Eine Frau steht vor einem Kühlregal im Supermarkt.
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Functional Food

Von: Onmeda-Redaktion , Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 24.01.2022

Der Begriff "Functional Food" (funktionelle Lebensmittel) bezeichnet eine Gruppe von Lebensmitteln, die einen gesundheitlichen Zusatznutzen für den Verbraucher aufweisen sollen. Dieser Zusatznutzen geht über die reine Sättigung, die Zufuhr von Nährstoffen sowie die Befriedigung von Genuss und Geschmack hinaus.

Überblick

Zwar gibt es weder in Deutschland noch in der EU eine lebensmittelrechtlich einheitliche Definition des Begriffs Functional Food, dennoch bewegt sich Functional Food nicht im rechtsfreien Raum. Es unterliegt wie alle anderen Lebensmittel auch den allgemeinen Bestimmungen des Lebensmittelrechts sowie der Novel-Food-Verordnung und der Health-Claims-Verordnung.

Welche Lebensmittel zählen zu Functional Food?

Das Functional-Food-Spektrum ist breit gefächert: Es reicht von probiotischen Joghurtkulturen, die die Darmfunktion unterstützen sollen, über Brotsorten mit Omega-3-Fettsäuren, bis hin zu Energydrinks, die belebend wirken oder wirken sollen.

Zu Functional Food zählen alle Lebensmittel oder Lebensmittelformen, die eine oder mehrere der folgenden Kriterien erfüllen:

  • Lebensmittel, die über die einfache Bedarfsdeckung hinaus einen gesundheitlichen Zusatznutzen liefern
  • Produkte, denen gezielt Substanzen aus konventionellen Lebensmitteln zugesetzt werden, mit dem Ziel, physiologische Vorgänge im Körper positiv zu beeinflussen
  • Lebensmittel, die mit der Botschaft vermarktet werden, einen gesundheitsfördernden Effekt zu haben
  • Produkte, die konventionellen Lebensmitteln ähneln und darüber hinaus Vorgänge im Körper positiv beeinflussen oder das Risiko chronischer Erkrankungen verringern

Auch herkömmliche Lebensmittel können demnach zur Kategorie Functional Food gehören – solange sie über Inhaltsstoffe verfügen, die einen gesundheitsfördernden Zusatznutzen für die Gesundheit bieten. Der positive Zusatznutzen muss dabei zweifelsfrei durch wissenschaftliche Studien belegt sein. Nahrungsergänzungsmittel wie zum Beispiel Vitaminpräparate zählen dagegen nicht zu Functional Food.

Nutzen und Risiken

Das Konzept von Functional Food begegnet einem zunehmenden Trend innerhalb der Bevölkerung, die eigene Gesundheit aktiv zu fördern und so möglichen Erkrankungen vorzubeugen. So glauben zum Beispiel viele Menschen, mögliche Mangelerscheinungen oder Ernährungsfehler durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ausgleichen zu können – auch ohne einen nachgewiesenen Nährstoffmangel.

Von Seiten der Forschung geht die Entwicklung von Functional Food vor allem auf das gewachsene Wissen um die gezielte Wirkung von Lebensmittelinhaltsstoffen im Körper zurück. Auf dieses "Mehr" an Wissen greifen Lebensmittelhersteller zurück, um sich durch innovative Produktkreationen im Bereich Functional Food neue Marktanteile im Lebensmittelmarkt zu erschließen. Fraglich ist dabei, ob und inwieweit die Entwicklung und Bereitstellung von Functional Food überhaupt erforderlich ist. Denn eine ausgewogene, gesunde Ernährung, die alle nötigen Nährstoffe bietet, lässt sich auch mit herkömmlichen Lebensmitteln erreichen.

Angesichts dieser insgesamt ausreichenden Nährstoffversorgung scheint der Einsatz von Functional Food vor allem für bestimmte Personenkreise von Nutzen, wie zum Beispiel:

Nach Meinung von Ernährungswissenschaftlern sollte der Verzehr von Functional Food den Verbraucher allerdings nicht dazu verleiten, Ernährungsfehler (wie eine zu fettreiche Ernährung) in dem Glauben begehen zu können, dass sie durch den Verzehr von Functional Food genug für ihre Gesundheit tun. Hinzu kommt, dass solche Lebensmittel immer nur eine gewisse Auswahl an lebensnotwendigen Nährstoffen (z.B. bestimmte Vitamine) enthalten, während andere wichtige Substanzen fehlen.

