Man sieht eine Schale mit weißen Kapseln.
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Pangamsäure (Vitamin B15): Wie gesund ist das Nahrungsergänzungsmittel?

Von: Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 05.01.2022

Glaubt man den Versprechungen einiger Webseiten, ist das Nahrungsergänzungsmittel Vitamin B15 ein regelrechtes Allheilmittel. Wie gesund sind die Kapseln und Tabletten wirklich?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Wirkung fraglich

Pangamsäure wird auch Vitamin B15 genannt. Genau genommen zählt es jedoch nicht mehr zu den Vitaminen. Es wird schon seit einer Weile nur noch als vitaminähnlich eingestuft, als sogenanntes Pseudovitamin (Vitaminoid). Pangamsäure findet sich natürlicherweise in verschiedenen Nahrungsmitteln wie Erbsen, Hafer, Reiskleie oder Hefe.

Eine Aufnahme des Pseudovitamins über die Nahrung gilt nicht als lebensnotwendig. Denn der Körper stellt die Substanz selbst her: Pangamsäure ist ein Zwischenprodukt des Cholin-Stoffwechsels. Ob ein Vitamin-B15-Mangel auftreten kann und ob dieser überhaupt gesundheitliche Folgen hätte – oder anders gesagt, ob der Körper das Pseudovitamin wirklich braucht – ist nicht ausreichend erforscht.

Versprochene Wirkung eher fraglich

Pangamsäure werden zahlreiche Wirkungen zugeschrieben. So soll das Pseudovitamin beispielsweise

Wissenschaftlich belegt ist all das nicht.

Einnahme als Nahrungsergänzungsmittel

Wer Pangamsäure als Nahrungsergänzungsmittel kauft, erhält je nach Produkt ein variierendes Gemisch der Stoffe Dimethylglycin (DMG), Glycin, Gluconsäure oder Diisopropylamin-Dichloracetat – oder in manchem Fällen auch Dimethylglycin als alleinigen Wirkstoff. Die chemische Struktur von Pangamsäure beziehungsweise Vitamin B15 ist bislang nicht definiert.

Daten zur Langzeiteinnahme fehlen

Ob die Einnahme von Pangamsäure-Präparaten auf lange Sicht gesundheitlich unbedenklich ist, lässt sich aufgrund fehlender Daten nicht sagen. Weder von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) noch vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt es bislang eine Einschätzung.

Die amerikanische Behörde für Lebensmittel und Arzneimittel (FDA) nahm aufgrund mangelhafter Datenlage und unklarer Zusammensetzung der Präparate bereits 1995 Produkte mit Pangamsäure vom Markt. Seitdem bieten einige US-Hersteller stattdessen Dimethylglycin als Vitamin B15 an, in der (unbewiesenen) Annahme, dass DMG als eine Art Vorläufersubstanz die körpereigene Produktion von Pangamsäure anregt. Auch in Deutschland sind Präparate erhältlich, bei denen Dimethylglycin mit Vitamin B15 beziehungsweise Pangamsäure gleichgesetzt wird.

Einnahme eher nicht zu empfehlen

Aktuell ist nicht sicher, welche Wirkungen, Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen eine Einnahme von Pangamsäure beziehungsweise Vitamin B15 auf lange Sicht hat. Die im Internet auffindbaren Gesundheitsversprechen sind wissenschaftlich nicht erwiesen.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Zusammensetzung beziehungsweise Struktur von Pangamsäure nicht festgelegt ist und Vitamin-B15-Präparate unterschiedliche Stoffgemische enthalten können.

Nutzen und Sicherheit von Pangamsäure beziehungsweise Vitamin B15 als Nahrungsergänzungsmittel sind also unklar und eine Einnahme eher nicht empfehlenswert.