Holzbrett mit Wasserglas, Brot, Apfel und Maßband
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Fastenzeit

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education)
Letzte Aktualisierung: 19.02.2020

Die närrischen Tage sind vorbei, und jedes Jahr aufs Neue nehmen sich viele Menschen vor, bis Ostern auf schlechte oder ungesunde Gewohnheiten zu verzichten. Was bringt der Verzicht auf Süßes, Alkohol, Fleisch oder Zigaretten? Und wie hilft er, den Lebensstil nachhaltig zu ändern?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Knapp sieben Wochen Fastenzeit können sehr unterschiedlich aussehen: Dem einen fällt es schwer, auf das Internet zu verzichten, ein anderer muss sich ziemlich aufraffen, um ab sofort das Fahrrad anstatt den Bus zu nehmen. Fakt ist: Enthaltsamkeit ist nicht leicht. In der Fastenzeit geht es aber genau darum, Gewohnheiten abzulegen und sie durch Neues zu ersetzen.

Egal, welchen guten Vorsatz Sie für die Fastenzeit getroffen haben: Mit den kleinen Dingen, die Sie ganz bewusst für eine Zeit in Ihrem Leben umgestalten, können Sie die Basis für grundlegende Veränderungen des Lebenswandels schaffen. Je länger Sie einem neuen Verhaltensmuster treu bleiben, umso eher wird dieses auch zur Gewohnheit. Somit fällt es Ihnen vielleicht auch nach Ostern gar nicht mehr so schwer, Ihren guten Vorsatz auch weiterhin beizubehalten. Die Fastenzeit muss also nicht zwangsläufig ein Opfer bedeuten, sondern kann auch eine Chance sein, um den eigenen Lebensstil positiv zu beeinflussen.

Die Fastenzeit ist eine Tradition des Christentums. 40 Tage lang – von Aschermittwoch bis Ostersonntag – essen viele Gläubige beispielsweise kein Fleisch und nehmen nur eine sättigende Mahlzeit am Tag zu sich. Die Sonntage werden dabei nicht als Fastentage mitgezählt. Dass die Fastenzeit 40 Tage beträgt, ist kein Zufall, sondern soll an die Zeitspanne erinnern, in der sich Jesus in der Wüste aufhielt.

Anregungen und Ideen

Wer die Fastenzeit zum Anlass nehmen möchte, sich und seinem Körper etwas Gutes zu tun, muss nicht zwangsläufig auf feste Nahrung verzichten. Nicht nur das strenge Fasten, auch schon kleine Veränderungen des Lebensstils reichen aus, um eine positive Wirkung zu spüren.

Es gibt vielfältige Möglichkeiten, die Fastenzeit zu nutzen. Verzichten können Sie zum Beispiel auf:

  • Alkohol
  • Nikotin
  • Fleisch & Wurstwaren
  • Süßes und / oder Knabbereien
  • Fast Food
  • das Handy
  • Surfen im Internet
  • Fernsehen
  • bequeme Hilfsmittel wie z.B. das Auto

Versuchen Sie, die geliebte Angewohnheit durch etwas anderes zu ersetzen. So können Sie beispielsweise:

  • mit dem Fahrrad anstatt mit dem Bus zur Arbeit fahren,
  • statt eine Zigarette zu rauchen eine Entspannungsübung machen,
  • anstelle von Fleisch und Fastfood neue vegetarische Rezepte entdecken oder mehr Fisch essen oder
  • spazierengehen, anstatt den Abend vor dem Fernseher zu verbringen.

Nicht zuletzt hat die Fastenzeit auch einen psychologischen Effekt: Wer am Ostersonntag behaupten kann, den Versuchungen widerstanden zu haben, kann stolz auf sich sein – und diesen Erfolg als Motivation sehen, die neue Gewohnheit auch in Zukunft fortzuführen. Der Zeitraum von Aschermittwoch bis Ostern ist überschaubar, sodass es in jedem Fall einen Versuch wert ist, sich zu überwinden und alte Muster aufzubrechen.

Bewusst verzichten

Wenn Sie die Fastenzeit nutzen, hat dies fast immer positive Effekte auf Gesundheit und Wohlbefinden. Einige Beispiele:

Verzicht auf Süßes

Dass zu viele Süßigkeiten ungesund sein können, weiß im Grunde jeder. Wer jedoch ganz bewusst eine Zeit lang auf besonders zuckerhaltige Nahrungsmittel verzichtet oder den Konsum einschränkt, lebt nicht nur gesünder, sondern trainiert auch seinen guten Geschmack. Nach einigen Wochen ist das persönliche Geschmacksempfinden so sensibilisiert, dass einige Süßwaren sogar als zu süß empfunden werden können. Eine gute Basis, um auch in Zukunft weniger zu naschen!

