Eine Frau macht sich Notizen.
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Schmerztagebuch

Von: Onmeda-Redaktion, Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 04.01.2022 - 09:47 Uhr

Millionen Deutsche leiden tagtäglich unter chronischen Schmerzen. Um herauszufinden, welche Faktoren den Schmerz beeinflussen und wie wirksam eine Schmerztherapie ist, kann ein Schmerztagebuch hilfreich sein.

Überblick

Permanente oder immer wiederkehrende Schmerzen können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Was für Außenstehende schwer vorstellbar ist, kann für Betroffene zur echten Qual werden. Oft können Schmerzpatienten nur schwer vermitteln, wie stark sie unter den Schmerzen leiden.

Schmerz ist allerdings durchaus messbar. Anhand einer individuellen Schmerzskala lässt sich verdeutlichen, wie stark die Schmerzen zu einem bestimmten Zeitpunkt sind und welche Faktoren auf sie einwirken. Ein Schmerztagebuch hilft Betroffenen dabei, ihre Schmerzen selbst einzuschätzen, zu dokumentieren und mögliche Schmerzverstärker zu identifizieren. Darüber hinaus bietet ein Schmerztagebuch häufig Raum für weitere Angaben, zum Beispiel

  • zum Medikamentenbedarf,
  • zum Zeitpunkt der Medikamenteneinnahme,
  • zu allgemeinen Aktivitäten oder
  • zu Stuhlgang, Schlaf und allgemeinem Wohlbefinden.

Viele Experten sind der Ansicht, dass Schmerzen genauso selbstverständlich gemessen werden sollten wie Blutdruck, Blutzucker oder Fieber. In puncto Schmerzintensität gibt es jedoch keine absoluten Werte. Vielmehr ist es individuell ganz verschieden, wie stark eine Person Schmerzen empfindet. Während etwa beim Blutdruck eindeutige Werte in Form von Zahlen beurteilt werden können, ist bei Schmerzen nur der Betroffene selbst in der Lage, die Beschwerden in ihrer Stärke zu beschreiben. Auch kann nur er einschätzen, inwieweit eine therapeutische Maßnahme den Schmerz gelindert hat. Eine Schmerzskala dient dabei der Verlaufs- und Therapiekontrolle.

In einem Schmerztagebuch können Sie alle für den Schmerz relevanten Daten vermerken – dies erleichtert es dem Arzt, die Schmerztherapie optimal anzupassen.

Lesetipp: Schmerzgedächtnis

Die Schmerzskala als Messinstrument

Schmerz ist etwas Individuelles: Über die Intensität der Schmerzen kann nur der Betroffene selbst Auskunft geben. Anhand einer Schmerzskala ist es möglich, dem Arzt zu verdeutlichen, wie stark der Schmerz zu einem bestimmten Zeitpunkt wahrgenommen wurde. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um den Schmerz anhand einer Schmerzskala einzuschätzen und zu dokumentieren:

  • Eine davon ist die sogenannte numerische Rangskala (NRS). Bei dieser schätzt der Betroffene den Schmerz auf einer Skala von 0 bis 10 ein. Dabei wird die Zahl 0 mit kein Schmerz gleichgesetzt und die Zahl 10 mit dem stärksten vorstellbaren Schmerz. Die jeweiligen Werte sollte der Betroffene in einem Schmerztagebuch über einen längeren Zeitraum dokumentieren.
  • Eine weitere Möglichkeit zur Einstufung des Schmerzes biete die sogenannte verbale deskriptive Skala (engl. Verbal Rating Scale, Abk. VRS). Hierbei stuft man die Schmerzintensität nicht anhand von Zahlen, sondern anhand von schmerzbeschreibenden Adjektiven ein. Die Skala reicht von kein Schmerz über mäßiger Schmerz bis hin zu stärkster vorstellbarer Schmerz. Diese Skala ist leicht verständlich und wenig zeitaufwändig.

Darüber hinaus gibt es noch visuelle und mehrdimensionale Verfahren zur Messung von Schmerzen. Eine mehrdimensionale Skala hat den Vorteil, dass sie nicht nur die Schmerzintensität erfasst, sondern auch weitere Faktoren, so zum Beispiel

  • die Dauer des Schmerzes,
  • die Qualität des Schmerzes (z.B. stechender Schmerz, bohrender Schmerz, ziehender Schmerz),
  • die Schmerzlokalisation,
  • Faktoren, die den Schmerz lindern oder
  • mögliche Beeinträchtigungen durch den Schmerz.

Die in einer Schmerzskala festgehaltenen Daten vereinfachen die Dokumentation von Schmerzen und helfen dabei, die optimale Schmerztherapie zu finden.

Vorlage zum Ausdrucken

Ein Schmerztagebuch soll aufzeigen wo, wie stark, wann und gegebenenfalls in welchem Zusammenhang die Schmerzen auftreten. So kann das Schmerztagebuch helfen, die Schmerzauslöser zu erkennen und den Schmerzverlauf zu dokumentieren. Ziel des Schmerztagebuches ist es, die optimale Schmerztherapie für den Betroffenen zu finden.

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Und so funktioniert es:

  • Drucken Sie sich das Schmerztagebuch aus und tragen Sie es immer bei sich. So können Sie jederzeit Eintragungen vornehmen.
  • Beurteilen Sie die Schmerzen mithilfe der Schmerzskala von 0 bis 10 und tragen Sie den entsprechenden Wert ein. Der Wert "0" entspricht dabei gar keinem Schmerz, während die "10" für maximalen Schmerz steht.
  • Notieren Sie, wo sich der Schmerz im Körper genau befindet und wie lange er angedauert hat.
  • Schreiben Sie genau auf, was Sie kurz vor dem Auftreten des Schmerzes getan haben. Haben Sie etwas Besonderes gegessen? Haben Sie sich gerade sehr stark aufgeregt? Gab es eine außergewöhnliche Situation?
  • Tragen Sie ein, welche Medikamente Sie in welcher Dosierung und zu welcher Uhrzeit eingenommen haben und ob sie gewirkt haben.
  • Gab es Maßnahmen (z.B. Wärmeanwendungen, Entspannungsübungen), welche die Schmerzen gelindert haben?
  • Das Tagebuch sollte über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen geführt werden, gegebenenfalls auch länger.
  • Nehmen Sie das Schmerztagebuch zu jedem Arztbesuch mit.