Grüne oder gekeimte Kartoffeln: Kann man sie noch essen?
Vermutlich hat fast jeder schon einmal eine Kartoffel mit grünen Stellen oder Sprossknospen in der Hand gehabt. Und sich vielleicht auch gefragt, wie das nochmal war – darf man die jetzt essen oder nicht? Erfahren Sie, worauf man bei Kartoffeln achten sollte.

Inhaltsverzeichnis
Kartoffeln enthalten wie alle Nachtschattengewächse natürlicherweise Solanin. Der sekundäre Pflanzenstoff ist in niedrigen Mengen unbedenklich für den Menschen. Zu viel davon kann jedoch zu Vergiftungserscheinungen führen.
Warum kommt Solanin in Kartoffeln überhaupt vor?
Kartoffeln bilden den Giftstoff Solanin, um sich vor Fraßfeinden sowie vor Pilzen und Insekten zu schützen.
Welche Kartoffelteile enthalten besonders viel Solanin?
Solanin sammelt sich vor allem in den Kartoffelschalen an. Von der Schale bis zur Knollenmitte hin nimmt der Solanin-Gehalt deutlich ab. Daneben findet sich Solanin in hohen Mengen
- in den grünen Stellen der Knolle sowie
- in den Sprossknospen (den sogenannten Augen) und
- in den Keimen.
Solanin und Chaconin
Genau genommen enthalten Kartoffeln sogar zwei Glykoalkaloide, nämlich außer α-Solanin noch α-Chaconin. Wenn bei Kartoffeln von Solanin-Gehalt gesprochen wird, sind in der Regel immer beide Stoffe zusammen gemeint.
Kann man Solanin in Kartoffeln schmecken?
Normalerweise macht sich Solanin nicht im Geschmack bemerkbar. Erst bei einem sehr hohen Solanin-Gehalt kann es zu einem bitteren Geschmack und möglicherweise auch zu einem Brennen im Mund kommen.
Worauf Sie bei Kartoffeln achten sollten
Mit diesen Tipps sind Sie bei Kartoffeln auf der sicheren Seite:
- Lagern Sie Kartoffeln kühl, dunkel und trocken.
- Verzichten Sie auf
- alte, eingetrocknete Kartoffeln.
- keimende Kartoffeln.
- Kartoffeln mit grünen Stellen.
- Snacks mit hohem Anteil an Kartoffelschalen.
- Entfernen Sie grüne Stellen und Sprossknospen ("Augen") großzügig.
- Wenn die Schale mitverzehrt werden soll, nehmen Sie dafür möglichst unverletzte, frische Kartoffeln.
- Kleine Kinder sollten Kartoffelschalen besser gar nicht mitessen.
- Fällt Ihnen bei Kartoffelgerichten ein bitterer Geschmack auf, essen Sie diese nicht weiter.
- Verzichten Sie darauf, Kochwasser oder Presssäfte von Kartoffeln weiterzuverwenden, da sie Solanin enthalten.
- Wer Kartoffelprodukte frittiert, sollte das Frittierfett regelmäßig wechseln.
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Welche Symptome treten bei einer Solanin-Vergiftung auf?
Eine leichte Vergiftung durch grüne oder gekeimte Kartoffeln macht sich vor allem durch Magen-Darm-Beschwerden bemerkbar, wie:
In manchen Fällen tritt gleichzeitig auch Fieber auf.
Bei schweren Vergiftungsfällen zeigen sich zusätzliche Symptome. Es kann zu Bewusstseinsstörungen und weiteren Beeinträchtigungen der Hirnfunktion kommen. Auch Atem- oder Kreislaufprobleme sind möglich.
Erste Symptome einer Solanin-Vergiftung machen sich meist etwa 4 bis 19 Stunden nach Verzehr bemerkbar.
Wie häufig sind Vergiftungen durch grüne oder gekeimte Kartoffeln?
Wie häufig Solanin-Vergiftungen genau auftreten, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Dokumentiert wurden in den letzten 100 Jahren zwar nur sehr wenige Fälle. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass es hier eine gewisse Dunkelziffer gibt.
Zu sehr schweren Vergiftungen mit tödlichem Verlauf kommt es jedoch wahrscheinlich nur höchst selten. Der letzte dokumentierte Todesfall durch Solanin liegt mehr als 50 Jahre zurück.
In der Regel enthalten verzehrte Kartoffeln wohl selten genug Solanin, um Beschwerden hervorzurufen. Dennoch sollte man beim Zubereiten von Kartoffeln sicherheitshalber darauf achten, den Solanin-Gehalt niedrig zu halten.
Kartoffeln – kann man die Schale mitessen? Online-Informationen des Landeszentrums für Ernährung Baden-Württemberg: landeszentrum-bw.de (Stand: Februar 2019)
Fragen und Antworten zu Solanin (Glykoalkaloiden) in Kartoffeln. Online-Informationen des Bundesinstituts für Risikobewertung: www.bfr.bund.de (Stand: 23.4.2018)
Kartoffeln: Sind grüne Stellen giftig? Online-Informationen der Verbraucherzentrale Bayern: www.verbraucherzentrale-bayern.de (Stand: 20.4.2017)
Solanin (Glykoalkaloide) in Kartoffeln. Online-Informationen des Bayrischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz: www.vis.bayern.de (Stand: 8.8.2013)
Weitere Informationen
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Letzte Änderung: 04.06.2020