Coronavirus: Wie sinnvoll sind Mundschutz und Atemschutz?
Die aktuellen Nachrichten rund um die Corona-Pandemie machen vielen Angst. Klar, dass man sich schützen möchte. Erfahren Sie, wann Mundschutz oder Atemschutzmaske wirklich angebracht sind und worauf man dabei achten sollte.

Inhaltsverzeichnis
Ein paar Begrifflichkeiten vorab: Als Mundschutz bezeichnet man die aus dünnem Vlies bestehende Einwegmasken, die hinter den Ohren befestigt werden (sog. OP-Maske bzw. Mund-Nase-Schutz). Es gibt sie einlagig oder mehrlagig.
Atemschutzmasken hingegen sind vorgeformt, etwas stabiler und mit Filter erhältlich, die mit FFP-1, FFP-2 oder FFP-3 (FFP = filtering face piece) unterschiedliche Schutzklassen bieten. Je nach Schutzklasse filtern sie unterschiedliche Partikelgrößen aus der Atemluft.
Mundschutz (Mund-Nase-Schutz, OP-Maske)
Ein Mundschutz bietet beim Einatmen keinen sicheren Schutz vor Viren, egal ob Grippe- oder Coronavirus: Beim Ausatmen werden unterschiedlich große, teils winzige Tröpfchen freigesetzt (sog. Aerosol). Ist man infiziert, sind diese Tröpfchen erregerhaltig. Diese virenhaltigen Tröpfchen sind größtenteils so klein, dass sie problemlos mit der Einatemluft durch das Vlies hindurchgelangen. Als eine Art Spuckschutz kann er jedoch möglicherweise verhindern, dass größere Tröpfchen vom Träger auf die Schleimhäute des Gegenübers gelangen oder vom Gegenüber in den eigenen Mund-Nasen-Raum.
Solch ein einfacher Mundschutz ist also insbesondere sinnvoll, wenn man selbst infiziert ist und andere schützen möchte. Dass ein Mundschutz dazu beitragen kann, den noch gesunden Träger sicher zu schützen, gilt als eher unwahrscheinlich. Bislang gibt es keine wissenschaftlichen Daten, die das belegen könnten.
Video: So schützen Sie sich vor dem Coronavirus
Mundschutz richtig anwenden
Damit ein Mundschutz überhaupt schützen kann, muss man einige Dinge beachten. Es reicht nicht, sich die Maske einfach locker über Mund und Nase zu legen. Dann kann man den Mundschutz im Grunde genauso gut weglassen, denn bis zu 80 Prozent der Atemluft gehen so am Mundschutz vorbei.
Wichtig ist deshalb, dass der Mundschutz über Mund und Nase anliegt. Das funktioniert vor allem dann einigermaßen gut, wenn die Maske einen modellierbaren Nasenbügel hat, der nach dem Anlegen über der Nase angepresst wird. Während des Tragens sollte man den Mundschutz möglichst nicht mehr anfassen beziehungsweise bewegen. Sobald der Mundschutz feucht ist, muss man ihn wechseln.
Mundschutz richtig verwenden – so geht’s:
- Vor dem Aufsetzen: Hände gründlich waschen oder Händedesinfektionsmittel verwenden.
- Mundschutz so aufsetzen, dass er eng anliegt und Nase, Mund und Kinn lückenlos abdeckt.
- Pressen Sie den modellierbaren Nasenbügel an.
- Berühren Sie ab jetzt den Mundschutz möglichst nicht mehr.
- Falls Sie die Maske berührt haben: Waschen oder desinfizieren Sie die Hände.
- Beim Niesen oder Husten mit Mundschutz vorsichtshalber von anderen wegdrehen.
- Tauschen Sie die Maske aus, wenn diese durchfeuchtet ist.
- Verwenden Sie Vlies-Masken nicht mehrfach.
- Abnehmen und entsorgen:
- Fassen Sie den Mundschutz nicht von vorne an. Greifen Sie ihn stattdessen von hinten über die Träger.
