen - das sollte man nie vergessen.

                                            Mit den besten Wünschen für Sie und Ihre Tante,
                                            Leona

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                                            • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


                                              Sehr geehrter Rocio,

                                              zunächst einmal möchte ich darauf hinweisen, daß sich der Neurologe offentsichtlich relativ viel Zeit für Ihre Tante genommen hat.
                                              Die Fachtermini hat Leona bereits korrekt erläutert. Als Ergänzung möchte ich lediglich anführen, daß Atrophie eine Substanzminderung ("Schrumpfung") beschreibt, "temporal" bedeutet "im Bereich des Schläfenlappens des Gehirns" und "frontal" "im Bereich des Stirnlappens". Unter "ischämischen Residuen" versteht man so etwas wie "Narben" im Hirn nach Durchblutungsstörungen.
                                              Sprechen Sie bei Ihrem nächsten Termin mit dem Neurologen unbedigt das Thema "Autofahren" an.

                                              Mit freundlichen Grüßen,

                                              Spruth

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                                              • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


                                                Hallo zusammen,

                                                Danke Leoane und Herr Dr. Spruth für Ihre Antworten.

                                                Ich war eben mit meiner Tante wieder bei dem Neurologen. Diesmal hat die Arztassistentin einen Test mit meiner Tante durchgeführt. Die Fragen waren ähnlich wie bei dem ersten Test, nur dass sie am Ende ein Blatt in der Mitte falten und auf den Boden legen sollte. Der Test ist laut Neurologen gut ausgefallen. Sie war auch diesmal aufmerksamer.

                                                Anschliessend wurden noch körperliche reflexe untersucht die auch inordnung waren. Zum Abschluss wurde ihr Blut beim Hausarzt abgenommen für den Neurologen, da dieser probleme hatte die Aterie zu finden (Beide Arme vernarbt, Blut muss an der Hand abgenommen werden).

                                                Nun haben wir den nächsten Termin übernächste Woche für das MRT im Krankenhaus und 2 Tage danach den Termin beim Neurologen. Ich denke dass wir dann über die Blutergebnisse und MRT´-Auswertung sprechen werden.

                                                Und zum Hausarzt müssen wir dann in der letzten Novemberwoche um mit ihm auch Ergebnisse und weitere Dinge zu besprechen.

                                                Ich war im ganzen nur darum über die Reaktion meiner Tante überrascht, weil sie vor einigen Wochen noch akzeptiert hatte möglicherweise an Demenz erkrankt zu sein.

                                                Und nun weist sie wieder alles von sich. Als wir aus der Praxis kamen sagte sie dann " Die Testergebnisse waren gut, ich bin also doch nicht bekloppt". Sie war sichtlich erleichtert. Als ob dieses Ergebebnis ihr nun die Bestätigung, Gewissheit zurück gegeben hätte kerngesund und bei klaren Verstand zu sein.

                                                Ich wiederhole ihr immer wieder, dass an Demenz zu erkranken nicht bedeutet bekloppt zu sein oder etwas ist wofür man sich schämen müsste. Aber ich denke dass sie inzwischen wirklich davon überzeugt ist dass sie kerngesund sei und die Leute um sie herum einen Schaden auf gut deutsch haben.

                                                Der Neurologe sprach beim ersttermin ihr Gegenüber aus, dass es möglicherweise eine beginnende Demenz ist. Und der Test heute würde auch keine fortgeschrittene Demenz erkennen lassen. Aber der Hausarzt und die Familie vermuten natürlich fortgeschrittenes Stadium. Sie wusste z.B. heute als wir zum Neurologen gingen nicht mehr wo der seine Praxis hat. Und das obwohl der Neurologe in unmittelbarer Nähe zum Hausarzt liegt und in unserer wohngegend. Und in der Hausarztpraxis hat sie einen Nachbarn nicht erkannt.

                                                Ich zerbreche mir die ganze Zeit den Kopf ob es eine Demenz sein könnte die fortgeschritten ist sich aber in schüben äussert. Denn Wahnvorstellungen (Bestehlungsideen, Menschen im Garten oder Nebenan zu sehen die nicht da sind) und vergessen dass man an einen Ort war oder wo dieser liegt, Leute nicht mehr zu erkennen weist doch eher auf fortgeschrittenes Stadium hin.

                                                Ich habe mir alle möglichen Demenzbroschüren geholt und lese sie auch und bei den Demenzformen kann ich als laie nicht wirklich eine Demenzform meiner Tante zuordnen. Denn viele symptome ähneln sich oder treffen gar nicht zu.

                                                Wird das MRT eigentlich ein definitives Ergebnis liefern ?

                                                1. Welche Form der Demenz und 2. Wie fortgeschritten ?

                                                oder kann es da auch schon Unklarheiten geben ?

                                                Zum Thema Autofahren bin ich heute mit dem Neurologen nicht gekommen. Werde Ihn telefonisch drum beten das Thema anzuscheiden, da ich mich nicht traue.

                                                Der Hausarzt hat ihr klar und deutlich gesagt dass sie kein Auto mehr fahren sollte. Er hat ihr klar und deutlich gesagt warum. Er hat es uns auch deutlich betont. Sie hat aber verschwiegen dass der Hausarzt ihr das gesagt hat. Und da sie jetzt auch noch der Meinung ist das alles inordnung ist wird sie ausrasten und nicht auf uns hören. Im Gegenteil wir werden dann sogar das gegebene Vertrauen verlieren. Ich muss ganz offen und feige sagen, dass ich den "schwarzen Peter" dann lieber dem Neurologen und dem Hausarzt erstmal zuschiebe und erst danach mit ihr das Thema anschneiden werde.

                                                Wenn sie dann immer noch eine Abwehrhaltung zeigt und weiterhin Auto fährt, werde ich mich oder der Arzt sich an die Fahrerlaubnisbehörde wenden müssen. Hab da schon mal anonym nachgefragt und entgegen der Meinung vieler Familienmitglieder und anderen Personen zeigt sich die Fahrerlaubnisbehörde da schon willens einzugreifen. da nicht nur im schweren stadium der demenz eine gefahr und deshalb fahrbverbot existiert sondern auch schon vorher. Der Hausarzt würde dann auch seine Schweigepflicht in diesem Falle brechen dürfen.

                                                Ich weiss es ist nicht die sanfteste Art und ich hoffe bevor es soweit kommt,dass der Neurologe bei Ihr Gehör finden wird, denn der Hausarzt ist bei ihr so wie sie es betont ein spinner und "a..." und sie vertraut Ihm auch nicht mehr.

                                                Vielen Dank nochmal für die hilfreichen und unterstützenden Antworten!

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                                                • Re: Wenn der Mensch sich weigert Hilfe anzunehmen


                                                  Hallo Rocio,
                                                  das, was Sie schildern, lässt mich an eine Demenz im Anfangsstadium denken. Im fortgeschrittenen Stadium treten weitaus größere Ausfälle auf. Die Untersuchungen werden Anhaltspunkte liefern, aber die Diagnose "Alzheimer" ist nach wie vor nur durch Ausschlussverfahren anderer Erkrankungen zu stellen - 100% sicher kann man es m.W. erst bei einer Untersuchung des Gehirns nach dem Ableben sehen.

                                                  Bleiben Sie gelassen - die Zeit wird Lösungen bringen.
                                                  Gruß Leona

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