Zum Test vorm Fest? Alles Wichtige über Coronatests
Für viele Menschen ist das Weihnachtsfest ein Lichtblick im Corona-Dunkel. Raus aus der Isolation, Zusammensein mit der Familie, essen, trinken, feiern und die Pandemie für kurze Zeit vergessen –schön wäre es. Aber selbst wenn die Politik die aktuelle Strategie weiterfährt und die Kontaktbeschränkungen über die Feiertage lockert, bleibt ein schlechtes Gewissen: Bringe ich Oma und Opa in Gefahr? Schnelltests versprechen Sicherheit. Stäbchen rein und es kann losgehen mit der unbeschwerten Weihnachtsstimmung? Ganz so einfach ist es leider nicht. Wir beantworten Ihnen die wichtigsten Fragen zu Coronatests!

Inhaltsverzeichnis
Heiligabend mit der Familie kann schnell zum Superspreader-Event werden, wenn viele Personen aus verschiedenen Haushalten an dem Fest teilnehmen. Wenn von diesen Personen jeder zeitnah vor dem Fest einen Schnelltest macht und nur negativ getestete Personen an dem Treffen teilnehmen, verringert das das Risiko, sich gegenseitig bei der Feier anzustecken. Die größte Viruslast haben die meisten Infizierten nämlich, bevor sie ihre Infektion überhaupt bemerken. Und manche Menschen sind infiziert und haben überhaupt keine Symptome. Ein Test vor dem Fest ist also eine gute Idee – sofern Sie sich aufgrund eines negativen Ergebnisses nicht in falscher Sicherheit wiegen.
Video: Zum Test vorm Fest?
Welche Tests gibt es und wie zuverlässig sind sie?
Es gibt drei Arten von Tests.
Der PCR-Test ist der Goldstandard unter den Coronatests. Bei dem Verfahren wird aus einem Nasenrachen-Abstrich das Erbmaterial der Viren isoliert und vervielfältigt. Auf diese Weise lassen sich auch geringste Menge von SARS-CoV-2 nachweisen. Mittlerweile gibt es auch eine Methode, bei der man für etwa eine Minute mit einer speziellen Lösung gurgelt. Sind Viren vorhanden, werden sie mit der Flüssigkeit in ein Röhrchen gespuckt
Der Test ist sehr sicher und der Nachweis im Labor dauert nur rund 4 bis 5 Stunden. Allerdings müssen die Proben zunächst ins Labor geschickt werden. Je nach Probenaufkommen können dann mehrere Tage vergehen, bis dem Getesteten das Ergebnis vorliegt. In dieser Zeit müsste er sich isolieren, sonst entspricht das Ergebnis unter Umständen nicht mehr dem Ist-Zustand.
Auch bei den PCR-Tests gibt es Schnelltestverfahren. Die sind dann teurer und weniger zuverlässig als die klassischen PCR-Tests.
Der Antigen-Schnelltest weist anhand eines Nasenrachen-Abstrichs nicht das Erbgut des Virus nach, sondern dessen Antigen. Antigene sind Eiweißmoleküle auf der Oberfläche des Virus, anhand derer unser Immunsystem den Erreger erkennt und Antikörper bildet. Der Vorteil des Schnelltests: Er ist preiswerter als der PCR-Test, kann vor Ort ausgewertet werden und das Ergebnis liegt binnen 15 bis 30 Minuten vor. Der Nachteil: Er ist nicht so zuverlässig wie der PCR-Test, weil größere Virusmengen nötig sind, damit er positiv anzeigt. Auf der anderen Seite ist er auch weniger spezifisch. Das bedeutet, er kann ein falsch positives Ergebnis anzeigen. Zum Beispiel, wenn eine Infektion mit einem anderen Coronavirus als SARS-CoV-2 vorliegt.
Der Antikörpertest ist gar nicht geeignet, um eine aktuelle Infektion nachzuweisen. Er zeigt nur eine Immunreaktion des Körpers an. Um Antikörper nachzuweisen, ist eine Blutprobe nötig. Liegen Antikörper gegen das Virus vor, war der Getestete bereits mit SARS-CoV-2 infiziert. Der Test zeigt jedoch nicht an, wie lange die Infektion bereits zurückliegt. Zwar ist es weniger wahrscheinlich, dass man sich nach einer durchgemachten Infektion so bald wieder infizieren kann. Leider bedeutet das jedoch nicht, dass man aktuell nicht mehr ansteckend ist.
