Bild von einer Kokosnuss, Kokosöl und Kokosfett.
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Kokosöl: Gesundes Superfood oder alles erfunden?

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 21.02.2024

Kokosöl, auch Kokosnussöl oder Kokosfett, ist voll im Trend und gilt als besonders gesund. So soll Kokosöl zum Beispiel vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen. Dabei enthält es vor allem gesättigte Fettsäuren, die als ungesund gelten. Wie gesund ist Kokosöl also wirklich und wofür kann man es verwenden? 

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Was ist Kokosöl?

Kokosöl, beziehungsweise Kokosfett, wird in Form von Plattenfett angeboten und in weißen Blöcken als Brat- und Frittierfett verkauft. So ist es hierzulande bekannt geworden. Dazu wird es nach der Gewinnung aus dem Fruchtfleisch der Kokosnuss industriell verarbeitet: Es wird raffiniert, gebleicht und desodoriert, damit der Duft möglichst neutral ist.

Inzwischen wird Kokosöl häufig als weißliches, streichfestes Fett in Gläsern verkauft und ist auch in Bio-Qualität erhältlich. Das Öl ist bei Zimmertemperatur nicht flüssig, sondern cremig. Erst ab einer Temperatur von etwa 24 Grad Celsius wird es flüssig, was jedoch keinen negativen Einfluss auf das Produkt hat.

Sogenanntes natives Kokosöl wird aus Kokosmilch extrahiert oder aus dem erntefrischen Kokosnussfruchtfleisch gewonnen und nicht weiter chemisch behandelt. Der Zusatz "nativ" besagt, dass das Öl aus einer Kaltpressung stammt und naturbelassen ist. 

Verwendungszwecke von Kokosöl: Braten, Pflege für Haut und Haare

Kokosöl wird häufig zum Braten und Frittieren bei der Herstellung von Kartoffelchips, Pommes frites und süßen Backwaren verwendet. Es kommt zudem oft in der industriellen Fertigung von Süßigkeiten zum Einsatz. Doch nicht nur zum Kochen wird Kokosöl verwendet.

Kokosöl für Haut, Haare und Zähne

Auch in der Kosmetikindustrie wird auf Kokosöl gesetzt. Vor allem in Produkten für Haut und Haare wird das Öl verarbeitet, da es einen feuchtigkeitsspendenden Effekt hat. Zudem verwenden viele Menschen Kokosöl auch als Mundspülungen zum Ölziehen oder zum Zähneputzen. Denn das Öl soll Erreger im Mund eliminieren und zugleich die Zähne aufhellen. Fachleute raten jedoch davon ab, um den Zahnschmelz nicht anzugreifen.

Hilft Kokosöl gegen Zecken und Mücken?

Ausreichend erforscht ist der Effekt von Kokosöl gegen Parasiten wie Zecken oder Mücken. Das Öl enthält einen hohen Anteil an der mittelkettigen Fettsäure Laurinsäure, welche die Parasiten abschrecken soll. Wer jedoch einen sicheren Schutz gegen die Parasiten sucht, sollte besser auf Sprays aus der Apotheke setzen.

Kokosöl enthält mehrfach gesättigte Fettsäuren

Die in Kokosfett enthaltenen Fettsäuren wie Laurinsäure, Caprylsäure oder Caprinsäure sind zu rund 90 Prozent mehrfach gesättigt. Butter enthält dagegen gut 50 Prozent gesättigte Fettsäuren.

Gesättigte Fettsäuren gelten jedoch als ungesund für den Körper, weil sie bestimmte Blutfettwerte steigern, das LDL-Cholesterin (sog. "schlechtes" Cholesterin) und die Triglyceride. Ein erhöhter Spiegel kann zu einem gesteigerten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Somit halten sich die Aussage vieler Hersteller nicht, dass Kokosöl Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Demenzerkrankungen wie Alzheimer vorbeugen kann. Dafür gibt es keinerlei Belege.

Auch wenn Kokosöl ein Naturprodukt ist, kann es bedenkliche Substanzen enthalten. So wurden etwa in manchen Produkten ein sehr hoher Gehalt an Mineralölbestandteile nachgewiesen.

Fachleute warnen vor erhöhtem Verzehr von Kokosöl

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor dem übermäßigen Verzehr von Kokosfett und verweist dabei auf ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko. Die Empfehlung lautet deshalb, den Konsum von Kokosöl zu begrenzen.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt ebenfalls die Empfehlung, sparsam mit gesättigten Fettsäuren zu sein. Pflanzenfette wie Kokosöl oder Palmkernfett sollten, wenn überhaupt, nur selten und sparsam konsumiert werden. Auch die DGE verweist auf den hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren, die einen negativen Effekt auf den Körper haben. Stattdessen sollten mehrfach ungesättigte Fettsäuren zum täglichen Kochen verwendet werden, die etwa in hochwertigen Pflanzenölen wie Raps-, Oliven- oder Sonnenblumenöl enthalten sind. 

Ein Punkt, der für heimische Öle spricht, sind die langen Transportwege, da Kokospalmen nur in tropischen Regionen wachsen. Zudem ist Kokosnussöl wesentlich teurer als Öle aus regionalem Anbau.

Fazit: Ist Kokosöl wirklich gesund?

Die Studienlage bestätigt die Empfehlungen von WHO und DGE. Eine Übersichtsstudie hat ergeben, dass Kokosnussöl grundsätzlich das Gesamtcholesterin im Blut erhöht. Dieser Effekt ist stärker als bei ungesättigten Pflanzenölen, allerdings weniger stark, als es bei Butter der Fall ist. Butter ist demnach mit Blick auf den Fettstoffwechsel noch ungeeigneter als Kokosöl.

Grundsätzlich spricht nichts dagegen, eine geringe Menge Kokosöl in der täglichen Küche zu verwenden, um Gerichten eine Kokosnote zu verleihen. Vielmehr ist es wichtig, insgesamt auf eine ausgewogene, gesunde Ernährung zu achten. Aus gesundheitlichen Gründen auf Kokosöl umzusteigen, ist aber nicht sinnvoll. Kokosöl für die Haare oder die Haut zu verwenden, ist hingegen völlig unbedenklich. Grundsätzlich sollte Bio-Kokosöl aus fairem und nachhaltigem Anbau gekauft werden.