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Brauche Hilfe bezüglich Pflege und Demenz

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  • Brauche Hilfe bezüglich Pflege und Demenz

    Hallo,

    kann mir jemand weiterhelfen? Bin die letzte Zeit ziemlich runter und überfordert mit der ganzen Situation. Problem ist meine 73jährige Mutter. Nach einem erneuten Sturz und Krankenhausaufenthalt wurde bei ihr nun eindeutig Demenz festgestellt. In der Zwischenzeit geht es einigermaßen mit ihrem Zustand. Sie hat noch ihre eigene Wohnung (wir beide wohnen nicht zusammen - weil ich damals von meinen Eltern schon lange ausgezogen bin - mein Vater seit etlichen Jahren verstorben) hab sie jetzt soweit gebracht, das 2x täglich jemand von der Diakonie kommt zwecks Tabletteneinnahme. Jetzt sind schon wieder einige Vorfälle passiert, wo sie Sachen erzählt hat, die gar nicht stimmen und ich muss das erst mit dem Pflegedienst absprechen.

    Meine Fragen nun: Wielange kann meine Mutter in ihrem Zustand noch ungefähr in ihrer Wohnung bleiben (die Demenz scheint wohl noch ziemlich am Anfang zu sein laut Arztdiagnose) und wie finde ich ein günstiges und passendes Heim? Leider lässt es die finanzielle Lage von mir und ihr nicht zu, das sie so einfach umsiedeln kann. Sie bekommt ihre Witwenrente durch meinen verstorbenen Vater. Wird das dann irgendwie gestaffelt? Pflegestufe habe ich schon in die Wege geleitet und beantragt. Und wie kann ich meine Mutter dahin bringen, das sie ins Heim geht, weil sie dort besser aufgehoben ist? Sie ist so stur, sie nimmt KEINERLEI Hilfe an, auch meine lehnt sie ab (im Haushalt etc.) bis im Moment auf die Tabletteneinnahme. Ich bin derzeit ziemiich damit überfordert weil ich ja für mein Abitur noch lernen muss und ich dann ständigen Telefonterror bekomme, weil sie wegen unnützen Zeugs anruft. Kann ich irgendwo außerdem Pflegedienst noch Hilfe bekommen von außen und wie schaut es mit den Kosten aus? Für mich ist das ja leider eine komplett neue Situation. Für Hilfe wäre ich sehr dankbar und was würde die Kasse übernehmen?

    Viele Grüße Bauzer


  • Re: Brauche Hilfe bezüglich Pflege und Demenz


    Hallo!

    Also,das ist ja eine ganze Sammlung von Schwierigkeiten, die Sie da zu bewältigen haben.

    Ich möchte vorweg aber darauf hinweisen, dass dies alles ein Laienrat ist. Ich habe durch mein Studium, meine Praktika und meine an Demenz erkrankte Urgroßmutter zwar etwas Wissen zu diesem Thema, mit dem ich ihnen gerne weiterhelfen möchte wenn ich kann, aber ich bitte sie, kritisch abzuwägen, welche "Tips" für sie richtig/sinnvoll/brauchbar sind und den Rest zu verwerfen. Aber nun zum Thema:

    Sehr schwierig ist glaube ich, dass ihre Mutter nicht ins Heim gehen will. Wenn sie jedoch in der Demenz noch nicht so weit fortgeschritten ist, kann man versuchen immer wieder vorsichtig und einfühlsam an der Krankheitseinsicht und Selbsteinschätzung arbeiten. Leider kenne ich nur das österreichische System, wo die Patienten nach Pflegestufen eingestuft werden und dementsprechend von Essen auf Rädern, stundenweiser mobiler Pflege bis zur 24h-Betreuung versorgt werden können. Auch ein Tageszentrum für Demenzkranke oder alte Personen, (wenn es soetwas in ihrer Nähe gibt,) wäre eine mögliche Lösung, bei der ihre Mutter nicht "ausziehen" muss. Ich würde ihnen raten, einen Arzt ihrers Vertrauens aufzusuchen und gezielt nach Betreuungsmöglichkeiten für ihre Mutter fragen. Eventuell kann ihnen auch ein Gespräch mit einem Altenheim oder der vorhandenen Pflegerin der Diakonie bei der Entscheidung helfen.
    Zusätzlich möchte ich sie auch auf die Möglichkeit der Ergotherapie hinweisen, die bei einer Demenzerkrankung unterstützen kann. Es gibt ambulante Ergotherapie in Krankenhäusern etc. aber auch mobile Ergotherapeutinnen, die ins Haus kommen. Hier werden bei einer Demenzerkrankung z.B. Kompensationsstrategien erarbeitet, Alltagshandlungen (Kochen, Putzen, bis hin zu Duschen, Anziehen) trainiert, Gedächtnistraining, Sturzprophylaxe oder ähnliches durchgeführt, Ressourcen gefördert oder erhalten und so weiter. (Zusätzlich hat eine gute Ergotherapeutin meist auch ein gewisses Wissen über Betreuungsangebote.)