Die Grundlage für eine dauerhafte Gesundheit bildet deswegen nach wie vor eine abwechslungsreiche, vollwertige Ernährung. Functional Food kann lediglich als Ergänzung gesehen werden.

Anwendungsgebiete und Inhaltsstoffe

Grundsätzlich gehen Ernährungswissenschaftler davon aus, dass jegliche Nahrungskomponente zum wirksamen Bestandteil von Functional Food (funktionellen Lebensmitteln) gemacht werden kann, solange sich ihr Nutzen für die Gesundheit wissenschaftlich belegen lässt. Das Spektrum an Inhaltsstoffen ist daher ebenso unbegrenzt wie die Palette potenzieller, neuer Lebensmittel-Produkte.

Im Produktangebot von Functional Food finden sich derzeit Substanzen, die sich auf jeweils auf ganz bestimmte Anwendungsgebiete konzentrieren:

Phytosterine (Pflanzensterine)

Phytosterine (auch Pflanzensterole oder Pflanzensterine genannt) sind natürliche Inhaltsstoffe in Pflanzenölen, Nüssen, Saaten, Getreide, Obst und Gemüse und zählen zu den sekundären Pflanzenstoffen. Sie vermindern die Aufnahme von Cholesterin aus tierischer Nahrung durch den Darm und können so die Cholesterinkonzentration im Blut senken.

Phytosterine finden sich zum Beispiel in bestimmten Margarine-Sorten, die gezielt damit angereichert werden. Für Personen mit stark erhöhten Cholesterinwerten können solche funktionellen Lebensmittel eine Möglichkeit darstellen, um die Dosis cholesterinsenkender Medikamente zu reduzieren.

Eine solche Option sollte allerdings unbedingt vorab mit dem behandelnden Arzt abgeklärt werden. Grundsätzlich gilt, dass man pro Tag nicht mehr als drei Gramm Phytosterine zu sich nehmen sollte, weil sonst zum Beispiel die Aufnahme von Carotinoiden gefährdet ist.

Vorsicht auch beim Gebrauch solcher Margarinen für die ganze Familie: Denn Phytosterine senken den Cholesterinwert nicht nur bei Personen mit krankhaft erhöhten Cholesterinwerten, sondern auch bei Gesunden, bei denen dieser Effekt nicht unbedingt erwünscht ist.

Sorbit gegen Karies

Sorbit kommt natürlicherweise in Obst wie zum Beispiel Pflaumen, Birnen und Kirschen vor. In der Lebensmitteltechnik dient Sorbit als Zuckeraustauschstoff. Er wird mithilfe von Enzymen aus Glukose hergestellt und zur Herstellung von zuckerfreien oder zuckerreduzierten Süßigkeiten, Backwaren sowie Lebensmitteln für Diabetiker verwendet. Die Reduktion des Zuckeranteils in Lebensmitteln kann das Kariesrisiko reduzieren. Zu viel Sorbit kann jedoch zu Verdauungsbeschwerden wie Blähungen oder Durchfall führen.

Menschen mit Fruktoseintoleranz sollten auf Produkte mit Sorbit eher verzichten. Denn Sorbit wird im Körper zu Fruktose (Fruchtzucker) umgewandelt und hemmt zudem die Fruktoseaufnahme im Dünndarm, wodurch mehr Fruktose in den Dickdarm gelangt und zu Beschwerden führen kann.

Omega-3-Fettsäuren

Fette Fischarten wie Makrele oder Lachs sind von Natur aus reich an Omega-3-Fettsäuren. Zusätzlich gibt es Lebensmittel, denen man Omega-3-Fettsäuren künstlich zusetzt, wie zum Beispiel Omega-3-Brot und Omega-3-Eier.

Omega-3-Fettsäuren gehören sowohl zu den ungesättigten als auch zu den essenziellen (lebensnotwendigen) Fettsäuren. Im Unterschied zu anderen Fettsäuren kann der Körper Omega-3-Fettsäuren nicht selbst herstellen.

