Eine im Bett liegende Frau greift nach einem Glas Wasser.
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Darf man abgestandenes Wasser trinken?

Von: Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 05.01.2022

In Deutschland hat Leitungswasser eine so gute Qualität, dass es sich in der Regel uneingeschränkt als Lebensmittel eignet. Aber trifft das auch auf abgestandenes Wasser zu – oder kann Wasser schlecht werden?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Theoretisch ist das von den Wasserversorgern Deutschlands bereitgestellte Trinkwasser lange haltbar – unter idealen Bedingungen. Eine davon lautet, dass das Wasser den Weg bis zum Wasserhahn möglichst schnell zurücklegen sollte.

Doch gerade in den Rohrleitungen im Haus steht das Trinkwasser oft stunden-, tage- oder gar wochenlang – etwa über Nacht oder wenn die Bewohner im Urlaub sind. Ein solches abgestandenes Wasser, auch Stagnationswasser genannt, kann von deutlich schlechterer Qualität sein.

Darum sollten Sie abgestandenes Wasser, das länger als vier Stunden in der Leitung stand, weder zum Trinken noch zum Kochen verwenden – und schon gar nicht für die Zubereitung von Babynahrung.

Denn wenn Leitungswasser längere Zeit nicht fließt, können sich darin Fremdstoffe aus den Leitungsrohren und Armaturen anreichern. Zudem kann über längere Zeit abgestandenes Wasser Keime – wie Bakterien oder Pilze – in höherer Konzentration enthalten.

Allerdings ist das Trinkwasser auch dann nicht zwangsläufig gesundheitsschädlich. Sollten Sie doch einmal abgestandenes Wasser getrunken haben, ist das also kein Grund zur Panik. Grundsätzlich empfiehlt es sich aber, auf Nummer sicher zu gehen und nur frisches, kaltes und klares Wasser zu trinken.

Tipps: So ist das Wasser frisch

Wenn Sie Wasser zum Trinken oder Kochen benötigen, drehen Sie am besten den Wasserhahn voll auf und lassen Sie das abgestandene Wasser aus der Kaltwasserleitung eine Weile ablaufen. Erst wenn das Wasser kühler aus der Leitung fließt, ist es frisch – das kann bis zu 30 Sekunden dauern.

Tipp gegen Wasserverschwendung: Fangen Sie das Leitungswasser auf (z. B. mit einem Eimer oder einer Gießkanne). Denn auch wenn sich abgestandenes Wasser nicht für Lebensmittelzwecke eignet – zum Gießen von Pflanzen, Spülen oder Putzen ist es gut genug.

Je öfter und regelmäßiger Sie alle vorhandenen Wasserhähne im Haus beziehungsweise in der Wohnung nutzen, desto eher ist das Wasser jederzeit gesundheitlich und geschmacklich einwandfrei.

Wenn Sie frisches Wasser aus dem Hahn abfüllen, um es später zu trinken, sollten Sie ebenfalls ein paar Dinge beachten. Denn gerade außerhalb der Leitung können schnell Verschmutzungen (z. B. von nicht restlos sauberen Trinkgefäßen) oder Keime aus der Luft ins Wasser gelangen. Steht das Wasser dann hell und warm, vermehren sich die Keime darin besonders leicht.

Für solches Wasser gilt dasselbe wie für abgestandenes Wasser aus der Leitung: Auch wenn nicht unbedingt ein Gesundheitsrisiko besteht, kann die Wasserqualität deutlich gemindert sein. Darum gilt für Trinkwasser, das Sie auf Vorrat abfüllen:

  • Verwenden Sie vorzugsweise Flaschen aus Glas oder Edelmetall.
  • Stellen Sie die Wasserflaschen am besten in den Kühlschrank.
  • Lassen Sie das Wasser möglichst nicht über längere Zeit in der prallen Sonne stehen.

Hinweis für Nickelallergiker

Abgestandenes Leitungswasser aus verchromten Armaturen kann viel Nickel enthalten. Normalerweise sind diese Konzentrationen gesundheitlich unbedenklich. Wer jedoch eine Nickelallergie hat, kann schon allergisch auf Wasser reagieren, das nur eine halbe Stunde in der Leitung stand.

Nickelallergiker sollten daher Mund- und Hautkontakt mit abgestandenem Wasser aus verchromten Armaturen vermeiden. Um das Risiko allergischer Reaktionen abzuwenden, reicht es aber schon, etwa einen viertel Liter Wasser ablaufen zu lassen.