    Sonst fallen mir noch die sogenannten "Stammtische für pflegende Angehörige" ein (so werden sie bei uns genannt), wo sie sich mit andern austauschen können und auch viele gute Tips und Ratschläge bekommen können.

    Die Einstufung in Pflegestufen kann sich sehr schwierig gestalten, hier kann ich nur raten, dass sie nach Möglichkeit anwesend sind. (Meine Urgroßmutter hat immer wieder geantwortet, "ja, dass kann ich noch." "ja, die wäsche wasche ich selbst", etc.., obwohl dies nicht mehr der Fall war. Ein guter Arzt schaut natürlich hinter die Fassade, aber wenn er nicht so sorgfältig arbeitet, wäre ihre Anwesenheit vielleicht hilfreich, um nicht in eine niedrigere Stufe zu rutschen)

    Wie lange ihre Mutter noch in ihrere Wohnung bleiben kann, kann ich ihnen nicht beantworten. Dies kommt dann auf die Betreungsform an (z.B. bei Betreuung in einem Tageszentrum können die Personen noch recht lange zuhause wohnen). Es liegt dann auch in ihrem Ermessen, wenn sie sehen, dass die Gesundheit ihrer Mutter in Gefahr ist, würde ich aber auf jeden Fall Handlungsbedarf sehen.

    Nun hoffe ich ihnen ein bisschen weitergeholfen zu haben. Weitere Fragen können sie ja noch posten.

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    • Re: Brauche Hilfe bezüglich Pflege und Demenz


      Hallo,
      ja, das ist nicht einfach in so einem Fall.

      Ich arbeite im ambulanten Pflegdienst und habe auch schon ein paar solcher Fälle betreut
      Ihre Mutter von einer Heimunterbringung zu überzeugen, ist in diesem Zustand sicher nicht einfach. Versuchen sie es bitte nicht mit "Gewalt", denn das endet nur in Frust und Aggression.

      Sprechen Sie doch mit ihr mal über ein Hausnotrufgerät.

      Es gibt die Möglichkeit von Senioren-Tagesbetreuung. Das heisst: die Leute werden morgens mit einem betreuten Fahrdienst von zu Hause abgeholt und in eine Tagesstätte gebracht. Dort werden sie umsorgt, sie bekommen zu Essen und sie werden beschäftigt.
      Nachmittags werden sie dann wieder nach Hause gefahren. Das entlastet die pflegenden Angehörigen enorm.
      Vielleicht können Sie eine gute Freundin Ihrer Mutter gewinnen, die sie ab und zu besucht.

      Wenn die Krankheit Ihrer Mutter weiter fortschreitet, gibt es auch die Möglichkeit von rumänischen/polnischen Haushaltshilfen die vom Arbeitsamt vermittelt werden. Diese Frauen sind 24 Std. in der Wohnung und kümmern sich um alles. Essen, Wäsche, Betreuung, der Pflegedienst kann ja trotzdem kommen, wenn das gewünscht wird.

      Vielleicht gibt es bei Ihnen ja in der Stadt eine Demenz-Selbsthilfegruppe? Dort können sich betroffene Angehörige austauschen und Erfahrungen sammeln.
      Es werden auch Kaffenachmittage angeboten, bei denen Angehörige und Erkrankte sich austauschen können.

      Ich hoffe, Ihnen etwas geholfen zu haben.

