Corona-Selbsttest für Laien: Wann gibt es ihn wo und wie sicher ist er?
Ab dem 9. März soll es die ersten Corona-Schnelltests zur Eigenanwendung zu kaufen geben. Zunächst online bei der Drogerie-Kette dm, dann auch in rund 2000 Filialen bundesweit. Wie sie funktionieren, wie sicher sie sind und wann mit weiteren Tests zu rechnen ist, erfahren Sie hier.

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Bislang durfte nur geschultes Personal Schnelltests vornehmen. Bald sind die Tests auch für Laien erhältlich. Die Selbsttests sind eigens für den Gebrauch von Privatpersonen zu Hause entwickelt worden. Denn die herkömmlichen Teststäbchen müssen sehr tief in den Rachen- und Nasenraum eingeführt werden, damit ein zuverlässiges Ergebnis angezeigt wird. Das ist unangenehm und kostet Überwindung. Das Risiko, dass der Test nicht ordentlich durchgeführt wird, ist daher groß.
Neue Tests mussten also her, die leicht verständlich, einfach in der Anwendung und problemlos abzulesen sind. Außerdem muss die Gebrauchsanweisung Hinweis darauf geben, wie mit dem Ergebnis umzugehen ist. In einem Zulassungsverfahren wird geprüft, dass die Tests diese Kriterien erfüllen und das Ergebnis mit relativer Sicherheit korrekt anzeigen.
Insgesamt vier Schnelltests für Laien hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bereits befristet zugelassen, weitere haben einen Antrag auf Zulassung gestellt. Die Sonderzulassung gilt für einige Monate und ist eine Übergangslösung bis zur regulären Zulassung. Schon bald werden also weitere Tests in den Verkauf gelangen. Auch andere Einzelhändler wie Aldi Süd und Rossmann haben angekündigt, demnächst mehrere Laientests anzubieten. Die Abgabemenge wird jedoch beschränkt sein.
Im Prinzip funktionieren die Selbsttests genau wie die bestehenden Antigen-Tests. Eine Studie der Charité Berlin zeigte: Laien schaffen es durchaus, auch die professionellen Tests ohne vorherige Schulung zuverlässig selbst durchzuführen. An der Durchführung sollte es also nicht scheitern.
So funktioniert der Test
Der Test der chinesischen Firma Xiamen Boson Biotech Co., den es ab dem 9. März bei dm zu kaufen geben soll, funktioniert wie die meisten professionellen Tests auf Basis einen Nasenabstrichs. Allerdings muss der Testende ihn nicht so weit in die Nase schieben.
Das Unternehmen Löwe Medizintechnik, das den Test hierzulande vertreibt, zeigt in einem Video, wie es geht:
Schritt 1: Ein Reagenzglas mit acht Tropfen einer Testflüssigkeit füllen.
Schritt 2: 3-4 mal feste schniefen, um Nasensekret in die vordere Nase zu befördern.
Schritt 3: Das Teststäbchen aus der Verpackung holen und ihn etwa 2,5 Zentimeter tief in die Nase stecken.
Schritt 4: Den Teststreifen etwa 3-4 mal in der Nase drehen, damit genug Sekret haften bleibt.
Schritt 5: Das Teststäbchen in die Testflüssigkeit tauchen und 3-4 mal drehen.
Schritt 6: Das Teststäbchen rausholen und dabei überschüssige Flüssigkeit abstreifen. Den Adapter auf das Reagenzglas stecken.
Schritt 7: 3 Tropfen aus dem Reagenzglas auf die Testkassette träufeln.
Schritt 8: Nach 15 Minuten kann das Ergebnis abgelesen werden. Das funktioniert ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest: Eine Kontrolllinie zeigt an, dass der Test ordnungsgemäß durchgeführt wurde. Eine Indikatorlinie zeigt an, ob der Test positiv oder negativ ist. Eine vorhandene Indikatorlinie zeigt ein positives Ergebnis an, der Testende ist also mit SARS-CoV2-2 infiziert.

Wie viel wird der Test kosten?
Einen konkreten Preis gibt es noch nicht. Die Handelskette dm und der Hersteller befinden sich noch in Verhandlungsgesprächen. Der Test soll aber zwischen 5 und 10 Euro kosten. Im Gespräch ist außerdem, dass der Bund sich an den Kosten für den Tests beteiligen könnte. Bestätigt ist dies allerdings nicht.
Wie sicher sind die Selbsttests?
Für alle Corona-Tests gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Testverfahren: Die PCR-Tests und die Antigen-Tests. Ihre Sensitivität und Spezifität gibt an, wie zuverlässig sie ein richtiges Ergebnis anzeigen.
Die Sensitivität bezeichnet die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Test eine erkrankte Person auch als krank erkennt. Ein Test ist hoch sensitiv, wenn er bereits kleinste Virusmengen erkennt. Ein Test mit einer Sensitivität von 98 Prozent identifiziert 98 von 100 Infektionen und 2 nicht.
Die Spezifität hingegen gibt die Wahrscheinlichkeit an, mit der der Test eine gesunde Person als gesund erkennt. Ein wenig spezifischer Test schlägt vielleicht positiv an, obwohl eine Person gar nicht mit SARS-COV-2, sondern mit einem anderen Coronavirus infiziert ist.
Ein hoch sensitiver Test mit einer geringen Spezifität kann also viele falsch positive Ergebnisse liefern.
Die PCR-Tests gelten als Goldstandard unter den Coronatests, weil sie sehr sicher sind. Bei dem Verfahren wird das Erbmaterial der Viren isoliert und vervielfältigt. Auf diese Weise lassen sich auch geringste Menge von SARS-CoV-2 nachweisen. Sie zeigen nur sehr selten falsch positiv an. PCR-Tests haben also eine hohe Sensitivität und Spezifität.
