Das Bild zeigt ein Paar im Schwimmbecken.
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Hydrotherapie: Anwendung und Wirkung

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 03.02.2022

Hydrotherapie ist die Bezeichnung für alle therapeutischen Heilbehandlungen mit Wasser. Die heilsamen Effekte beruhen dabei auf dem Temperaturunterschied zwischen Körper und Wasser.

Allgemeines zur Hydrotherapie

Bei den verschiedenen Heilbehandlungen der Hydrotherapie setzen die Therapeuten Wasser in verschiedenen Temperaturen und Formen ein. Je nach Krankheitsbild behandeln die Therapeuten mit kaltem, warmem, wechselwarmem, heißem Wasser oder mit Wasserdampf.

Die Wasserbehandlungen dienen dazu, den Kreislauf anzuregen und die eigenen Abwehrkräfte zu fördern. Als bekannteste Vertreter der Hydrotherapie gelten Vincenz Prießnitz (1799-1851) und Sebastian Kneipp (1821-1897).

Wasser ist nicht nur "Lebenselixier", sondern auch ein vielseitiges Heilmittel. Die gesundheitsfördernden Behandlungen mit Wasser waren schon den antiken Griechen und Römern bekannt. Der Hydrotherapie, also Wasseranwendungen mit unterschiedlichen Wassertemperaturen, werden verschiedene Wirkungen zugesprochen: Sie soll

Typische Formen der Hydrotherapie sind:

  • Kneippsche Güsse
  • Bäder
  • Wickel
  • Dampfsaunen
  • Ganzkörperwaschungen
  • Bürstenmassagen
  • Wassertreten
  • Druckstrahlanwendungen

In der Medizin und Physiotherapie ist die Hydrotherapie anerkannt und gängig, insbesondere zur Linderung von Gelenk- und Muskelschmerzen. Naturheilkundlich ausgerichtete Therapeuten kombinieren die Hydrotherapie mit anderen Maßnahmen wie vollwertiger Ernährung und Entspannungstechniken, um den gesamten Organismus zu behandeln und seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren.

Die Hydrotherapie ist nicht für jeden uneingeschränkt empfehlenswert: Bei akuten und chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krampfadern, Hautentzündungen mit offenen Wunden und grippalen Infekten sollten Sie jedoch auf die Hydrotherapie verzichten, bis die Beschwerden abgeklungen sind. Fragen Sie im Zweifelsfall Ihren Arzt – er kann Sie diesbezüglich beraten.

Hydrotherapie: Historisches

Ganz gleich ob innerlich oder äußerlich, heiß oder kalt, als Dampf, Eis oder in flüssiger Form – die Behandlung mit Wasser, die Hydrotherapie, gibt es schon seit der Antike: Bereits die Griechen glaubten, dass im Wasser eine besondere Heilkraft liegt. Die Römer bauten öffentliche Bäder, die sich zu Erholungs- und Gesellschaftszentren der Städte entwickelten – quasi als Vorläufer der heutigen Kurorte. Der römische Ehrenbürger Antonius Musa ist der eigentliche Vater der Hydrotherapie: Er ist bekannt dafür, den Kaiser Augustus bereits im Jahre 23 v. Chr. mit kalten Bädern behandelt zu haben.

Im 15. Jahrhundert geriet die Hydrotherapie in Verruf. Man machte das Wasser für die Übertragung vieler Infektionskrankheiten verantwortlich. Erst im 17. Jahrhundert entdeckte man die positiven Seiten des Wassers wieder. Seebäder am Meer oder Kurorte an heißen Quellen wurden immer beliebter.

Im 19. Jahrhundert setzten vor allem Vincenz Prießnitz und Sebastian Kneipp Akzente in der (Weiter-) Entwicklung der Hydrotherapie: Vincent Prießnitz (1799-1851) behandelte seine eigenen Beschwerden mit kalten Kompressen und hatte damit Erfolg. Er gründete ein Therapiezentrum, in dem er versuchte, seine Patienten mit Schockmethoden abzuhärten. Beispielsweise schnallte er sie auf eisernen Liegen fest und ließ eisiges Wasser aus sechs Metern Höhe auf sie herabschütten.

Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897) wandte weniger heftige Methoden der Hydrotherapie an. Auch er hatte Kaltwasserbehandlungen erstmals an sich selbst getestet: Um seine Tuberkulose zu behandeln, stieg er jeden Tag in die eiskalte Donau. Seine Form der Hydrotherapie ergänzte er durch den Einsatz von Heilkräutern.

