Brillen
Zuletzt bearbeitet von Astrid Clasen • Medizinredakteurin
Brillen können nicht nur viele Sehprobleme lösen, sondern auch die Augen wirksam schützen. Damit sind Brillen für viele Menschen unverzichtbar, denn: Das Sehen gilt den meisten als der wichtigste Sinn überhaupt.
Allgemeines
Es ist kaum vorstellbar, dass die Menschen früher ohne Brillen auskamen: Heutzutage trägt bereits etwa jedes fünfte Kind eine Brille – meist wegen einer Fehlsichtigkeit. Zu den durch eine Brille korrigierbaren Fehlsichtigkeiten zählen vor allem die Kurzsichtigkeit (Myopie), die Weitsichtigkeit und die Hornhautverkrümmung (Astigmatismus). Und wer bis ins Erwachsenenalter von diesen Fehlsichtigkeiten verschont geblieben ist, bemerkt spätestens ab Mitte 40 erste Anzeichen der sogenannten Alterssichtigkeit (Presbyopie), die ohne ein optisches Hilfsmittel zum Beispiel das Lesen zunehmend erschwert.
Je nach Sehfehler kommen zu dessen Korrektur unterschiedliche Brillen zum Einsatz: Wer kurzsichtig, weitsichtig oder stabsichtig ist, bekommt eine Fernbrille (wobei die Brillengläser bei Kurzsichtigkeit eine Zerstreuungslinse, bei Weitsichtigkeit eine Sammellinse und bei Stabsichtigkeit einen Zylinderschliff aufweisen). Bei Alterssichtigkeit hilft eine Lesebrille mit Sammellinse, nahe Dinge scharf zu sehen. Wer in der Ferne Dinge unscharf sieht und deshalb bereits eine Brille trägt, für den kommt bei einsetzender Alterssichtigkeit eine Mehrstärkenbrille infrage.
Je nach individueller Anforderung ist es außerdem möglich, bei der Wahl der Brillengläser für Korrekturbrillen auf bestimmte zusätzliche Eigenschaften zu achten: So sind zum Beispiel entspiegelte Brillengläser ratsam, da die Entspiegelung störende Reflexe verringert und das Kontrastsehen erhöht. Und für Kinderbrillen sowie bei erhöhter Bruchgefahr der Brille durch Sport oder im Beruf sind bruchfeste Brillengläser empfehlenswert: Hier bieten sich spezielle Kunststoffgläser an, die sich außerdem durch ein geringeres Gewicht auszeichnen.
Neben der Verwendung als Sehhilfe kommen Brillen auch als Schutz vor Strahlung, Hitze, Chemikalien, Staub oder beim Schweißen und Tauchen zum Einsatz: So bieten lichtabsorbierende Gläser einen Sonnenschutz für die Augen, indem sie die Lichtdurchlässigkeit vermindern und auch UV-Strahlen filtern. Des Weiteren stehen Spezialbrillen zur Verfügung, die zusätzliche Funktionen übernehmen – wie zum Beispiel orthopädische Brillen, die durch spezielle Halterungen Augenlidfehlstellungen korrigieren können.
Historisches
Über Brillen und ihre Entwicklung liegt Historisches aus verschiedenen Epochen vor: Schon im elften Jahrhundert kam der arabische Gelehrte Ibn el Haitam in seinem Werk "Schatz der Optik" auf den Gedanken, das Auge mithilfe einer geschliffenen optischen Linse zu unterstützen. Europäische Mönche übersetzten im 13. Jahrhundert sein Buch ins Lateinische und griffen seine Idee wieder auf: Sie fertigten aus Quarz, Bergkristall und Beryll die ersten Lesesteine, die über jede Zeile einzeln zu führen waren. Bald folgten Leseglas und Brille.
Die ersten Brillen im 13. Jahrhundert, sogenannte Nietbrillen, besaßen noch keinerlei Halterung, ihre Fassungen bestanden aus Eisen, Holz oder Horn. Sie wurden durch zwei übereinander genietete, instabile, eingefasste Gläser gebildet, die einfach vor die Augen gehalten wurden. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde die sogenannte Bügelbrille entwickelt, bei der die gefassten Gläser mit einem Bügel verbunden waren. Nach Mützenbrillen, Monokel, Stirnreifenbrillen, Gelenkbrillen, Zwicker, Fadenbrillen und Lorgnon folgte im 18. Jahrhundert die Entwicklung der Brille, wie wir sie heute kennen: der Ohrenbrille.