Verzicht auf Fleisch

Fleisch und Wurst enthalten wertvolle Inhaltsstoffe wie Eisen oder die Vitamine B, B und B. Viele Deutsche essen jedoch viel zu viel Fleisch – mehr als 300 bis 600 Gramm pro Woche sollten es nicht sein. Auch wenn Sie in der Fastenzeit vielleicht nicht völlig auf Fleisch verzichten möchten: Versuchen Sie, verstärkt auf Fisch, frisches Gemüse oder Hülsenfrüchte zurückzugreifen. Vielleicht entdecken Sie dabei neue Anregungen und Rezepte, die Ihnen schmecken. Achten Sie beim Kauf von Fleisch auf einen geringen Fettanteil.

Verzicht auf Nikotin

Mit dem Rauchen aufzuhören oder dies zu reduzieren, ist sicher kein leichter Vorsatz. Aber je größer die Herausforderung, desto mehr freut man sich am Ende, wenn das Vorhaben gelungen ist. Bereits nach 20 Minuten ohne Zigarette normalisieren sich Blutdruck und Herzschlag, die durch das Rauchen beschleunigt werden. Schon nach einer Woche haben Sie den körperlichen Entzug geschafft. Jede nicht gerauchte Zigarette kommt Ihrer Gesundheit zugute!

Mehr Bewegung

Sie haben sich für die Fastenzeit vorgenommen, mehr für Ihre körperliche Fitness zu tun? Egal was Sie tun, Hauptsache Bewegung! Regelmäßige, dem Leistungsniveau und Alter angemessene körperliche Aktivität hat positive Auswirkungen auf den ganzen Körper. Mit Sport können Sie unter anderem diversen Erkrankungen vorbeugen, so zum Beispiel Diabetes mellitus, Übergewicht, Bluthochdruck (Hypertonie) oder Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Zudem verbessern Sie Ihr Koordinationsvermögen und die geistige Leistungsfähigkeit.

Was bringen Fastenkuren?

Beim Fasten verzichtet man über mehrere Wochen hinweg größtenteils oder auch ganz auf Nahrung. Dabei ist es besonders wichtig, genügend zu trinken.

Fasten ist jedoch nicht für jeden geeignet. Insbesondere längere Fastenkuren sollten Sie nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt durchführen. Bestimmte Personengruppen sollten gar nicht fasten, so zum Beispiel:

Wer allerdings hofft, durch das Fasten dauerhaft lästige Pfunde loszuwerden, kann dieses Ziel nur dann erreichen, wenn er auch nach dem Fasten seine Ernährung umstellt. Denn sobald die alten Ernährungsgewohnheiten wieder aufgenommen werden, lagert der Körper vermehrt Fett ein, da er eine Hungerperiode hinter sich hat.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten des Fastens:

  • Nulldiät: Bei einer Nulldiät verzichtet man gänzlich auf Nahrung. Lediglich kalorienfreie Getränke und Nahrungsergänzungsmittel sind erlaubt. Die Nulldiät sollte – wenn überhaupt – nur im Rahmen stationärer Fastenkuren unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
  • Heilfasten: Durch Heilfasten soll der Körper "entschlackt" werden. Die Theorie geht auf den Arzt Otto Buchinger zurück. Spezielle Kliniken bieten Heilfasten an. In der Regel dauert eine Kur zwei bis vier Wochen. Ebenfalls als Heilfasten bezeichnet man Fasten, das bei bestimmten Erkrankungen unter ärztlicher Aufsicht stationär zum Einsatz kommt.
  • Saftfasten: Beim Saftfasten greift man ausschließlich auf Obst- und Gemüsesäfte, Gemüsebrühen und Kräutertees zurück. Auf längere Sicht kann es jedoch zu Mangelerscheinungen kommen.

Ob Nulldiät, Saftfasten oder Heilfasten – eine dauerhafte Gewichtsabnahme ist mit einer Fastenkur nicht zu erreichen. Jedoch kann eine Fastenkur ein Anlass sein, um danach die Ernährungsgewohnheiten dauerhaft umzustellen.

Für was auch immer Sie sich entscheiden: Sehen Sie die Fastenzeit als Chance, Ihrem Lebensstil mehr Aufmerksamkeit zu schenken und Ihrem Körper etwas Gutes zu tun.