Coronavirus: Was Schwangere dazu wissen sollten
Was bedeutet das neue Coronavirus SARS-CoV-2 für Frauen in der Schwangerschaft, für das Ungeborene und für die Geburt? Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten für Schwangere zusammengestellt.

Inhaltsverzeichnis
Die guten Nachrichten vorweg: Zwar ist das Wissen über SARS-CoV-2 und die dadurch verursachte Erkrankung COVID-19 derzeit noch begrenzt. Doch nach den bisherigen Erfahrungen mit dem neuen Coronavirus …
- … scheinen infizierte Schwangere kein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe zu haben. Die meisten Schwangeren werden bei einer Infektion mit dem neuen Coronavirus also nur leichte bis mittelschwere erkältungs- oder grippeähnliche Symptome bekommen.
- … ist eine Übertragung von SARS-CoV-2 auf das ungeborene Kind im Mutterleib sehr unwahrscheinlich. Bei Kindern allgemein scheint COVID-19 selten aufzutreten und dann milde zu verlaufen.
Coronavirus-Infektion in der Schwangerschaft: Gefährlich fürs Baby?
Nach dem, was bisher über das neue Coronavirus bekannt ist, müssen Schwangere sich keine allzu großen Sorgen um ihr Baby machen. Wie es aussieht, bedeutet eine Infektion mit SARS-CoV-2 in der Schwangerschaft
- kein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten und
- kein erhöhtes Risiko für Anomalien beim Baby.
Video: Coronavirus – müssen Schwangere sich Sorgen um sich und ihr Baby machen?
Coronavirus: Schutzmaßnahmen
Wie können sich Schwangere vor Corona schützen?
Zum Schutz vor dem neuen Coronavirus gelten für Schwangere die gleichen Empfehlungen wie für alle anderen:
- Schränken Sie Ihre sozialen Kontakte ein. Meiden Sie vor allem engen Kontakt zu Menschen mit erkältungs- oder grippeähnlichen Symptomen.
- Waschen Sie sich häufig die Hände mit Wasser und Seife oder desinfizieren Sie sie mit einem alkoholhaltigen Desinfektionsmittel (mind. 60 % Alkohol).
- Bedecken Sie beim Husten oder Niesen Mund und Nase mit der Armbeuge oder einem Einmal-Taschentuch. Benutzte Taschentücher sofort wegwerfen – am besten in einen geschlossenen Behälter.
- Rufen Sie frühzeitig Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt an, wenn Sie oder Ihr Kind Fieber, Husten oder Atembeschwerden haben.
Video: Richtig Hände waschen
Nach Kontakt mit Coronavirus: Was sollten Schwangere tun?
Wenn Sie als Schwangere engen Kontakt zu jemandem hatten, der nachweislich mit dem neuen Coronavirus infiziert ist, rufen Sie sofort Ihr zuständiges Gesundheitsamt oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst (Telefonnummer 116117) an. Auch wenn Sie keine Symptome haben.
Wenn Sie Symptome einer Corona-Infektion entwickeln (wie etwa trockenen Husten, Fieber, Abgeschlagenheit, Atemprobleme, Halskratzen oder Kopf- und Gliederschmerzen), rufen Sie auch Ihre Frauenärztin oder Ihren Frauenarzt an. Dann erfahren Sie, wie es weitergeht.
Positiver Coronavirus-Test in der Schwangerschaft: Was nun?
Wenn Sie als Schwangere nachweislich mit dem neuen Coronavirus infiziert sind, müssen Sie zum Schutz Ihrer Mitmenschen in Quarantäne. Wie es nun genau weitergeht, hängt von Ihrem Gesundheitszustand und dem der restlichen Haushaltsmitglieder ab:
- Wenn Sie keine oder nur leichte Symptome haben und weder Sie noch andere Personen im Haushalt ein erhöhtes Risiko für Komplikationen haben (z. B. wegen einer chronischen Grunderkrankung), können Sie sich in häusliche Quarantäne begeben.
- Wenn Sie schwerere Symptome entwickeln, müssen Sie möglicherweise ins Krankenhaus.
Vergessen Sie auch nicht, Ihre Frauenärztin oder Ihren Frauenarzt telefonisch über das Testergebnis zu informieren.