Hydrotherapie: Durchführung

Im Prinzip kann jeder die Hydrotherapie bei sich selbst im eigenen Badezimmer anwenden. Es jedoch ratsam, die Hydrotherapie zunächst unter fachlicher Anleitung auszuprobieren. Eine warme Dusche wirkt entspannend, kaltes Abduschen der Beine und Arme durchblutungsfördernd und belebend. Je nach Stärke des Strahls massiert das Wasser auch Muskeln und Gewebe.

In der Hydrotherapie kommen unter anderem folgende Anwendungen zum Einsatz:

  • Wassertreten: Die Patienten durchwaten ein Becken mit etwa kniehohem, kaltem Wasser.
  • Kneippsche Güsse oder Flachgüsse: Mit geringem Druck zielt der Wasserstrahl auf Arme, Beine, Rücken, Gesicht oder den ganzen Körper der stehenden Person. Beginnen sollte man möglichst "herzfern", zum Beispiel mit den Füßen und den Streckseiten der Arme, ehe man mit dem Strahl langsam in Richtung Körpermitte oder Kopf zielt.
  • Druckstrahlgüsse oder Blitzgüsse: Der Therapeut richtet dabei den Wasserstrahl mit mittlerem oder starkem Druck auf den Körper des Patienten.
  • Wickel und Packungen: Dabei bedeckt ein feuchtes Innentuch entweder nur einzelne Körperstellen oder mehr als die Hälfte der Körperoberfläche. Ein trockenes Außentuch "verpackt" diesen Umschlag.
  • Abreibungen und Waschungen: Man legt ein feuchtes Tuch oder einen angefeuchteten Handschuh auf die betreffende Körperstelle und reibt sie kreisförmig mit der Hand ab. Dies regt die Durchblutung in diesem Bereich an.
  • Bewegungsbäder: Bei Erkrankungen der Wirbelsäule oder Knochenbrüchen können im Wasser gymnastische Übungen, manchmal in Kombination mit Unterwassermassagen, die Heilung unterstützen.
  • Bäder: Es gibt sogenannte Hydrotherapie-Teilbäder, bei denen nur die Arme und Beine in kaltem und/oder heißem Wasser stehen. Bei Bürstenbädern massieren Bürsten die Haut. In einem Stangerbad sorgt ein sanfter Stromreiz im Wannenwasser für den hydrotherapeutischen Effekt, lindert Schmerzen und fördert die Durchblutung.
  • Dämpfe: Heißer Wasserdampf, der evtl. mit Kräutern versetzt ist, entfaltet seine wohltuende Wirkung z.B. in Saunen und türkischen Dampfbädern. In Kombination mit gelöstem Meersalz eignet sich diese Form der Hydrotherapie besonders für Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen, z.B Asthma bronchiale oder chronische Bronchitis.

Anwendungsgebiete der Hydrotherapie

Die Hydrotherapie gilt als vielseitiges Heilverfahren mit unterschiedlichen Anwendungsgebieten:

Kaltes Wasser

  • regt die Durchblutung der inneren Organe an,
  • hemmt Entzündungen und
  • wirkt belebend.

Heißes Wasser

  • fördert die Durchblutung der Haut und Muskeln und
  • wirkt entspannend.

Vertreter der Hydrotherapie gehen davon aus, dass die verbesserte Durchblutung das Immunsystem stärkt und den Lymphabfluss fördert. Zusätzlich werden Zellen besser mit Nährstoffen versorgt.

Auch sogenanntes Aquatraining erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Hier macht man sich zunutze, dass Bewegungen im Wasser die Gelenke schonen.

Unter bestimmten Voraussetzungen – sprich: im Rahmen einer medizinisch notwendigen Therapie – bezahlen die Krankenkassen Verfahren aus der Hydrotherapie. Kosten für den Anwender entstehen aber dann, wenn zum Beispiel eine Kneipp-Kur lediglich Teil einer Wellness-Behandlung ist.

Manche einfache Wasseranwendungen können Sie, am besten nach Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt, problemlos zu Hause durchführen. Die Hydrotherapie eignet sich besonders für folgende Anwendungsgebiete:

Hydrotherapie: Risiken und Komplikationen

Bei der Hydrotherapie bestehen in der Regel keine größeren Risiken. Auch Komplikationen sind selten. Einzelne Anwendungen der Hydrotherapie können das Herz-Kreislauf-System und die Atmung belasten. Besprechen Sie also vor einer Wasseranwendung mit Ihrem Arzt, welche Form der Hydrotherapie für Sie geeignet ist.

Menschen mit bestimmten Beschwerden sollten keine Kneipp-Behandlungen durchführen, zum Beispiel bei

Manche Personen reagieren im Rahmen einer Hydrotherapie allergisch auf verwendete Badezusätze. Wenn Sie durch die Hydrotherapie schnell ermüden, sollten Sie nach der Behandlung vorsichtshalber keine Fahrzeuge oder Maschinen bedienen.