Illustration: Seitenansicht eines Tracheostomas
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Luftröhrenschnitt (Tracheotomie), künstlicher Luftröhrenzugang (Tracheostoma)

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education)
Letzte Aktualisierung: 25.07.2019

Bei einem Luftröhrenschnitt – der Tracheotomie – öffnet der Chirurg die Luftröhre. Die anschließende künstlich angelegte Verbindung von der Luftröhre ins Freie nennen Mediziner auch Tracheostoma. Die Luft gelangt dann nicht mehr durch die Nase, sondern über die Öffnung am Hals in den Körper.

Langzeitbeatmung und Schutz vor Verschlucken

Das Tracheostoma (Trachea = Luftröhre) gewährleistet die Beatmung eines Patienten in bestimmten Situationen über einen längeren Zeitraum hinweg. Ein Tracheostoma kann zum Beispiel sinnvoll sein, wenn der Kehlkopf aufgrund einer Krebserkrankung entfernt werden musste. Darüber hinaus schützt es vor dem Verschlucken: Der nach einem Luftröhrenschnitt künstlich angelegte Zugang verhindert, dass Speichel, Getränke oder Nahrungsbrei in die Luftröhre gelangen. Dies ist etwa nach einem Schlaganfall nötig, wenn eine Person nicht mehr richtig schlucken kann.

Tracheotomie = Tracheostomie?

Legt ein Arzt einen künstlichen Luftröhrenzugang – also ein Tracheostoma – an, bezeichnet man diesen Eingriff als Tracheostomie. Tracheotomie und Tracheostomie sind nicht dasselbe: Die Endung -tomie stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie "schneiden". Die Endung -stomie hingegen deutet darauf hin, dass von einer Öffnung oder Mündung die Rede ist: Das dazugehörige Wort "Stoma" ist ein Oberbegriff für operativ geschaffene Körperöffnungen.

Eine Tracheotomie ist also ein Luftröhrenschnitt – eine Tracheostomie bzw. ein Tracheostoma ist dagegen die anschließende künstlich angelegte Öffnung, welche Luftröhre und Außenluft miteinander verbindet.

Übrigens: Mit dem umgangssprachlich ebenfalls als Luftröhrenschnitt bezeichneten Notfalleingriff bei akuter Atemnot hat eine Tracheotomie in der Regel nichts zu tun. Vielmehr ist der Luftröhrenschnitt mit künstlichem Luftröhrenzugang eine Maßnahme, die nicht im akuten Notfall zum Einsatz kommt, sondern die Beatmung eines Patienten über längere Zeit hinweg sichern soll.

Einsatzgebiete

Ein Luftröhrenschnitt (Tracheotomie) mit anschließendem künstlichen Luftröhrenzugang (Tracheostoma) bietet sich insbesondere dann an, wenn eine Person

  • nach einer Erkrankung oder einem Unfall voraussichtlich über eine längere Zeitspanne beatmet werden muss und / oder
  • wenn die Atmung behindert ist – etwa durch einen Tumor.

Mögliche Einsatzgebiete für einen Luftröhrenschnitt mit Tracheostoma sind:

  • Langzeitbeatmung bei Atemstörungen, etwa nach Schädel-Hirn-Trauma oder Schlaganfall
  • Entfernung des Kehlkopfes (z.B. bei Kehlkopfkrebs)
  • Tumoren im Bereich von Kehlkopf, Mund oder Rachen, welche die Atemwege verengen
  • Verengungen oder Schwellungen im Bereich der Luftröhre
  • Verletzungen im Bereich von Gesicht oder Hals, welche die Atmung beeinträchtigen
  • Stimmbandlähmung
  • Missbildungen
  • Verätzungen oder Verbrennungen
  • Sicherung der Atemwege, z.B. nach Schlaganfall im Rahmen einer Schluckstörung / bei fehlenden Schluckreflexen oder bei fehlender Fähigkeit zum Abhusten
  • bestimmte operative Eingriffe

Ebenfalls sinnvoll sein kann ein Tracheostoma, wenn eine sogenannte Intubation nicht möglich ist. Bei einer Intubation führt der Arzt zur Beatmung einen Kunststoffschlauch (Tubus) durch Mund oder Nase in die Luftröhre ein. Auch, wenn ein Patient schon sehr lange intubiert und ansonsten stabil ist, kann ein Tracheostoma hilfreich sein:

  • Die Person kann langsam von der künstlichen Atmung entwöhnt werden.
  • Sie kann spontan atmen, aber auch jederzeit wieder künstlich beatmet werden.
  • Darüber hinaus kann das Tracheostoma Komplikationen durch eine Langzeitintubation vorbeugen, zum Beispiel Schäden, die durch den dauerhaften Druck des Tubus an der Luftröhre oder den Stimmbändern entstehen.