Korrekturbrillen
Brillen bezeichnet man als Korrekturbrillen, wenn sie als optische Hilfsmittel zum Ausgleich bestimmter Formen von Fehlsichtigkeit dienen. Wie die Brillengläser einer Korrekturbrille beschaffen sind, hängt davon ab, welche Art Brechkraftfehler der Augen die Brille korrigieren soll. Dabei bestehen folgende Möglichkeiten:
- Um eine Kurzsichtigkeit (Myopie) auszugleichen, sind Konkavgläser (Streulinsen) mit einer negativen Dioptrienzahl für die Brille nötig (z.B. -1,5 Dioptrien).
- Um eine Weitsichtigkeit oder Alterssichtigkeit auszugleichen, sind dagegen Konvexgläser (Sammellinsen) mit einer positiven Dioptrienzahl nötig (z.B. +1,5 Dioptrien).
- Wenn die Korrekturbrille zusätzlich oder ausschließlich eine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) ausgleichen soll, kommen zylindrische Gläser zum Einsatz.
- Wenn die Beweglichkeit der Augenmuskeln gestört ist (Motilitätsstörungen, z.B. Schielen), kommen Prismengläser zum Einsatz.
- Sogenannte Starbrillen dienen als Sehhilfe, wenn dem Auge die Linse fehlt (Aphakie).
- Lochbrillen stellen das Auge ruhig, wenn dies etwa bei einer Netzhautablösung nötig ist.
Als Material für die Brillengläser von Korrekturbrillen ist Flint- oder Kronglas geeignet. Alternativ dazu steht für Brillen ein leichterer Kunststoff zur Verfügung, der allerdings in der Regel teurer ist.
Korrekturbrillen können auch so gestaltet sein, dass sie mehr als eine Form von Fehlsichtigkeit ausgleichen: Dazu sind Brillengläser nötig, die gleichzeitig mehrere Stärken aufweisen. Eine solche sogenannte Mehrstärkenbrille kommt alternativ zu zwei getrennten Brillen für Nähe und Ferne in Betracht, wenn jemand kurzsichtig und/oder stabsichtig ist und zusätzlich eine Alterssichtigkeit entwickelt. Eine Brille in mehreren Stärken kann wie folgt ausgestattet sein:
- Bifokalbrille: Bifokalgläser mit zwei verschiedenen Stärken, oben für die Ferne, unten für die Nähe
- Trifokalbrille: Trifokalgläser, die zusätzlich in der Mitte eine Stärke für mittlere Entfernungen aufweisen
- Gleitsichtbrille: Gleitsichtgläser mit verschiedenen Stärken für Ferne und Nähe, die dabei stufenlos, also ohne sichtbare Kante ineinander übergehen
Brillen zur Korrektur eines Sehfehlers bekommt man nach einer augenärztlichen Untersuchung oder einem Sehtest bei einem Optiker. Ein kassenärztlicher Leistungsanspruch für Sehhilfen besteht derzeit nur für Kinder und Jugendliche bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres sowie für stark sehbeeinträchtige Erwachsene mit einer Rest-Sehleistung von unter 30 Prozent. Die Feststellung der Sehschärfe und die Verordnung von notwendigen Korrekturbrillen sind jedoch immer noch Teil der kassenärztlichen Behandlung.
Kinderbrillen & Sportbrillen
Kinderbrillen
Brillen kommen oft schon im Kindesalter zum Einsatz: Etwa 20 Prozent aller Kinder tragen eine Brille – meist handelt es sich um Korrekturbrillen wegen einer Fehlsichtigkeit.
Kinderbrillen auszuwählen erfordert eine große Sorgfalt: Bei der Anpassung einer Brille für Kinder ist es ganz besonders wichtig, das richtige Gestell und die passenden Gläser zu verwenden. In erster Linie sollte eine Kinderbrille so leicht wie möglich sein. Daher ist die Materialauswahl von Gestell und Gläsern (z.B. Kunststoff) sowie deren Größe bei Brillen für Kinder ausschlaggebend. Auch Druckstellen auf dem Nasenrücken oder hinter den Ohren durch das Brillengestell sind zu vermeiden.

