Magenband
Das Magenband ist eine operative Maßnahme, mit deren Hilfe das Magenvolumen bei Menschen mit krankhaftem Übergewicht (mindestens Adipositas Grad II) stark verkleinert werden kann. Ein Magenband kann infrage kommen, wenn andere Versuche der Gewichtsabnahme beim Betroffenen seit länger als einem Jahr keinen Erfolg zeigen (z.B. mit Diäten, Bewegung, Medikamenten).
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Allgemeines
Bei einer Magenband-OP legt der Chirurg um den oberen Abschnitt des Magens – kurz unterhalb des Mageneingangs – ein Silikonband und fixiert dieses mit Nähten. Auf diese Weise teilt er den Magen in zwei Abschnitte und schnürt eine Art kleineren Vormagen (sog. Pouch) vom Restmagen ab. Der neue Vormagen hat ein sehr kleines Volumen: Etwa 20 bis 30 Milliliter passen noch hinein.
In der Regel ist die Magenband-OP ein minimal-invasiver Eingriff, der während einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) vorgenommen werden kann. Es sind also keine großen Schnitte für die OP notwendig.
Der kleine Vormagen füllt sich beim Essen deutlich schneller und ruft beim Betroffenen entsprechend schneller ein Sättigungsgefühl hervor, das auch länger anhält als sonst. Durch das kleinere Fassungsvermögen sind nur noch deutlich kleinere Essensportionen als gewohnt möglich.
Eine Magenfüllung fasst dabei ungefähr so viel, wie in ein Schnapsglas bis zur unteren Messlinie passt. Zum Vergleich: Ein Becher Joghurt hat beispielsweise im Durchschnitt ein Volumen von 200 Millilitern – das ist etwa die sieben- bis zehnfache Menge des Volumens, das in den neu geschaffenen Vormagen passt. Das Magenband "erzieht" den Patienten also auf eine recht drastische Weise zu kleineren Essensportionen. In der Regel kommt es dadurch zu einer raschen Gewichtsabnahme. Zu große Essensportionen können beim Betroffenen jedoch Erbrechen auslösen oder zu Schmerzen in der Speiseröhre führen.
Das Magenband trägt an der Innenseite eine Kammer, die über einen Schlauch mit einem sogenannten Port verbunden ist – einer Art Ventil, das unter der Bauchhaut auf der Bauchdecke aufliegt, meist unterhalb des linken Rippenbogens. Indem der Arzt den Port mit einer Spritze punktiert, erreicht er den Silikonschlauch und kann die gewünschte Menge an Flüssigkeit (Kochsalzlösung) in die Kammer des Magenbandes einfüllen oder auch Flüssigkeit ablassen. Auf diese Weise wird das Magenband – und dadurch auch der Durchmesser der Öffnung zum Restmagen – enger oder weiter. Mithilfe des Ports lässt sich bestimmen, wie viel beziehungsweise wie schnell Nahrung aus dem kleinen Vormagen in den Restmagen gelangt, und je nach individueller Situation verstellen.
Mit der Magenband-OP erwartet den Betroffenen im Allgemeinen außerdem eine intensive Ernährungsberatung und in der Folge eine Ernährungsumstellung – ebenso wie eine Anleitung zu mehr sportlicher Betätigung, soweit es das anfangs noch starke Übergewicht zulässt.
Generell müssen Betroffene mit Magenband bei der Ernährung einige Dinge beachten:
- Kauen Sie Nahrungsmittel sorgfältig und lange, damit diese so breiförmig wie möglich sind und gut durch die Öffnung rutschen können, die durch das Magenband begrenzt wird.
- Verteilen Sie die Mahlzeiten auf etwa 5 bis 7 kleine Portionen am Tag und essen Sie möglichst langsam.
- Hören Sie mit dem Essen auf, sobald ein Sättigungs- oder Völlegefühl eintritt.
- Getränke sollten möglichst keine Kalorien enthalten, da stark kalorienhaltige Getränke der Gewichtsabnahme entgegenwirken können. Verzichten Sie daher besser auf Cola-Getränke, Limonaden, Milch-Shakes etc. Zu empfehlen sind stattdessen z.B. stilles Wasser, zuckerfreie Getränke ohne Kohlensäure, Tee oder Kaffee.