- Entsorgen Sie den Mundschutz in einem verschließbaren Mülleimer.
- Waschen oder desinfizieren Sie sich die Hände.
FFP-2- und FFP-3-Atemschutzmasken
Atemschutzmasken mit Filter (FFP-2 oder FFP-2) sind im Grunde ausschließlich für den Schutz des Trägers gedacht: Sie schützen den Träger beim Einatmen vor sehr kleinen Partikeln, wahrscheinlich auch vor Viren wie dem Coronavirus. Jedenfalls besser als ein einfacher Mundschutz. Die Ausatemluft geht jedoch ungefiltert raus. FFP-2- und FFP-3-Masken sind deshalb vor allem im Krankenhausbetrieb beziehungsweise in Arztpraxen sinnvoll, wenn medizinisches Personal mit möglicherweise oder tatsächlich Infizierten Kontakt hat.
Auch FFP-2- oder FFP-3-Masken müssen dicht anliegen, um überhaupt schützen zu können. Solche Masken länger zu tragen, kann sehr anstrengend sein, da das Einatmen erschwert ist beziehungsweise man gegen einen Widerstand einatmet. Medizinisches Personal darf diese offiziell nur nach betriebsärztlicher Einweisung tragen.
Bei Bartträgern besteht zudem je nach Barttyp das Risiko, dass die Atemschutzmaske nicht dicht genug anliegen kann, um ihre Schutzwirkung voll zu entfalten. Denn beim Ein- und Ausatmen geht die Luft den Weg des geringsten Widerstands. Liegt die Maske aufgrund der Barthaare nicht dicht an, wird die Luft den Filter nur noch zu einem geringen Teil passieren – der größere Teil sucht sich seinen Weg durch die undichten Passagen am Barthaar.
Mundschutz in der Öffentlichkeit: Sinnvoll oder nicht?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürchtet, dass ein Mundschutz das persönliche Ansteckungsrisiko eher erhöht, da Betroffene sich damit in falscher Sicherheit wiegen. Das Gefühl, sich mit der Vliesmaske sicher zu schützen, könnte manche dazu verleiten, wirklich effektive Hygienemaßnahmen wie gründliches Händewaschen schleifen zu lassen.
Bei diesem Thema teilen sich jedoch die Meinungen. Denn selbst wenn ein Mundschutz Tröpfchen durchlässt, minimiert er doch den Tröpchenausstoß und kann so unter Umständen dazu beitragen, Infektionsketten zu unterbrechen. Möglicherweise fasst man sich während des Tragens zudem seltener ins Gesicht, was sich zusätzlich positiv auswirken könnte.
Sowohl das Robert-Koch-Institut als auch Bund und Länder raten deshalb inzwischen der Bevölkerung, im Nahverkehr sowie beim Einkaufen sogenannte Alltagsmasken beziehungsweise Mund-Nasen-Beckungen zu tragen. Damit sind keine OP-Masken oder Atemschutzmasken (wie FFP2- FFP3-Masken gemeint), sondern selbstgenähte oder käuflich erworbene Behelfsmasken aus Baumwollstoffen, die Mund und Nase abdecken.
Fazit
Ein Mundschutz bietet den Trägern selbst keinen sicheren Schutz vor Coronaviren. Man kann jedoch andere damit schützen.
FFP-2- oder FFP-3-Atemschutzmasken schützen zwar vor besser vor Viren als ein einfacher Mundschutz, sind für den Privatgebrauch jedoch nicht erforderlich.
Seit dem 16. April 2020 gibt es für die Bevölkerung Empfehlungen zum Tragen von sogenannten Alltagsmasken im öffentlichen Raum, also Mund-Nasen-Beckungen aus Baumwollstoff. Für den Privatgebrauch genügt solch ein Behelfs-Mundschutz.
