Kann das alles mit Demenz erklärt werden?

[MarcoR]

Hallo,

meine Oma ist 76 Jahre alt und war bis vor ca. einem halben noch eine sehr aktive und gesunde Frau, die ständig auf Achse war.

Angefangen hat es mit ständiger Müdigkeit, die durch den damals grassierenden Darmvirus erklärt wurde.

Nach diversen Therapien (u.a. Eigenblut) und Arztbesuchen mit zeitweiser Besserung, sind mit der Zeit mehr und Mehr Symptome hinzugekommen.

Anfang des Jahres hatte Sie einen Bluthochdruck, gefolgt von einem zu niedrigen Blutdruck, was sich inzwischen (durch Medikamente) wieder Stabilisiert hat.

Schleichend ist die Hör- und Sehfähigkeit immer schlechter geworden. Gerade auf dem rechten Ohr und dem rechten Auge wurden die Fähigkeiten immer schlechter. Beides wurde Altersbedingt erklärt und mit Hörgeräten, bzw. einer Grauer-Star-Laserung behandelt. Auffällig ist allerdings dass das rechte Auge nicht mehr nach rechts "schwenken" kann. Dies macht sich so bemerkbar, als dass ihre linke Pupille alles links von ihr fixieren kann uns sich entsprechend bewegt; wandert sie nach rechts bleibt sie ca. in der Mitte des Augapfels stehen.

Seit zwei, drei Monaten nehmen ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten rapide ab. Sie bringt zusehends Dinge durcheinander, schläft mitten im Satz ein und kann sich körperlich kaum noch auf den Beinen halten. Immer wieder stürzt sie (und kann sich mitunter nicht daran erinnern) und ist sehr wackelig auf den Beinen. Sie hat allerdings auch gute Tage (die aber seltener werden), an denen sie (fast) wieder die "Alte" ist.

Wie bereits erwähnt, war sie bei diversen Ärzten ohne richtige Diagnose. Ihre Hausärztin hat den Darmvirus diagnostiziert, ihr Ohrenarzt ihre Hörprobleme Altersbedingt erklärt, ihr Augenarzt den Grauen Star diagnostiziert. Daneben war Sie noch beim Kardialogen und beim Neurologen und bestimmt noch bei anderen Ärzten. Sie hat ein MRT, CRT, EKG, usw. gemacht. Alles ohne Befund. Sie hat demnach keinen Tumor und auch keinen Schlaganfall erlitten. In ein paar Tagen folgt der Demenz-Test.

Wir stellen uns allerdings die Frage, ob alle o.g. Symptome alleine durch die Demenz zu erklären ist? Kann natürlich Zufall sein, dass alle Symptome parallel aufgetreten, seltsam ist es aber schon, oder?

Kann und hierzu jemand etwas sagen?

Viele Grüsse,
Marco

[Flieder]

Re: Kann das alles mit Demenz erklärt werden?


Hallo,
dass Ihnen noch keiner geantwortet hat liegt sicherlich auch daran, dass hier Dr. Spruth wohl der einzig kompetente Gesprächspartner wäre.
Das einzige was mir dazu noch einfallen würde, sind Schilddrüsenuntersuchung bzgl. z.B. Basedow (Antikörper) und Funktion der Niere? Wie gesagt, bin nur Laie, und denke dass da schon mehrere Sachen zusammengekommen sind, bzw. das eine das andere bedingt.
Gruß
Flieder

[becki]

Re: Kann das alles mit Demenz erklärt werden?


Lieber MarcoR,

falls das ihr erster Eintrag hier ist, möchte ich Ihnen nur mitteilen, dass Ihre Frage so medizinisch ist, dass von uns Laien niemand antworten kann.
Ich habe hier die Erfahrung gemacht, dass Dr. Spruth ca. alle 14 Tage die Fragen beantwortet.

Vielleicht dauert die Antwort auch wegen der Ferienzeit länger.
Also, Sie werden sicherlich von dem Dr. hören.

MfG
becki

[Spruth, Charité]

Re: Kann das alles mit Demenz erklärt werden?


