Wie gut ist der Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson?
Mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson könnte im April ein neues Mittel in die Reihe der in Deutschland verfügbaren Vakzine gegen Covid-19 treten. Es ist der erste Corona-Impfstoff, bei dem nur eine Impfung nötig ist. Aber ist er auch so sicher wie die Mittel von BioNTech und Co?

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Bei dem Vakzin Ad26.COV2-S von Janssen Pharmaceuticals, einem Tochterunternehmen des amerikanischen Pharmakonzerns Johnson & Johnson, handelt es sich um einen Vektorimpfstoff wie bei AstraZeneca: Ein harmloses Virus überbringt den genetischen Bauplan für ein Spike-Protein von SARS-CoV-2. Der Körper baut dieses Antigen nach und das Immunsystem bildet Antikörper dagegen. Antigene sind Eiweißmoleküle auf der Oberfläche des Virus, anhand derer unser Immunsystem den Erreger erkennt und Antikörper bildet.
Während AstraZeneca auf ein Adenovirus als Transportvirus setzt, das bei Schimpansen Schnupfen auslöst, verwendet Johnson & Johnson ein menschliches Schnupfenvirus. Die Viren sind so verändert worden, dass sie keine Krankheiten mehr verursachen können.
15 Fragen zur Corona-Impfung
Das System des Vektorimpfstoffs kann den Nachteil haben, dass der Körper auch Antikörper gegen das harmlose Transportvirus bildet und es bei einer zweiten Impfung angreift, bevor es seine Fracht überbringen kann. So ist es im Fall von AstraZeneca. Da bei Johnson & Johnson eine Impfdosis ausreicht, kommt dieses Problem hier nicht zum Tragen. In einer klinischen Studie konnte der Hersteller belegen, dass eine Dosis bereits eine ausreichende Immunantwort zur Folge hat.
Der russische Hersteller des Sputnik-V-Impfstoffes löst das Problem, indem er für die zwei Dosen verschiedene Transportviren nutzt.
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Wann wird der Impfstoff zugelassen?
In den USA ist der Impfstoff zugelassen und war bereits im Einsatz. Auch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat im März ihr Okay für den Einsatz in der EU gegeben. 400 Millionen Impfdosen hat sich die EU bereits gesichert. Am 16. April sollte der Impfstoff in Deutschland zum Einsatz kommen. Nachdem die USA aufgrund von aufgetretenen Thrombosen die Impfungen vorerst ausgesetzt hat, hat der Hersteller die Liferung nach Europa nun verschoben, bis die Ursache f+r die Nebenwirkung gefunden ist.
Welche Vorteile hat der Impfstoff?
Der größte Vorteil des Impfstoffs: Nur ein einziger Pieks reicht aus, um den Impfschutz zu erhalten. Das ist praktisch für die Menschen, die sich impfen lassen möchten. Außerdem lässt sich das gesamte Impfgeschehen dadurch beschleunigen und die Organisation ist einfacher. Für die Impfstoffe von AstraZeneca, Moderna und BioNTech sind jeweils zwei Impfungen im Abstand von drei bis vier Wochen nötig.
Der Impfstoff lässt sich außerdem drei Monate lang in einem normalen Kühlschrank bei 2 bis 8 Grad Celsius aufbewahrt. Bei minus 20 Grad Celsius ist das Mittel zwei Jahre lang haltbar. Das ist ein großer Vorteil gegenüber der mRNA-Vakzine, die stets tiefgefühlt gelagert werden müssen und so schwieriger zu transportieren und aufzubewahren sind.
Wie wirksam ist der Impfstoff?
Die amerikanische Behörde für Arzneimittelzulassungen (FDA) gibt an, dass der Impfstoff von Johnson & Johnson mittlere und schwere Verläufe von Covid-19 zu 67 Prozent verhindern kann. Die Schutzwirkung setzt nach rund 14 Tagen ein. 28 Tage nach der Impfung verhindert das Mittel zu 66 Prozent moderate und zu 85 Prozent schwere Verläufe.
Corona-Impfstoffe im Vergleich
Damit hat es eine ähnliche Schutzwirkung wie der Impfstoff von AstraZeneca und eine etwas schlechtere als die mRNA-Impfstoffe von BioNTech und Moderna. Auch gegen die neuen Varianten von SARS-CoV2 aus Brasilien und Südafrika ist der Impfstoff Studien zufolge wirksam. AstraZeneca scheint weniger wirksam gegen die südafrikanische Variante zu sein. Unklar ist bisher, wie Johnson & Johnson vor der britischen Virusvariante schützt. Die anderen Impfstoffe scheinen diese gut abzudecken.
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Welche Nebenwirkungen treten auf?
Der Impfstoff hat ähnliche Nebenwirkungen wie die anderen Vakzine. Darunter zum Beispiel Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schmerzen an der Einstichstelle. In der Studie hat es keinen Fall eines anaphylaktischen Schocks gegeben. In Südafrika soll es aber bei den Impfungen zu schweren allergischen Reaktionen und einem anaphylaktischen Schock gekommen sein. Aus diesem Grund müssen geimpfte Personen beobachtet werden und Notfallsets bereitliegen. Auch bei den mRNA-Impfstoffen hat es Meldungen zu anaphylaktischen Schocks gegeben.
Wie bereits der Impfstoff von AstraZeneca steht auch dieses Vakzin nun im Verdacht, Thrombosen auszulösen. Ein ursächlicher Zusammenhang ist jedoch bislang nicht beweisen. Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA und die Gesundheitsbehörde CDC prüfen derzeit die Fälle. Experten vermuten einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Thrombosen bei Johnson & Johnson und AstraZeneca. Die Ursache könnte bei beiden Impfstoffen im Vektor liegen.
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Online-Informationen der Tagesschau: www.tagesschau.de (Abrufdatum: 12.4.2021)
FDA-Zulassung: Was den Johnson & Johnson-Impfstoff von den anderen unterscheidet. Online-Informationen des Deutschen Ärzteblatts: aerzteblatt.de (Stand: 1.3.2021)
Corona-Impfstoff von Johnson&Johnson: Was erwartet uns? Online-Informationen des Arzneimittelverzeichnisses Gelbe Liste: www.gelbe-liste.de (Stand: 1.3.2021)
Johnson & Johnson COVID-19 Vaccine Authorized by U.S. FDA For Emergency Use - First Single-Shot Vaccine in Fight Against Global Pandemic. Online-Informationen von Johnson & Johnson: www.jnj.com (Stand: 27.2.2021)
Sadoff, J., et al.: Interim Results of a Phase 1–2a Trial of Ad26.COV2.S Covid-19 Vaccine. Online-Informationen des The New England Journal of Medicine: www.nejm.org (13.1.2021)
Fact sheet for healthcare providers administering vaccine (vaccination providers) emergency use authorization (eua) of the janssen covid-19 vaccine to prevent coronavirus disease 2019 (covid-19). Online-Informationen der U.S. Food and Drug Administration: www.fda.gov (Stand: 27.2.2021)
Letzte inhaltliche Prüfung: 14.04.2021Letzte Änderung: 14.04.2021