Magenverkleinerung & Co.
Eine Magenverkleinerung stellt für manche Menschen mit starkem Übergewicht die letzte Möglichkeit dar, abzunehmen. Wenn eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung nicht ausreichen, kann ein solcher Eingriff sinnvoll sein. Aber für wen kommt sie infrage und welche Methoden gibt es?
Allgemeines
Bei starkem Übergewicht gilt die chirurgische Behandlung in Form einer Magenverkleinerung als ein effektives Therapieverfahren. Dabei ist es nicht unbedingt notwendig, den Magen tatsächlich chirurgisch zu verkleinern. Vielmehr gibt es verschiedene Möglichkeiten, um das Fassungsvermögens des Organs zu reduzieren – vom Magenballon bis hin zum Magenbypass. Diese sogenannte Adipositas-Chirurgie kommt in den westlichen Industriestaaten immer häufiger zum Einsatz und wird auch als bariatrische Chirurgie (griech. baros = schwer) bezeichnet.
Man unterscheidet grob zwischen:
- Methoden, die das Magenvolumen reduzieren
- Methoden, die zusätzlich dafür sorgen, dass weniger Nährstoffe aus der Nahrung aufgenommen werden
Wie jeder andere (chirurgische) Eingriff auch ist eine Magenverkleinerung mit Risiken verbunden. Welche Risiken das sind, hängt dabei auch von der jeweiligen Methode ab. Möglich sind beispielsweise Blutungen nach einer Operation oder Wundinfektionen.
Methoden zur Magenverkleinerung / zur Verkleinerung des Magenvolumens kommen erst dann infrage, wenn andere Therapieansätze dauerhaft erfolglos geblieben sind. Für stark übergewichtige Menschen, die schon seit vielen Monaten oder Jahren trotz Ernährungsumstellung und mehr Bewegung nicht ausreichend abnehmen konnten, kann eine Magenverkleinerung sinnvoll sein.
Dennoch sind adipositaschirurgische Operationen nicht mit einer Heilungs der Grunderkrankung Adipositas anzusehen. Vielmehr gilt ein solcher Eingriff als ein Behandlungsbaustein, der mit weiteren Therapieansätzen verknüpft werden sollte, etwa mit
- einer Ernährungsumstellung,
- einem Sportprogramm,
- und/oder einer Psycho- oder Verhaltenstherapie.
Dies ist auch wichtig, um Folgeerkrankungen von Adipositas vorzubeugen. Dabei kann es sich zum Beispiel um folgende Erkrankungen handeln:
Für folgende Personengruppen kommen chirurgische Methoden zur Magenverkleinerung infrage:
- Personen mit einem Body-Mass-Index ≥ 40 (Adipositas Grad III), bei denen andere Therapieversuche erfolglos waren.
- Personen mit einem Body-Mass-Index ≥ 35, dieaufgrund ihres Übergewichts an Folgeerkrankungen leiden und bei denen andere Therapieversuche erfolglos waren.
Verschiedene Methoden zur Magenverkleinerung
Im Einzelfall muss der Arzt oder die Ärztin gemeinsam mit dem Patienten oder der Patientin sorgsam abwägen, welcher Eingriff am besten ist. Welche der Methoden zur Magenverkleinerung letztlich zum Einsatz kommt, ist von vielen Faktoren abhängig, so zum Beispiel:
- vom Ausmaß des Übergewichts
- von eventuell bestehenden Begleit- oder Folgeerkrankungen
- vom Wunsch des Patienten oder der Patientin
Bei einer restriktiven Methode verkleinert der Arzt oder die Ärztin das Magenreservoir, sodass der Magen weniger Volumen aufnehmen kann. Es gibt zudem Methoden der Magenverkleinerung, die nicht nur das Magenvolumen reduzieren, sondern zusätzlich dafür sorgen, dass der Körper weniger Nährstoffe wie zum Beispiel Fett aufnimmt (malabsorptive Methoden).
Magenballon
Ein Magenballon bedarf keines chirurgischen Eingriffs, das heißt, der Magen wird nicht im eigentlichen Sinne verkleinert – vielmehr füllt der Ballon einen Teil des Magens, sodass das Sättigungsgefühl eher eintritt. Der Magenballon besteht aus elastischem, weichem Silikon.
Der Arzt oder die Ärztin schaut zunächst mithilfe eines dünnen Schlauchs mit Kamera (Endoskops) in den Magen hinein und führt den Magenballon – meist mithilfe einer lokalen Betäubung – schließlich durch den Mund in den Magen ein. Ist der Ballon im Magen platziert, wird dieser über einen am Ballon befindlichen Schlauch mit einer sterilen Kochsalzlösung befüllt. Anschließend wird der Schlauch entfernt, der Ballon schließt sich über ein selbstdichtendes Ventil von selbst.
Wie lange bleibt der Ballon im Magen?
Der Magenballon kann nur wenige Monate im Magen bleiben – danach wird er mithilfe eines Endoskops zunächst im Magen entleert und dann über den Mund wieder herausgezogen. Der Magenballon dient insbesondere der Vorbereitung im Rahmen eines chirurgischen Adipositas-Eingriffs – so zum Beispiel, um das Gewicht im Vorfeld einer Operation zu senken. Als dauerhaftes Diätmittel ist ein Magenballon nicht geeignet, zumal Nebenwirkungen auftreten können. Viele Patienten und Patientinnen leiden beispielsweise unter Übelkeit, Erbrechen oder Sodbrennen.