Der regelmäßige Verzehr von Lebensmitteln, die Omega-3-Fettsäuren enthalten, kann sich gesundheitsfördernd auswirken. Sowohl Blutdruck als auch Blutfettwerte können abgesenkt werden, während die Durchblutung gefördert wird. Zusätzlich können sich Omega-3-Fettsäuren positiv auf bestimmte chronische Erkrankungen wie zum Beispiel Schuppenflechte (Psoriasis) auswirken.

Probiotika, Präbiotika und Synbiotika

Bei Probiotika handelt es sich um bestimmte Bakterienstämme, die als Bestandteil von Functional Food in ausreichender Menge lebend in den Darm gelangen sollen, um sich dort positiv auf die Darmfunktion auszuwirken. Zu den Probiotika zählen vor allem Milchsäurebakterien wie Laktobazillen und Bifidobakterien.

Für bestimmte Probiotika konnte eine krankheitsverkürzende Wirkung bei Durchfallerkrankungen und eine Linderung der Symptome bei Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) nachgewiesen werden.

Probiotika werden unterschiedlichen Lebensmitteln wie zum Beispiel Joghurt, Müsli und Wurstwaren künstlich zugesetzt.

Präbiotika sind nicht verdauliche Substanzen wie zum Beispiel Oligosaccharide, die in Lebensmitteln enthalten sind oder diesen künstlich zugesetzt werden. Sie kommen unter anderem in Gemüsesorten wie Knoblauch oder Zwiebeln, aber auch in Milch und Joghurt vor. Präbiotika dienen probiotischen Mikroorganismen als Nahrung und fördern so deren Vermehrung im Darm.

Als Synbiotika bezeichnet man Lebensmittel, in denen sowohl Pro- als auch Präbiotika gleichzeitig vorkommen.

Koffein, Taurin, Glucuronlacton und Inosit

Koffein, Taurin, Glucuronlacton und Inosit finden sich in wechselnder Zusammensetzung in Sport- und Energydrinks und sollen belebend wirken.

Taurin, Glucuronlacton und Inosit produziert der Körper in ausreichender Menge selbst. Es bedarf daher keines zusätzlichen Verzehrs. Tatsache ist, dass weder die körperliche noch die geistige Leistungssteigerung der Soft- und Energydrinks wissenschaftlich belegt ist.

Der Koffeingehalt eines Energydrinks entspricht etwa dem einer Tasse Kaffee. Eine Ausnahme bilden Guarana-Drinks, welche die bis zu vierfache Menge an Koffein enthalten. Für Kinder sind diese Getränke aufgrund des hohen Koffeingehalts ungeeignet.

Antioxidativ wirksame Vitamine

Vitamin A, Vitamin C und Vitamin E zählen zu den antioxidativ wirksamen und damit zellschützenden Vitaminen. Eine regelmäßige und ausreichende Aufnahme dieser Vitamine kann der Entstehung von Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen.

Vor allem Erfrischungsgetränke wie die sogenannten ACE-Drinks werden mit dieser Vitamin-Kombination angereichert. Da man die Vitamine A, C und E in der Regel jedoch in ausreichender Menge mit der täglichen Nahrung aufnimmt, ist deren zusätzliche Aufnahme durch ACE-Drinks bei ausgewogener Ernährung überflüssig.

Zu den natürlichen Vitamin-A-Quellen zählen vor allem Milch, Leber, Eigelb, Fisch sowie verschiedene Obst- und Gemüsesorten. Während Vitamin C in Obst, Gemüse und Fruchtsäften vorkommt, findet sich Vitamin E in Getreide, Getreideprodukten und pflanzlichen Ölen. Eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung trägt auch zu einer angemessenen Versorgung mit allen Vitaminen und damit zur Gesundheit bei.

Jodiertes Speisesalz

Jodiertes Speisesalz hilft dabei, den täglichen Bedarf an dem essenziellen Spurenelement Jod zu decken und auf diese Weise einem Jodmangel vorzubeugen. Ein Mangel an Jod kann zu einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) führen, die sich in Symptomen wie Müdigkeit, Antriebsarmut oder Abgeschlagenheit äußert.

Ernährungsexperten empfehlen deshalb die Verwendung von jodiertem Speisesalz, da die erhältlichen Lebensmittel mit Ausnahme von Seefisch jodarm sind. In vielen verarbeiteten Lebensmitteln, wie zum Beispiel Brot, wird deshalb anstelle von herkömmlichem Kochsalz Jodsalz zugesetzt – dies muss allerdings auf der Packung deklariert werden.