Häusliche Quarantäne in der Schwangerschaft
Bei einer Coronavirus-Infektion in der Schwangerschaft gelten für häusliche Quarantäne dieselben Regeln wie sonst auch: Die Infizierten sollten möglichst zu Hause bleiben und zwei Wochen lang den Kontakt mit anderen Menschen vermeiden. Das heißt im Einzelnen:
- Bleiben Sie zu Hause und empfangen Sie keine Besuche.
- Gehen Sie weder zur Schule oder zur Arbeit noch in öffentliche Bereiche.
- Benutzen Sie keine öffentlichen Verkehrsmittel.
- Isolieren Sie sich so gut wie möglich von anderen Haushaltsmitgliedern. Das bedeutet z. B. auch, dass Sie Handtücher, Geschirr und Utensilien nicht gemeinsam verwenden und nicht gemeinsam essen.
- Lüften Sie regelmäßig die Räume, in denen sie sich befinden.
- Bitten Sie Familienangehörige, Freunde oder Nachbarn darum, Ihnen bei Besorgungen zu helfen (oder nutzen Sie Lieferservices). Bei der Übergabe der Einkäufe ist direkter Kontakt zu vermeiden (z. B. indem die Helfer die Einkäufe vor Ihrer Tür abstellen).
- Wenn Sie dringend Medikamente oder eine ärztliche Behandlung benötigen, kontaktieren Sie Ihre Haus- oder Facharztpraxis.
Als Schwangere in häuslicher Quarantäne sollten Sie zudem wissen, was zu tun ist, wenn Sie sich außerhalb der Praxiszeiten nicht gut fühlen oder gar ein medizinischer Notfall eintritt. Wenden Sie sich dazu vorab ans Gesundheitsamt oder an die Person, die Sie ambulant ärztlich betreut. Klären Sie dabei auch folgende Fragen:
- Welches Krankenhaus soll Sie bei Bedarf aufnehmen?
- Wie sollen Sie dorthin gelangen?
- Welche Unterlagen müssen Sie mitbringen?
Wenn Sie während Ihrer häuslichen Quarantäne das Gefühl haben, dass mit Ihnen oder Ihrem Baby etwas nicht stimmt, wenden Sie sich an Ihre Frauenärztin oder Ihren Frauenarzt. Wenn Sie ins Krankenhaus sollen,
- lassen Sie sich am besten in einem privaten Verkehrsmittel oder einem Krankenhaustransport dorthin bringen und
- benachrichtigen Sie das Krankenhaus vor Ihrer Ankunft telefonisch.
Vorgeburtliche Untersuchungen trotz häuslicher Quarantäne?
Wenn Sie wegen einer möglichen oder bestätigten Coronavirus-Infektion in häuslicher Quarantäne sind, informieren Sie Ihre Frauenarztpraxis telefonisch darüber. Stehen in der Zeit Termine zu vorgeburtlichen Untersuchungen an, können Sie diese Termine wahrscheinlich ohne Probleme verschieben.
Wenn Ihre Hebamme, Ihre Ärztin oder Ihr Arzt jedoch eine Untersuchung noch während der Quarantäne für nötig hält, wird die Praxis die erforderlichen Vorkehrungen treffen, damit Sie den Termin wahrnehmen können.
Was ist beim Geburtsort zu beachten?
Schwangere mit einer möglichen oder bestätigten Coronavirus-Infektion sollten zur Geburt vorsichtshalber eine Klinik aufsuchen, in der das Baby lückenlos elektronisch überwacht und der Sauerstoffgehalt stündlich geprüft werden kann. Das soll zeigen, wie das Baby auf Wehen reagiert.
Eine solche Überwachung kann nur in einer geburtshilflichen Abteilung stattfinden, in der Ärztinnen oder Ärzte und Hebammen anwesend sind. Eine Geburt im eigenen Zuhause oder in einem Geburtshaus, wo nur Hebammen anwesend sind, ist für Schwangere mit möglicher oder bestätigter Coronavirus-Infektion darum nicht zu empfehlen.
Wirkt sich eine Coronavirus-Infektion auf die Geburt aus?
Nach aktuellem Wissensstand spricht bei einer Coronavirus-Infektion nichts gegen eine normale Geburt. Es gibt keine Hinweise darauf, dass ein Kaiserschnitt für Mutter oder Kind sicherer wäre. Für Schwangere, bei denen wegen Problemen bei der Atmung eine schnelle Entbindung nötig ist, kann jedoch eine Kaiserschnittgeburt ratsam sein.