      Alles Gute,
      Birgit

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      • Re: Brauche Hilfe bezüglich Pflege und Demenz


        Hallo,
        meine Mutter leidet an Alzheimer - Demenz. Die anfänglichen Schwierigkeit waren dieselben, auch die Uneinsichtigkeit. Ich habe auch mit einem Pflegedienst für die Tabletteneinnahme angefangen. Später war sie dann für zwei/drei Tage in der Woche in einer Tagespflege. Dort werden die Leute früh hingebracht und abends wieder abgeholt. Es wird zusammen gefrühstückt, gesungen, vorgelesen, spazieengegangen....... Ich habe meiner Mutter damals gesagt, dass ich halt auch viele andere Dinge zu tun habe und dass ich nicht möchte, dass sie den ganzen Tag allein ist. Die Einstufung in die Pflegestufe I hat dort stattgefunden und ist problemlos über die Bühne gegangen. Ich denke die Pflegekräfte haben da schon so ihre Erfahrung. Später war sie dann stationär im Heim untergebracht, wovon ich nur abraten kann. Ein "normales" Pflegeheim kann meiner Meinung und auch der Meinung von vielen anderen Betroffenen den Bedürfnissen eines Demenzkranken nicht gerecht werden. Der große Bewegungsdrang und die ja nicht unbedingt vorhandene körperliche Hinfälligkeit führen dazu, dass es da große Probleme gibt. Heute lebt sie in einer Wohngemeinschaft für Demenzkranke, die nach dem Beispiel der vom "Verein Freunde alter Menschen e.V." in Berlin geführt wird. Das ist nach meiner Meinung das Beste was man machen kann. Eine Pflege zu Hause ist meiner Meinung nach von einer Person auf Dauer nicht zu leist, ihre Mutter ist ja wie Sie selbst sagen erst am Anfang der Erkrankung. Meine Mutter hat inzwischen Pflegestufe II. Der Gutachter kam damals nach Hause. Ich hatte für eine Woche lang aufgeschrieben, was ich für die Mutter alles mache. Einkaufen, essen, Hilfe beim Anziehen, Toilettengang, Zähneputen usw. und wie lange das gedauert hat. Auch die Zeiten, wenn ich sie nur angewiesen habe, habe ich notiert. Sie hat die Pflegestufe II ohne Probleme bekommen.
        Ach, und falls man eine WG sucht, muss man natürlich auch wirklich gut aufpassen, dass es etwas Gutes ist und dass sich nicht nur jemand eine goldene Nase verdienen möchte. Ich kann bei Bedarf gerne mehr darüber bericht.

        Gruß
        Adelheid

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        • Re: Brauche Hilfe bezüglich Pflege und Demenz


          Hallo Bauzer,
          ich schreibe normalerweise im Alzheimer Forum und bin eher zufällig hierher gelangt. Aus eigener 4jähriger Erfahrung und aus dem Austausch mit anderen betroffenen Angehörigen aus dem Alzheimer Forum, kann ich sagen, dass die Unregelmäßigkeiten fast immer so beginnen, wie Sie sie beschreiben. Zunächst braucht man die kontrollierte Medikamentenvergabe (bekommt Ihre Mutter ein Anitdementivum? Ganz wichtig, um den Verlauf der Krankheit wenigstens ein bisschen zu stoppen), dann Essen auf Rädern, dann Haushaltshilfe oder ehrenamtliche Besuchsdienste...und schließlich wir die Weglaufgefahr zu groß und die Eigenversorgung (Essen und Trinken) so unkontrolliert, Inkontinenz kommt hinzu, so dass nur noch der Umzug in ein Heim, eine WG oder - wer es leisten kann, ins eigene Zuhause - erfolgen kann. Die Bereitschaft wird beim Erkrankten selten da sein, aber ab einem bestimmten Punkt müssen Sie selbst die Entscheidungen treffen.
          Dafür sollten Sie gerüstet sein - mit Vorsorge- und Betreuungsvollmachten, damit Sie handlungsfähig sind.

          Da Sie selbst vom Abitur sprechen, frage ich mich, wie alt Sie sind - noch Schüler/in? Wenn ja, sollten Sie sich in irgendeiner Form Unterstützung holen, für einen so jungen Menschen halte ich die Verantwortung für zu belastend.

          Ein Tipp noch - schauen Sie doch auch einmal "drüben" (also auch bei onmeda) im Alzheimer Forum vorbei. Dort werden Sie viele Betroffene finden, die versuchen werden Ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

          Die Alzheimerseite im Netz kennen Sie sicher, wenn nicht:

          www.deutsche-Alzheimer.de
          www.alzheimerforum.de

          Alles Gute wünscht Leona

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