Man sieht eine Ärztin im Gespräch mit einem Patienten.
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Elektromyographie (EMG)

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education)
Letzte Aktualisierung: 24.12.2021 - 08:58 Uhr

Die Elektromyographie (EMG) bestimmt die elektrische Aktivität eines Muskels. Je nachdem, wie der Muskel auf Ruhe oder Anspannung reagiert, kann der Arzt feststellen, ob eine bestimmte Erkrankung vorliegt.

Allgemeines

Im Ruhezustand zeigt ein gesunder Muskel keine elektrische Aktivität. Werden Muskelzellen erregt – zum Beispiel bei einer Armbewegung – ziehen sich entsprechende Muskelgruppen zusammen (Kontraktion). Diese Muskelaktivität kann mithilfe von Elektroden gemessen und anschließend sichtbar und hörbar gemacht werden. Ein gesunder Muskel reagiert mit anderer Aktivität als ein kranker Muskel.

Durch die Stärke und Art der entstehenden Stromimpulse kann der Arzt eine Aussage über die Muskelfunktion sowie mögliche Muskel- und Nervenerkrankungen treffen.

Myogen bedeutet so viel wie "vom Muskel ausgehend".

Durchführung

Eine Elektromyographie (EMG) kommt erst zum Einsatz, wenn der Arzt eine körperliche Untersuchung durchgeführt und eine Verdachtsdiagnose gestellt hat. Nur so kann er gezielt einzelne Muskeln untersuchen.

Vor der Elektromyographie desinfiziert der Arzt die entsprechende Hautstelle, unter der sich der zu untersuchende Muskel befindet. Anschließend sticht er durch die Haut dünne Nadelelektroden in den Muskel. Die Elektroden messen die elektrische Spannung, die in Ruhe und bei Anspannung vom Muskel erzeugt wird. Diese Spannung wird über einen Computer sichtbar und hörbar gemacht.

Die Elektromyographie erfolgt in mehreren Schritten:

  • Zunächst erfasst der Arzt die elektrische Muskelaktivität während des Nadeleinstichs (sog. Einstichaktivität) und in Ruhe (sog. Spontanaktivität).
  • Anschließend prüft er die Aktivität bei mäßiger Muskelanspannung.
  • In einem weiteren Schritt wird getestet, wie hoch die Muskelaktivität bei größtmöglicher Muskelanspannung ist.

Alternativ können Oberflächenelektroden auf den Muskel aufgelegt werden, sodass kein Einstich erfolgen muss. Durchschnittlich dauert eine Elektromyographie etwa bis zu einer halben Stunde, wobei Einstichstelle und -tiefe mehrfach verändert werden.

Anwendungsgebiete

Die bei der Elektromyographie (EMG) entstehenden elektrischen Aktivitätsmuster des zu untersuchenden Muskels machen es möglich, zwischen nervlich und muskulär bedingten Erkrankungen zu unterscheiden. Daher ist diese Untersuchung unter anderem zur Diagnose von Nervenverletzungen, Muskelschwächen und Muskelentzündungen sowie zur Unterscheidung bestimmter Nervenerkrankungen (Polyneuropathien) geeignet. Auch bei Verdacht auf Erkrankungen des Rückenmarks kann eine Elektromyographie zum Einsatz kommen. Häufig wird die EMG mit einer Elektroneurographie (ENG) zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit kombiniert.

Risiken und Komplikationen

Ernsthafte Komplikationen treten bei der Elektromyographie (EMG) gewöhnlich nicht auf. Lediglich die Einstiche durch die Nadelelektroden verursachen ähnliche Schmerzen wie eine Spritze oder eine Blutentnahme. Nach der Untersuchung kann man sofort wieder seinem Alltag nachgehen. Einige Tage nach der Elektromyographie kann der Muskel noch schmerzen oder sich taub anfühlen.

Bei einer gestörten Blutgerinnung sollte eine EMG aufgrund der erhöhten Blutungsgefahr nicht durchgeführt werden. Auch Personen, die gerinnungshemmende Medikamente einnehmen, sollten auf diese Untersuchung verzichten.