Trotz Coronavirus-Infektion scheint auch eine Periduralanästhesie (PDA) problemlos möglich zu sein. Von Lachgas zur Schmerzbehandlung während der Geburt raten Fachleute jedoch ausdrücklich ab. Denn dessen Verwendung kann die Ausbreitung der Coronaviren durch Tröpfchen in der Luft erhöhen.
Was tun, wenn Wehen einsetzen?
Wenn Sie während Ihrer häuslichen Quarantäne Wehen bekommen, setzen Sie sich am besten mit Ihrer Entbindungsstation in Verbindung. Dort können Sie um Rat fragen und sich zum weiteren Vorgehen beraten. Vergessen Sie nicht, dabei auch Ihre vermutete oder bestätigte Coronavirus-Infektion zu erwähnen.
Nach der Geburt
Ist das Coronavirus von der Mutter aufs Kind übertragbar?
Bislang gibt es nur vereinzelte Hinweise darauf, dass eine mit dem Coronavirus infizierte Schwangeren ihr Baby im Mutterleib oder bei der Geburt anstecken könnte. Insgesamt ist das Risiko für ein solches Ereignis also sehr gering.
Da Atemwegsviren wie das neue Coronavirus sich normalerweise nicht über die Muttermilch übertragen, können betroffene Frauen auch stillen. Bei jedem Kontakt zwischen dem Baby und einer möglicherweise oder nachweislich infizierten Person (also auch beim Stillen) sind aber folgende Vorsichtsmaßnahmen wichtig, um das Baby vor einer Ansteckung zu schützen:
- In der Nähe des Babys eine Atemschutzmaske tragen
- Vor und nach dem Kontakt mit dem Baby immer die Hände waschen
- Kontaminierte Oberflächen reinigen und desinfizieren
Video: Kann ich mein Baby trotz Coronavirus stillen?
Wird das Neugeborene aufs Coronavirus getestet?
Ja: Wenn eine Schwangere zum Zeitpunkt der Geburt möglicherweise oder nachweislich eine Coronavirus-Infektion hat, wird ihr Baby auf Corona getestet.
Können Mutter und Kind zusammenbleiben?
Bei einer möglichen oder bestätigten Coronavirus-Infektion gegen Ende der Schwangerschaft diskutieren Sie am besten mit Ihrer Familie und Ihren Ärztinnen oder Ärzten, welche Vorteile und Risiken der Kontakt zu Ihrem Baby direkt nach der Geburt mit sich bringt.
Nach bisherigem Wissensstand können Sie jedoch nach der Geburt mit Ihrem Baby zusammenbleiben, wenn Sie das wünschen (es sei denn, Ihr Baby muss in der Neugeborenenstation betreut werden). Wenn es in Zukunft neue Erkenntnisse über das neue Coronavirus gibt, könnten sich die Empfehlungen hierzu aber noch ändern.
Hinweise und FAQ vom Berufsverband der Frauenärzte e. V. (BVF) und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) vereint im German Board and College of Obstetrics and Gynecology (GBCOG) zu spezifischen Risiken der COVID-19-Virusinfektion (PDF). Online-Informationen der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (Hrsg.): www.dggg.de (Abrufdatum: 22.7.2020)
Covid-19 in der Schwangerschaft: SARS-CoV-2 Infektion im Mutterleib. Online-Informationen der Pharmazeutischen Zeitung: www.pharmazeutische-zeitung.de (Stand: 18.7.2020)
SARS-CoV-2 Steckbrief zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19). Online-Informationen des Robert-Koch-Instituts: www.rki.de (Stand: 10.7.2020)
Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Coronavirus SARS-CoV-2. Online-Informationen des Robert-Koch-Instituts: www.rki.de (Stand: 3.7.2020)
Coronavirus: Das sollten Eltern und Schwangere wissen. Online-Informationen des Deutschen Komitees für UNICEF e. V.: www.unicef.de (Stand: 16.4.2020)
Weitere Informationen
Onmeda-Lesetipps:
- Forum Coronavirus/Covid-19
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- Video: Coronavirus-Infektion – 6 Dinge, die Schwangere wissen sollten
Linktipps:
- Gesundheitsamt nach Postleitzahl oder Ort Hier finden Sie ganz einfach heraus, welches Gesundheitsamt für Sie zuständig ist.
- corona-datenspende.de Wer ein Fitnessarmband oder eine Smartwatch hat, kann bei der Bekämpfung des Coronavirus helfen. Hier erfahren Sie, wie das geht.
Letzte Änderung: 12.01.2021