Man sieht eine Frau im Supermarkt.
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Sorbit (Sorbitol)

Von: Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 28.12.2021

Sorbit (Sorbitol) ist ein Stoffwechselprodukt des Körpers, das bei der Umwandlung von Glukose in Fruktose entsteht. Sorbit kommt zudem in manchen Nahrungsmitteln natürlicherweise vor – so zum Beispiel in Obstsorten wie Birnen, Pflaumen oder Äpfeln –, in vielen Lebensmitteln aber auch als künstlicher Zusatz. Je nach Menge kann der Verzehr von Sorbit Beschwerden bereiten.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Die Industrie setzt den Zuckeralkohol Sorbit zahlreichen Lebensmitteln künstlich hinzu (gekennzeichnet als E420). Er zählt zu den sogenannten Zuckeraustauschstoffen und findet sich vor allem in (zuckerfreien) Süßspeisen, aber auch in vielen Kaugummis, Soßen, Senf oder Nahrungsergänzungsmitteln.

Sorbit kommt daneben in verschiedenen Medikamenten, Kosmetika oder Zahnhygienemitteln (z.B. Zahnpasta) zum Einsatz, denn er dient unter anderem als Feuchthaltemittel sowie als Trägersubstanz für Vitamine und Aromen.

Der Zuckeraustauschstoff Sorbit wird in der Regel aus Mais- und Weizenstärke hergestellt. Er besitzt etwa 40 bis 60 Prozent der Süßkraft von Industriezucker (Saccharose) und ist auch für Diabetiker geeignet.

Verzehrt man größere Mengen an Lebensmitteln mit Sorbit kann das (ab etwa 5 Gramm Sorbit pro Tag) zu Beschwerden wie Blähbauch, Blähungen und Bauchschmerzen führen. Ab etwa einer Menge von 20 bis 30 Gramm pro Tag kann zudem Durchfall auftreten. Das hat verschiedene Ursachen:

  • Osmotische Wirkung: Der Dünndarm kann Sorbit nur langsam und zudem nur unvollständig aufnehmen. Bei großen Mengen an verzehrtem Sorbit (oder auch bei erhöhter Darmaktivität) enthält der Nahrungsbrei, der weiter in Richtung Dickdarm wandert, daher immer noch Sorbit. Im Dickdarm wirkt Sorbit osmotisch: Das heißt, er zieht Wasser aus den Zellen des Darms und macht den Stuhl dadurch flüssiger – je nach Sorbitmenge bis hin zum Durchfall (sog. osmotische Diarrhö).
  • Darmflora: Im Dickdarm trifft der sorbithaltige Nahrungsbrei auf die Bakterien der Darmflora. Diese beginnen damit, den bisher nicht aufgenommenen Sorbit zu verstoffwechseln. Dabei entstehen neben kurzkettigen Fettsäuren auch Gase wie Methan, Kohlendioxid und Wasserstoff. Das wiederum kann zu Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen und Blähbauch führen.

Beschwerden durch den Verzehr großer Sorbitmengen haben vor allem physiologische Ursachen und deuten nicht zwangsläufig auf eine Sorbitintoleranz hin.

Sorbitintoleranz (Sorbitunverträglichkeit)

Bei einer Sorbitintoleranz (auch: Sorbitunverträglichkeit oder Sorbitmalabsorption) handelt es sich nicht um eine allergische Reaktion auf Sorbit (Sorbitol). Vielmehr funktioniert bei den Betroffenen das Sorbit-Aufnahmesystem im Dünndarm in unterschiedlichem Ausmaß nicht. Diese Aufnahmestörung kann vorübergehend auftreten oder dauerhaft vorhanden sein.

Bei einer Sorbitintoleranz funktioniert die Aufnahme von Sorbit über die Dünndarmwand schlechter, wodurch Sorbit größtenteils direkt in den Dickdarm weiterwandert. Als Folge kommt es durch seine osmotische Wirkung und den Abbau durch die Darmflora zu Beschwerden.

Wie empfindlich Betroffene mit Sorbitintoleranz auf Sorbit reagieren, ist individuell unterschiedlich. Geringe Mengen werden von den meisten noch vertragen.

Schätzungen zufolge leiden etwa 8 bis 12 Prozent der Bevölkerung unter einer Sorbitintoleranz.

Wer Sorbit nicht verträgt, sollte sorbitreiches Obst und Lebensmittel mit dem Zusatzstoff E420 meiden. Ebenso enthalten manche Medikamente Sorbit als Zusatzstoff. Betroffene mit Sorbitintoleranz sollten in Absprache mit ihrem Arzt überlegen, ob das Medikament möglicherweise gegen ein sorbitfreies Präparat getauscht werden kann.

Sorbit – ein Problem bei Fruktoseintoleranz
Für Betroffene mit Fruktoseintoleranz ist indirekt auch Sorbit ein Problem. Denn der Körper wandelt Sorbit aus der Nahrung in die Beschwerden machende Fruktose um. Außerdem hemmt der Körper bei hohen Sorbit-Konzentrationen die Aufnahme von Fruktose im Dünndarm. Dadurch gelangt vermehrt Fruktose in den Dickdarm und kann je nach Menge zu Verdauungsproblemen führen.

Betroffene mit Fruktoseintoleranz leiden zudem häufig gleichzeitig an einer Sorbitunverträglichkeit.

Sorbit in Lebensmitteln

Sorbit (Sorbitol) wird vielen Lebensmitteln künstlich hinzugefügt. Der Zuckeralkohol kommt daneben natürlicherweise vor allem in Obst vor. Auch Obst in verarbeiteter Form (z.B. als Fruchtsaft, Marmelade, Fruchtjoghurt, Wein) kann Sorbit enthalten.

Eine gesunde Ernährung mit viel Obst ist daher meist automatisch sorbitreich – und kann bei Sorbit-empfindlichen Menschen zu Verdauungsproblemen führen.

Tabelle: Sorbit in Lebensmitteln (Beispiele)

NahrungsmittelSorbit (in g pro 100 g Nahrungsmittel)
Pflaumen, getrocknet6,6
Birnen2,2
Pflaumen, frisch1,4
Kirschen1,4
Pfirsiche0,89
Aprikose0,82
Rosinen0,8
Äpfel0,5
Weintrauben0,2
Nektarine0,087
Erdbeeren0,032
Himbeeren0,0085
Heidelbeeren0,007
Apfelsaft0,0006
Preiselbeerennur in Spuren
rote Johannisbeerennur in Spuren
Bananennur in Spuren
Orangennur in Spuren
Clementinennur in Spuren
Grapefruitsnur in Spuren
Zitronennur in Spuren
Ananaskein Sorbit
Kiwiskein Sorbit
Wassermelonenkein Sorbit