- Faserreiche Lebensmittel (z.B. Spargel, Staudensellerie, Rhabarber, Lauch, Fleisch) sind mit Vorsicht zu genießen! Kauen Sie solche Nahrungsmittel besonders gut durch, da diese den Vormagen bzw. die Öffnung zum Restmagen unter Umständen blockieren können. Zerschneiden Sie faserige Nahrungsmittel am besten vor dem Essen zusätzlich in sehr kleine Stücke.
- Trinken Sie während des Essens nicht und auch nicht direkt danach.
- Trinken Sie stattdessen zwischen den Mahlzeiten, um über den Tag ausreichend Flüssigkeit aufzunehmen.
Das Einsetzen eines Magenbandes ist kein bequemer "Freifahrtsschein" zum passiven Abnehmen, mit dem die alten Ernährungsgewohnheiten, die zum Übergewicht geführt haben, weitergelebt werden können. Vielmehr bedeutet eine Magenband-OP, dass der Betroffene nach dem Eingriff selbst aktiv wird und mit ausreichend Disziplin an seinen Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten mitarbeitet.
Eine Magenband-OP ist reversibel, lässt sich also wieder rückgängig machen. Einmal angebracht, verbleibt das Magenband jedoch im Allgemeinen im Körper, auch nach Erreichen des Wunschgewichts.
Zwar lässt sich das Magenband problemlos entfernen, dadurch vergrößert sich der Magen jedoch auf einen Schlag wieder auf die früheren Ausmaße – und dadurch würde auch das Sättigungsgefühl wie zuvor erst nach dem Verzehr größerer Essensmengen eintreten. In der Folge legen die meisten Betroffenen nach dem Entfernen des Magenbandes daher rasch wieder an Gewicht zu.
Voraussetzungen
Eine Magenband-OP ist keine alltägliche "Diät-Maßnahme", sondern kommt nur unter bestimmten Bedingungen infrage. Etwa wenn der Betroffene ...
- ... unter sehr starkem, krankhaftem Übergewicht (Adipositas) leidet und einen Body-Mass-Index (BMI) von 40 oder höher hat.
- ... einen BMI zwischen 35 und 40 hat und als Folge des Übergewichts an Erkrankungen leidet wie:
- ... bereits länger als 5 Jahre an Adipositas leidet.
- ... mindestens ein Jahr lang versucht hat, auf herkömmlichen Wegen abzunehmen und dabei keinen Erfolg hatte.
Zudem muss der Betroffene bereit sein,
- sich nach der OP durch Experten bei seiner Ernährung beraten zu lassen.
- Ernährungsänderungen zu befolgen.
- sich weiterhin ärztlich betreuen zu lassen.
Wann nicht?
Es gibt auch Gründe, die gegen eine Magenband-OP sprechen. So ist ein Magenband zum Beispiel nicht zu empfehlen bei Betroffenen ...
- ..., die an einer nicht ausgeheilten Suchterkrankung leiden (z.B. Drogensucht, Alkoholkrankheit).
- ... mit unbehandelter Ess-Brech-Sucht (Bulimie).
- ... mit instabiler oder unbehandelter psychischer Erkrankung.
- ... mit einer sog. konsumierenden Grunderkrankung, also Erkrankungen, die zu Gewichtsverlust führen können (z.B. Krebs, Tuberkulose, AIDS).
- ... mit gut- oder bösartigen Geschwulsten (Neoplasien).
- ... mit einer chronischen Erkrankung wie Leberzirrhose.
Komplikationen
Zu Komplikationen kann es kommen, wenn das Magenband verrutscht und dadurch keinen Vormagen mehr bilden kann. In solchen Fällen wird das Magenband operativ entfernt. Das gilt ebenso, wenn das Magenband in die Wand des Magens einwächst.
Berücksichtigt der Betroffene das kleinere Fassungsvermögen des Vormagens nicht und versucht, gewohnt große Essensportionen zu sich zu nehmen, kann dies auf Dauer dazu führen, dass sich die Speiseröhre ausdehnt und zu einer Art "Ersatzmagen" wird. Dadurch verliert das Magenband letztlich seine Funktion beziehungsweise verschlechtert die gewünschte Wirkung. Auch in diesem Fall ist eine Entfernung des Magenbandes in Erwägung zu ziehen.