Sportbrillen
An Brillen bestehen auch beim Sport erhöhte Anforderungen, weshalb man entsprechend ausgestattete Korrekturbrillen als Sportbrillen bezeichnet. Wichtig für eine Sportbrille ist es vor allem, die richtige Materialauswahl zu treffen: Die Brille darf beim Sport nicht vom Kopf fallen – den festen Sitz können etwa entsprechende Haltegummis gewährleisten. Brillengestelle und Gläser von Sportbrillen sollten möglichst robust und unzerbrechlich sein, wofür vor allem Kunststoffgläser geeignet sind: Kunststoffgläser sind auch leichter als Glas, haben allerdings den Nachteil, dass sie schneller verkratzen.
Schutzbrille
Brillen dienen nicht nur als Sehhilfen, sondern auch zu Schutzzwecken: Eine Schutzbrille kann die Augen vor schädigenden Einflüssen von Außen schützen. Schutzbrillen kommen in den unterschiedlichsten Lebenssituationen zum Einsatz – bei der Arbeit oder in der Freizeit. So ist beispielsweise auch die beim Tauchen getragene Taucherbrille eine Schutzbrille.
Sonnenbrillen
Brillen mit entsprechenden Gläsern schützen die Augen vor schädlicher UV-Strahlung. Eine solche Schutzbrille für die Augen ist ebenso wichtig wie Sonnenschutz für die Haut: Gute Sonnenbrillen verhindern, dass Linse und Netzhaut des Auges durch intensive UV-Bestrahlung bleibenden Schaden nehmen – der erst nach längerer Zeit zutage tritt. Dabei ist es nicht nur im Sommer empfehlenswert, eine Sonnenbrille zu tragen, sondern auch im Winter – vor allem, wenn Schnee liegt.

Getönte Gläser allein machen eine Brille aber noch nicht zur Schutzbrille: Nicht alle Sonnenbrillen filtern die UV-Strahlung in ausreichendem Maße. Das ist riskant, da die Pupillen hinter den dunklen Gläsern besonders weit geöffnet sind, sodass übermäßig viel Licht ins Auge dringt. Daher ist beim Kauf einer Sonnenbrille darauf zu achten, dass eine entsprechende Garantie für die Absorption von UV-Licht besteht: Nur die Prüfsiegel UV 40, 100% UV-Schutz sowie der Aufdruck EN 1836:1997 garantieren einen hundertprozentigen UV-Schutz. Solche Sonnenschutzgläser stehen als normale Sonnenbrillen mit eigenem Brillengestell oder als Aufsatz für reguläre Brillen zur Verfügung.
Lichtschutzgläser
Menschen, die auf Brillen angewiesen sind, um Sehfehler zu korrigieren, aber gleichzeitig nicht auf den Lichtschutz für die Augen verzichten möchten, können sich statt für normale Sonnenbrillen für Lichtschutzgläser entscheiden: Lichtschutzgläser sind Brillengläser, die sowohl Brechkraftfehler korrigieren als auch dem Sonnenschutz dienen. Die Mehrkosten für Lichtschutzgläser übernimmt die gesetzliche Krankenkasse jedoch nur in Ausnahmefällen, wenn der Lichtschutz aus medizinischen Gründen angezeigt ist.
Arbeitsschutzbrillen
Brillen sind auch bei vielen Arbeiten zum Schutz der Augen unbedingt erforderlich: Eine Schutzbrille kann die Augen zum Beispiel gegen Zugluft, Strahlung, Hitze, Chemikalien und Fremdkörper abschirmen. Arbeitsschutzbrillen bestehen meist aus unzerbrechlichem Glas und besitzen einen Seitenschutz, der Fremdkörper und Zugwind abhält. Unverzichtbar ist eine Arbeitsschutzbrille beispielsweise bei Arbeiten, die mit Chemikalieneinwirkung verbunden sind, sowie bei Schweißarbeiten. Der Arbeitgeber muss entsprechende Arbeitsschutzbrillen zur Verfügung stellen und der Arbeitnehmer ist verpflichtet, die Brille zu tragen. Dies ist nicht zuletzt auch deshalb zu empfehlen, weil bei einem Arbeitsunfall ein Versicherungsschutz nicht mehr gewährleistet ist, wenn diese Auflage missachtet wurde.
Weitere Informationen
Quellen:
Online-Informationen des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands e.V.: cms.augeninfo.de (Abrufdatum: 6.11.2012)
Grehn, F.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2012
Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: 2012)
Burk, A., Burk, R.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2005
Letzte inhaltliche Prüfung: 06.11.2012
Letzte Änderung: 26.10.2015