"Luftröhrenschnitt" im Notfall

Mit dem umgangssprachlich ebenfalls als "Luftröhrenschnitt" bezeichneten Notfalleingriff bei akuter Atemnot hat eine Tracheotomie in der Regel nichts zu tun. Vielmehr wenden Ärzte bei akuter Erstickungsgefahr zum Beispiel die sogenannte Koniotomie an, wenn es ansonsten keine andere Möglichkeit gibt, die Person zu retten. Dabei setzt der Mediziner einen Hautschnitt in Höhe des Kehlkopfes und durchtrennt eine Membran zwischen Ring- und Schildknorpel, um eine Kanüle einzuführen – er schneidet also genau genommen nicht in die Luftröhre, sondern in einen Bereich in Höhe des Kehlkopfes. Die Koniotomie wird nur provisorisch angewandt, wenn andere Möglichkeiten der Beatmung nicht infrage kommen.

Während eine Koniotomie nur im akuten Notfall zum Einsatz kommt, ist die Tracheotomie eine längerfristige Maßnahme zur Sicherung der Atmung.

Durchführung

Einen Luftröhrenschnitt (Tracheotomie) mit anschließendem künstlichem Luftröhrenausgang (Tracheostoma) kann der Chirurg auf unterschiedliche Weise durchführen:

  • Konventionell-chirurgische Tracheotomie: Der Chirurg setzt einen Schnitt in die Luftröhre und stanzt in Höhe der zweiten und dritten sogenannten Knorpelspange ein kleines Fenster aus, durch das eine Kanüle geschoben werden kann. Die umgeklappte Halshaut näht er dabei meist an die Luftröhre an, sodass der Kanal zwischen Hals und Luftröhre davon ausgekleidet wird.
  • Perkutane Dilatationstracheotomie (PDT): Der Arzt macht keinen Luftröhrenschnitt, sondern punktiert die Luftröhre mit einer Kanüle. In die entstandene Öffnung führt er mehrere Dilatatoren ein. Diese Geräte weiten die Öffnung, sodass eine Kanüle eingebracht und befestigt werden kann. Die perkutane Dilatationstracheotomie kommt seit den 1990er Jahren immer häufiger zum Einsatz.

Die Luftröhre

Die Luftröhre (Trachea) ist ein biegsames Rohr, das etwa zehn bis zwölf Zentimeter lang ist. Sie setzt unterhalb des zum Kehlkopf gehörenden Ringknorpels an und gabelt sich vor dem vierten Brustwirbel auf – in zwei Hauptbronchien, die in die beiden Lungenflügel münden. Die Luftröhre besitzt in ihrer Vorderwand bis zu 20 hufeisenförmige Knorpelspangen, die durch Bänder miteinander verbunden sind. Die Hinterwand der Luftröhre besteht aus Muskeln und Bindegewebe.

Die im Tracheostoma eingesetzten Kanülen werden regelmäßig gewechselt, zudem muss das Stoma gründlich gepflegt werden. Es stehen je nach Verwendungszweck unterschiedliche Kanülen zur Verfügung, die unter anderem in Form, Größe, Material und Bauart variieren. Dient eine Kanüle primär zur Beatmung, besteht sie meist aus Kunststoff. Soll das Tracheostoma dauerhaft bestehen bleiben, verwendet man Silberkanülen.

Personen, die intensivmedizinisch beatmet werden oder bei denen die Gefahr besteht, dass Speichel oder Nahrungsreste in die Lunge gelangen könnten, erhalten meist eine Kanüle mit einem sogenannten Cuff. Der Cuff ist ein dünner Kunststoffballon am Ende der Kanüle, welcher den Raum zur Lunge abdichtet. Kanülen ohne Cuff können nur dann verwendet werden, wenn der Patient selbstständig atmet und uneingeschränkt schlucken kann.

Menschen mit Tracheostoma können nicht mehr auf natürlichem Wege sprechen, denn die Luft strömt beim Ausatmen nicht durch den Kehlkopf, sondern entweicht durch das Stoma. Unter bestimmten Voraussetzungen ist jedoch eine verbale Verständigung mithilfe spezieller Kanülen möglich: Die Kanülen verschließen sich beim Ausatmen von selbst oder aber der Patient verschließt die sie nach dem Einatmen mit dem Finger. Der Patient kann dann mit den Luftstrom, der durch den Kehlkopf entweicht, Laute bilden.

Komplikationen

Zu möglichen Komplikationen einer Tracheotomie beziehungsweise einer Tracheostomie zählen unter anderem:

  • Verletzung des Ringknorpels am Kehlkopf mit Gefahr einer Entzündung
  • Verletzung der Schilddrüse
  • Blutungen
  • Infektionen
  • Verschluss der Kanüle
  • Verletzung der Hinterwand vom Luftröhre und / oder Speiseröhre