Magenband
Ein Magenband ist ein "füllbarer" Schlauch aus Silikon. Das Magenband trennt den Magen in zwei Teile: in einen kleinen Teil (Vormagen), der nur etwa 20 bis 30 Milliliter Volumen fasst, und einen größeren unteren Teil. Das Magenband wird meist im Rahmen einer Laparoskopie (Bauchspiegelung) in Vollnarkose um den oberen Teil des Magens gelegt.
Das Magenband ist über einen Silikonschlauch mit einem Ventil (Port) verbunden, das der Chirurg oder die Chirurgin in die Unterhaut platziert. Über diesen Port kann selbst reguliert werden, wie viel Luft in das Magenband dringt – entsprechend eng wird das Magenband einstellt. Den Port kann der Arzt oder die Ärztin dabei mithilfe einer speziellen Nadel ansteuern. Gelangt Nahrung in den kleinen oberen Teil des Magens, bewirkt der Druck auf das Magenband, dass rasch ein Sättigungsgefühl eintritt.
Ein Magenband erfordert Disziplin: Es ist zwar nicht mehr möglich, viel Nahrung auf einmal aufzunehmen. Getränke oder Süßigkeiten mit vielen Kalorien jedoch passieren das Magenband ungehindert. Daher gilt: Der Betroffene muss darauf achten, wenig Hochkalorisches zu sich zu nehmen.
Das Magenband kann bei Bedarf wieder entfernt werden. Wie bei allen chirurgischen Eingriffen birgt auch das Einsetzen eines Magenbands Risiken. So kann es zum Beispiel zu einer Infektion kommen, der Magen kann überdehnt werden oder es besteht die Möglichkeit, dass sich die Speiseröhre zu einer Art "Ersatzmagen" ausdehnt.
Schlauchmagen
Um den Schlauchmagen (Sleeve Gastrektomie, Sleeve Resection) zu bilden, entfernt der Chirurg oder die Chirurgin einen Großteil des Magens. Mithilfe von Metallklammern wird aus dem Restmagen ein nur wenige Zentimeter dicker Magenschlauch gebildet. Dieser kann deutlich weniger Nahrung aufnehmen als vorher. Die Folge: Die operierte Person fühlt sich schneller satt.
Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass diese Form der Magenverkleinerung die Ausschüttung des Hormons Ghrelin hemmt. Dies führt dazu, dass das Hungergefühl gemindert wird.
Der Schlauchmagen kann in der Regel im Rahmen einer Laparoskopie (Bauchspiegelung) angelegt werden. Der Eingriff kann nicht wieder rückgängig gemacht werden. Als mögliche Komplikation gilt unter anderem eine undichte Klammernaht.
Momentan gibt es noch keine Langzeituntersuchungen zur Wirkung des Schlauchmagens. Es besteht die Möglichkeit, den Schlauchmagen in einer zweiten Operation zu einem Magenbypass umzuwandeln.
Magenbypass
Ein Magenbypass ist – im Verhältnis zu Magenballon und Magenband – ein vergleichsweise großer operativer Eingriff zur Magenverkleinerung. Bei einem Magenbypass formt der Chirurg oder die Chirurgin einen kleinen Vormagen (Pouch) und trennt so den Magen in zwei Teile, die nicht mehr miteinander verbunden sind. Dieser Vormagen am Ende der Speiseröhre fasst nur bis zu 40 Milliliter Volumen.
Der Chirurg oder die Chirurgin verbindet den kleinen Vormagen mit einer Schlinge des Dünndarms. Somit ist die Person schneller satt und kann zudem weniger Nahrung aufnehmen. Da die Strecke, die die Nahrung im Darm zurücklegt, verringert ist, kann der Darm auch nicht mehr so viele vorverdaute Nahrungsbestandteile aufnehmen (Malabsorption). So geraten auf Dauer weniger Fette in den Körper – aber auch weniger andere Nährstoffe. Daher muss ein entsprechender Mangel an Nährstoffen durch Nahrungsergänzungsmittel ausgeglichen werden.
Der Rest des Magens wird umgangen (Bypass), bleibt aber inklusive des Zwölffingerdarms mit dem Dünndarm verbunden, damit Verdauungssäfte aus Galle und Bauchspeicheldrüse in den Darm gelangen können.
Der Magenbypass kommt vor allem für Menschen mit sehr starkem Übergewicht infrage. Allerdings ist damit zu rechnen, dass sich der Vormagen im Laufe der Zeit wieder etwas dehnt. Der Magenbypass stellt einen relativ großen operativen Eingriff dar, den man in der Regel nicht mehr rückgängig machen kann. Zu möglichen Risiken zählen beispielsweise Blutungen nach der Operation, Wundinfektionen oder Nahtbruch.
Sonstige Methoden
Die sogenannte biliopankreaktische Teilung (biliopankreaktische Diversion, BDP) verläuft ähnlich wie der Magenbypass – mit dem Unterschied, dass der beim Magenbypass abgetrennte Magenteil bei der BDP vollständig entfernt wird. Der Gewichtsverlust ist hierbei meist erheblich größer als bei den anderen Methoden, zudem werden noch weniger Nährstoffe vom Darm aufgenommen als beim Magenbypass.
Eine Erweiterung dieser Methode ist die biliopankreaktische Diversion mit Duodenal-Switch, bei welcher der Magenausgang (Magenpförtner, Pylorus) erhalten bleibt. So wird eine zu rasche Entleerung von Mageninhalt in den Dünndarm (sog. Dumping) verhindert, die mit Symptomen wie Erbrechen, Übelkeit oder Herzrasen einhergehen kann.