Sollten sich Schwangere gegen Covid-19 impfen lassen?
Wegen widersprüchlicher Aussagen sind viele schwangere Frauen unsicher, ob sie sich gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 impfen lassen sollen oder nicht. Lesen Sie, wann eine Impfung für Schwangere Sinn macht und wie sicher sie für das ungeborene Baby ist.

Inhaltsverzeichnis
Die kurze Version der Antwort lautet: Schwangere Frauen dürfen sich durchaus impfen lassen. Da Schwangere aus ethischen Gründen nicht an ersten Studien für Medikamente teilnehmen dürfen, fehlen allerdings Langzeitdaten zu eventuellen Nebenwirkungen auf das ungeborene Kind. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt daher, Nutzen und Risiken sorgfältig abzuwägen. Was aber bedeutet das genau? Wann soll sich eine schwangere Frau gegen Covid-19 impfen lassen? Dafür müssen wir nun weiter ausholen.
Video: Coronavirus – müssen Schwangere sich Sorgen um sich und ihr Baby machen?
Mehrere gynäkologische Fachgesellschaften haben sich in einer Stellungnahme zur Impfung für Schwangere geäußert. Darin empfehlen sie die Impfung zwar nicht generell für Schwangere. Sie plädieren jedoch dafür, Schwangere nicht per se von den Impfungen auszuschließen.
Die Impfung gegen Covid-19 macht der Stellungnahme zufolge für eine Schwangere Sinn, wenn sie ein erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf hat.
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Das ist zum Beispiel der Fall, wenn sie
- Bluthochdruck,
- starkes Übergewicht oder
- Diabetes mellitus hat oder
- älter ist als 35 Jahre (Risikoschwangerschaft).
Auch Schwangere, die zum Beispiel beruflich viel mit Menschen und somit potenziell Infizierten zu tun haben, sollten sich impfen lassen.
In jedem Fall sollten sich enge Kontaktpersonen von Schwangeren impfen lassen. Diese werden auch vorrangig geimpft.
Ausdrücklich empfohlen wird die Impfung auch allen Frauen mit Kinderwunsch – wobei ein Kinderwunsch kein Kriterium ist, um in der Priorisierungsstufe aufzusteigen. Eine Impfung beeinflusst nicht die Fruchtbarkeit und kann vor einer Infektion während der Schwangerschaft schützen und somit das Risiko einer Frühgeburt verringern.
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Risiko und Nutzen
Da Infektionen generell zu Frühgeburten führen können, müssen Neugeborene von mit Covid-19 infizierten Müttern häufiger nach der Geburt auf der Intensivstation betreut werden als Kinder von gesunden Müttern.
Experten nehmen an, dass nach einer Impfung indirekt auch das ungeborene Kind mit Antikörpern versorgt und somit vor einer Infektion mit Covid-19 vorerst geschützt ist.
Schwangere Frauen zeigen zwar im Vergleich zu gleichaltrigen, nicht schwangeren Frauen seltener Symptome wie Fieber und Gliederschmerzen. Jedoch gibt es unter ihnen mehr schwere Verläufe und die Sterblichkeit ist erhöht.
Mögliche Nebenwirkungen
Es ist nicht bekannt, dass das Nebenwirkungsspektrum bei Schwangeren über das von nicht Schwangeren hinaus geht. Allerdings existieren auch noch keine Studien mit schwangeren Frauen und es liegen keine Langzeitdaten vor.
Fest steht, dass eine Infektion der Mutter oder des ungeborenen Kindes mit SARS-CoV-2 durch eine Impfung nicht möglich ist, da die Impfstoffe keine vermehrungsfähigen Viren enthalten.
Eine tierexperimentelle Studie des Impfstoffherstellers Moderna zeigte keine nachteiligen Auswirkungen auf die weibliche Fruchtbarkeit oder auf die Entwicklung des ungeborenen und neugeborenen Kindes. Eine Studie des Impfstoffherstellers BioNTech dazu liegt noch nicht vor. Die Impfstoffhersteller sammeln zwar Daten von geimpften Schwangeren, jedoch liegen hierzu noch keine ausreichenden Ergebnisse vor.
Die beim mRNA-Impfstoff verabreichte mRNA ist etwa 72 Stunden lang in der Einstichstelle und den Lymphknoten nachweisbar. Nicht bekannt ist, ob sie auch in die Plazenta vordringt. Jedoch ist es nicht möglich, dass mRNA in das Genom der Geimpften oder des ungeborenen Kindes übergeht.
Fazit: Der beste Weg, um sich für oder gegen eine Impfung zu entscheiden, ist das Gespräch mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt. Sie oder er kann entscheiden, ob bei der Schwangeren Nutzen oder Risiken überwiegen. Im besten Fall lässt sich eine Frau bereits mit Kinderwunsch impfen, bevor sie schwanger wird.
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COVID-19-Impfung von Schwangeren und Frauen mit Kinderwunsch. Gemeinsame Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM), der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), der Deutschen Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin (DGPGM), der Deutschen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin (DGRM), der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin (DGGEF), der AG Geburtshilfe und Pränatalmedizin in der DGGG (AGG), der AG Universitäre Reproduktionsmedizinische Zentren der DGGG (URZ), des Dachverbands Reproduktionsbiologie und –Medizin (DVR), der Bundesarbeitsgemeinschaft Leitender Ärztinnen und Ärzte in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe (BLFG) und des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF): www.dgpm-online.org (Stand: 8.2.2021)
Schwangere und ihr Baby können von COVID-19-Impfung profitieren. Online-Informationen des Deutschen Ärzteblatts: www.aerzteblatt.de (Stand: 29.1.2021)
Kubiak, J.M., et al.: Severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 serology levels in pregnant women and their neonates. Online-Informationen des American Journal of Obstetrics & Gynecology: www.ajog.org (22.1.2021)
Letzte inhaltliche Prüfung: 09.02.2021Letzte Änderung: 09.02.2021