Professioneller Mundschutz – und erst recht FFP2- oder FFP-3-Masken – sollte möglichst Personal aus Medizin- und Pflegebereichen vorbehalten sein. Damit der ärztliche Betrieb und dadurch auch die medizinische Versorgung aufrechterhalten werden kann, ist es wichtig, dass medizinisches Personal sich schützen kann.
Wer (Behelfs-)Mundschutze oder Atemschutzmasken trägt, sollte diese korrekt anwenden und darf andere Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen nicht vernachlässigen.
Robert-Koch-Institut empfiehlt Mund-Nasen-Bedeckung im öffentlichen Raum. Online-Informationen des Deutschen Ärzteblatts: www.aerzteblatt.de (Stand: 16.4.2020)
Epidemiologisches Bulletin Nr. 19/2020: Mund-Nasen-Bedeckung im öffentlichen Raum als weitere Komponente zur Reduktion der Übertragungen von COVID-19. Strategie-Ergänzung zu empfohlenen Infektionsschutz-maßnahmen und Zielen (3. Update). Online-Informationen des Robert-Koch-Instituts: www.rki.de (Stand: 14.4.2020)
Covid-19: Hygiene- und andere Schutzmaßnahmen. Online-Informationen der Deutschen Lungenstiftung: www.lungenaerzte-im-netz.de (Abrufdatum: 6.4.2020)
Behelfsmasken könnten laut RKI bei fehlendem Abstand sinnvoll sein. Online-Informationen des Deutschen Ärzteblatts: www.aerzteblatt.de (Stand: 3.4.2020)
Hinweise des BfArM zur Verwendung von selbst hergestellten Masken (sog. "Community-Masken"), medizinischem Mund-Nasen-Schutz (MNS) sowie filtrierenden Halbmasken (FFP2 und FFP3) im Zusammenhang mit dem Coronavirus (SARS-CoV-2 / Covid-19). Online-Informationen des Bundesministeriums für Arzneimittel und Medizinprodukte: www.bfarm.de (Stand: 31.3.2020)
Debatte über Mundschutzpflicht. Online-Informationen des Deutschen Ärzteblatts: www.aerzteblatt.de (Stand: 31.3.2020)
BÄK-Präsident ruft zum Tragen von Schutzmasken auf. Online-Informationen des Deutschen Ärzteblatts: www.aerzteblatt.de (Stand: 26.3.2020)
Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Coronavirus SARS-CoV-2. Online-Informationen des Robert-Koch-Instituts: www.rki.de (Stand: 14.3.2020)
Empfehlungen des Robert Koch-Institutes zu Hygienemaßnahmen im Rahmen der Behandlung von Patienten mit einer Infektion durch SARS-CoV-2. Online-Informationen des Robert-Koch-Instituts: www.rki.de (Stand: 13.3.2020)
Corona: Sollte ich eine Maske tragen – und wie? Online-Informationen der Deutschen Apotheker Zeitung: www.deutsche-apotheker-zeitung.de (Stand: 11.2.2020)
Hof, H., et al.: Duale Reihe Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2019
To Beard or not to Beard? That’s a good Question! Online-Informationen der Centers for Disease Control and Prevention: blogs.cdc.gov (Stand: 2.11.2017)
Leitlinie des Arbeitskreises "Krankenhaus- & Praxishygiene" der AWMF: Hygieneanforderungen bei ausgewählten respiratorisch übertragbaren Infektions-Erkrankungen (aerogen und Tröpfchen). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 029/032 (Stand: Januar 2016)
Weitere Informationen
Onmeda-Lesetipps:
- Coronaviren: Das richtige Verhalten im Alltag
- Coronavirus: Aktuelle Lage in Deutschland
- Coronavirus-FAQ: Die wichtigsten Fragen & Antworten zu dem neuen Erreger
Linktipps:
- Infografik des CDC: Gesichtsbehaarung und Atemschutzmasken (englisch, PDF)
- Nähanleitung für Behelfs-Mund-Nasen-Schutz (PDF)
Letzte Änderung: 17.04.2020