Wenn mein Testergebnis negativ ist, kann ich dann unbesorgt sein?
Leider nein. Ein Corona-Test ist immer nur eine Momentaufnahme. Ein negatives Testergebnis bedeutet, dass derjenige in dem Moment, in dem er sich hat testen lassen, nicht ansteckend war. Das kann zwei Tage später schon anders sein. Denn hat sich der Getestete erst kurz vor dem Test infiziert, lässt sich das Virus zum Zeitpunkt des Tests womöglich noch nicht nachweisen. Und zum anderen kann er sich auch nach dem Test noch infizieren.
Ein negatives Testergebnis verringert also das Risiko, andere anzustecken. Er befreit den Getesteten jedoch nicht von der AHA-Regel: Abstand halten, Hygiene beachten und Alltagsmaske tragen.
Wo kann ich mich testen lassen?
Wer sich testen lassen möchte, kann sich an seinen Hausarzt wenden oder sich beim ärztlichen Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigungen unter der kostenlosen Telefonnummer 116 117 informieren. Mittlerweile gibt es auch viele private Testzentren. Darunter auch Drive-ins, bei denen Sie für den Test nicht einmal das Auto verlassen müssen und das Ergebnis später online abrufen können. In der Regel ist es nötig, dort vorab einen Termin zu vereinbaren.
Leider gibt es in Deutschland derzeit noch keine Schnelltests für zu Hause. Das liegt an der Medizinprodukte-Abgabeverordnung, die besagt, dass Tests nicht an medizinische Laien abgegeben werden dürfen. Derzeit wird allerdings diskutiert, ob im Fall von Corona – wie bei den HIV-Schnelltests – eine Ausnahme gemacht werden kann. Antikörpertests gibt es bereits in der Drogerie für den Zu-Hause-Gebrauch zu kaufen. Allerdings muss die Probe ins Labor geschickt werden.
Achtung: Bitte kaufen Sie keine Schnelltests aus dem Internet! Es gibt viele Anbieter, die mit nicht zuverlässigen Tests Geld machen wollen.
Wie teuer sind die Tests?
Die Kosten sind je nach Test und Anbieter sehr unterschiedlich. Für einen klassischen, mehrtägigen PCR-Test sind es durchschnittlich rund 40 bis 60 Euro. Ein PCR-Schnelltest ist teurer und kostet etwa 70 bis 90 Euro. Ein Antigen-Schnelltest liegt bei 30 bis 40 Euro. Testen lassen kann sich jeder – sofern er selbst für die Kosten aufkommt.
Kostenlos beim Arzt getestet wird nur, wer
- Symptome hat.
- mit einer positiv getesteten Person engen Kontakt hatte.
- in einer Gemeinschaftseinrichtung oder -unterkunft wie zum Beispiel einer Schule oder Kita arbeitet, in der jemand positiv getestet wurde.
- Patient, Bewohner oder Personal einer Pflegeeinrichtung oder eines Krankenhauses ist, in der beziehungsweise dem es zu einem Ausbruch kam.
- in medizinischen Einrichtungen der stationären und ambulanten Versorgung aufgenommen oder wiederaufgenommen werden soll.
Pflegeheime und Krankenhäuser können Besuchern, Personal und Patienten außerdem regelmäßig Antigen-Schnelltests anbieten. Auch Lehrer und Erzieher dürfen sich regelmäßig testen lassen und sich bald sogar selbst testen.
Informationen zum Testen. Online-Informationen des Bundesministeriums für Gesundheit: www.zusammengegencorona.de (Abrufdatum: 10.12.2020)
Die nationale Teststrategie – Coronatests in Deutschland. Online-Informationen des Bundesministeriums für Gesundheit: www.bundesgesundheitsministerium.de (Stand: 7.12.2020)
Corman, V.M., et al.: Comparison of seven commercial SARS-CoV-2 rapid Point-of-Care Antigen tests. Online-Publikation auf Medrxiv, Preprint service for Health Sciences: www.medrxiv.org (13.11.2020)
Letzte inhaltliche Prüfung: 10.12.2020Letzte Änderung: 10.12.2020