Hitze: Bringt es was, Wasser auf Vorrat zu trinken?
Ausreichend zu trinken ist wichtig, damit der Körper richtig funktioniert. Das gilt umso mehr bei Hitze. Aber so mancher hat damit seine Probleme. Hilft es vielleicht, größere Mengen Wasser auf einen Rutsch zu trinken, sozusagen als Vorrat für den Tag, damit man nicht ständig dran denken muss?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Wasserbedarf bei Hitze
Leider lautet die Antwort nein. Der Körper kann in kurzer Zeit nur begrenzt Wasser aufnehmen und verarbeiten: Im Durchschnitt etwa 0,8 Liter Flüssigkeit pro Stunde. Das entspricht etwa 0,2 Liter Flüssigkeit pro Viertelstunde. Alles, was darüber hinausgeht, scheiden die Nieren rasch wieder aus.
Damit der Wasserhaushalt des Körpers stabil bleibt, muss er also den ganzen Tag über immer wieder mit Flüssigkeit versorgt werden. Wasser auf Vorrat zu speichern, ist nicht möglich.
Wie viel Wasser braucht man?
Wie viel Wasser man individuell pro Tag benötigt, variiert abhängig von Alter und Gewicht. Als Faustregel kann man sagen, dass ein gesunder Erwachsener pro Tag etwa 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen sollte.
Bedarf steigt bei Hitze
Wenn jedoch Umstände herrschen, unter denen der Körper mehr Wasser verliert als sonst, kann der Bedarf steigen. Das gilt zum Beispiel bei starker Hitze, weil man dann mehr schwitzt. Dann dürfen es für Gesunde laut Angaben der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie auch etwa 2 bis 3 Liter pro Tag sein.
Viel mehr ist in den meisten Fällen gar nicht nötig – sofern nicht zusätzliche Faktoren vorliegen, durch die es zu Wasserverlusten kommt. Die empfohlene Trinkmenge kann also je nach körperlichen Begebenheiten und äußeren Umständen voneinander abweichen.
Weiterlesen:Empfohlene Wasserzufuhr für Kinder & Erwachsene
Wann droht eine "Wasservergiftung"?
Bei Hitze gilt in puncto Trinken jedoch nicht pauschal das Motto "viel hilft viel". Wer ohne entsprechenden Flüssigkeitsbedarf sehr große Mengen Wasser in kurzer Zeit trinkt, riskiert unangenehme, möglicherweise sogar lebensbedrohliche Auswirkungen.
Eine sogenannte Wasservergiftung (auch Hyperhydratation genannt) kommt zum Glück jedoch eher selten vor. Sie kann sich einstellen, wenn man in wenigen Stunden 5 Liter oder mehr trinkt. In den USA kam 2007 eine Frau ums Leben, nachdem sie im Rahmen eines Trinkwettbewerbs innerhalb von 3 Stunden fast 8 Liter Wasser getrunken hatte.
Solche Wassermengen können den Elektrolythaushalt gefährlich aus der Bahn werfen. Durch das Übermaß an Wasser verschiebt sich das Salzgefälle. Wasser strömt in die Körperzellen ein und lässt die Salzkonzentration sinken. Mögliche Folgen sind Erbrechen, Herzrhythmusstörungen sowie Wasseransammlungen in Lunge und Gehirn – in schweren Fällen kann das tödlich enden.
Bei leichten Fällen von Wasservergiftung fühlen sich Betroffene unter Umständen nur etwas zerstreut und lethargisch. In schweren Fällen kann es aber auch zu Beschwerden wie (starken) Kopfschmerzen, Schwindel, Verwirrtheit und Gleichgewichtsproblemen, aber auch zu Erbrechen, Krämpfen oder Koma kommen.
Unser Rat: Trinken Sie (nicht nur bei Hitze) immer wieder kleine Mengen Wasser über den Tag verteilt – aber nicht literweise auf einmal.