Sehr geehrter Marco,

zunächst einmal: eine Demenz ist ein Syndrom, welches durch Gedächtnisstörungen, weitere Hirnleistungsstörungen, Einbußen in der Alltagskompetenz und die Tatsache, daß die Symptome mindestens 6 Monate bestehen gekennzeichnet ist. Es handelt sich also nicht um eine Diagnose, die etwas über die zugrunde liegende Erkrankung aussagt und beinhaltet auch nicht die von Ihnen beschriebenen körperlichen Beschwerden. Es stellt sich daher also eher die Frage, ob es eine gemeinsame Ursache gibt. Diese zu beantworten fällt schwer, wenn man die genauen Untersuchungsergebnisse nicht kennt und die Patientin nicht selbst untersucht hat. Es gibt aber grundsätzlich durchaus verschiedenene Erkrankungen, die hierzu in der Lage sind. Zu diesen gehören u.a. entzündliche oder Infektionskrankheiten des zentralen Nervensystems (wurde eine Liquordiagnostik durchgeführt?) aber noch eine Vielzahl anderer wie z.B. Hormonstörungen (auffällige Schilddrüsenwerte?). Was aufhorchen lässt, ist die Schilderung der Augenmuskellähmung. Wurde diese vom Neurologen näher beschrieben?. Ich denke daß Ihre Oma durchaus noch einmal stationär zur weiteren Abklärung aufgenommen werden sollte, meines Erachtens in eine Neurologische Abteilung, sofern in der Zwischenzeit keine Diagnose gestellt werden konnte. Sprechen Sie den Hausarzt oder behandelnden Neurologen darauf an.

Mit freundlichen Grüssen,

Spruth

[MarcoR]

Re: Kann das alles mit Demenz erklärt werden?


Hallo,

vielen Dank für Ihre Antwort.

Inzwischen liegt meine Oma im Krankenhaus, bzw. wurde in mehreren Krankenhäusern untersucht (u.a. Geriatrie, Neurologie). Bisher leider ohne Befund. Wir sind langsam am verzweifeln, zumal die geistigen Fähigkeiten nicht besser werden und man den Eindruck hat, dass die Ärzte nicht miteinander reden, bzw. die bisherige Krankenakte nicht lesen.

Auch eine Liquordiagnostik/Lumbalpunktion wurde gemacht. Hier liegen zwar noch nicht alle Ergebnisse vor, jedoch hat auch diese bisher keinen Befund gebracht.

Können Sie mir sagen, welche Untersuchen mit der entnommenen Rückenmarkflüssigkeit gemacht werden? Wird z.B. auch auf Neurolues/Syphilis oder MS untersucht. Als Laie würde ich sagen, auch von diesen Krankenheiten könnten Symptome zutreffen.

Vielleicht können Sie mir vielleicht einen guten Arzt empfehlen, denen ich die Symptome und bisherigen Untersuchungsergebnisse schildern kann und der uns vielleicht auf Grund dessen weitere Empfehlungen aussprechen kann.

Im Krankenhaus wissen Sie demnächst nicht mehr weiter. Als nächstes käme Sie, wenn sie Glück hat, in die Reha, ohne dass eine Diagnose gestellt wurde.

Mit freundlichen Grüssen,
Marco

[Spruth, Charité]

Re: Kann das alles mit Demenz erklärt werden?


Sehr geehrter Marco,

Aus der Ferne lässt sich der Fall Ihrer Oma nicht gut beurteilen, für eine MS ist Ihre Oma aber vermutlich ein wenig zu alt. Erstmanifestationen im Senium sind eher eine Rarität. Auf einen Neurolues würde vermutlich untersucht (wie auf verschiedene andere infektiöse ZNS-Erkrankungen), wenn der Liquor entzündlich verändert ist.
Wenn ein nicht zuzuordnendes neurologisches Syndrom vorliegt, so sollte meines Erachtens eine Verlegung in eine Uni-Klinik erfolgen. Welche in Ihrer Nähe liegt, kann ich Ihnen leider nicht sagen, da ich nicht weiß, wo Sie wohnen.

Mit freundlichen Grüssen,

Spruth