Weniger zuverlässig als die PCR-Tests, dafür aber viel einfacher zu handhaben und günstiger sind die Antigentests. Im Gegensatz zu den PCR-Tests ist das Ergebnis bei ihnen bereits nach kurzer Zeit abzulesen. Sie weisen nicht das Erbgut des Virus nach, sondern dessen Antigen. Antigene sind Eiweißmoleküle auf der Oberfläche des Virus, anhand derer unser Immunsystem den Erreger erkennt und Antikörper bildet. Für den Nachweis sind größere Virusmengen nötig. Es ist also möglich, dass eine Person, die negativ getestet hat, am darauffolgenden Tag positiv testet, weil die Viruslast in der Zwischenzeit gestiegen ist. Antigentests können zu einer höheren Anzahl sowohl falsch positiver als auch falsch negativer Ergebnisse führen.
Bei allen Selbsttests handelt es sich um Antigen-Tests. Es ist durchaus sinnvoll, die Tests regelmäßig zu machen, um eine mögliche Infektion frühzeitig zu erkennen und andere nicht anzustecken. Allerdings bietet ein negatives Testergebnis keine hundertprozentige Sicherheit. Es befreit den Getesteten nicht vom Einhalten der AHA+L-Regeln (Abstand halten, Hygiene beachten, im Alltag Masken tragen, in Innenräumen regelmäßig lüften).
Lesetipp: Diese Coronatests gibt es
Was tun, wenn der Test positiv ist?
Ein negatives Ergebnis schließt eine Infektion mit SARS-CoV-2 also nicht aus. Ein positives Ergebnis des Antigen-Selbsttests wiederum stellt erst einmal nur einen Verdacht auf Covid-19 dar. Es muss durch einen professionellen PCR-Test bestätigt werden. Wer positiv getestet hat, sollte sich in jedem Fall sofort von anderen Menschen distanzieren und den Hausarzt oder ein Testzentrum anrufen. Dort erhält sie oder er Hinweise auf das weitere Vorgehen.
Welche weiteren Tests wird es wo geben?
Rund 30 Tests befinden sich im Sonder-Zulassungsverfahren. Vier Schnelltests für Laien hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bereits befristet zugelassen, die vermutlich bald im Verkauf sein werden. Alle bisher zugelassenen Tests funktionieren auf Basis des Nasenabstrichs. Wahrscheinlich ist aber, dass auch Gurgeltests auf den Markt kommen werden. Dafür gurgelt man etwa eine Minute mit einer speziellen Lösung. Sind Viren vorhanden, werden sie mit der Flüssigkeit in ein Röhrchen gespuckt.
Das sind die bislang zugelassenen Tests:
Rapid SARS-CoV-2 Antigen Test Card von Xiamen Boson Biotech (vertrieben von Löwe Medizintechnik und Technomed): Laut Hersteller liegt die Sensitivität bei 96,49 Prozent, die Spezifität bei 99,03 Prozent. Den Test soll es ab dem 9. März bei dm zu kaufen geben, vermutlich demnächst auch in anderen Geschäften des Einzelhandels und in Apotheken.
CLINITEST Rapid COVID-19 Antigen Self-Test1 von Healgen Scientific LLC (vertrieben von Siemens Healthineers): Nach Angaben des Herstellers Sensitivität von 97,25 Prozent und einer Spezifität von 100 Prozent. Ab Mitte März soll der Test zunächst in Apotheken erhältlich sein. Auch ein Verkauf in Drogerien ist geplant.
LYHER® Covid-19 Antigen Schnelltest (Nasal) von Hangzhou Laihe Biotech (vertrieben von Viromed): Laut Hersteller Sensitivität von 95,39 Prozent und Spezifität von 99,60 Prozent. Der Test soll vor allem in Apotheken verkauft werden und dem Hersteller zufolge 9,90 Euro kosten.
SARS-CoV-2 Rapid Antigen Test von SD BIOSENSOR (vertrieben von Roche): Laut Hersteller hat der Test eine Sensitivität von 82,5 Prozent und eine Spezifität von 100 Prozent.
Hinzu kommt, dass das Bundesgesundheitsministerium angekündigt hat, zwei kostenlose Schnelltests pro Woche für alle Bürger anzubieten. Die allerdings müssen von Fachleuten vorgenommen werden. Das Angebot soll bis Ende Juni gelten, ein konkreter Starttermin steht noch nicht fest.
Lesetipp: Corona-Apps: Digitale Helfer in der Pandemie
Tests zur Eigenanwendung durch Laien. Online-Informationen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte: www.bfarm.de (Abrufdatum: 2.3.2021)
Dm kündigt Verkauf von Schnelltests zur Eigenanwendung an. Pressemitteilung von dm: www.dm.de (1.3.2021)
Kurz, C.: Wann gibt es wo welchen Laientest zu kaufen? Online-Information der Pharmazeutischen Zeitung: www.pharmazeutische-zeitung.de (Stand: 1.3.2021)
Was ist bei Antigentests zur Eigenanwendung (Selbsttests) zum Nachweis von SARS-CoV-2 zu beachten? Epidemiologisches Bulletin 8/2021 des Robert-Koch-Instituts: www.rki.de (Stand: 25.2.2021)
Erste Zulassungen für Selbsttests. Online-Informationen der Bundesregierung: www.bundesregierung.de (Stand: 24.2.2021)
Lindner, A.K., et al.: Head-to-head comparison of SARS-CoV-2 antigen-detecting rapid test with self-collected anterior nasal swab versus professional-collected nasopharyngeal swab. European Respiratory Journal, Vol. 57, Iss. 1 (1.1.2021)
Letzte inhaltliche Prüfung: 02.03.2021Letzte Änderung: 02.03.2021